Karte Gera in Deutschland |
Gera ist eine kreisfreie Stadt im Bundesland Thüringen. Sie ist nach der Landeshauptstadt Erfurt die zweitgrößte Stadt des Landes.
Daten und Fakten
- Lage: 12°05' östlicher Länge, 50°52' nördlicher Breite
- Fläche: ca. 151 km²
- Einwohner: ca. 112.000 (Frauen: 58.000, Männer: 54.000)
- Bevölkerungsdichte: 735 Einwohner/km²
- Höhe: 205 m ü.d.M. (höchster Punkt: 354 m)
- Kfz-Zeichen: G
Name
Der Name Gera stammt von dem frühgermanischen "ger-aha", was wahrscheinlich "gurgelndes Gewässer" oder "gurgelnder Fluss" bedeutet. Früher versuchte man die Silbe "ger" als "Keil" oder "Speer" zu deuten. Demzufolge hätte der Name "Keilförmiger Landstrich an einem Fluss" bedeutet.
Ursprünglich bezeichnete der Name "Gera" nur einen Landstrich, erst im 12. Jahrhundert entstand in dessen Zentrum eine Siedlung gleichen Namens.
Geschichte
Frühgeschichte
Das Stadtgebiet Geras ist seit der Altsteinzeit besiedelt. In der "Lindenthaler Hyänenhöhle" wurden im 19. Jahrhundert bedeutende prähistorische Funde gemacht. Das älteste Relikt menschlicher Besiedlung im Stadtgebiet ist ein ca. 80.000 Jahre alter Faustkeil, gefunden bei Gera-Pforten.
Um Christi Geburt ist Gera ein Zentrum der Eisenverhüttung. Davon zeugen die Eisenöfen, die in den 1920er und 1930er Jahren bei Gera-Tinz entdeckt wurden und sich heute im Museum für Ur- und Frühgeschichte in Weimar befinden.
Im 6. Jahrhundert verlassen die Germanen im Zuge der Völkerwanderung Ostthüringen, ab dem 8. Jahrhundert ist eine slawische Besiedlung nachweisbar.
Mittelalter
Am 31. März 995 schenkt Otto III. dem Bischof von Naumburg das Gebiet Crossen (nördlich von Gera), in der Grenzbeschreibung wird der Name "Gera" erstmalig erwähnt.
Am 26. April 999 schenkt Otto III. dann das Gebiet Gera seiner Schwester Adelheid, der Äbtissin von Quedlinburg. Danach findet der Name über ein Jahrhundert lang keine Erwähnung mehr. Erst im 12. Jahrhundert tauchen einige "Edle von Gera" namentlich in Urkunden auf, und 1121 und 1146 werden zahlreiche Dörfer im Norden des heutigen Stadtgebietes urkundlich erwähnt, die sich damals im Besitz der Namburger Bischöfe befanden.
1209 erhalten die Vögte von Weida das Gebiet Gera. Aus ihnen gehen die Grafen und Fürsten von Reuß hervor, die die Geschichte der Stadt über sieben Jahrhunderte bestimmen werden.
Wann genau Gera Stadtrecht erhielt, ist nicht bekannt. In einer Urkunde vom 25. Oktober 1237 ist ertmals von den "Bürgern der Stadt Gera" die Rede. Da in einer undatierten Urkunde von ca. 1200 noch vom "Dorf Gera" gesprochen wird, erfolgte die Stadtgründung wahrscheinlich im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts.
Über die ersten Jahrhunderte der Stadt weiß man nicht viel. 1254 soll späteren Quellen zufolge das erste Rathaus errichtet worden sein, die Stadtmauer vermutlich im 14. Jahrhundert.
1450 kommt es zu einer starken Zerstörung im Sächsischen Bruderkrieg, von der sich die Stadt jedoch relativ schnell erholt. Zu Bedeutung kommt nun die Textilproduktion, die für die nächsten Jahrhunderte einen der wichtigsten Erwerbszweige darstellen wird. 1460 wird "Gerisch Tuch" zum ersten Mal auf der Leipziger Messe gehandelt. In dieser Zeit wurden die Grundlagen für die Blüte der Stadt im 16. und 17. Jahrhundert gelegt.
Frühe Neuzeit
Wie schon erwähnt, stellen das 16. und 17. Jahrhundert eine Blütezeit für Gera dar. Tuchherstellung und Handel florieren, auch das Brauwesen ist bedeutend. Nicolaus de Smit (1541-1623), ein niederländischer Tuchhändler, verbessert um 1600 die in Gera angewandten Verfahren zur Tuchherstellung. Das Haus Reuß hat mit Heinrich Posthumus (1572-1635) in dieser Zeit seinen bedeutendsten Vertreter.
Ab 1546 (Schmalkaldischer Krieg) ist Gera offiziell Lehen der böhmischen Krone, der böhmische König hat jedoch keinen Einfluss auf Gera. Dennoch besteht das Lehensverhältnis formal bis 1806/07.
Der Dreißigjährige Krieg zieht auch an Gera nicht spurlos vorüber - 1639 zerstört ein von plündernden schwedischen Soldaten gelegtes Feuer die Stadt zu einem Drittel.
Auch später wird Gera noch mehrmals von Katastrophen heimgesucht - 1686 verbrennen zwei Drittel der Stadt bei einem durch Fahrlässigkeit verursachten Stadtbrand. Noch übertroffen wird die Brandkatastrophe aber von dem Stadtbrand am 18. September 1780, bei dem praktisch die gesamte Altstadt in Schutt und Asche gelegt wird.
1802 stirbt die Grafenlinie Reuß-Gera aus, durch Vereinigung mit dem Fürstentum Reuß-Schleiz und später mit Reuß-Ebersdorf entsteht das Fürstentum Reuß jüngere Linie.
Spätere Neuzeit
- Vom 11. bis 13. Oktober 1806 weilt Napoleon in Gera, er verlässt es am Morgen des 13. Oktober in westlicher Richtung und siegt am nächsten Tag in der Schlacht bei Jena und Auerstedt
- Industrialisierung, 1833 erste Dampfmaschine, 1859 Eisenbahnstrecke nach Weißenfels
- 1892 erhält Gera als zweite deutsche Stadt eine Straßenbahn
- 1893 wird in Gera der Deutsche Arbeiter-Turner-Bund gegründet
- bis 1918 Residenzstadt von Reuß jüngere Linie, ab 1920 Teil des neugegründeten Landes Thüringen
Zeitgeschichte
- seit 1935 Busverkehr
- 1937 Autobahnanschluss
- 1939-1977 O-Bus-Verkehr
- am 6. April 1945 schwer zerstört
- nach dem Zweiten Weltkrieg am 14. April 1945 von den Amerikanern befreit, dann ab 2. Juli sowjetisch besetzt
- 1952-1990 Bezirksstadt (Bezirk Gera)
- seit 1959 Großstadt
- ab 1972 entstand im Stadtteil Lusan das größte Neubaugebiet des Bezirkes, Ende der 80er Jahre lebten dort 45 000 Einwohner
- ab Ende der 70er Jahre findet in Gera aller zwei Jahre das Kinderfilm- und -fernsehfestival "Goldener Spatz" statt
- 1984 finden im Bezirk Gera die Arbeiterfestspiele der DDR statt
- am 22. Oktober 1989 schließen sich in Gera einige Hundert Jugendliche zu einer spontanen Demonstration zusammen, ab 26. Oktober gibt es jeden Donnerstag eine Demonstration (bis 1990)
- am 6. Mai 1990 finden in Gera Kommunalwahlen statt, es siegt die CDU mit Michael Galley
- 1994 zahlreiche Eingemeindungen von Orten vor allem nördlich und östlich der Stadt, der Landkreis Gera wird aufgelöst; außerdem wird der Oberbürgermeister erstmals in Geras Geschichte direkt gewählt
Politik
Oberbürgermeister des 20. Jahrhunderts
- 1898-1918 Ludwig Ernst Huhn (parteilos)
- 1918-1925 Kurt Herrfurth (parteilos)
- 1925-1933 Walter Arnold (parteilos)
- 1933-1936 Walter Kießling (NSDAP)
- 1936-1945 Otto Zinn (NSDAP)
- 1945 Rudolf Paul (parteilos)
- 1945-1948 Friedrich Bloch (parteilos)
- 1948-1956 Curt Böhme (SED)
- 1956-1958 Otto Assmann (SED)
- 1958-1962 Wilhelm Weber (SED)
- 1962-1988 Horst Pohl (SED)
- 1988-1990 Horst Jäger (SED)
- 1990-1993 Michael Galley (CDU)
- 1993-1994 Andreas Mitzenheim (CDU)
- 1994-? Ralf Rauch (parteilos)
Sitzverteilung im Stadtrat
- CDU: 16
- PDS: 15
- SPD: 10
- Arbeit für Gera: 5
Ergebnisse der Bundestagswahl 2002 im Wahlkreis Gera/ Saale-Holzland
Erststimme
- SPD: 36,6%
- CDU: 27,1%
- PDS: 25,0%
- FDP: 6,3%
- Grüne: 3,0%
- NPD: 2,1%
Zweitstimme
- SPD: 39,5%
- CDU: 26,4%
- PDS: 20,1%
- FDP: 6,1%
- Grüne: 3,7%
- NPD: 1,6%
- Schill: 1,3%
- REP: 0,6%
Bundestagsmandat: Karsten Schönfeld (SPD)
Geographie
Gera liegt im östlichsten Zipfel des Freistaates nahe der Grenze zu Sachsen im Tal des Flusses Weiße Elster ca. 200 Meter ü.d.M. Die hauptsächlich vertretenen Gesteinsarten sind Kalkstein und Rotliegendes. Im Norden des Stadtgebietes gibt es geringe Vorkommen von Braunkohle, die im 19. Jahrhundert abgebaut wurde.
Bei Gera (Weida) liegt die Stelle des südlichsten Vordringens der eiszeitlichen Gletscher in Deutschland.
Persönlichkeiten
- Otto Dix, Maler und Grafiker, geboren 1891 in Gera-Untermhaus, gestorben 1969 in Singen
- Heike Drechsler, Leichtathletin, geboren 1964 in Gera, Olympiasiegerin 1992 und 2000
- Johann Heinrich Gottfried Koch, Schauspieler und Theaterleiter, geboren 1705 in Gera, gestorben 1775 in Berlin
- Olaf Ludwig, Radrennfahrer, geboren 1960 in Gera-Thieschitz, Olympiasieger 1988
- Hans Otto, Schauspieler, geboren 1900 in Berlin, gestorben 1933 in Berlin, spielte 1924-26 am Stadttheater Gera
- Rudolf Paul, Politiker, geboren 1893 in Gera, gestorben 1978, 1945-1947 Landespräsident von Thüringen
- Horst Salomon, Schriftsteller, geboren 1929 in Pillkallen, gestorben 1972 in Gera
Sehenswürdigkeiten
- Schloss Osterstein (größtenteils zerstört 1945)
- Mohrenplatz
- Theater Gera/Altenburg (erbaut 1902, Jugendstil)
- Kunstsammlung/Orangerie
- Marktplatz mit Simson-Brunnen
- Rathaus (erbaut 1576, Renaissance)
- Stadtapotheke (mit außergewöhnlichem, reich verziertem Erker)
- Kirche St. Johannis (Neogotik)
- Kirche St. Salvator (Barock)
- Kirche St. Trinitatis
- Sorge/Zschochernstraße
- Höhler der Stadt (frühere Bierkeller)
- Otto-Dix-Haus
- Ferbersches Haus (Museum für Angewandte Kunst)
- Schreibersches Haus (Naturkundemuseum, ältestes Gebäude der Altstadt)
- An der Wasserkunst
- Ferberturm
- Fuchsturm
- Gladitschturm
- Tierpark (seit 1973)
- Lasur
Kultur und Bildung
- ca. 40 Schulen
- Stadt- und Regionalbibliothek mit Hauptstelle und 5 Zweigstellen im Stadtgebiet
- Volkshochschule
- Theater mit 3 Gebäuden (Großes Haus, Kammerspiele, Kleines Theater
- Kino (UCI)
- Kabarett "Fettnäppchen"
- Kultur- und Kongresszentrum
- verschiedene Kunst- und Kulturfestivals (siehe Veranstaltungen)
Wirtschaft
vor 1990:
- Werkzeugmaschinenbau
- Textilindustrie
- Elektronik/Gerätebau
- Außenstellen von Carl Zeiss Jena (Lusan, Keplerstraße)
- Brauerei
heute:
- Gewürzherstellung
- Kosmetikartikel
- Margarineherstellung
- Einkaufszentren (u. a. Gera-Arcaden, Amthor-Passage, Elster-Forum)
- Arbeitslosenquote: 19,2% (10.400)
Verkehr
- Länge des Straßennetzes: 507 km
- zugelassenem Kfz: 56.024
- Autobahn A 4 (Anschlussstellen Gera-West und Gera-Leumnitz, in Planung Anschlussstelle Gera-Bieblach)
- Bundesstraßen B 2, B 7, B 92
- 2 Straßenbahnlinien, eine dritte in Bau (gegenwärtige Netzlänge: 14,5 km)
- 13 Buslinien
- täglich im Nahverkehr beförderte Personen: 60.500
- 7 Bahnhöfe (Verbindungen u. a. nach München, Rostock, Göttingen)
- Flugplatz
Stadtteile
- Bieblach
- Bieblach-Ost
- Debschwitz
- Frankenthal
- Langenberg
- Leumnitz
- Liebschwitz
- Lusan
- Pforten
- Tinz
- Untermhaus
- Zwötzen
Veranstaltungen
- Goldener Spatz (seit 2003 gemeinsam mit Erfurt)
- Geraer Ballett-Tage (seit 1979)
- Maifest
- Tierparkfest
- "Sommernachtstraum" (Stadtparkfest)
- "Alles Theater" (Theatertage)
- Höhlerfest
- Dahlienfest
- Geraer Märchenmarkt (Weihnachtsmarkt)
- 2007 wird Gera mit Ronneburg Austragungsort der Bundesgartenschau sein.
Sport
Erfolgreich ist Gera vor allem im Speedskating. Im Fußball ist der bedeutendste Verein der 1. FC Gera 03 (früher TSV 1880 Gera-Zwötzen), der in der Thüringenliga spielt. Der bis vor kurzem größte Verein, der 1. SV Gera, musste nach der Saison 2002/2003 Insolvenz anmelden.
Außerdem ist Gera ein Zentrum des Reitsports (Reitsportanlage Gera-Milbitz). Früher spielte Gera auch im Boxen und im Radsport eine Rolle. Zwischen 1967 und 2001 war es 14-mal Etappenort der Internationalen Friedensfahrt.
Es ist bis 2007 eine neue Vierfeld-Sporthalle geplant, es existiert bereits ein modernes Hallenbad. Außerdem gibt es 4 Freibäder.
Partnerstädte
- Arnhem (Niederlande)
- Fort Wayne (USA)
- Gorazde (Bosnien-Herzegowina)
- Kuopio (Finnland)
- Nürnberg (Deutschland)
- Pskow (Russland)
- Skierniewice (Polen)
Links
- http://www.gera.de/ - offizielle Seite der Stadt
- http://www.gerastirbt.de.vu/ - die Seite eines Gera-Hassers, der zeigen will, wie Gera stirbt
- http://gera.viacobra.de/ - Gera in Bildern
- http://www.gvbgera.de/ - Seite der Geraer Verkehrsbetriebe
- http://www.untermhaus.de/ - sehr informative private Seite zum Geraer Stadtteil Untermhaus und zu zahlreichen anderen Stadtteilen
- Fluss in Thüringen