Virginia Woolf

britische Schriftstellerin
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. August 2004 um 01:14 Uhr durch ArtMechanic (Diskussion | Beiträge) (Kategorien). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Adeline Virginia Woolf (geb. Stephen), Schriftstellerin und Idol der Frauenbewegung ihrer Zeit, wurde am 25. Januar 1882 in London geboren und starb am 28. März 1941 durch Selbsttötung.

Bild der jungen Virginia

Charakter

Virginia Woolf entstammte einer wohlhabenden Intellektuellen-Familie, die zahllose Kontakte zu Literaten hatte. Ihre schriftstellerische Karriere begann relativ spät, doch Ende der zwanziger Jahre war sie eine berühmte Autorin. In ihren letzten Lebensjahren geriet sie in eine abgrundtiefe Verzweiflung, gegen die sie lange ankämpfte. 1941, im zweiten Kriegsjahr, ertrug sie es nicht länger und ertränkte sich, 59 Jahre alt, im Fluss Ouse. Der Name Virginia Woolf ruft heute schon fast stereotype Assoziationen hervor, seit sie mit ihrem Essay "Ein Zimmer für sich allein" und durch das Poster mit ihrem Jugendbildnis zu einer Kultfigur der neuen Frauenbewegung wurde. Ihre melancholische Schönheit, ihr Wahnsinn und ihr Selbstmord umgeben sie mit einer düster-romantischen Aura. Die Nachtseiten ihres Lebens waren sehr real. Sie hatten ihren Ursprung in der Hölle einer viktorianischen Kindheit, im jahrelangen sexuellen Mißbrauch Virginias durch ihre Halbbrüder, der dazu führte, dass sie ihren Körper ablehnte, ihre Schönheit niemals selbst empfinden konnte und ihr Leben lang immer wieder von seelischen Zusammenbrüchen erschüttert wurde. Aber diese Frau, eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen, Kritikerinnen und feministischen Denkerinnen der Moderne, war nicht nur jene tragische und hinfällige "Lady of Bloomsbury," als die sie oft gesehen wird: Im Gespräch war sie ungemein witzig, konnte aber auch geradezu teuflisch boshaft sein. Mit Kindern allerdings ging sie wunderbar um; sie nahm sie ernst und behandelte sie wie ihresgleichen. Sie hatte, wie sie selbst zugab, eine snobistische Schwäche für die Damen der Aristokratie, und sie liebte Reisen, Parties und Klatsch. Ihr Liebesverhältnis zu Vita Sackville-West erregte zu dieser Zeit die Öffentlichkeit. – Bei alledem war sie eine immens fleißige und disziplinierte Arbeiterin, der das Schreiben lebensnotwendig war, und sie tötete sich, als ihre Verzweiflung auch durch die Magie der Sprache nicht mehr zu bannen war.

Biographie

1882, 25. Januar: Adeline Virginia Stephen wird als drittes Kind des angesehenen Biographen und Kritikers Leslie Stephen und seiner Frau Julia (geb. Jackson, geschiedene Ducksworth) in London geboren. Da beide Elternteile zuvor schon einmal verheiratet waren, wächst sie als zweitjüngstes von insgesamt acht Geschwistern und Halbgeschwistern auf. In ihrer Kindheit wird sie sexuell mißbraucht, vermutlich von einem ihrer Halbbrüder.

Stephen besucht keine Schule, hat aber Zugang zur großen Bibliothek ihres Vaters und äußert früh den Wunsch, Schriftstellerin zu werden.

1895, 5. Mai: Der Tod ihrer Mutter löst ihren ersten psychischen Zusammenbruch aus.

1904, 22. Februar: Der inzwischen geadelte Vater Sir Leslie Stephen stirbt an Krebs. Sommer: Stephens zweiter Zusammenbruch zieht sich bis Ende des Jahres hin.

Sie ist Mitglied der "Bloomsbury Group", eines bekannten Zirkels von Literaten, Malern, Verlegern, Kritikern und Wissenschaftlern, zu denen auch der Ökonom John Maynard Keynes (1883-1946) zählt.

1905: Sie beginnt, für verschiedene Zeitungen Buchrezensionen und Artikel zu schreiben. Ihre Autorenschaft für das renommierte "Times Literary Supplement" dauert bis zu ihrem Tod an.

1912, März/April: Nach einem Heiratsantrag des Schriftstellers und Journalisten Leonard W. Woolf (1880-1969) erkrankt Stephen erneut psychisch. 10. August: Sie heiratet Woolf. September: Virginia Woolf unternimmt einen Suizidversuch.

1915:Umzug nach Richmond bei London. März: Woolfs erster von zahlreichen Romanen "The Voyage Out" (Die Fahrt hinaus), an dem sie seit 1907 gearbeitet hat, erscheint. Der Schwerpunkt des Werks liegt auf der psychologischen Entwicklung einer jungen Frau während einer Südamerikareise. Dieser wohl konventionellste ihrer Romane wird von Presse und Öffentlichkeit positiv aufgenommen. In all ihren literarischen Werken will Woolf die Psyche des Menschen ergründen und sieht es als die Aufgabe von Literatur an, die zerrissene Wirklichkeitserfahrung der Menschen in der Moderne auszudrücken.

1917: Woolf und ihr Ehemann gründen einen eigenen Verlag, "The Hogarth Press", der sich auf moderne Romane aus England und den USA und Romane aus Russland spezialisierte.. Als erstes Werk verlegen sie "Two Stories", das je eine Geschichte der Ehepartner enthält. Alle 17 weiteren literarischen Werke Virginia Woolfs erscheinen in diesem Verlag, ebenso Romane von T. S. Eliot und anderen. Neben ihren Romanen schrieb sie auch mehrere Tagebücher, Erzählungen und Essays.

1919: Umzug nach Rodmell (Sussex).

1922: Im selben Jahr wie James Joyces Roman "Ulysses" erscheint Woolfs "Jacob's Room" (Jakobs Raum). Der Protagonist trägt viele Züge ihres verstorbenen Bruders Thoby. Beide Romane arbeiten mit der neuen Technik des inneren Monologs.

1925, Mai: Der Roman "Mrs. Dalloway" wird veröffentlicht. Die ständig durch Erinnerungen der Titelfigur unterbrochene Handlung beschränkt sich, wie häufig bei Woolf, auf einen Tag.

1927, Mai: Woolf publiziert "To the Lighthouse" (Die Fahrt zum Leuchtturm), eine literarische Auseinandersetzung mit ihren Kindheitserinnerungen.

1928, Oktober: Veröffentlichung von "Orlando. A Biography" (Orlando. Geschichte eines Lebens). Diesen humorvollsten Roman schrieb Woolf für ihre Geliebte Vita Sackville-West (1892-1962).

1929, Oktober: "A Room Of One's Own" (Ein Zimmer für sich allein) erscheint, ein feministisches Essay, das zu einem der meistzitierten Texte der neuen Frauenbewegung wird.

1931, Oktober: Erscheinen des Romans "The Waves" (Die Wellen). Die inneren Monologe von sechs Personen werden miteinander verknüpft, die äußere Handlung tritt fast völlig zurück. Das Werk ist eine konsequente Fortsetzung der literarischen Experimente Woolfs aus den zwanziger Jahren.

1936, April-Oktober: Nach der Fertigstellung von "The Years" (Die Jahre) erkrankt Woolf erneut psychisch.

1937, März: Veröffentlichung von "The Years", einer Auseinandersetzung mit dem Zeitempfinden von Menschen.

1938, Juni: "Three Guineas" (Drei Guineen) erscheint, eine bis heute umstrittene feministische Schrift, in der Woolf kurz vor dem Zweiten Weltkrieg die patriarchalische Gesellschaftsform mit Militarismus, Faschismus und Krieg verknüpft.

1941, 28. März: Virginia Woolf stirbt durch Freitod im Fluss Ouse bei Lewes in Sussex. 21. April: Nach dem Auffinden ihrer Leiche wird Woolf eingeäschert.

Postum wird ihr fast fertiggestellter Roman "Between the Acts" (Zwischen den Akten) veröffentlicht, der sich wieder mit dem Bewusstsein einer Gruppe von Menschen auseinandersetzt.

Romane

Zitate

  • Ihr Lachen war hinreißend, ein unerhörtes Lachen, fast wie das eines Kindes. Jauchzendes Lachen, wenn etwas sie amüsierte. (Virginia Woolf, Between the Acts)
  • Wenn du nicht da bist, verschwindet die Farbe aus dem Leben, wie Wasser aus einem Schwamm; und ich existiere nur noch, trocken und staubig. (Virginia Woolf an ihre Schwester Vanessa Bell)
  • Ethels neuer Hund ist tot. Die Wahrheit ist, kein Hund kann die Anstrengung aushalten, mit Ethel zu leben. (Virginia Woolf an Vita Sackville West über die Komponistin Ethel Smyth)
  • Manchmal denke ich, der Himmel besteht aus ununterbrochenem, niemals ermüdendem Lesen. (Virginia Woolf an Ethel Smyth)
  • Es scheint mir ganz unmöglich, Hosen zu tragen. (Virginia Woolf, 1917)