Berserk

Manga
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Berserk (jap. ベルセルク beruseruku) ist ein Fantasy-Manga des japanischen Zeichners Kentaro Miura, der auch als Anime-Serie umgesetzt wurde. Die Serie ist dem Genre Seinen zuzuordnen, sie richtet sich mit ihren brutalen Kampfszenen und ihrer komplexen Handlung an erwachsene Leser.

Handlung

Berserk erzählt die Geschichte des Söldners Guts. Dieser lebt in einer Welt, die dem europäischen Mittelalter ähnelt, doch zahlreiche fantastische Elemente aufweist. Die Handlung wird nicht chronologisch dargestellt und ist auch noch nicht abgeschlossen. Der Anspruch wechselt zwischen reinen Pulp-Elementen (explizite Sex- und Gewaltszenen) sowie metaphysischen Fragestellungen.

Guts Jugend (Ende von Band 3 bis Anfang von Band 14)

Als Waisenjunge verbringt Guts eine lieblose Kindheit in der Einheit des Söldnerführers Gambino. Dieser füttert Guts nur widerwillig durch und lässt ihn schon in sehr jungen Jahren auf dem Schlachtfeld antreten, wo er schon früh durch seine enorme Kampfkraft auffällt. Gambino verkauft seinen Ziehsohn schließlich für eine Nacht an einen Söldnerkumpanen. Diese Vergewaltigung sorgt dafür, dass Guts Zeit seines Lebens ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität aufweist.

Nach einer schweren Kriegsverletzung ist Gambino verkrüppelt und macht seinen ungeliebten Zögling zum Sündenbock: Guts sieht sich gezwungen, seinen Stiefvater in Notwehr zu erschlagen. Er schließt sich in der Folgezeit verschiedenen Söldnerheeren an, ohne dass es ihn irgendwo lange halten würde. Dies ändert sich allerdings, als er auf die Falken trifft. Im Gegensatz zu anderen Söldnern herrscht bei ihnen echte Kameradschaft. Zum ersten Mal fühlt sich Guts in einer Gemeinschaft akzeptiert und findet in den Falken eine Art Ersatzfamilie.

Die Söldner werden vom charismatischen und ehrgeizigen Griffith angeführt. Im Gegensatz zu Guts, der ziellos durch die Welt wandert, hat jener einen hochgesteckten Traum, dem er alles und jeden unterordnet: Griffith will Herrscher seines eigenen Reiches werden, obwohl er aus einfachen Verhältnissen stammt. Er sieht sich der Erfüllung seiner Pläne schon sehr nahe, als es die Falken sind, die einen langen militärischen Konflikt zu Gunsten des Königreiches Midland entscheiden. Griffith wird wegen seiner militärischen Verdienste in den Adelsstand erhoben und - was noch bedeutsamer ist - das Herz der Kronprinzessin neigt sich ihm zu.

Guts ist die einzige Person, die von Griffith als ebenbürtig und in seiner Logik damit als Freund akzeptiert wird. Die zweite in der Hierarchie der Falken, die Amazone Kjaskar, liebt den Anführer insgeheim, doch ist sie in seinen Augen ein zwar liebenswerter doch ihm nicht gleichwertiger Mensch. Dafür entwickelt Guts, der sich zum gewaltigsten Kämpfer der Falken entwickelt hat, Gefühle für Kjaskar, was eine komplexe Dreiecks-Beziehung zur Folge hat. An Griffiths Beispiel glaubt Guts zu erkennen, dass er auch einen Traum finden und verfolgen muss. Darum verlässt er die Falken für ein Jahr, ohne allerdings in der Fremde sein Glück zu finden.

Im Königreich Midland endet Griffiths Aufstieg zur Macht. Seine Affäre mit der Königstochter wird aufgedeckt, woraufhin ihn seine innenpolitischen Gegner, die in ihm einen gefährlichen Emporkömmling sehen, einsperren und verstümmeln lassen. Als Guts davon erfährt, kehrt er zurück und befreit mit den verbliebenen Falken den körperlich fast völlig zerstörten Griffith. Nun setzt der Wendepunkt in der Handlung ein: Griffiths Wille ist ungebrochen und er will und kann nicht hinnehmen, dass sein Traum nie mehr in Erfüllung gehen wird. Die mysteriösen Überwesen der Gotteshand bieten ihm an, ihn zu einem der ihren zu machen, wenn er dafür seine menschlichen Bindungen aufgibt.

So wird aus Griffith der fünfte und letzte Erzengel Femuth. Er erhält einen neuen Körper, welcher nur noch wenig Menschliches an sich hat. Als Preis dafür bietet Femuth alle Mitglieder der Falken als Opfer für die Dämonen der Hölle dar. Er selbst vergewaltigt Kjaskar, deren bisherige Persönlichkeit von nun an zerstört ist. Guts verliert im Kampf mit den Dämonen sein rechtes Auge und seinen linken Arm. Dennoch können er und Kjaskar als einzige entkommen, während ihre übrigen Gefährten den Dämonen zum Opfer fallen. Von nun an fühlt sich Guts zwischen zwei Aufgaben zerrissen: Einerseits fühlt er sich für den Schutz Kjaskars verantwortlich, deren Geist verwirrt ist, andererseits treibt ihn ein unbändiger Rachedurst auf Griffith/Femuth an.

Der Schwarze Ritter (Band 1 bis 3 sowie Band 14 bis 32)

Guts und Kjaskar tragen beide ein magisches Brandmal auf der Haut, was sie als Opfer der Dämonen ausweist. Deswegen werden sie beständig von monströsen Kreaturen heimgesucht. Guts entscheidet, dass seine Rache an Femuth oberste Priorität genießt, weshalb er die verwirrte Kjaskar an einem geheiligten Ort in Pflege gibt, wo ihr die Dämonen nichts anhaben können. Von nun an zieht er als Schwarzer Ritter einsam durch die Lande, um die Spur der Erzengel und ihrer zahlreichen Apostel zu verfolgen.

Wie sein Antagonist Femuth hat auch Guts eine äußere Wandlung durchgemacht. Er erhält im Laufe der Zeit verschiedene Waffen, die ihn im Kampf gegen die Kreaturen der Finsternis selber in ein dämonisches Licht rücken: ein fast schon grotesk großes Schwert, das von keinem außer ihm geschwungen werden kann; eine stählerne Handprothese, in der eine Kanone steckt; eine magische Rüstung, die ihn keine Schmerzen fühlen lässt, so dass er sich bis zur Selbstvernichtung in einen Berserkerwahn stürzen kann.

Guts' Kreuzzug gegen die Apostel der Erzengel ruft schließlich die kirchliche Inquisition auf den Plan, die im Schwarzen Ritter einen Vorboten der Apokalypse sieht. Dieser wiederum bereut mittlerweile, dass er die von ihm geliebte Kjaskar zurückgelassen hat. Da diese aber ihren Schutzort verlassen hat, macht sich Guts auf die Suche nach ihr. An einem mystischen Ort kommt es schließlich zur Verbindung aller Handlungsstränge: Femuth beschwört eine zweite Dämonennacht herauf, da er wieder einen menschlichen Körper benötigt, um ein irdisches Reich zu errichten. Guts besiegt die Inquisitoren im Kampf, findet Kjaskar und kann der Heimsuchung durch die Wesen der Finsternis ein weiteres Mal entkommen.

Femuth nennt sich von nun an wieder Griffith, da er in seinem früheren Körper wiedergeboren wurde. Midland wurde mittlerweile vom fremden Volk der Kushanen erobert. Griffith schart deshalb alle Apostel der Erzengel um sich, um das Reich von Midland neu zu begründen. Aber er gewinnt auch Unmengen menschlicher Anhänger, die in ihm den Messias sehen, der sie in ein goldenes Zeitalter führen wird. Er befreit die von den Kushanen entführte Kronprinzessin, um seine zukünftige Herrschaft zu legitimieren.

Mittlerweile hat der bisherige Einzelgänger Guts einige Gefährten gewonnen: die winzige Elfe Puck begleitet den Berserker, da sie tiefes Mitgefühl für sein Leiden empfindet; der halbwüchsige Isidro will, dass Guts ihn zu einem Krieger ausbildet; die frühere Inquisitorin Farnese ist von ihrem Glauben abgefallen und sieht in Guts ein Vorbild für ein selbsterwähltes Dasein; der niedlichen Hexenschülerin Schielke wurde von ihrer sterbenden Meisterin aufgetragen, den Schwarzen Ritter in seinem Kampf zu unterstützen.

Die Elfe Puck ist der Überzeugung, dass Guts und Kjaskar Heilung in der Heimat ihres Volkes finden können. Somit begeben sich die Gefährten auf die lange Reise dorthin. Einerseits ist Guts glücklich, Freunde gewonnen zu haben, andererseits hat er große Furcht, diesen etwas anzutun. Kommt es nämlich zum Kampf mit den Apostel der Erzengel, erkennt er in seinem Berserkerrausch weder Freund noch Feind. Zudem empfindet er panische Angst, eines Tages im Kampf gegen die Dämonen sein menschliches Selbst zu verlieren.

Interpretation

Die Welt von Berserk weist zahlreiche Ähnlichkeiten zum realen europäischen Mittelalter auf. Einer der wichtigsten Machtfaktoren ist der 'Heilige Stuhl', was auch in der Realität als Bezeichnung für das Papsttum gebraucht wird. Im Manga beschränkt sich die Darstellung weitestgehend auf die negativen Ausprägungen der Kirche, Inquisition und Machtgier. In der Vergangenheit scheint es auch einen Kaiser gegeben zu haben, der den Namen Geiserich trug, welcher in der Realität der Begründer des Vandalenreiches war. Das Reich von Midland kämpft einen Hundertjährigen Krieg, was eine Anlehnung an den gleichnamigen Krieg zwischen Frankreich und England darstellen dürfte. Gegner ist das Reich Tudor, was der Name des englischen Königshauses in der Frühen Neuzeit war. Und schließlich entsprechen die orientalisch anmutenden Eroberer der Kushanen den gleichnamigen Nomadenkriegern, die in den ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderten ein Reich in Zentralasien und Nordindien errichtet haben.

 
Götz' Eisenhand

Der Protagonist Guts hat als Ersatz für seinen verlorenen linken Arm eine stählerne Prothese erhalten. Als berühmtes Vorbild dürfte hierbei Götz von Berlichingen Pate gestanden haben, ein Ritter aus dem 16. Jahrhundert, dem im gleichnamigen Drama von Goethe ein Denkmal gesetzt worden war. Kentaro Miura erklärte zwar, dass der Name 'Guts' von 'Katze' entlehnt sei, doch ist die lautliche Ähnlichkeit zu 'Götz' auffallend. Letzterer schlüpfte zudem häufiger in die Rolle eines Söldners, was auch inhaltlich dem Helden von 'Berserk' entspricht. Im Englischen ist 'Guts' zudem eine Umschreibung von 'Mut'.

'Griffith' ist hingegen die Anglisierung von 'Greif' oder 'Gryphius'. Der Dichter Andreas Gryphius hatte die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges erlebt und ließ diese Erfahrungen in sein Werk einfließen. Der Körper Femuths, also des transformierten Griffiths, ist dementsprechend greifenhaft dargestellt (Fledermausflügel, Schuppenschwanz, Schnabel, Klauen). Die Wandlung vom Falken zum Greifen, die Griffith durchläuft, beschränkt sich nicht auf die körperliche Ebene, sondern zeigt sich auch in der plötzlichen Abwesendheit ritterlicher Motive wie Ehre, Moral oder Treue.

Der Manga arbeitet stark mit Umkehrungen der gewöhnlichen westlichen Moral-Symbolik. Der Protagonist Guts tritt ganz in schwarz auf, hat einen mehr und mehr versehrten Körper und muss seinen Kreuzzug gegen das Böse zeitweise allein führen. Hingegen ist sein Antagonist Griffith ein androgynes Lichtwesen, das von seiner Umwelt messianische Verehrung erfährt.

Die Gespräche zwischen beiden drehen sich zunächst um die Frage der Selbstverwirklichung. Nach Ausbruch ihrer Feindschaft wird daraus ein prinzipieller Kampf um die rechtmäßige Moral. Griffith verfolgt (wie auch seine Apostel) eine Form der nietzscheanischen Herrenmoral, die auf Autonomie um jeden Preis zielt. Für seinen Traum von der Errichtung eines eigenen Reiches nimmt er jede Entbehrung auf sich und opfert skrupellos seine Mitmenschen. Sein falsches Verhalten erfolgt zwangsläufig, da er nur auf sein fernes Ziel hinarbeitet, anstatt sich auf den Augenblick zu konzentrieren.

Nach seiner unfreiwilligen Metamorphose zum Schwarzen Ritter entwickelt Guts zeitweilig eine sozialdarwinistische Einstellung zur Moral. Zu seinem eigenen Glück vermag er diese einseitige Weltsicht nicht dauerhaft aufrecht zu erhalten, da sein Mitgefühl für die anderen Menschen überwiegt. Während für Griffith alle Handlungen nur Mittel zur Vollendung seines Traumes sind, ist für Guts jede Handlung ein Selbstzweck: Er "geht den Weg", der ihn zu einem perfekten Krieger werden lässt. Dadurch kann er für den Moment handeln, so wie es das Hagakure versteht.

Veröffentlichungen

Manga

In Japan erscheint Berserk seit 1989 in Einzelkapiteln im Manga-Magazin Young Animal des Hakusensha-Verlags. Diese Einzelkapitel werden auch regelmäßig in bisher 30 Sammelbänden zusammengefasst. Bis Januar 2006 wurden von Berserk in Japan insgesamt 21 Millionen Sammelbände verkauft

Auf Deutsch erscheint die Serie seit 2001 bei Planet Manga, bisher wurden 30 Bände veröffentlicht.

Anime

Das Animationsstudio Oriental Light and Magic produzierte auf Basis der ersten 13 Manga-Bände unter dem Titel 剣風伝奇ベルセルク (kenfu denki beruseruku) eine Anime-Serie mit 25 Episoden, die vom 7. Oktober 1997 bis zum 31. März 1998 von dem japanischen Fernsehsender Nippon TV ausgestrahlt wurde.

Aufgrund des Erfolges des Mangas in Deutschland erschien der Anime von 2003 bis 2004 bei Panini Video auf Deutsch.

Auszeichnungen

2002 erhielt Kentaro Miura für Berserk den sechsten Osamu-Tezuka-Kulturpreis in der Kategorie Preis für exzellente Manga, nachdem er von 1998 bis 2001 jeweils für den Preis nominiert gewesen war, sich aber anderen Mangas geschlagen geben musste.