Binnenmajuskel oder Binnenversal, auch Binnenversalie nennt man einen Großbuchstaben (Versalie, Majuskel) im Wortinnern.
Eine Sonderform, die Auszeichnung der Wortbestandteile, wird als Camel Caps oder CamelCase bezeichnet (etwa „SonnenStudio“ oder „SparAktion“).
Verwendung
Die weitaus verbreitetste Form der Binnenmajuskel in Lateinschriften ist, die Auszeichnung des Anfangsbuchstabens durch eine Majuskel vom ganzen Wort auf die einzelnen semantischen Bestandteile (Lexeme) auszudehnen, also morphologische Kriterien auch orthographisch zu kennzeichen. Die daraus resultierende Schreibweise trägt den englischen Namen camel caps („Kamel-Großbuchstabe“; caps ist die Kurzform von capitals, „Großbuchstaben“), auch camelcase (in Anspielung auf upper/lower case, englisch für „Groß-/Kleinschreibung“), in der Eindeutschung Kamelschreibweise, Höckerschreibweise.
Eine semiotisch den Camel Caps folgende Bildung findet auch bei Abkürzungen Verwendung, etwa im juristischen Bereich (UStG aus „UmsatzSteuerGesetz“).
Verwendung im Deutschen
Im Deutschen finden sich Binnenmajuskeln bei verschiedenen Autoren der Zeit vor der Vereinheitlichung der Rechtschreibung, die konsequent bei zusammengesetzten Substantiven alle Teilwörter groß schrieben („RechenMaschine“). Aus anderen Gründen zu einer Binnenmajuskel führte die „Größer-als-Großschreibung“ des Namens Gottes als GOtt, die vor allem in barocker Zeit weit verbreitet war.
Nach den heutigen Rechtschreibregeln sind Binnenmajuskeln nicht zulässig, finden jedoch seit einiger Zeit immer größere Verbreitung, insbesondere bei Markennamen und in der Werbung. Häufig werden sie in Produktnamen verwendet, weil eine besondere Schreibweise als Markenname geschützt werden kann, z. B. NetCologne. Ein bekanntes frühes Beispiel aus dem Englischen ist CinemaScope, Vorreiter in Deutschland waren frühzeitig der Computerhersteller Apple beim Mac OS (ColorSync, AirPort, MacCheck) und später die Deutsche Bahn mit Begriffen wie BahnCard und RegionalExpress.
Eine besondere, weitverbreitete Form der Binnenversalie ist das Binnen-I (LeserInnen). Es hat sich in den Medien der feministisch geprägten Szenesprache als Ersatz für das unerwünschte generische Maskulinum eingebürgert.
Die Binnenmajuskel entspricht in den meisten Fällen nicht der deutschen Rechtschreibung und ist damit aus formalistischer Sicht falsch. Eine der wenigen Ausnahmen bilden fremdsprachige Familiennamen und andere Eigennamen (McPherson, DeJong).
Beispiele
Diese Aufstellung nach dem Nachweisjahr zeigt, dass die CamelCaps über die Informationstechnik in den Sprachgebrauch gefunden haben, und sich ab etwa 1995 auch auf andere Bereiche auszudehnen begannen.
- 1969: CompuServe
- 1975: MicroSoft (heute: Microsoft)
- 1979: VisiCalc
- 1982: AutoCAD, WordPerfect
- 1983: NetWare
- 1984: LaserJet
- 1985: PageMaker
- 1991: QuickTime, PowerBook
- 1992: OutKast, ThinkPad
- 1994: EarthLink, PlayStation
- 1995: easyJet, FrontPage, eBay (im Logo als "ebaY" buchstabiert)
- 1997: AppleWorks
- 1998: iMac, DaimlerChrysler, PricewaterhouseCoopers
- 1999: BlackBerry, CloneCD, ExxonMobil, SpongeBob
- 2000: iPod, OpenOffice.org, FedEx (vorher Federal Express), GlaxoSmithKline
- 2001: GameCube, BitTorrent, JadeWeserPort
- 2002: ConocoPhillips, RedEye, MediaWiki (2001?), BahnCard
- 2006: MacBook
Da diese Art Begriffe zu schreiben sehr in Mode gekommen ist, passiert es immer häufiger, dass Binnenmajuskeln auch fälschlicherweise eingesetzt werden: TransAmerica (Transamerica), FireFox (Firefox), UseNet (Usenet), TimeWarner (Time Warner), GameBoy (Game Boy), MicroSoft (Microsoft, ursprünglich korrekt), MacWorld (Macworld), KarmelKorn (Karmelkorn), PhotoShop (Photoshop, ursprünglich korrekt) und BlackBox (Blackbox).
Verwendung in anderen Sprachen
In einigen Bantusprachen wie isiZulu, isiXhosa und isiNdebele bezeichnet ein Großbuchstabe den Beginn des Wortstammes, wenn dieser ein Eigenname ist. Auch im Irischen wird der Wortstamm gebeugter Wörter, die ein Präfix erhalten, durch einen Großbuchstaben verdeutlicht. So bedeutet Sliabh na mBan „Berg der Frauen“, wobei mBan die gebeugte Form von Bean ist. Bestimmte traditionelle Schreibungen von Familiennamen kennen die Binnenmajuskel. Beispiele sind schottische Namen wie McDonald oder MacIntosh, irische Namen wie FitzGerald oder FitzPatrick sowie niederländische Namen wie DeJong oder DeCoster. Die niederländische Ligatur IJ muss am Wortanfang als zwei aufeinanderfolgende Großbuchstaben I und J geschrieben werden, es ist nur ein Buchstabe. Beispiel: IJsselmeer. In der SAMPA-Lautschrift stellen Großbuchstaben bestimmte Laute dar.
Verwendung in Programmiersprachen
Für Quelltexte von Programmen gibt es verschiedene Konventionen für die Verwendung von Binnenversalien in Bezeichnern (zum Beispiel die Ungarische Notation, aber auch persönliche Konventionen), oder Binnenversalien werden einfach verwendet, um lange Namen übersichtlicher zu machen („checkInputBuffer“). Diese Schreibweise hat sich durchgesetzt, weil Bezeichner normalerweise keine Leerzeichen enthalten dürfen. Eine alternative Lösung dieses Problems ist die Verwendung des Unterstrichs anstelle von Leerzeichen. Welche Variante verwendet wird, hängt vom Programmierstil ab. In Java und Basic ist die Verwendung von Binnenmajuskeln bei der Benennung von Methoden und Variablen gebräuchlich. Die Variante mit dem Unterstrich findet man vermehrt in PHP (bis zu Version 4, danach blieb die Variante nur aus Gründen der Kompatibilität enthalten) und C.
Wiki-Links
Auch einige Wiki-Systeme (nicht jedoch das von der Wikipedia verwendete MediaWiki) verwenden Binnenversalien, um Links innerhalb des Wikis zu erzeugen. Man spricht dann von CamelCase-Verlinkung.