Theoretischer Begriff

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Mit Theoretischer Begriff oder auch Theoretischer Term wird in der Wissenschaftstheorie ein Begriff innerhalb der theoretischen Sprache einer empirische Wissenschaft verstanden. Die Analyse der Rolle dieser Begriffe innerhalb von empirischen Theorien und ihre Rückführbarkeit auf Begriffe der Beobachtungsprache, in welcher Beobachtungen notiert werden, brachten wichtige Erkenntnisse für die Wissenschaftstheorie. Die Probleme, welche mit den theoretischen Begriffen verbunden sind, spielten insbesondere für die Entwicklung des Logischen Empirismus hin zur heutigen Analytischen Philosophie eine bedeutende Rolle.

Nichtzurückführbare theoretische Begriffe

Ursprünglich war im Logischen Empirismus z.B. von R. Carnap eine Zweiteilung der wissenschaftlichen Sprache in theoretische Sprache - in welcher die Theorie formuliert ist - und Beobachtungssprache - in welcher die zur Überprüfung der Theorie gemachten Beobachtungsresultate notiert werden - vertreten worden. Dabei wurde zunächst angenommen, dass letztlich alle theoretische Begriffe auf die Beobachtungssprache reduziert werden können. Eines der bedeutendesten Resultate der Wissenschaftstheorie des 20. Jahrhunderts war nun die Entdeckung R. Carnaps und anderer, dass es theoretische Begriffe gibt, bei welchen eine Rückführung auf die Beobachtungssprache nicht möglich ist. Zu diesen Begiffen gehören dispositionale Begriffe (z.b. Begriffe die auf "lich" enden wie z.B. "wasserlöslich"), metrische Begriffe (z.B. "Masse") und auch Begriffe wie "Elektron" und "Wellenfunktion".

Bedeutung

Die Entdeckung, dass es solche nicht in der Beobachtungsprache definierbaren theoretische Begriffe gibt, hatte weitreichende Bedeutung. So wurde dadurch klar, dass das vom Logischen Empirismus aufgestellte Sinnkriterium für wissenschaftliche Theorien in seiner ursprünglichen Form, nach der alle Aussagen einer Theorie prinzipiell direkt überprüfbar sein müssen oder - in einer abgeschwächten Version - wenigstens die darin enhaltenen Begriffe definitorisch auf Begriffe der Beobachtungsprache zurückzuführen sind, nicht haltbar ist. R. Carnap hat daraufhin ein modifiziertes Sinnkriterium für empirische Theorien vorgeschlagen. Demnach sind Aussagen die solche nicht in der Beobachtungssprachen definierbaren theoretische Begriffe enthalten und deswegen nicht direkt überprüft werden können zwar erlaubt, aber nur insofern als diese theoretischen Begriffe eine Voraussagerelevanz haben. D.h. die Theorie muss insgesamt durch die Einführung eines solchen Begriffes mehr prüfbare Voraussagen machen als wenn man diesen Begriff weg liese. Einige analytische Philosophen vertreten nicht zuletzt wegen den nichtreduzierbaren theoretischen Begriffen auch die Meinung, dass das Sinnkriterium - ähnlich wie in K. Poppers kritischen Rationalismus - besser als Abgrenzungskriterium zwischen empirischen Wissenschaften und der Metaphysik aufzufassen sei, ohne letztere grundsätzlich als sinnlos anzusehen. Genauso wie man den theoretischen Begriff "Elektron" in empirischen Theorien sinnvoll verwenden könne, könne man in der Metaphysik auch Begriffe wie z.B. "Das Absolute" sinnvoll diskutieren. Die theoretische Begriffe haben somit stark dazu beigetragen, dass alte metaphysische Fragestellungen, welche im Logischen Empirismus als Scheinprobleme angesehen wurden, heute in der Analytischen Philosphie in modifizierter Form und auf neuer Grundlage wieder diskutiert werden.