Arvo Pärt (IPA: ˈɑr̺vɔ ˈpær̺t) (* 11. September 1935 in Paide (Weissenstein), Estland) ist ein estnischer Komponist.
Leben
Im Alter von sieben Jahren begann Pärts musikalische Erziehung und bereits mit 14 Jahren schrieb er eigene Kompositionen. Als er am Konservatorium in Tallinn bei Veljo Tormis Komposition studierte, wurde ihm nachgesagt, „er schüttele Noten ganz einfach aus dem Ärmel“ («he just seemed to shake his sleeves and notes would fall out»).
Musikalische Einflüsse von außerhalb der Sowjetunion gab es zu dieser Zeit abgesehen von einigen illegalen Aufnahmen nicht.
Pärts Schaffen kann man in zwei verschiedene Abschnitte unterteilen. Seine Bekanntheit hat Pärt aber vor allem der zweiten Schaffensperiode zu verdanken.
Sein Frühwerk unterlag Einflüssen von Schostakowitsch, Prokofjew und Bartók und kann als neoklassisch bezeichnet werden. Anschließend experimentierte Pärt mit Schönbergs Zwölftontechnik (Dodekaphonie) und dem musikalischen Serialismus. Diese Musik wurde in der Sowjetunion nicht als systemkonform angesehen und auch für Pärt stellten diese Musikrichtungen eine schöpferische Sackgasse dar. Es folgte eine tiefe Krise, in der Pärt seine bisherigen Werke kritisch betrachtete.
Nach einer langen schöpferischen Pause konzentrierte er sich auf frühe Musik, um die Wurzeln westlicher Musik zu untersuchen. Dabei wirkten Gregorianische Gesänge und das Auftreten der Polyphonie in der Renaissance stark auf ihn ein. Gleichzeitig erkannte er seine Spiritualität und trat der russisch-orthodoxen Kirche bei. In seiner zweiten Schaffensphase folgte er seinem eigenen Musikstil, den er „tintinnabula“ (Klingeln der Glocken) nennt. Einfache Harmonien, oftmals nur einzelne Noten, bestimmten seine Kompositionen, die rhythmisch einfach sind; Einflüsse der frühen westlichen Musik sind definitiv hörbar. Außerdem nutzte er hauptsächlich lateinische oder slawische Texte.
Ungewöhnlich für einen modernen Komponisten, erfreut sich Pärt einer großen Beliebtheit. Pärt sagt, seine Musik sei wie Licht, das durch ein Prisma fällt: Für jeden Hörer klinge sie etwas anders und zeige dabei wie ein Regenbogen das ganze Spektrum musikalischer Erfahrung.
Seit 1980 lebt Arvo Pärt in Berlin-Lankwitz.
Werke (Auswahl)
- Kanon Pokajanen
- Litany
- Fratres (1976, viele verschiedene Versionen und Orchestrierungen)
- Cantus In Memoriam Benjamin Britten (1977)
- Te Deum
- Orient & Occident
- Festina Lente
- Arbos
- Passio
- Tabula Rasa
- Spiegel Im Spiegel
- Berliner Messe (für Orgel bzw. Streichorchester und gem. Chor)
- Miserere
- Für Alina
- Lamentate
Literatur
- Paul Hillier: Arvo Pärt. Oxford: Oxford University Press, 1997. ISBN 0198166168
- Oliver Kautny: Arvo Pärt zwischen Ost und West. 2002. ISBN 3-476-45306-5
Weblinks
- Vorlage:PND
- Vorlage:DM
- Arvo Pärt - Alina mit Hörproben als RealAudio
- Arvo Pärt – umfangreiche Website (engl.)
- www.arvopart.info - Gewidmet dem Leben und der Musik von Arvo Pärt (engl.)
- David Pinkerton's Arvo Pärt archive - noch eine umfangreiche Website, mit einigen guten analytischen Aufsätzen (engl.)
- Arvo Pärt and the New Simplicity – Text eines Radiointerviews von 1998 (engl.)
- Werkverzeichnis Arvo Pärt
- Pärts Seite bei Universal Edition - Kurzbiographie, Werkverzeichnis, Aufführungsverzeichnis
- Arvo Pärt beim Musikverlag Sikorski - Kurzbiographie, Werkverzeichnis
Personendaten | |
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NAME | Pärt, Arvo |
KURZBESCHREIBUNG | Estnischer Komponist |
GEBURTSDATUM | 11. September 1935 |
GEBURTSORT | Paide (Weissenstein), Estland |