Henning Mankell (Betonung auf der ersten Silbe des Nachnamens; * 3. Februar 1948 in Stockholm, aufgewachsen in Sveg, Härjedalen), ist ein schwedischer Theaterregisseur und Schriftsteller. Bekanntheit in Deutschland erlangte er vor allem durch seine Kriminalroman-Reihe über Kurt Wallander.

Leben
Henning Mankell startete 1965 als Regieassistent am Riks-Theater seine Theaterlaufbahn. Mit dem Ziel, die „Gesellschaft zu demaskieren“, schrieb und inszenierte er bereits als 20-jähriger selbständig Stücke in Collageform. Mit gleicher Intention begann er Anfang der 70er auch Prosa zu verfassen und hatte 1973 sein Debut als Schriftsteller mit dem Roman Bergsprängaren. Bis heute nehmen politische und gesellschaftliche Themen viel Raum in seinen Büchern ein. Seit den 1980er Jahren verlegte er seine Wirkungsstätte immer mehr nach Mosambik, dort beteiligte er sich am Aufbau eines Theaters.
In seinem Roman Mörder ohne Gesicht schuf er die Figur des Kriminalkommissars Kurt Wallander. Seitdem ist eine äußerst erfolgreiche Serie von Kriminalromanen über den knorrigen Polizisten aus Ystad entstanden. Diese Romane stehen in der Tradition der von den Autoren Maj Sjöwall und Per Wahlöö verfassten Bücher über den Kriminalkommissar Martin Beck.
Henning Mankell erhielt zahlreiche Preise, unter anderen den Deutschen Jugendliteraturpreis (1993) und den Astrid-Lindgren-Preis. Mankell lebt mit seiner dritten Ehefrau Eva Bergman (Tochter des berühmten Regisseurs Ingmar Bergman) abwechselnd in Schweden und in Maputo, wo er als Regisseur zum kulturellen Aufbau der Stadt und des Landes beiträgt. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, die seine afrikanischen Erfahrungen verarbeiten.
Mankell hat deutsche Vorfahren. Er ist ein Ururenkel von Johann Hermann Mankel, der in Niederasphe, einem Ortsteil von Münchhausen, im hessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf geboren wurde und später nach Schweden auswanderte.
Werke
Die Figur Kurt Wallander
Kurt Wallander ist die fiktive Hauptfigur der meisten Kriminalromane von Henning Mankell. Wallander ist ein Kriminalkommissar aus Ystad in Südschweden, wohnhaft in der Mariagatan 10. Die Figur durchläuft in allen Romanen, beginnend mit Mörder ohne Gesicht, eine kontinuierliche Entwicklung. Mankell verbindet auf diese Weise die Auflösung der Verbrechen mit der Biographie der Hauptfigur und zeigt einen Mann, der seit seiner Scheidung nicht nur zunehmend mit typischen Problemen einer Midlife Crisis konfrontiert ist: das Erwachsenwerden seiner Tochter Linda Wallander, Alkoholsucht, Diabetes, Gewichtsprobleme und Kampf mit der immer noch starken Libido trotz abnehmender äußerer Attraktivität. Wallander leidet ebenso an der seiner Ansicht nach (bzw. der des Autors) negativen Entwicklung der europäischen Gesellschaft und Zivilisation, die sich in den grausamen Verbrechen widerspiegelt. So fungiert die Figur auch in einer Vielzahl von Passagen in den Romanen als Sprachrohr des Autors, um seine Gesellschaftskritik zu formulieren. Mit ihren moralischen Ansprüchen, ihrer bis zum Aufreiben reichenden Disziplin und ihrem stets latenten Scheitern trotz erfolgreicher Aufklärung der Verbrechen besitzt die Figur des Kurt Wallander ein hohes Maß an Identifikationspotential, was sicherlich ein Aspekt ist, der den Erfolg der Wallander-Romane ausmacht.
In den Verfilmungen wird Wallander bisher von dem schwedischen Schauspieler Rolf Lassgård dargestellt, der auch in der jüngsten Verfilmung des Romans Mittsommermord die Hauptrolle spielt. Negativ zu bemerken ist jedoch, dass der Film (wie z. T. auch andere Wallander-Verfilmungen) sich nicht an das Buch hält und insbesondere der "Mittsommermord" sehr verzerrt ist und in ganz wesentlichen inhaltlichen Punkten von der Romanvorlage abweicht (z. B. im Motiv des/der Mörder(in)). Von Mittsommermord ist derzeit auch eine Verfilmung mit Paul Verhoeven in der Planungsphase.
Fertig gestellt sind jedoch auch mittlerweile einige internationale Co-Produktionen, in denen der schwedische Schauspieler Krister Henriksson die Rolle des Kommissars Wallander übernommen hat. Den Auftakt bildete die Verfilmung von Vor dem Frost (Innan Frosten). Weitere Filme sind Tod in den Sternen (Byfånen) und Eiskalt wie der Tod (Bröderna). Beide Episoden schrieb Henning Mankell nur für das Fernsehen, diese Wallander-Krimis gibt es nicht als Roman. Die Serie wurde ab Juni 2006 im deutschen Fernsehen gezeigt.
Die detailreiche Schilderung von Wallanders Heimat (Straßennamen und Gaststätten sind echt) hat Ystad und Schonen in den letzten Jahren einen touristischen Wallander-Boom vor allem aus den deutschsprachigen Ländern beschert.
Chronologische Übersicht
Erscheinungsjahr (OV/Deutsch) | Wallander-Band | Titel (OV/Deutsch) | ISBN |
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1973/1998 | Bergsprängaren | ||
1974 | Sandmåleren | ||
1977 | Vettvillingen | ||
1979/1997 | Fångvårdskolonin som försvann/Das Gefangenenlager, das verschwand | ||
1980 | Dödsbrickan | ||
1981 | En seglares död | ||
1982/1999 | Daisy Sisters | ||
1983 | Apelsinträdet | ||
1983 | Älskade syster | ||
1984/1997 | Sagan om Isidor | ||
1990/2004 | Leopardens öga/Das Auge des Leoparden | ISBN 3-423-13424-0 | |
1990/1992 | Hunden som sprang mot en stjärna/Der Hund, der unterwegs zu einem Stern war | ISBN 3-7891-4203-4 | |
1991/1994 | Skuggorna växer i skymningen/Die Schatten wachsen in der Dämmerung | ISBN 3-7891-4206-9 | |
1991 | Band 1 | Mördare utan ansikte/Mörder ohne Gesicht | ISBN 3-423-20232-7 |
1992/2000 | Katten som älskade regn/Ein Kater, schwarz wie die Nacht | ISBN 3-423-70766-6 | |
1992 | Band 2 | Hundarna i Riga/Hunde von Riga | ISBN 3-423-20294-7 |
1993 | Band 3 | Den vita lejoninnan/Die weiße Löwin | ISBN 3-423-20150-9 |
1994/2001 | Band 4 | Mannen som log/Der Mann, der lächelte | ISBN 3-423-20590-3 |
1995/2002 | Comédia infantil/Der Chronist der Winde | ISBN 3-423-12964-6 | |
1995/1997 | Eldens hemlighet/Das Geheimnis des Feuers | ISBN 3-7891-4211-5 | |
1995/1999 | Band 5 | Villospår/Die falsche Fährte | ISBN 3-423-20420-6 |
1996/1998 | Pojken som sov med snö i sin säng/Der Junge, der im Schnee schlief | ISBN 3-423-70721-6 | |
1996/1998 | Band 6 | Den femte kvinnan/Die fünfte Frau | ISBN 3-423-20366-8 |
1997/2000 | Band 7 | Steget efter/Mittsommermord | ISBN 3-423-20520-2 |
1998/2001 | Band 8 | Brandvägg/Die Brandmauer | ISBN 3-423-20661-6 |
1998 | Berättelse på tidens strand | ||
1998 | Resan till världens ände/Die Reise ans Ende der Welt | ISBN 3-7891-4219-0 | |
1999/2002 | Band 9 | Pyramiden/Wallanders erster Fall und andere Erzählungen | ISBN 3-423-20700-0 |
1999 | I sand och i lera | ||
2000 | Labyrinten | ||
2000/2002 | Danslärerens återkomst/Die Rückkehr des Tanzlehrers | ISBN 3-423-20750-7 | |
2000/2001 | Vindens son/Die rote Antilope | ISBN 3-423-13075-X | |
2001/2003 | Tea-Bag/Tea-Bag | ISBN 3-423-13326-0 | |
2002/2003 | Band 10 | Innan frosten/Vor dem Frost (Linda Wallanders 1. Fall) | ISBN 3-423-20831-7 |
2003/2004 | Jag dör, men minnet lever/Ich sterbe, aber die Erinnerung lebt | ISBN 3-423-13479-8 | |
2004/2005 | Djup/Tiefe | ISBN 3-423-20978-X | |
2005/2006 | Kennedys hjärna/Kennedys Hirn | ISBN 3-552-05347-6 | |
2004/2006 | -/Der Tod des Fotografen (Erzählung ist in Band 9 enthalten) | ISBN 3-423-25254-5 | |
voraussichtlich 2007 | Band 11 | -/Der China-Mann |
Literatur
- Henning Heske: Die Globalisierung des Verbrechens. Über die Kriminalromane von Henning Mankell. In: ders.: Fausts Phiole. Über Poesie und Wissenschaft. (Bernstein-Verlag, Bonn 2006. ISBN 3-9809762-3-8)
Siehe auch
Weblinks
- Vorlage:PND
- Offizielle Webseite von Henning Mankell (englisch/schwedisch)
- Biographie in einem dtv-Special
Rezensionen
- buechernachlese.de.vu zu seinen Krimis und Kinderbüchern
- krimi-couch.de zu seinen Krimis
- literature.de zu seinen Krimis und Afrika-Romanen
Interviews
- Henning Mankell: „Ich hatte einen Traum vom Ende der Menschheit“ (FAZ, 20. Oktober 2006)
- Henning Mankell: „Ich mag keine Serienkiller“ (kaindlstorfer.at, Abdruck: Tagesanzeiger, Zürich 15. März 2000)
Personendaten | |
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NAME | Mankell, Henning |
KURZBESCHREIBUNG | schwedischer Theaterregisseur und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 3. Februar 1948 |
GEBURTSORT | Härjedalen, Schweden |