Deutsche Schrift

veraltete Bezeichnung für gebrochene Schriften
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. August 2003 um 10:52 Uhr durch MarkusRedeker (Diskussion | Beiträge) (Tippfehler). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Geschichte der deutschen Schrift, unter besonderer Berücksichtigung des Sütterlin

Die ersten Formen der deutschen Schrift

Alle abendländischen Schriften, die griechischen und die Runen ausgenommen, gehen in ihren Formen zurück auf die Buchstabenschrift des römischen Altertums, die "Kapitalis quadrata". Die wurde als Buchschrift bis ins 5. Jahrhundert, als Monumentalschrift noch länger, benutzt. Im 15. Jh. Kam sie erneut auf und ist heute als "Groß-Antiqua" mehr denn je in Gebrauch. Als Abwandlung der Kapitalis, vornehmlich der klösterlichen Schreibstuben entstanden, folgt im Stammbaum der abendländischen Schriften die "Unzialis".

Diese wird von 4. Jh. an gerne als fraktale Buch- und Gebrauchsschrift verwandt. Neben ihr findet sich die aus ihr weiterentwickelte "Halb-Unizialis", eine Minuskel, d.h. Kleinbuchstabenschrift mit Ober und Unterlängen in "l, b, d, h, q, p". Auch die ist als Buch- und Gebrauchsschrift beliebt. Aus der Kapitalis und den beiden Unizialen bildeten sich im 7. und 8. Jh. vielerlei "Nationalschriften", die jedoch durch überflüssige Zutaten (Zierstriche und Schnörkel), zeit- und raumsparende "Kürzel" (Abbreviaturen, Faulheitsstriche) und die Zusammenführung zweier Buchstaben (Ligaturen) verwilderten beide Schriften meist derart, das eine "Schreibreform" nötig wurde. Die wesentlichen Anstöße hierzu fanden unter Pippin und Karl dem Großen in deren Kanzleien und Klosterschulen statt. Dort entstand allmählich eine entrümpelte, klar geformte, ebenmäßige Kleinbuchstabenschrift, die Karolingische Minuskel

Mit der Wende des 8. Jh. hatte sie sich vollständig ausgebildet und hatte sich bis zum Ende des 11. Jh. Im gesamten Abendland durchgesetzt. Alle späteren abendländischen Schriften entwickelten sich aus der Karolingischen Minuskel. Alle Schriftarten lassen sich in zwei Hauptgruppen gliedern - die Buchstabenschriften und die Kursiven. Erstere waren vor Gutenbergs Erfindung die Handschriften der Buchschreiber und gaben lange Zeit die Vorlagen für die Typenschnitt der Druckbuchstaben ab. Heute sind es die im Buchdruck verwandten Druckschriften. Kursive sind Schriebschriften für den privaten und geschäftlichen Gebrauch. Sie entwickelten sich wohl aus den Buchstabenschriften, trugen aber durch ihre mehr freien, bewegteren Formen rückwirkend zur Weiterbildung ihrer Stammschriften bei. Buch- und Kursivschriften förderten sich somit gegenseitig.

Der Urahne unserer deutschen Schreibschrift ist die gotische Schrift mit ihren straffen Abstrichen und Ecken. Die anfänglich noch runde karolingische Minuskel hatte sich bis etwa 1300 über verschiedene Zwischenstufen zur gotischen Minuskel umgeformt. Die Anstöße dazu kamen aus dem germanischen Norden, der Isle de France. Der Formwandel greift von dort bad nach Westen und Süden über. In Deutschland entstehen zu dieser Zeit die Bauten der Gotik, die gotischen Tafelgemälde und Plastiken, deren künstlerische Vollendung sich bis Ende des 15. Jh. anhaltend steigert. Kein Wunder, dass damit auch der neue Schriftstil, die gotische Minuskel, bereitwillige Aufnahme und rasche Verbreitung findet. Vom 13. Jh. an findet sie auch Freunde und Förderer in Italien und Spanien. In Spanien hält sie sich sogar über Gutenbergs Erfindung hinaus. Aber dem Stilgefühl der Italiener entspricht sie nicht. Diese empfinden sie als wesensfremd, wie die große Kunst der Gotik an sich. Der Name "Gotik" wird gegen ende des 15. Jh. im Urteil der italienischen Künstler zur verächtlichen Kennzeichnung eines "harten, barbarischen" Stils, den sie ablehnen.

Die Schrift in Zeichen des Buchdrucks

Mit dem Buchdruck wurde es auch weniger Begüterten, Schulen und öffentlichen Büchereien möglich Bücher zu erwerben. Die "schreibende Hand" stand damals in direkter, harter Konkurrenz zu der "druckenden Maschine". Die Drucker erkannten bald, dass sie Bücher von gleicher Art und Güte, in großer Zahl und daher rasch und billig unter die Leute bringen konnten. Aber sie wussten, dass ihre Drucke keine Handschriften waren, manche Käufer sahen es auch. Darum hielten sich die Drucker im Schnitt ihrer Typen und des schmückenden Beiwerks weitgehend an die Künste der Buchschreiber, manche verkauften ihre gedruckten Bücher als geschriebene.

Der Fortgang der Entwicklung und die raschen Erfolge der Druckkunst zwangen indes die bisher hochgeachteten und gutverdienenden Buchschreiber, ihre Standesehre und den Fortbestand ihrer Kunst vor der stetig wachsenden Konkurrenz zu verteidigen und damit ihren Broterwerb zu sichern. Sie gründeten Schriebschulen, nahmen Schüler aus den bürgerlichen Ständen an, bauten die seither bewährten Schriften weiter aus. Damit warben sie naturgemäß für ihr Können und zeigten, dass ein handschriftlich geschriebenes Buch, eine Urkunde, ein Diplom oder sonst ein Schriftstück durch seine Einmaligkeit, seine handwerkliche Güte und seinen künstlerischen Wert das "bloße gedruckte Buch" noch immer an Geltung ausstechen konnte. Sie und ihre zahlreichen Schüler fanden auf diese Art arbeit und Brot, gewannen in immer weiteren Kreisen Anerkennung, beeinflussten die Weiterentwicklung der Schreib- und auch der Buchschriften und förderten damit die Verbreitung des Handschreibens im Allgemeinen.

Nachdem Aufkommen der Druckkunst gab es eine große Anzahl von Schreibern und Schreibmeistern in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, der Schweiz und anderen Ländern. Von 1500 bis 1800 entstanden allein in Deutschland etwa 800 gedruckte Schreibvorlagen; viele davon sind heute im Besitz von Museen und Schriftgießereien.

Als bedeutendster Nürnberger Schreibmeister gilt Johann Neudörfer. Im Kreise von Albrecht Dürer wer er namhaft beteiligt an der Schaffung der bekanntesten deutschen Druckschrift, der Fraktur. Neudörfer sie, Hieronymus Andreae schnitt danach die Drucktypen. Mit dieser Schrift legte er zugleich die Basis für die sich später entwickelnde deutsche Schreibschrift. In seiner Schule ging er gegen eine Vielfalt und Verworrenheit der damals benutzen Verkehrsschriften an.

Im Jahre 1830 fand die spitze Stahlfeder, von England ausgehend eine immer größere Verbreitung. Die Stahlfeder erwies sich zwar in der Handhabung als schwieriger als die beliebte Kielfeder, konnte sich aber Ende des 19. Jh. auch in Deutschland durch-setzen. So hieß es dann auch zur Wiener Weltausstellung (1873) in einem Bericht über den Schreibunterricht, dass die Stahlfeder bis in die letzte Dorfschule vorgedrungen sei und dort die Kielfeder verdrängt habe.

Hatten bis zum Ausgang des 18. Jh. die Schreibmeister der verschiedenen Meisterschulen durch ihr eigenes Wirken ihre Schüler, ihre Bücher, ihre Lehre Vorbildliches für die Schriftentwicklung geleistet, so begann ihr Niedergang mit der Einführung des Schreibens als Grund-Lehrfach der Volksschulen. Durch den Wegfall der Schreibschulen und die weitere Durchsetzung des englischen Stils mitsamt der englischen Spitzfeder wurden die deutsche Schriftkunst durch neu aufkommende Gebrauchsschriften verdrängt.

Zu Beginn des 20. Jh. kommt es zu einer Wiederbelebung der Gedanken um die dt. Schrift. R. Blankertz entwickelt im Jahre 1907 eine neue, stählerne Breitfeder nach dem Vorbild der breitkantigen Kielfeder. Mit seiner Entwicklung versucht er die alte deutsche Schrift wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Doch erst Sg. Wagner schafft es 1912 die deutsche Schrift weiterzuentwickeln. Er gleicht die drei Zeilenräume aneinander an, wodurch die Schrift harmonisch ausgeglichen wirkt und gut leserlich wird. Die zuvor nach rechts kippenden Schriften bekommen somit eine aufrechte Haltung.

Der Grafiker Ludwig Sütterlin ging bei seiner Schriebschriftreform im Jahre 1917 andere Wege. Er schuf ein neues Alphabet mit dem Verhältnis 1:1:1 für die Lineaturräume, mit Steilschriftformen und als völlig neues gerät nutzte er die Gleichzug oder Schnurzugfeder. Diese wurde von Blankertz als "Redisfeder" hergestellt. Die kugelige Spitze der Feder stellt keine großen Ansprüche bezüglich der Haltung und Führung der Feder bzw. des Füllhalters. Aus diesem Grunde erschien sie L. Sütterlin auch als das passende Schreibgerät für das Erlernen der dt. Schrift, ideal für Kinder. Der Federspur entsprachen die Rundzüge und Kringel vieler Buchstaben. Sütterlin sprach sich bereits 1907 sehr klar für den Gebrauch der rechtsschrägen Breitfeder aus und wies auf den Formgewinn hin, den diese Feder den Schriften verleiht. In Hessen entwickelte Rudolf Koch eine ausdrucksvolle Breitschrift, welche er 1927 vorstellte. Mit der Einführung vom Sütterlins Schrift in Hessen 1930 blieb die "Offenbacher Schrift" unbenutzt.

Ludwig Sütterlin

Von den vielen Schriftkünstlern, die bedeutende Schriften geschaffen haben, ist wohl kaum einer im Volke namentlich so bekannt geworden wie Ludwig Sütterlin, denn rund 20 Schülergenerationen haben nach seinen Schreibvorlagen gelernt und ihre Handschrift geformt. Ludwig Sütterlin wurde am 23. Juli 1865 in Lahr im Schwarzwald geboren und entstammte einem alten Hugsweirer Geschlecht - einer seiner Ahnherren kam in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges aus dem Markgräflerland. Über Sütterlins Jugend und Schulzeit ist so gut wie nichts bekannt. Er muss jedenfalls um 1890 nach Berlin Übersiedelt sein, wo er dann den Beruf eines Graphikers ausübte und nicht zuletzt dadurch bekannt wurde, als er [[1894] die Zeichnungen anlässlich des Jubiläums der "Berliner Elektricitätswerke AG" schuf und 1896 den ersten Preis bei einem Plakatwettbewerb für die Berliner Gewerbeausstellung errang. Mehrere Jahre wirkte Sütterlin als Lehrer an der "Unterrichtsanstalt des königlichen Kunstgewerbemuseums zu Berlin", den späteren "Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst", wo er u.a. Lehrgänge in künstlerischer Schrift abhielt.

Sütterlin erhielt 1911 vom kgl. preußischen Kultusministerium den Auftrag, Schreiblehrgänge für Vor- und Volksschullehrer an Berliner Schulen abzuhalten. Im Rahmen dieser Lehrgänge, die den Charakter von Arbeitsgemeinschaften hatten, entstand im wesentlichen die heute bekannte Sütterlin-Schreibweise. Sie wurde 1914 dem preußischen Kultusminister und einem Sachverständigen-Ausschuss vorgelegt und von diesen für schultauglich befunden.

Was war nun neu an Sütterlins Lehrmethode? Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die spitze Stahlfeder die vorher verwendeten Kielfedern verdrängt. Der charakteristische Schwellzug der von uns heute so bewunderten "Kurrentschriften" mit ihren ausgeprägten Haar- und Schattenstrichen erforderte eine unnatürliche Handhaltung, wechselnden Schreibdruck und damit viel Übung und war daher vor allem für Grundschüler eine schwierige Hürde. Sütterlin griff nun die Gedanken des von ihm geschätzten großen Schriftreformers Rudolf v. Larisch (1856-1934) auf und entwickelte eine kindgerechte Methode für Schreibanfänger: Als Schreibwerkzeug dient eine Gleichzug- oder Redisfeder, die ohne schwierigen Druckwechsel eine einheitliche Strichstärke erzeugt. Alle Buchstaben stehen senkrecht und sind nahezu geometrisch aus Geraden und Kreisformen zusammengesetzt. Die Lineatur ist im regelmäßigen Verhältnis 1:1:1 gehalten. Ludwig Sütterlin verstand seine Lehrmethode nicht als starres Vorbild für eine Gebrauchsschrift des Alltags, sondern als Einstiegsschrift für Schulanfänger, die aus diesem Grundgerüst im Laufe der Zeit ihre eigene Handschrift entwickeln sollten. Deshalb ist auch der oft erhobene Vorwurf, Sütterlins Schrift sei steif und künstlerisch nicht wertvoll, unter diesem Gesichtspunkt keineswegs gerechtfertigt. Wenig bekannt ist, daß Sütterlin neben der deutschen auch eine lateinische Schreibschrift nach den gleichen Gesetzmäßigkeiten entworfen hat.

Die Sütterlin-Lehrmethode wurde zunächst 1914 versuchsweise an einigen Berliner Schulen eingeführt und schließlich 1924 für ganz Preußen verbindlich erklärt. Die meisten anderen deutschen Länder (z.B. Thüringen und Oldenburg 1929, Hessen 1930, Baden und Danzig 1931) folgten dem Vorbilde Preußens, so daß ab etwa 1930 in Deutschland vorwiegend nach Sütterlins Lehrmethode unterrichtet wurde. Auch die von Alois Legrün entworfene und ab 1926 in Österreich eingeführte Schulausgangsschrift lehnte sich stark an Sütterlins Formensprache an. Sütterlin war es nicht mehr vergönnt, den durchschlagenden Erfolg seiner Schreibmethode zu erleben. Er starb in Berlin am 20. November 1917, nach einer Quellenangabe wohl als eines der vielen Opfer der Hungerblockade gegen Deutschland im Ersten Weltkrieg. Seine Mitarbeiter führten aber sein Werk fort und sorgten nicht zuletzt durch zahlreiche Veröffentlichungen, von denen einige nachfolgend angeführt sind, für die Breitenwirkung seiner Lehrmethode. Als 1934 in Deutschland erstmals die Schulschrift von Staats wegen vereinheitlicht wurde, schuf man zwar neue Vorlagen, die aber im wesentlichen Sütterlins Buchstaben zum Vorbild hatten.

Sütterlins großer und auch damals kaum erkannter Verdienst war es, dass er in einer Zeit des Umbruchs in Kunst und Kultur eine neue deutsche Schreibschrift unter Berücksichtigung neuester didaktischer Erkenntnisse, aber auf der Grundlage der historischen Schriftentwicklung geschaffen hat. Dass auch ein anderer, für die deutsche Schreibschrift folgenschwerer Weg möglich gewesen wäre, zeigt das Beispiel des Schweizer Reformers Paul Hulliger, der Ende der zwanziger Jahren mit seiner Lehrmethode die deutsche Schreibschrift aus den Schweizer Schulen verbannt und damit zumindest in der Eidgenossenschaft eine kulturelle Weiche gestellt hatte.

Sütterlins deutsche Schreibformen, deren Schicksal schon im Archiv der Schriftgeschichte besiegelt schien, sind heute wieder für den Satz auf dem Rechner verfügbar. Neben anderen hat auch Klaus Burkhardt diese Schrift setzbar gemacht.

Rundschreiben der NSDAP

München, den 9. Januar 1941

Zu allgemeiner Beachtung teile ich im Auftrags des Führers mit: Die sogenannte gotische Schrift als eine deutsche Schrift anzusehen oder zu bezeichnen ist falsch. In Wirklichkeit besteht die sogenannte gotische Schrift aus Schwabacher Judenlettern. Genau wie sie sich später in den Besitz der Zeitungen setzten, setzten sich die in Deutschland ansässigen Juden bei Einführung des Buchdrucks in den Besitz der Buchdruckereien und dadurch kam es in Deutschland zu der starken Einführung der Schwabacher Judenlettern. Am heutigen Tage hat der Führer in einer Besprechung mit Herrn Reichsleiter Aman und Herrn Buchdruckereibesitzer Adolf Müller entschieden, dass die Antiqua Schrift künftig als Normalschrift zu bezeichnen sei. Nach und nach sollen sämtliche Druckerzeugnisse auf diese Normalschrift umgestellt werden. Sobald dies schulbuchmäßig möglich sei, wird in den Dorfschulen und Volksschulen nur mehr die Normalschrift gelehrt werden. Die Verwendung der Schwabacher Judenlettern durch Behörden wird künftig unterbleiben; Ernennungsurkunden für Beamte, Straßenschilder und dergleichen werden künftig nur mehr in Normalschrift gefertigt werden. Im Auftrage des Führers wird Herr Reichsleiter Amann zunächst jene Zeitungen und Zeitschriften, die bereits eine Auslandsverbreitung haben, oder deren Auslandsverbreitung erwünscht ist, auf Normalschrift umstellen.

gez. M. Bormann

Das Verbot der deutschen Schrift durch Adolf Hitler

Hatte die deutsche Schrift in der Vergangenheit viel an Boden gewonnen, war gar zu der maßgeblichen Schrift in Deutschland geworden, so änderte sich dieses unter der Herrschaft der Nationalsozialisten. Mit der Machtübernahme durch Hitler 1933 glaubten viele Schriftpfleger, dass ihre Stunde geschlagen habe und die deutsche Schrift nun nicht nur an den Schulen die lateinische Schrift verdrängen, sondern auch im gesamten Druckwerk des Staates und der Partei, sowie aller nachgeordneten Behörden und Dienststellen, sowie im Buch- und Zeitungswesen eine führende, unangefochtene Stellung einnehmen würde.

Nach 1928 wunden in deutscher Schrift etwa 57% aller in Deutschland erschienenen Bücher gedruckt. Diese Zahl täuscht allerdings darüber hinweg, dass sich diese nur auf die Zahl der erschienenen Titel bezieht. Die lateinische Schrift fand vor allem in wissenschaftlichen Publikationen und Auflagenschwachen Gebieten der Kunst und Technik ihre Anwendung. Die deutsche Schrift hingegen fand sich in fast allen Schul- und Kinderbüchern, sowie der klassischen und volkstümlichen Literatur wieder, welche oft mit einer sehr hohen Auflagenzahl erschienen. Zusammengenommen betrug die Stückzahl der Bücher in deutscher Druckschrift schätzungsweise 90% oder sogar noch mehr. Am 3.1. 1941 erging ein Rundschreiben an die Reichs-, Gauleiter und Verbandsführer des 3. Reiches, in dem das Verbot der deutschen Schrift angekündigt wurde.

In diesem Zuge wurden zuerst die großen Zeitungen jener Zeit auf die lateinische Schrift umgestellt. Einige Hinweise dieser Zeit sprechen dafür, dass Hitler durch den so erhöhten Absatz von deutschen Zeitung sich auch einen größeren Leserkreis sichern wollte. Dieses ist jedoch recht unwahrscheinlich, da vor Kriegsbeginn sich nur wenige Ausländer mit der deutschen Sprache beschäftigt hatten und wenn dieses der Fall gewesen ist, so waren sie auch der deutschen Schrift mächtig.

Dr. Karl Klingspor schrieb hierzu einiges in seinem 1949 erschienenen Buch "Über Schönheit von Schrift und Druck". Klingspor sieht in dem Entschluss deutsche Publikationen im Ausland zu verbreiten, die Annahme, dass das Verständnis für die deutschen, politischen Bestrebungen durch die Verwendung der deutschen Schrift gelitten hätte, weil diese für viele ausländische Kenner der deutschen Sprache nicht lesbar sei. Andererseits ließ sich feststellen, das sich die Zahl der Leser deutschsprachiger Zeitschriften sich mit der Umstellung nicht vermehrt hatte. Zum anderen druckten die Deutschschweizer Zeitungen jener Zeit auch in der gleichen Fraktur, wie ehemals die deutschen Zeitungen. Wenn eben diese Zeitungen Kritik an Deutschland übten, fand darauf eine Reaktion statt, auf die Texte der deutschen Zeitungen selbst hingegen nicht.

Im vorletzten Absatz des Schrifterlasses findet sich schließlich das eigentliche Verbot der dt. Schrift für den ganzen behördlichen Bereich. Es wird hierbei nicht von verboten gesprochen, sondern vielmehr in Aussicht gestellt, was "künftig" zu gelten hat. Kritisch ist somit zu bemerken, dass der Erlass Hitlers vom Kriegsende an, bis heute nicht seine Kraft verloren hat und noch heute die Schwabacher Judenlettern, also die deutsche Schrift nicht mehr benutzt wird. Darüber hinaus geht aus dem Schrifterlass eindeutig hervor, dass alleine Hitler für diesen Erlass die Verantwortung trägt und somit alleine für den Niedergang der deutschen Schrift verantwortlich ist.

Durch den damaligen Erlass, die deutsche Schrift an Dorf- und Volksschulen nicht mehr zulehren führte auch dazu, dass sie an den Gymnasien und Realschulen nicht weiter gelehrt wurde. Worauf sich bald keine Möglichkeit für die Schüler mehr bot, selbige zu erlernen, es sei denn im Selbststudium.

Interessanterweise wird in der Verordnung aus eigenwilligen deutschen Schrift eine jüdische Schrift. Dieses steht im kompletten Gegensatz zu der Lehre welches die Nationalsozialisten von den Juden vermittelten, nämlich der eines schöpferisch tätigen Juden, der eine hervorragende Leitung vollbracht hat, in dem er diese Schrift entwickelte.

Weiterhin ist zu bemerken, dass das Grundlegende Werk des Nationalsozialismus, also Hitlers Buch "Mein Kampf" von der ersten Auflage an bis 1939 in deutscher Schrift gedruckt wurde. Die meisten anderen Bücher der früheren Nationalsozialisten, Zeitungen, Zeitschriften, aber auch Werbeschriften der NSDAP waren bis 1940 in deutscher Schrift gedruckt. In den Jahren 1933 bis 1938 ging die Wanderausstellung "die Schrift der Deutschen" des Schriftmuseums "Rudolf Blankertz" in Berlin durch ganz Deutschland. Die Schirmherren und Förderer dieser Ausstellung waren durchweg maßgebliche nationalsozialistische Persönlichkeiten jener Zeit. Diese sprachen sich nicht nur lobend über die deutsche Schrift an sich aus, sondern wünschten oder forderten gar deren zunehmende Verwendung.

Nach dem Zusammenbruch des 3. Reiches haben die Besatzungsmächte kein allgemeines Verbot der deutschen Schrift erlassen, lediglich Hauslisten und Briefaufschriften mussten in lateinischer Schrift abgefasst sein, da der Postverkehr den Besatzungsmächten unterstand, die ihrerseits der deutschen Schrift nicht mächtig waren. Dieses spiegelt auch das Verhalten der Vergangenheit wieder, als es auch in der Zeit der Regen Verwendung der dt. Schrift weithin üblich war Familien, aber auch Ortsnamen in lateinischer Schrift abzufassen.

Durch eine Verordnung von 1954 erhielten Schulen in Deutschland wieder die Möglichkeit neben der zur Hauptschrift deklarierten "lateinischen Ausgangsschrift" vom 4. Schuljahr an wieder die dt. Schrift zu lehren. Als Vorlage dient hierbei die von Rudolf Koch entwickelte Offenbacher Schrift mit dem dazugehörigen Breitfederalphabet. Leider wurde diese Vorordnung nur selten zur Anwendung gebracht.

1976 bemängelte der Wiener Karl Gladt, Fachmann auf dem Gebiet des Schriftwesens, die weiterhin gültige Verordnung, die deutsche Schrift in Alltag und Lehre einzusetzen. Gerade durch den Wegfall der Kurrentschrift im Grundschulunterricht sei es für Studierende der deutschen Sprache und Geschichte schwer geworden vergangenes zu erfassen. Nur noch wenige sind in der Lage Frakturdruck zu lesen, vollkommen hilflos hingegen stehen sie der gotischen Handschrift selber gegenüber. War die gotische Schrift bis zu Jahrhundertwende vorherrschend, so macht sich heute kaum mehr ein Student die Mühe die deutsche Schrift wie auch die Kanzlei und Indvividualschriften zu erlernen.

Die deutsche Schrift ist inzwischen nahezu verschwunden. Die Hauptschuldigen sind in der Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik zu suchen, sie indem sie dem Beispiel Hitlers folgend, die lateinische Schrift zur Ausgangsschrift erklärten und auf dem Gebiet der Schriebschrift erklärten, was Hitler auf dem Gebiet der Druckschrift an deutschen Schulen befohlen hatte. Infolgedessen lernen die Schulkinder in Deutschland kaum mehr die deutsche Schreibschrift und auch die deutsche Druckschrift vermögen sie nicht mehr zu lesen.

Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass es dem Wirken von Hitler und Bormann mit ihren "nicht zu Veröffentlichung bestimmten" Verordnung von 3.1.1941 und der ständigen Konferenz der Kultusminister mit ihrer Entscheidung von 4.11.1953 zu verdanken ist dass die deutsche Schrift aus der Öffentlichkeit und damit aus dem Allgemeingut verbannt wurde.

Quellen

  • Die Sütterlinschreibweise; Sütterlin, Kurt; Osterwiek-Harz; Leipzig; 1925
  • Neuer Leitfaden für den Schriebunterricht; Sütterlin, Ludwig; Berlin; Verlag Albert Duerer-Haus; 1922
  • Geschichte des Buches; Dahl, Svend; Leipzig, 1928
  • Mein Kampf, Hitler, Adolf; München, 1936
  • Die deutsche Schrift, Heeger, Heinrich; Hamburg; Bund für deutsche Schrift und Sprache
  • Von deutscher Sprache und Schrift; Riegelmann, Hans; Ahlhorn; 1993; Bund für deutsche Schrift und Sprache

Autorenverweis