Die Republik Malediven (divehi: ދިވެހިރާއްޖޭގެ ޖުމުހޫރިއްޔާ, Rajjeyge Jumhuriyya) ist ein Inselstaat im Südwesten der Südspitze Indiens im Indischen Ozean und besteht aus mehreren Atollen und 1.996 Inseln, wovon 220 von Einheimischen bewohnt werden und 87 weitere ausschließlich für Touristen reserviert sind.
| |||||
Amtssprache | Dhivehi | ||||
Hauptstadt | Malé | ||||
Staatsform | Präsidialrepublik mit beträchtlichem Einfluss des Präsidenten | ||||
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef | Präsident Maumoon Abdul Gayoom | ||||
Fläche | 298 km² | ||||
Einwohnerzahl | 298.842 (Stand März 2006) | ||||
Bevölkerungsdichte | 1.003 Einwohner pro km² | ||||
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner | 2.207 US-$ (2004) | ||||
Währung | 1 Rufiyaa = 100 Laari | ||||
Unabhängigkeit | am 26. Juli 1965 | ||||
Nationalhymne | Gavmii mi ekuverikan matii tibegen kuriime salaam | ||||
Zeitzone | UTC +5h | ||||
Kfz-Kennzeichen | MV | ||||
Internet-TLD | .mv | ||||
Telefonvorwahl | +960 | ||||
![]() |
Geographie
Die Malediven sind eine Kette von 19 Inselgruppen im Indischen Ozean, südwestlich von Indien und Sri Lanka. Sie erstrecken sich über 871 Kilometer in Nord-Süd-Richtung bis kurz südlich des Äquators. Die Inseln sind Atolle mit Korallenriffen, die die Gipfel einer im Meer versunkenen vulkanischen Gebirgskette umgeben. Insgesamt sind von den 1.996 Inseln nur 220 Inseln bewohnt.
Die nahegelegenen barriereartigen Riffe bieten den einzigen Schutz vor manchmal heftigen Wirbelstürmen, die mit den Monsunen kommen. Die Inseln sind mit Palmen und Brotfruchtbäumen bewachsen und von Sandstränden und klaren Lagunen umgeben.
Für Reisende bedeutsam: Die Malediven lassen sich in Inseln für Einheimische (local islands) und Inseln für Touristen unterscheiden (z.B. Bandos, Vabbinfaru oder Meerufenfushi).
Touristen haben nur bedingt Zutritt auf Einheimischen-Inseln; in der Regel ist dies nur im Rahmen geführter Touren "Island-Hopping" möglich. Darüber hinaus kann man eine staatliche Erlaubnis beantragen. Derartige Genehmigungen werden selten und unter Auflagen erteilt.
Städte
Nur die Hauptstadt gilt als Stadt, nachfolgend die bevölkerungsreichsten Inseln (Stand Zählung März 2006):
- Malé: 104.403 Einwohner
- Hithadhoo: 9.407 Einwohner
- Fuvammulah: 7.642 Einwohner
- Kulhudhuffushi: 7.206 Einwohner
- Thinadhoo: 4.453 Einwohner.
Siehe auch: Liste der Städte auf den Malediven
Klima
Die Malediven haben im meist ruhigen indischen Ozean ein sehr konstant heißes, tropisches Klima. Die Temperaturen fallen selbst nachts selten unter 25 Grad.
Das Klima prägend sind der Südwest-Monsun von Mai bis Oktober und der Nordost-Monsun von November bis April. Der Südwest-Monsun bringt normalerweise im Juni und Juli Wind und intensivere Niederschläge. Als beste Reisezeit gelten die Monate November bis April.
Klimatabelle der Malediven | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Monat | JAN | FEB | MRZ | APR | MAI | JUN | JUL | AUG | SEP | OKT | NOV | DEZ |
Sonnenstunden/Tag | 8 | 9 | 8 | 7 | 6 | 6 | 6 | 6 | 6 | 5 | 6 | 8 |
Temp. mittags in °C | 29 | 29 | 30 | 31 | 31 | 30 | 31 | 30 | 30 | 30 | 29 | 29 |
Temp. nachts in °C | 26 | 26 | 27 | 27 | 27 | 26 | 26 | 26 | 26 | 26 | 26 | 26 |
Wassertemp. in °C | 27 | 27 | 28 | 29 | 29 | 28 | 28 | 27 | 27 | 28 | 28 | 27 |
Tage mit Regen | 4 | 4 | 7 | 8 | 12 | 10 | 10 | 12 | 12 | 15 | 12 | 12 |
Bevölkerung und Sprache
Die 298.842 Einwohner (Zählung März 2006) der Malediven sind sunnitische Muslime. Bedingung für die maledivische Staatsbürgerschaft ist das muslimische Glaubensbekenntnis. Die maledivische Sprache, Dhivehi, ähnelt dem Singhalesischen, einer der Amtssprachen von Sri Lanka.
Geschichte
Die Besiedlung der Malediven nahm ihren Anfang im 5. Jahrhundert v. Chr., als sich buddhistische Fischer aus Indien und der Insel Ceylon (dem heutigen Sri Lanka) auf den Inseln niederließen. Im 12. Jahrhundert errichteten arabische Kaufleute ein Sultanat auf den Inseln und führten den Islam ein.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts versuchten die Portugiesen, eine ständige Niederlassung auf den Inseln zu errichten. Daraufhin kam es zu einem Guerillakrieg, in dem die Portugiesen unterlagen. Erst im 17. Jahrhundert schaffte es ein europäisches Land, die Inseln zu unterwerfen: Die Niederlande machten aus dem maledivischen Sultanat ein Protektorat, nachdem sie auch Ceylon besetzt hatten. Als die Niederlande Ceylon an die Briten 1796 verloren, gerieten auch die Malediven unter britischen Einfluss.
Von 1887 bis 1965 waren die Malediven britisches Protektorat.
1932 erhielten die Malediven ihre erste Verfassung von Sultan Mohammed Shamsudeen III. 1942 baute das Vereinigte Königreich einen Militärflughafen auf der Insel Gan. 1953 wurde die Republik ausgerufen. Daraufhin übernahm ein Verwandter des Sultans das Präsidentenamt. Nach einer Volksabstimmung wurde jedoch wieder das Sultanat eingeführt und Mohammed Farid Didi wurde erneut Sultan. Drei Jahre später, 1956, erhielten die Malediven innere Autonomie, jedoch bauten die englischen Kolonialisten weitere Militärflughäfen. 1963 gab Großbritannien die Inseln auf, behielt aber das Nutzungsrecht an den Militärflughäfen. Die Malediven traten dem Colombo-Plan bei. Zwei Jahre später wurden die Malediven unabhängig.
Per Verfassungsänderung wurden 1968 das Sultanat in eine Republik umgewandelt und die über 250 Jahre lange Herrschaft der Didi beendet. Amir Ibrahim Nasir wurde Staats- und Regierungschef. Ein Jahr später wurde die Republik unter dem Namen Malediven erneut ausgerufen. 1972 wurden die Ämter des Staatsoberhauptes und des Regierungschefs getrennt. Drei Jahre später wurde das Amt des Regierungschef wieder abgeschafft und der Präsident übernahm dieses Amt. 1976 verließen die Briten das Land endgültig, da die 30-jährige Nutzungszeit der Militärflughäfen abgelaufen war. 1982 traten die Malediven dem Commonwealth bei. In der Hauptstadt Malé fand 1989 eine internationale Konferenz wegen der Bedrohung der Inseln durch den steigenden Meeresspiegel statt.
1972 setzte der Massentourismus auf die Inseln ein. Am 26. Dezember 2004 wurden zahlreiche Siedlungen und Touristenresorts auf den Inseln durch eine Flutwelle in Folge des Seebebens im Indischen Ozean stark beschädigt oder zerstört. Anders als die an flachen Meeresbereichen gelegenen Küsten Sri Lankas oder Indiens, wo Tsunamis ihre Kraft entwickeln können, blieben die meisten Atolle von größeren Zerstörungen verschont.
Die Staatsoberhäupter der Malediven
Regierungszeit | Name | Lebensdaten |
---|---|---|
1932-1953 | Sultan Mohammed Shamsudeen III. | Unbekannt |
1954-1968 | Sultan Mohammed Farid Didi | 1901 -1969 |
1968-1978 | Amir Ibrahim Nasir | 1926- |
1978- | Maumoon Abdul Gayoom | 1937- |
Politik
Im Januar 1998 trat eine neue Verfassung in Kraft. Regierungsform blieb die Präsidialrepublik. Der Staatspräsident und Regierungschef hat die uneingeschränkte Macht über die Exekutive. Er wird von einem Einkammerparlament, der Majilis, auf 5 Jahre gewählt, das aus 50 Mitgliedern besteht, von denen 42 gewählt sind und 8 vom Präsidenten eingesetzt. Nach der Wahl muss sich der Präsident noch einer Volksabstimmung stellen.
Auf den Malediven gibt es keine Parteien, obwohl deren Bildung erlaubt ist. Außerdem gibt es Grundrechte wie die freie Entfaltung der Persönlichkeit und die Redefreiheit innerhalb der islamischen Regeln.
Im Taucherparadies vor der Küste Indiens herrscht seit 1978 Präsident Abdul Gayyoom. Mitte August 2004 wurde der Ausnahmezustand auf den Malediven ausgerufen. Seitdem seien Hunderte Menschen nach Demonstrationen gegen das Regime des Präsidenten in Gefängnissen verschwunden, sagt die Opposition, die längst ins Ausland geflohen ist. Unter den Gefangenen sind auch ein früherer Minister und ein Generalstaatsanwalt, was die Regierung zugibt; beide sind landesweit bekannte Reformer, die schon seit Jahren für Gewaltenteilung und freie Wahlen auf den Malediven kämpfen.
Im Juli 2003 veröffentlichte Amnesty International einen Bericht über die Menschenrechtsverletzungen des Regimes von Präsident Gayyoom, der die Malediven seit 26 Jahren totalitär regiert. Die Menschenrechtsorganisation beschuldigt den Herrscher der Folter: Häftlinge würden geschlagen und getreten, sie müssten stundenlang in Handschellen gefesselt in der Sonne ausharren. Vor Gericht würden ihnen Anwälte verwehrt, so Amnesty.
Die Herausgeber des unabhängigen Internetmagazins "Sandhaan" wurden wegen Hochverrats zu lebenslanger Haft verurteilt, unliebsame Politiker seien ebenso weggesperrt worden wie religiöse Führer oder Künstler. Gleichzeitig baut der Präsident ehemalige Militär-Gebäude zu Gefängnissen aus - auf Inseln weit weg von den Luxus-Hotels der Touristen.
Im September 2003 kam es zu ersten Massen-Demonstrationen, nachdem drei Häftlinge unter ungeklärten Umständen im Gefängnis starben. Präsident Gayyoom versprach Reformen, das Rechtssystem sollte verändert, die Kompetenzen des Parlamentes erweitert werden.
Im Juni 2005 stimmten die Abgeordneten der Majilis einstimmig für einen Antrag, der die Etablierung eines Mehrparteiensystems ermöglichen soll.
Religionsfreiheit wird ausdrücklich ausgeschlossen.
Der Inselstaat, dessen Staatsgebiet zu über 90% aus Wasserflächen besteht und dessen Landgebiete sich überwiegend nicht mehr als einen Meter über NN erheben, ist vom Klimawandel und dem damit einhergehenden weltweiten Anstieg des Meeresspiegels stark bedroht. Folgerichtig liegt der maledivischen Regierung der Klimaschutz besonders am Herzen, und Malé entsendet zu praktisch jeder Klimaschutzkonferenz eine Delegation.
Verwaltung
Die 26 Atolle der Malediven mit insgesamt 1192 Inseln sind in 20 Distrikte unterteilt. Verwaltet werden sie von den Atollchefs, die vom Präsidenten ernannt werden. Der Bezirk um die Hauptstadt Malé steht unter direkter Verwaltung der Regierung.
Wirtschaft
Allgemeines
Die Malediven gehören zu den ärmsten Ländern der Welt, obwohl einige Wirtschaftzweige, besonders der Tourismus, sich schnell entwickeln. Das Bruttosozialprodukt (BSP) betrug 1997 321,55 Mio. Dollar und das BSP/Einwohner 1.180 Dollar.
Landwirtschaft
Hauptanbaukulturen des Agrarsektors sind Hirse, Maniok und Süßkartoffeln. Kokosnüsse werden für die Nahrungsmittel- und Kopra-Herstellung gesammelt. Der Fischfang, insbesondere von Thunfisch und Bonito, ist die traditionelle Stütze der Inselwirtschaft. Zu den lebenswichtigen Importen, vor allem aus Indien, gehören Nahrungsmittel (Reis), Bau- und Industriewaren und Brennstoffe zur Energieerzeugung. Viele der für die Tourismusbetriebe bestimmten Handelsgüter kommen sogar per Luftfracht von weit her aus Südafrika oder USA, denn die nähergelegenen Nahrungsmittelerzeuger in Sri Lanka können angeblich nicht in konstanter Qualität liefern.
Ausländische Arbeitskräfte
Viele der Angestellten-Jobs, von Hotelmanagern, Architekten bis zu Wellness-Betreuern sind mangels eigener qualifizierter Arbeitskräfte von Ausländern besetzt. Mangelndes Können wird aber häufig mit Lächeln und Freundlichkeit ausgeglichen. Barkeeper auf den Touristeninseln kommen aus Sri Lanka und anderen Ländern und sind buddhistischen Glaubens. Da die Malediven ein islamischer Staat sind, dürfen Malediver keinen Alkohol verkaufen und ausschenken und somit nicht an der Theke arbeiten.
Staatsausgaben
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für
- das Gesundheitswesen bei 11%
- das Bildungswesen bei 18%
- das Militär bei -% (Keine Angaben)
Infrastruktur
Nur in der Hauptstadt Malé, auf dem Addu-Atoll und der Insel Fuvamullah gibt es Straßen und Autos. Fahrzeuge haben eine geringe Bedeutung, da man mit Schiffen oder zunehmend mit Wasserflugzeugen der Maldivian Air Taxi bevorzugt reist. Fahrräder und Mopeds sind auch sehr beliebt, weil es sich für viele nicht lohnt, auf den kleinen Inseln Auto zu fahren.
Der einzige internationale Flughafen (Flughafen Malé) befindet sich auf der Insel Hulhumalé (ehemals Hulule), nur wenige Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Zudem gibt es viele Regionalflughäfen. Die längste Straße (asphaltiert und mit Autos befahrbar) geht von Hithadhoo bis Gan im Addu-Atoll. Drei durch Dämme verbundene Inseln werden durchquert.
Umweltschutz
Jede touristisch genutzte Insel betreibt obligatorisch eine eigene Müllverbrennungsanlage und eigene Meerwasserentsalzungsanlagen. Der dazu benötigte Strom wird mit Dieselgeneratoren erzeugt. Metall- und Plastikabfälle werden gesammelt und auf der Müllinsel Thila Fushi deponiert.
Um die naturnahe Attraktivität für Touristen zu erhalten, wurden strenge Regeln erlassen. Die früher traditionell für den Hausbau der Bewohner verwendeten Korallen dürfen, da sie ohnehin z.B von Korallenbleiche bedroht sind, überhaupt nicht mehr genutzt werden. Nur 20 Prozent einer Insel dürfen bebaut werden, kein Gebäude darf höher als die höchste Palme sein.
Medizinische Versorgung
Die medizinische Betreuung der Bevölkerung basiert weitgehend auf traditionellen Behandlungsmethoden und ist unzureichend.
Bildung
Religiöse und weltliche Schulen gewährleisten die Grundschulausbildung. Auf den Inseln gibt es auch Oberschulen. Jedoch ist sonst der durchschnittliche Bildungsgrad eher gering.
Galerie
-
Malé, die Hauptstadt der Malediven
-
Eine Insel neben der Anderen
-
Ein Atoll aus der Luft
-
Eine der unzähligen Inseln
-
Über dem Indischen Ozean
-
Eine Malediveninsel
-
Palmenstrand auf Kuredu
-
Sonnenuntergang auf Kuredu
-
Sonnenuntergang auf Kuredu
-
Lhaviani Atoll aus einem MAT(Maledivan Air Taxi)
-
Muräne mit Putzerkrabbe
Weblinks
- Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes
- Korallen, Kerosin, Klimakatastrophe (taz vom 10.12.2005, S. 13)
- Offizielle Seite des Präsidenten
- www.tourism-watch.de/ Kritischer Artikel zu Tourismus auf den Malediven: Schatten im Paradies (2004)