Bövinghausen (Dortmund)

Stadtteil von Dortmund
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Bövinghausen ist seit seiner Eingemeindung im Jahr 1928 ein Stadtteil von Dortmund, grenzt im Norden an Castrop-Rauxel, Stadtteil Merklinde, im Osten an Dortmund-Westrich, im Süden an Dortmund-Lütgendortmund und im Westen an Bochum, Stadtteil Gerthe. Er ist zusammen mit Lütgendortmund der westlichste Vorort Dortmunds. Die Postleitzahl ist 44388. Der Ort liegt auf einer Höhe von 88 m ü. NN.

Luftbild Bövinghausens (80er Jahre)
Lage Bövinghausens in Dortmund

Bövinghausen wurde erstmals im Jahr 882 urkundlich erwähnt, hat 5489 gemeldete Einwohner (Stand: 31.12.2005) und umfasst eine Fläche von etwa drei Quadratkilometern. Er ist damit ein relativ kleiner Vorort Dortmunds.

Ein Standort des Tourismus ist das Industriedenkmal Zeche Zollern II/IV, die 1898 eröffnet wurde.

Geschichte

9. Jahrhundert

 
Provinzialstraße (etwa 1900)

Im Heberegister des Klosters Werden aus dem Jahr 882 findet sich die erste urkundliche Erwähnung Bövinghausens: In Throtmanni liber homo Arnoldus VIII denarios solvit (In Dortmund zahlt uns der freie Mann Arnold acht (Silber-)Pfennige. Es heißt weiter In Bövinghausen zahlt Waldger von einer halben Hufe (halbe Hofstelle) 10 Scheffel Roggen und acht Pfennig Heerschilling.

Eine weitere urkundliche Erwähnung findet aufgrund der Eingemeindung zu Castrop im Jahr 890 unter dem Namen bovink husun statt.

19. Jahrhundert

Vor Beginn des 19. Jahrhunderts bestand Bövinghausen lediglich aus ein paar an der von Napoleon erbauten Provinzialstraße gelegenen Bauernhöfen und Bürgerhäusern. Im Jahr 1818 lebten in der Bauernschaft Bövinghausen 147 Personen in 16 Häusern, 1849 waren es 181 Einwohner in 21 Häusern. Verwaltet wurde die Bauernschaft durch das Amt Mengede. In der Gastwirtschaft Provinzialstraße 398 wechselte man die Pferde der Postkutsche.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Kohle-Aufschwung in Bövinghausen als zwischen 1853 und 1855 in der näheren Umgebung insgesamt drei Zechen eröffnet wurden. Ein weiterer wichtiger Faktor für das Einsetzen der Aufschwungs war der Bau der Emschertalbahn 1878.

20. Jahrhundert

 
Zeche Zollern II/IV (Anfang 20. Jh)

Das Dorf erlebte seinen größten Aufschwung jedoch erst am Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Bau der Zeche Zollern II/IV (18981904). Hier besaß man die erste elektrische Fördermaschine der Welt, die auch in den Straßen Bövinghausens für Licht sorgte. Es begann eine Zuwanderungphase – vor allem aus Preußen und Schlesien – in das aufblühende Industriedorf. Die Einwohnerzahl stieg von 531 im Jahr 1895 auf 1124 im Jahr 1900, 1910 waren es bereits 4698, einschließlich der eingemeindeten Einwohner Westrichs. Dies hatte u.a. einen Ausbau des Bahnhofs zu Folge.

In dieser Zeit entstand um die Zeche herum eine Zechensiedlung im Gartenstadtarchitektur-Stil. In den 1920er Jahren wurde eine zweite Siedlung notwendig, die an der Ober- und Unterdelle errichtet wurde. Beide Siedlungen bestehen bis heute. Mitten im 1. Weltkrieg, am 5. September 1915 wurde die neu errichtete katholische Jugendstilkirche eingeweiht, woraufhin eine große Gemeinde entstand. Nach langem Tauziehen wurde Bövinghausen im Jahr 1928 schließlich nach Dortmund eingemeindet. Castrop-Rauxel, Bochum und Dortmund hatten allesamt Interesse das blühende Dorf aufzunehmen, die Einwohnerschaft entschied sich jedoch für Dortmund. Allerdings gingen Teile des Ortes an die beiden Nachbarstädte. Die „Dortmunder Zeitung“ Nr. 124 von 1928 veröffentlichte folgenden Text zur Eingemeindung Bövinghausens: Den äußersten Westen des neuen Groß-Dortmund wird der künftige Stadtteil Bövinghausen bilden. Die heutige Landgemeinde leigt auf der Höhe, die die Wasserscheide zwischen Ruhr und Emscher bildet. Nach allen Seiten hin geht der Blick frei in die Runde. Im Osten der Hellweg, die Kühltürme der ‚Zeche Zollern II‘, drei im gleichen Abstand, und der Turm der Kirche in Kirchlinde sind die Grenzpunkte in einem Bilde, das in der Niederung hinter Zechenhalden und Bahndämmen die Häusermassen der inneren Stadt Dortmund zeigt. Der Gradeinteilung eines Lineals gleich, stehen große und kleine schwarze Striche darin: Die Schornsteine der großen Werke.

1954 schließlich wurde die Zeche Zollern II/IV stillgelegt. Am 1. Oktober förderte man den letzten Kohlenwagen zu Tage. 1966 wurden auch die Seilfahrt sowie die Materialförderung eingestellt.

2007–2009 (Umbruch)

 
Großbaustelle B 235

Im Zuge einer Umbruchaktion sind der Rückbau der Provinzialstraße von derzeit vier auf zwei Spuren sowie die gleichzeitige Erneuerung der Gas- und Abwasserleitungen seit Mitte 2006 im Gange. Die geplante Bauzeit beläuft sich auf sieben Monate.

Auf dem brachliegenden Gelände zwischen der Bövinghauser Brücke, dem Bahnhof und dem Rewe-Parkplatz will die Rewe Dortmund gemeinsam mit einem Investor neu bauen. In dem Neubau soll eine Filiale mit Vollsortiment sowie Frischeabteilung Platz finden, wobei die bisherige Rewe-Filiale in dieses Gebäude umziehen soll. Auf demselben Gelände sollen auch eine neue Aldi-Filiale sowie ein Trinkgut-Getränkemarkt entstehen. Um eine bessere Zufahrt zu gewährleisten, soll die Zufahrt durch Teilabriss des Gebäudes Provinzialstraße 387 auf zwei Spuren ausgebaut werden. Um ein größeres Grundstück für das Projekt zu erwerben, laufen derzeit noch Verhandlungen mit der Bahn AG.

Quelle: Ruhr Nachrichten, 8. November 2006

Bevölkerung

Bövinghausen ist reich an unterschiedlichen Nationalitäten, den größten Teil jedoch bilden Einwohner deutscher Nationalität, danach Türken, Polen und Sinti. Der Ausländeranteil ist im Vergleich zu anderen Regionen des Stadtbezirks Lütgendortmund relativ hoch.

Die Sozialstruktur ist durch einen hohen Anteil von Familien mit geringeren Einkünften und Sozialhilfeempfängern geprägt. Unterschiedliche Bevölkerungsgruppen grenzen sich räumlich und gesellschaftlich ab, was zu einer gewissen Ghettoisierung führt. Integrationsbemühungen verliefen bisher erfolgslos.

Infrastruktur

 
Der "Hafenzubringer"

Straßen

Bövinghausen liegt an der vierspurigen B 235 (Provinzialstraße), welche gen Norden nach Castrop-Rauxel, gen Süden nach Dortmund-Lütgendortmund und Bochum-Langendreer führt. Im Oktober 2006 begannen die Umbauarbeiten an der Provinzialstraße von der Stadtgrenze Castrop-Rauxels bis Hausnummer 309. Im Zuge des Umbruchs 2007–2009 wird die Provinzialstraße derzeit umgestaltet.

Die nächsten Autobahnanschlussstellen gehören zur A 45 zwischen Kirchlinde und Marten bzw. zur A 40, die später zur B 1 wird, in Lütgendortmund. Die schnellste Verbindung in die Innenstadt bietet sich durch letztere Anschlussstelle an die A 40 bzw. durch die Verbindungsstraße OWIIIa (umgangssprachlich „Hafenzubringer“ oder „Tangente“) in Kirchlinde.

Öffentliche Verkehrsmittel

 
Wartehäuschen am Bahnhof

Der Vorort besitzt des Weiteren sechs Bushaltestellen, die von drei Linien (378, 20-Minuten-Taktung, Bogestra; 462 / NE9, 20-Minuten-Taktung / täglich, DSW21) bedient werden, sowie einen Bahnhof der Deutschen Bahn AG, an dem die Regionalbahn der Linie 43 (Emschertalbahn) stündlich verkehrt und Bövinghausen in eine Richtung mit dem Stadtzentrum und in die andere u. a. mit Castrop-Rauxel, Wanne-Eickel und Dorsten verbindet. In Planung ist seit Jahren die Weiterführung der S-Bahn-Linie 4 aus Dortmund-Lütgendortmund über Bövinghausen nach Castrop-Rauxel, die eine viel schnellere Verbindung u. a. nach Dortmund (Zentrum), Castrop-Rauxel und Unna böte. Am Bahnhof befindet sich ein Taxistand.

Wirtschaft

 
Förderturm der Zeche Zollern II/IV

Während der zentral gelegene Teil Bövinghausens eher städtisch geprägt ist, hat der westliche Teil landwirtschaftliche Facetten mit mehreren landwirtschaftlichen Betrieben sowie Reithöfen.

Tourismus

 
Hotel Commerz an der B 235

Der wohl wichtigste touristische Ort ist das Industriedenkmal Zeche Zollern II/IV an der Grubenstraße, die 1898 eröffnet wurde. Sie ist eine wichtige Station auf der Route der Industriekultur.

Einen wichtigen Faktor für den Tourismus spielt auch das 1980 erbaute und 1991 erweiterte Hotel Commerz, welches mit drei Sternen ausgezeichnet ist und im Zentrum direkt an der B 235 liegt. Es verfügt über 69 Zimmer, unterteilt in die Klassen „Komfort“, „Business“ und „Economy“.

Sehenswürdigkeiten

 
Eingang der Maschinenhalle der Zeche Zollern II/IV

Herausragendes Erbe in Bövinghausen ist die Zeche Zollern, die mit ihrem Jugendstil-Eingangsbereich und der marmornen Elektromaschinenhalle einzigartig im deutschen Kohlebergbau ist. Diese frühere Zeche ist heute ein Industriemuseum, wie es in Dortmund sonst nur noch das Hoesch-Museum gibt, in Essen die Villa Hügel und in Bochum das Bergbaumuseum. Der buntverglaste Eingang zur Fördermaschinenhalle führt heutzutage in eine Veranstaltungshalle für kulturelle Ereignisse. U.v.a. spielte der französische Jazz-Pianist Jacques Loussier im Rahmen des Klavierfestivals Ruhr mit seiner Combo in der Maschinenhalle.

Ebenfalls interessant für Besucher ist der Reitverein Dortmund-West, der im Westen Bövinghausens mehrmals jährlich große Turniere veranstaltet.

Direkt an der Nordgrenze von Bövinghausen zu Castrop-Rauxel liegt in einem Hinterhof die Clubanlage des Modelleisenbahnvereins Castrop-Rauxel im Obergeschoss eines ehemaligen Gewerbebetriebs. Sie ist eine der größten Modelleisenbahnen im Ruhrgebiet, die gelegentlich an Clubtagen gegen eine kleine Eintrittsgebühr zu besichtigen ist.

Direkt an Bövinghausen vorbei führt auch der ehemals geplante „Neue Hellweg“ (zur Entlastung des Ruhrschnellwegs gedacht), dessen Trassenführung die B 235 (Provinzialstraße) quert. Er endet östlich von Bövinghausen neben einer seit nahezu 30 Jahren ungenutzten sogenannten „Soda-Brücke“.

Händler und Lokale

Bövinghausen verfügt über Filialen von Rewe, Schlecker, Edeka, Aldi (liegt formell bereits in Castrop-Rauxel), Kik, eine Post-Filialstelle, eine Sparkassen-Filiale, eine Volksbank-Filiale (nur Geldautomat), zwei Getränkefachhändler, drei Spielstuben, einem Quelle-Shop, ein Comic-Fachgeschäft, ein Möbelkaufhaus, ein Matratzenfachgeschäft, Schreibwarenläden mit Lotto-Annahmestelle, Bäckereien, Apotheken, Reisebüros sowie diverse andere Kleinhändler, Imbiss-Stuben und Gaststätten.

Kultur

 
Warteschlange des 3. Ruhrmarathons in Bövinghausen

Bövinghausen besitzt eine evangelische – gegründet 1911 – sowie katholische Kirchengemeinde.

Ein weiteres kulturelles Highlight der letzten drei Jahre war der Ruhrmarathon, dessen erstes Halbmarathon-Ziel die Zeche Zollern II/IV war. In den beiden Folgejahren war das benachbarte Dortmund-Lütgendortmund Startort des Marathons. Tausende Teilnehmer standen jedoch bis nach Bövinghausen. Der Marathon fand in einem jährlichen Zyklus statt.

Auf dem Gelände des ehemaligen Marktplatzes in der Nähe des Bahnhofs befindet sich heute das gestiftete Bürgerhaus Bövinghausen, welches für diverse Veranstaltung genutzt wird und angemietet werden kann.

Des Weiteren hat sich das Kolpingwerk, welches mit der lokalen katholischen Gemeinde eng verknüpft ist, in Bövinghausen angesiedelt.

Vereine und Clubs

Im Süden des Stadtteils liegt der Fußballplatz des örtlichen Ballvereins TuS Bövinghausen '04. Der Verein besitzt seit seiner Gründung 1904 außerdem eine Taekwondo-Abteilung. Das Training findet in der Sporthalle der Freiligrath-Grundschule im Zentrum Bövinghausens statt.

Im äußersten Norden an der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel liegt die etwa 23.633 m² große Anlage des Kleingartenvereins „Bergmannsruh“ mit rund 43 Gärten. Im Westen, direkt neben dem Stemmkewald, befindet sich die Kleingartenanlage ,,Auf der Kuhle" mit einer Gesamtfläche von 25.799 m² und 34 Gärten.

Regelmäßige Veranstaltungen

Der Geierabend findet jedes Jahr zwischen Januar und Februar statt und zählt zu den beliebtesten und erfolgreichsten Comedyvorstellungen im Ruhrgebiet.

Natur

 
Stemmkewald

Die räumliche Lage zeichnet sich dadurch aus, dass Bövinghausen von vielen Grünflächen umgeben ist. Im Zentrum Bövinghausens nahe des Bahnhofs beginnt sich der Dortmunder Volksgarten zu erstrecken. Westlich des Ortes erstreckt sich das Naturschutzgebiet des Stemmkewalds, welcher sich bis zum Bochumer Ruhrpark erstreckt, umrandet von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Hier fließt der Ölbach. Die Stemmke ist ein reiner Laubwald, in dem größtenteils Buchen und vereinzelnd Eichen wachsen.

Schule und Bildung

 
Marienborn-Grundschule

In Bövinghausen befinden sich zwei Grundschulen sowie eine Hauptschule. Die katholische Marienborn-Grundschule teilt sich mit der öffentlichen Freiligrath-Grundschule ein Gelände im Zentrum Bövinghausens. Die Hauptschule, die mittlerweile durch die Hauptschule Kirchlinde verwaltet wird, liegt im Westen Bövinghausens an der Grenze zu Bochum und Castrop-Rauxel. Benachbart wird sie von der Kindertagesstätte "Kita Kunterbunt". Die evangelische sowie die katholische Kirchengemeinde Bövinghausen unterhalten des Weiteren eigene Kindergärten. Seit 2005 findet sich im Zentrum Bövinghausens außerdem auch eine Fahrschule.

Gymnasiale Schüler besuchen meist das Bert-Brecht-Gymnasium in Dortmund-Kirchlinde oder das Adalbert-Stifter-Gymnasium in Castrop-Rauxel. Realschüler besuchen die Droste-Hülshoff-Realschule, die ebenfalls in Dortmund-Kirchlinde liegt. Gesamtschülern steht die Heinrich-Böll-Gesamtschule in Dortmund-Lütgendortmund zur Verfügung, welche außerdem eine Niederlassung der Stadt- und Landesbibliothek besitzt.

Persönlichkeiten

Literatur

Impressionen

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