Heinrich Galm

deutscher Politiker und Gewerkschafter
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Heinrich Galm (* 23. Oktober 1895 in Seligenstadt/Main; † 30. Oktober 1984) war ein deutscher Politiker und Gewerkschafter; während der Weimarer Zeit und in den Jahren nach 1945 war Galm eine der prägenden Persönlichkeiten der Kommunalpolitik in Offenbach.

Leben

Der gelernte Sattler schloss sich schon zu Beginn seiner Lehrzeit der Gewerkschaft und der sozialdemokratischen Arbeiterjugendbewegung an, deren Offenbacher Ortsgruppe ab 1914 vorstand. Galm war von 1916 bis 1918 Soldat im Ersten Weltkrieg und schloss sich 1917 der USPD und 1920 der KPD an. Er betätigte sich als Gewerkschaftssekretär und war seit 1922 Bevollmächtigter des Sattler- Tapezierer- und Portfeuiller-Verbandes für Offenbach und Umgebung, welche in der von der Lederindustrie geprägten Stadt die wichtigste Gewerkschaft war und wurde im selben Jahr Vorsitzender der KPD-Ortsgruppe Offenbach. Von 1924 bis 1933 war er Mitglied des hessischen Landtages und ab 1927 ZK-Kandidat. Weiterhin war Galm in dieser Zeit auch Mitglied des Offenbacher Kommunalparlaments.

Galm, der zum „rechten“ Parteiflügel um August Thalheimer und Heinrich Brandler gehörte und schon 1924/25 die seiner Meinung nach „ultralinke“ Gewerkschaftspolitik der Parteiführung kritisiert hatte, verstärkte 1928 seine Opposition gegen die "Stalinisierung" der KPD. Im Oktober 1928 beantragte er gemeinsam mit Erich Hausen im ZK die Ablösung und den Parteiausschluss Thälmanns wegen der Wittorf-Affäre woraufhin er Anfang 1929 selber aus der KPD ausgeschlossen wurde. Heinrich Galm war Mitbegründer und Mitglied der erweitertender Reichsleitung der KPO, ein Großteil der Offenbacher KPD folgte dem beliebten Galm in die neue Organisation. Auch rief er in dieser Zeit die lokale Wochenzeitung Volksrecht ins Leben, welche bis 1933 sein Sprachrohr war. 1932 wechselte er (wiederum mit den meisten örtlichen Parteimitgliedern) zur SAPD, deren Parteivorstand er angehörte; Galm war der einzige auf einer KPO- (1931) beziehungsweise SAPD-Liste (1932) gewählte Landtagsabgeordnete der Weimarer Zeit.

Nach der Machtübernahme der NSDAP 1933 wurde Galm mehrfach festgenommen und für längere Zeiträume inhaftiert, so beispielsweise im KZ Osthofen, das letzte Mal im Juli 1944.

Nach 1945 gründete Heinrich Galm die stark auf seine Person zugeschnittene Arbeiterpartei (AP), welche jedoch nur auf örtlicher Ebene Bedeutung erlangte und die Galm bis zu ihrer Auflösung und seinem Wechsel zur SPD im Jahre 1954 im Offenbacher Stadtparlament vertrat. Von 1956 bis 1968 amtierte er als ehrenamtlicher Stadtrat und war von 1953 bis 1973 beruflich bei der Frankfurter Rundschau tätig.

Literatur

  • Werner Fuchs-Heinritz, (zusammen mit B. Klemm): Heinrich Galm, Ich war halt immer ein Rebell. Politische Erinnerungen von H. und M. Galm, zusammengestellt nach Gesprächen. Nachwort von A. Mirkes. Offenbach a.M. (Saalbau) 1980
  • Bernd Klemm: Die Arbeiterpartei (Sozialistische Einheitspartei) Hessen 1945-1954. Entstehungsbedingungen, Geschichte und Programmatik einer 3. deutschen Arbeiterpartei nach dem Zweiten Weltkrieg. Hannover 1980 (SOAK) ISBN 3-88209-031-6