Gitarre

Musikinstrument
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Das Musikinstrument Gitarre (umgangssprachlich auch Klampfe genannt) ist hinsichtlich der Tonerzeugung ein Saiteninstrument, von der Spieltechnik her ein Zupfinstrument und gehört zur Familie der Lauten. Es gibt verschiedene Arten von Gitarren, abhängig von der Musik, die damit gespielt werden soll. Grundsätzlich kann man zwischen akustischen und elektrischen Gitarren unterscheiden.

Stimmung und Tonumfang

Die sechs verschieden dicken Saiten sind meistens auf E - A - d - g - h - e’ gestimmt (Standardstimmung). Jede Saite ist somit eine Quarte (fünf Halbtöne) höher als die darunterliegende (Ausnahme: die h-Saite ist eine große Terz (vier Halbtöne) höher als die g-Saite).

Diese Stimmung ist erst seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebräuchlich. Daneben werden Offene Stimmungen (Open Tunings) verwendet. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Stück Das Loch in der Banane von Klaus Weiland. Bei offenen Stimmungen wird die Gitarre so gestimmt, dass beim Anschlagen der leeren Saiten ein Akkord erklingt. Durch das Mitschwingen der leeren Saiten erhält die Gitarre einen volleren Klang. Wichtige alternative Stimmungen sind:

Notation

Noten für Gitarre werden im Violinschlüssel notiert, erklingen aber eine Oktav tiefer. Heutzutage hat die Tabulaturdarstellung gegenüber der Notendarstellung wieder an Bedeutung gewonnen, um Musikstücke schriftlich festzuhalten und zu lesen.

Geschichte

Instrumente wie die Gitarre waren bereits vor 5000 Jahren sehr populär. Ägyptische Zeichnungen zeigen Frauen, die Instrumente wie eine Gitarre aus der Zeit der Pharaonen spielen. Der Name Gitarre allerdings stammt aus dem Spanien des 13. Jahrhunderts. Es wurde vom arabischen Wort qitara abgeleitet. Dies war der Name eines Instruments, das im 10. Jh. von den Mauren nach Spanien gebracht wurde.

Die spanische Vihuela aus der Renaissance ist die Vorform der heutigen Gitarre. Sie hat einen schmalen Korpus und eine Wirbelplatte.

Aufbau

Allen Gitarren gemein ist der Hals. Eine minimale Gitarre hat ausschließlich einen Hals, über den Saiten gespannt sind. Typische Gitarren haben auf diesem Hals auch Bünde, die dabei helfen, die Saite beim Greifen zu verkürzen, um einen bestimmten Ton beim Anschlagen zu erzeugen. Jedes Bundstäbchen entspricht dabei einem Halbtonschritt. Diese Bünde sind heutzutage fest im Hals verankert und erlauben es eigentlich nicht, Zwischentöne zu erzeugen. Mit geeigneten Spieltechniken ist aber auch das möglich.

Der Hals ist je nach Art der Gitarre am Griffbrett flach oder gewölbt, breit oder schmal. Hierbei haben klassische Gitarren eher einen breiten und flachen Hals, wogegen Stahlsaitengitarren eher schmale und gewölbte Hälse haben.

Am Ende des Halses befindet sich der Kopf, wo das eine Ende der Saiten befestigt ist. An ihm befinden sich die Wirbel über denen die Saiten gestimmt werden. Auf dem Korpus befindet sich der Steg. An diesem ist das andere Ende der Saiten befestigt.

Gitarren gibt es in unterschiedlichen Größen und Mensur. So gibt es unter anderem Kindergitarren und auch speziell für kleinere Menschen angefertigte Instrumente wie zum Beispiel so genannte Frauengitarren, die unter anderem von Künstlern wie Prince gespielt werden.

Beim Bau der Gitarre werden traditionell Hölzer für den Korpus und den Hals verwendet. Jedoch kommen auch hier vereinzelt andere Materialien, wie zum Beispiel Metall oder Carbon, zum Einsatz. Bei den Hölzern werden in der Regel spezielle Klanghölzer verwendet, die je nach Gitarrenart und Eigenschaft in unterschiedlichen Kombinationen beim Gitarrenbau verwendet werden.


Man unterscheidet folgende Arten der Gitarre:

Akustische Gitarren

Bei akustischen Gitarren entsteht der Ton durch Zupfen oder Schlagen der Saiten. Der Hohlkörper im Korpus der Gitarre verstärkt den Ton. Besonders ausschlaggebend für den Klang ist das Material und die Qualität der Holzplatte, welche den Saiten zugewandt ist ("Decke"). Diese wird für einen perligen, harten Klang meist aus Zedernholz hergestellt (z.B. für spanische Gitarrenmusik) und für einen eher singenden, weichen Klang aus Fichtenholz (z.B. für romantische Musik). Sehr preisgünstige Gitarren sind auch aus einfachem Sperrholz gefertigt.

Seit einiger Zeit gibt es auch so genannte elektroakustische Gitarren. Dabei handelt es sich um akustische Gitarren mit eingebautem Tonabnehmer. Dadurch kann der Ton wie bei der elektrischen Gitarre über einen Verstärker ausgegeben werden.

Konzertgitarre

Der Korpus einer hochwertigen Konzertgitarre wird in der Regel aus massiven Palisanderholz vom Gitarrenbauer gebaut. Für die Decke wird besonders fein gewachsenes Fichten- oder Rotzedernholz verwendet. Der Hals besteht aus Cedro, das Griffbrett aus Ebenholz. Für die verschiedenen Einlegearbeiten um das Schallloch und am Rand werden auch verschiedenste andere exotische und einheimische Hölzer benutzt.


Hochwertige Konzertgitarren werden mit Schellack handpoliert. Mit diesem natürlichen Harz wurden früher auch sämtliche Möbel lackiert. Er hat den Vorteil, dass er jederzeit wieder auf Hochglanz poliert werden kann und kleine Kratzer dadurch wieder verschwinden. Allerdings verlangt Schellack eine konsequente Pflege und Nachpolitur, um nicht unansehnlich stumpf auszusehen.

Die Konzertgitarre hat im Vergleich zur Western- und E-Gitarre ein breiteres Griffbrett .

Die drei Basssaiten sind aus Nylonseide und mit Kupfer- oder Silberdraht umsponnen, gelegentlich auch die 3. (g-) Saite. Die drei (bzw. zwei) Melodiesaiten sind aus massivem Nylon. Seit einiger Zeit wird für die g-Saite auch Carbon verwendet. Es gibt immer noch alte Konzertgitarren, die mit Darmsaiten bespannt sind. Diese bestehen heutzutage aus Schafsdarm.

Die erste Konzertgitarre mit der heutigen 8 Form wurde übrigens von einem Spanier namens Torres vor ca. 2 Jahrhunderten entwickelt.

Flamencogitarre

Die Flamencogitarre ist der Konzertgitarre sehr ähnlich, jedoch ist der Korpus minimal kleiner und vorzugsweise aus Zypresse oder Zeder gefertigt, welches ihr einen höheren, weniger basslastigen und einzigartigen Klang verleiht und ihr mit dem Apoyando zu einem lautem und durchdringendem Klangbild verhilft. Oftmals haben Flamencogitarren einen Golpeador, welcher die Gitarre vor der flamencotypischen Schlagtechnik Golpe schützt. Auch werden härtere Saiten als bei der Konzertgitarre bevorzugt. Typisches Hilfsmittel bei der Flamencogitarre ist der Kapodaster.

Folk- und Westerngitarre

Bei der Westerngitarre sind die Saiten aus Stahl und haben eine wesentlich höhere Saitenspannung als Nylonsaiten. Der Hals ist ähnlich wie bei einer E-Gitarre schmal und enthält - wie fast alle Stahlsaitengitarren - häufig einen spannbaren Stahlbogenkern, um die Gegenspannkraft des Holzhalses, gegenüber den Zug der Stahlsaiten, zu korrigieren. Eine Westerngitarre hat in der Regel 6 Saiten (selten auch 7 oder 12).

 
Western-Gitarre

Die Folk -Westerngitarre hat einen sehr hellen Klang der durch das Benutzen eines Plektrum ( Plektro) noch brillanter ist. Auf einer solchen Gitarre kann man gut Pop und Rock Musik nachspielen.

Resonatorgitarre

Die Resonatorgitarre ist eine Stahlsaitengitarre mit einen mechanischen Lautprecher im Inneren des Korpus. Durch diese Konstruktion gehören sie angespielt, zu den lautesten, unverstärkten Gitarren.

Bassgitarre

Die Bassgitarre ist eine Oktave tiefer gestimmt als die normale, zu Unterscheidung dann manchmal so genannte Primgitarre. Sie hat 4, 5 oder 6 Saiten. Es gibt auch eine elektronisch verstärkte Variante, den E-Bass.

Elektrische Gitarren

Die elektrische Gitarre (E-Gitarre) ist eine Gitarre, bei der die Saitenschwingungen über elektrische Tonabnehmer abgenommen und elektronisch verstärkt werden. Dies geschieht üblicherweise mit zur Verstärkung der E-Gitarre angepassten Gitarrenverstärkern. Der Korpus ist zumeist massiv.

Halbresonanz- und Jazzgitarre

Eine Halbresonanzgitarre (auch Semiakustik-Gitarre genannt) ist eine Zwischenstufe zwischen Akustikgitarre und reiner E-Gitarre. Der Resonanzkörper enthält noch einen Hohlraum, der bewirkt, dass die Gitarre auch ohne Verstärkung hörbar ist. Dabei ist der Resonanzkörper eher flacher gestaltet als bei einer rein akustischen Gitarre (Abstand Decke zu Boden). Das bei der Akustikgitarre übliche runde Schallloch wird abgelöst durch zwei F-Löcher, die die Flanken verzieren. Die Anbringung der Tonabnehmer ist hingegen ähnlich gestaltet wie bei einer reinen E-Gitarre.

 
Semiakustikgitarre Ibanez AS73BS, dahinter E-Gitarre Gibson SG und ein Marshallverstärker

E-Bass

Ein E-Bass ist eine Mischung aus akustischer Bassgitarre und Kontrabass, nur elektronisch verstärkt. Sie hat in der Regel vier Saiten, die den vier tiefen Saiten der Gitarre ensprechen, nur um eine Oktave tiefer gestimmt. Damit ist der E-Bass wie ein Kontrabass gestimmt.

Luftgitarre

Die Luftgitarre ist eine virtuelle, also nicht vorhandene Gitarre; ein Luftgitarrist imitiert also das Spiel auf einer Gitarre. In Finnland gibt es seit einigen Jahren eine Weltmeisterschaft im Luftgitarrespielen.

Silent/Traveller Guitar

Silent Guitar und Traveller Guitar sind die Markennamen von korpuslosen Gitarren die sich wie eine Konzert- oder eine Folk-/Westerngitarre spielen. Durch den fehlenden Resonanzkörper sind sie wesentlich leiser, aber auch kompakter als andere Gitarren. Der Ton kann darüber hinaus auch elektrisch abgenommen und verstärkt werden.

Simulation / Synthesizer

Die Firma Roland, schafte es als erste, durch einen speziellen Tonabnehmer für Stahlsaiten und geeigneten Softwaremodellen, verschiedenste Gitarrentypen, Formen, Bauarten, Stimmungen usw. zu simulieren. Auch konnten die Saitenschwingungen zur Klangsynthese weiterverwendet werden. Line 6 entwickelt mit der Variax als erste Firma eine Gitarre, die per Knopfdruck unterschiedliche Gitarrenmodelle simuliert.

Varianten

Spieltechniken

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Spieltechniken, die mit der Greifhand oder der Schlaghand ausgeführt werden. In seltenen Fällen, werden einige Techniken in der Praxis auch mit beiden Händen angewendet.

Schlaghandtechniken

  • Zupfen: Beim Zupfen werden einzelne Saiten mit den Fingern gezupft (angerissen) bzw. mit dem Plektrum angeschlagen. Dies kann auch in Kombination von Plektrum und Fingern erfolgen. Auf diese Weise ist auch ein mehrstimmiges Melodiespiel möglich.
  • Schlagen: Beim Schlagen werden mehrere Saiten gleichzeitig angeschlagen. Dies kann mit einem einzigem oder mehreren Fingern und/oder mit einem Plektrum erfolgen. So lassen sich auch Akkorde spielen.
  • Rasgueado: Alle vier Finger (außer dem Daumen) schlagen in schneller Folge über die Saiten.
  • Two-Hand-Tapping
  • Palm-Muted: Man dämpft mit dem Handballen die Saiten ab, um beim Anschlagen einen dumpfen Ton zu erzeugen.
  • Apoyando: angelegter Anschlag, bei dem der Finger nach dem Anschlagen einer Saite an die nächste angelegt wird
  • Golpe: Schlagen mit den Fingern auf die Decke der Gitarre

Greifhandtechniken

  • Vibrato: Der greifende Finger wird leicht hin und her bewegt. Dadurch ändert sich die Tonhöhe in einer leichten Schwingung.
  • Flageolet: Ein Finger wird so auf die Saite gelegt, dass er sie in einem bestimmten Verhältnis einteilt. Oft liegen solche Positionen genau über Bundstäben. Es erklingt ein Ton der Obertonreihe, z.B. auf dem 12. Bund (genau in der Mitte der Saite) die Oktave des Tons der leeren Saite.
  • Hammer-On: Auch "Aufschlagbindung" genannt; ein vorher freier Finger drückt eine Saite an einem bestimmten Bund schnell auf das Griffbrett. Dieser Ton erklingt, jedoch etwas leiser, als wäre er angeschlagen worden.
  • Pull-Off: Auch "Abzugsbindung" genannt; ein Finger, der vorher einen Ton gegriffen hat, lässt die Saite schnell los bzw. zupft sie leicht an. Dadurch erklingt der Ton, der an einem tieferen Bund auf dieser Saite gegriffen ist, oder aber der Ton der leeren Saite.
  • Ziehen: Auch Bending genannt. Man greift eine Seite und zieht diese mit dem greifenden Finger senkrecht nach oben.
  • Gleiten: Auch Sliden oder Glissando genannt; der Finger gleitet von einem Bund zu einem anderen, wobei die Saite heruntergedrückt bleibt.
  • Tapping: Beim Tapping wird eine Saite mithilfe eines Fingers oder Plektrums angeschlagen, wobei durch Finger oder Plektrum während des Anschlagens (durch Berühren eines Bundes) ein weiterer Ton erzeugt wird. Hierdurch sind sehr schnelle Tonwechsel spielbar.

Gitarreneffekte

Unter Gitarreneffekten versteht man in der Regel elektronische Schaltungen, die das Gitarrensignal verändern. Hauptsächlich treten sie in Form so genannter Bodentreter oder Pedale auf, aber auch komplexe 19"-Effekt-Prozessoren werden hierbei genutzt. Genutzt werden hier vor allem verzerrende-, Hall- und Modulationseffekte.

Hilfsmittel: Kapodaster, Plektrum, Bottleneck

Bekannte Hersteller von Gitarren (und Verstärkern) sind (in alphabetischer Reihenfolge): Auerswald, Crate, ENGL, ESP, Epiphone, Fender, Framus, Gibson, Gretsch, Hughes & Kettner, Ibanez, Jackson, Line 6, Marshall, Martin Guitar, Mesa Boogie, Matchless, Music Man, Orange, Ovation, Paul Reed Smith, Peavey, Roland, Takamine, Taylor, VOX, Yamaha

Siehe auch: Liste von Gitarristen, Musikinstrument, Leadgitarre, Rhythmusgitarre