Klinische Psychologie

Wissenschaftsdisziplin und Ausbildungsrichtung des Psychologenberufs
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Die Klinische Psychologie ist diejenige Teildisziplin der Psychologie, die biologische, soziale, entwicklungs- und verhaltensbezogene sowie kognitive und emotionale Grundlagen psychischer Störungen, sowie Auswirkungen dieser Störungen und anderer Erkrankungen (z.B. neurologische Störungen, Krebs, chronische Herzleiden uvm.) auf die oben genannten Bereiche des Erlebens und Verhaltens untersucht.

Die Klinische Psychologie umfasst theoretische Grundlagen, Methoden und Systeme für die Diagnose und Klassifikation (ICD-10, DSM-IV) psychischer Störungen, für ihre psychologische bzw. psychotherapeutische Behandlung, für Prävention und Rehabilitation. Sie überschneidet sich vielfach, wie alle Gebiete der Psychologie, mit anderen angewandten Teilgebieten der Psychologie. Sie ist, ebenfalls wie alle anderen Teilgebiete, fest und tief in allen Bereichen der Methodendisziplinen und der Grundlagendisziplinen verwurzelt. Auch hier ist eine gründliche, umfassende, wissenschaftliche Ausbildung in Psychologie unabdingbare Voraussetzung für das Studium der Klinischen Psychologie.

Primär ist die Klinische Psychologie allerdings Grundlagenforschung, indem sie aus der Erforschung von „gestörtem“ Erleben und Verhalten Rückschlüsse auf „normale“ psychische Funktionsbereiche liefert. Ebenso sucht sie auch im Rahmen angewandter Forschung nach den Ursachen und Wirkungszusammenhängen von gestörten Funktionsbereichen (z. B. gestörter Informationsverarbeitung) und erforscht in dem Zusammenhang auch Grundlagen zur Entstehung (bio-psycho-soziales Modell: Diathese-Stress-Modell), Symptomatik und Aufrechterhaltung von psychischen Störungen bzw. psychiatrischen Erkrankungen (wie z. B. der Depression). Aus den Forschungsergebnissen ergeben sich Möglichkeiten, Methoden zur Veränderung zu entwickeln, die dann wiederum Forschungsgegenstand der Klinischen Psychologie sind. Insofern kann die Klinische Psychologie neben der Psychotherapie auch in Form von Trainings (Psychoedukatives Training, etc.), Beratung und Training von Angehörigen usw. psychologische Hilfestellungen leisten. Sie überschneidet sich hier mit der psychologischen Diagnostik und Intervention bzw. wird durch diese ergänzt. Dabei gehört die allgemeine psychologische Diagnostik (insbesondere Persönlichkeits- und Leistungsdiagnostik) und natürlich im Speziellen die klinisch-psychologische Diagnostik (ICD-10, DSM-IV) einschließlich Befundung und Begutachtung ebenso zum Aufgabenfeld der Klinischen Psychologie wie die evidenz-basierte Therapieplanung, die Therapieevaluation und das Qualitätsmanagement.

Ein Spezialgebiet der Klinischen Psychologie ist die Klinische Neuropsychologie, die sich klinisch-psychologisch mit schädigungsbezogenen Zuständen und Veränderungen des Zentralnervensystems und den sich daraus ergebenden gestörten Funktionsbereichen beschäftigt.

Analog gilt gleiches für das Spezielgebiet der Klinischen Kinder- und Jugendpsychologie, wie auch z.B. für die (evidenz-basierte) klinisch-psychologische Familienberatung und -therapie (die sich stark von der systemischen oder psychoanalytischen Familientherapie unterscheidet).

Die Klinische Psychologie überschneidet sich mit der Gesundheitspsychologie, die sich mit gesellschaftlichen Fragen nach wirksamer Prävention, gesundheitsförderlichem Verhalten (auch in Bezug auf die psychische Gesundheit) und den sozialen Faktoren von Krankheit sowie Stress beschäftigt. Vielfach wird diese aber als Teilbereich der Klinisichen Psychologie klassifiziert.Jedoch ist dieses Teilfeld nicht im Vordergrund der Psychologischen Betrachtung, sie ist immer im Hintergrund in der Psychologie gelagert.

Weitere Übeschneidungspunkte existieren z.B. zur Arbeits- u. Organisationspsychologie (Stressfolgeerkrankungen, Auswirkungen von Schichtarbeit (z.B. Schlafstörungen), Traumata bei bestimmten Berufsgruppen (Rettungsdienst, Feuerwehr, Militär, Polizei), Mobbing uvm.).

Während die Klinische Psychologie ein Teil der Psychologie ist, so gehört die thematisch äquivalente, sich aber in wesentlichen Punkten von der Klinischen Psychologie unterscheidende Disziplin der Psychiatrie, wie auch die Psychosomatische Medizin zur Medizin.