GSG 9 der Bundespolizei

paramilitärische Antiterroreinheit der deutschen Bundespolizei
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Die GSG 9 (Grenzschutzgruppe 9) ist die Anti-Terror-Einheit des deutschen Bundesgrenzschutzes mit Standort in Sankt Augustin-Hangelar.

Heute zählt die GSG 9 zu den besten Anti-Terror-Einheiten der Welt. Im Gegensatz zu den Sondereinsatzkommandos (SEK) der Polizei, die für ähnliche Aufgaben gebildet wurden und den einzelnen Bundesländern unterstehen, ist die GSG 9 eine Einheit des Bundes.
Die GSG 9 zählt zu den wenigen Spezialeinheiten, in denen Beamte der Polizei dienen. In den meisten Ländern werden hierfür Kräfte des Militärs eingesetzt.
Als Anti-Terror-Truppe gegründet, wird die GSG 9 heute vornehmlich im Bereich der Schwerstkriminalität eingesetzt, der für Beamte im Streifendienst oft zu gefährlich wäre.

Auslöser Olympia 1972

Die GSG 9 wurde nach dem Attentat bei den Olympischen Spielen in München 1972 gegründet. Während der Spiele nahm ein palästinensisches Terrorkommando israelische Sportler als Geiseln. Beim misslungenen Zugriff am Flugplatz Fürstenfeldbruck starben alle neun Geiseln und fünf der acht Terroristen. Ulrich Wegener wurde daraufhin von Innenminister Hans-Dietrich Genscher mit Aufstellung einer schlagkräftigen Anti-Terror-Einheit beauftragt.

Einstellungsvoraussetzungen und Motivation

GSG-9-Anwärter können ausgebildete Polizeivollzugsbeamte im Bundesgrenzschutz oder der Länderpolizeien sein. Sie werden einem harten Auswahlverfahren unterzogen werden. Als erstes gibt es ein dreitägiges Auswahltraining, bei dem Leistungsfähigkeit, Konzentration, Ausdauer, Motorik und der Umgang mit der Waffe getestet werden. In der Regel bestehen 5 bis 10% der Bewerber und haben dann eine sechsmonatige Grundausbildung vor sich. Wer die schafft, kommt in eine der drei Einsatzeinheiten:

1./ Präzisionsschützen 2./ Tauchen 3./ Fallschirmsprung

Polizeivollzugsbeamte (PVB) der GSG 9 sind, wie auch Mitarbeiter der KSK (Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr), zum Schweigen verpflichtet. Die Dienstpläne sind geheim.

Die Erschwerniszulage für Polizeibeamte der GSG 9 beträgt laut Deutscher Polizeigewerkschaft nur Euro 225 monatlich (2002). Die Motivation von Polizeibeamten dieser Sondereinheit anzugehören dürfte daher nicht im finanziellen, sondern im ideellen Bereich (nämlich DEM Eliteverband der Polizei anzugehören) liegen.

Struktur (1980)

Die Anti-Terror-Einheit gliederte sich 1989 nach offenen Quellen folgendermaßen in:

  • Führungsgruppe
  • drei Einsatzeinheiten mit je 32 Mann
  • Ausbildungseinheit
  • Hubschrauberkette
  • drei technische Gruppen
  • Versorgungseinheit

Gesamtstärke: 177 Mann; ohne Zivilbeschäftigte
Quelle: Militärwesen, Berlin (Ost) 1980, Heft 1, Seite 17

Einsatzeinheit

  • Führungstrupp mit 5 Mann
  • 5 Spezialeinsatztrupps zu je 5 Mann

Ausbildungseinheit

  • Führungstrupp mit 5 Mann
  • 5 Ausbildungstrupps zu je 5 Mann

technische Gruppe

  • Kfz.-Wartungs- und Instandsetzungstrupp
  • Nachrichtentrupp
  • Sprengstoffgruppe
  • Tauchergruppe
  • Dokumentationspezialisten

Vorbereitung und Durchführung von Einsätzen (Stand 1980)

Vorbereitung der Einsatzkräfte

  • Training des Eindringens in das Zielobjekt
  • intensives Vertrautmachen mit dem Zielobjekt (Modell, Baupläne usw.)
  • Training des zeitlichen Ablaufs in Varianten
  • Üben von Sprengungen an vergleichbaren Objekten bzw. möglichst Verhindern derselben
  • Üben des Verhaltens beim Eintritt veränderter Lagebedingungen

Einsatzablauf

  • Vorbereitungsphase
  • Heranführungsphase
  • Handlungsphase (ohne oder mit eingelegter Pause)
  • Rückführungsphase
  • Auswertung

Einsatzordnung

  • Aufklärungskräfte
  • Täuschungskräfte
  • Überfallkräfte
  • Sicherungskräfte
  • Sicherstellungskräfte

Auswahl bekannter Einsätze

  • Der wohl spektakulärste Einsatz der GSG 9 war die gewaltsame Befreiung der Geiseln in der von palästinensischen Terroristen von der PFLP (verbündet mit der RAF) entführten Lufthansa-Maschine Landshut in Mogadischu in der Nacht vom 18. Oktober 1977 (Operation Feuerzauber), bei der drei der vier Entführer starben. Dieser Einsatz macht die GSG 9 mit einem Schlag weltbekannt und begründete erstmals ihr hohes Ansehen unter den Spezialeinheiten der Welt. Die Erstürmung von Flugzeugen gilt dabei als das schwierigste unter möglichen Einsatzszenarien.
  • 1999 überfiel ein Mann die Landeszentralbank in Aachen. Als der Mann sich mit Hilfe von Handgranaten und einer Geisel den Weg freipressen wollte, wurde der Finale Rettungsschuss angewandt, um das Leben der Geisel zu schützen.
  • Bei der versuchten Festnahme der mutmaßlichen RAF-Terroristen Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld 1993 in Bad Kleinen wurde der Beamte Michael Newrzella vom Grams erschossen. Er war der erste GSG 9-Beamte, der im Dienst getötet wurde. Ein weiterer Beamter wurde schwer verletzt. Grams kam unter bisher ungeklärten Umständen ums Leben. Während das offizielle Urteil einen Suizid feststellte, wurde und wird von zahlreichen Kritikern (u.a. aufgrund von Zeugenaussagen) ein Tötungsdelikt seitens eines der Beamten vermutet. Der tatsächliche Ablauf lässt sich auch heute nicht widerspruchsfrei rekonstruieren.

Vermisste Beamte im Irak

Seit dem 10. April 2004 wurden zwei GSG 9-Beamte im Irak vermisst. Die beiden Sicherheitsleute sind Objekt- und Personenschützer an der deutschen Botschaft in Bagdad.

Nach ARD-Informationen wurden die Männer in einem Fahrzeug-Konvoi vom jordanischen Amman nach Bagdad überfallen. Der Überfall soll sich in der Nähe Falludschas ereignet haben. Die deutschen Behörden gehen davon aus, dass beide vermisste Deutschen tot sind.

Sprecher der irakischen Rebellen entschuldigen sich für diesen "Unfall", insbesondere bei den Angehörigen der Beamten. Man sei von einem Konvoi mit einer US-Spezialeinheit ausgegangen. Weiter sagt einer der Sprecher, dass eine deutsche Flagge auf dem Auto einen Angriff verhindert hätte, denn die Deutschen wären keine Feinde im Irak.

In einem Untersuchungsbericht der Bundesregierung wurde außerdem festgestellt, dass die deutschen Beamten bei Überfahren der lokalen Grenze von entgegenkommenden Fahrzeugen gewarnt worden seien. Aus diesem Grund wurde Falludscha umfahren und eine Ausweichroute genommen, auf der es dann zu dem Angriff kam.

Am 1. Mai 2004, mehr als drei Wochen nach dem Überfall, ist die Leiche eines der beiden vermissten Beamten gefunden und identifiziert worden.

Siehe auch

Mit der GSG 9 vergleichbare Spezialkommandos der deutschen Polizei sind die SEKs und MEKs der Länderpolizeien.

Auswärtige Trainingsgelegenheiten

Die GSG 9 übt auch im befreundeten Ausland, aufgrund dort teilweise geeigneterer Trainingsmöglichkeiten. Gerne werden vor allem in Israel stattfindende Trainings wahrgenommen, insbesondere Leitungskader nutzen die sich ihnen bei Tel Aviv bietenden Optionen in ganzer Bandbreite. (Näheres dazu beschreibt Victor Ostrovsky)

Literatur

Filme

  • GSG 9 - Die Spezialeinheit, IMDb