Myrre bzw. Myrrhe (semitisch murr = "bitter") ist das Harz des Commiphora myrrha-Baumes (siehe Balsambaumgewächse).

Das getrocknete, gelb-braune Harzgranulat wird seit Jahrtausenden vor allem in Jemen, Äthiopien, Sudan und Somalia verwendet.
Als Tinctura Myrrhae hat die Myrrhe heute pharmazeutische Bedeutung bei oralen Entzündungen. Sie wirkt auf der Haut desinfizierend, zusammenziehend und fördert die Narbenbildung. Innerlich angewendet wird sie bei Bronchitis und bei Darminfektionen. Die Anwendung erfolgt durch Zerkauen (bitterer Geschmack).
In der griechischen Mythologie wurde Smyrna, die Tochter des Priesters und Königs Kinyras von Zypern von ihrem Vater schwanger. Bei der Geburt ihres Kindes, dem Adonis, verwandelte sie sich in einen Myrrhe-Baum. (Smyrna ist das griechische Wort für Myrrhe).
Die Ägypter nutzten vor 3000 Jahren Myrrhe zur Einbalsamierung.
Im Judentum gehörten Myrrhe und Aloe zur ordnungsgemäßen Bestattung des Leichnams, aber auch als Bestandteil bei kultischen Salbungen (griechisch: "Χριστός", latinisiert "Christus" - hebräisch: "Messias" bedeutet "der Gesalbte")
Myrrhe wird auch als Räucherwerk verbrannt, ähnlich wie Weihrauch.
Das Neue Testament berichtet,
- die Weisen aus dem Orient (so genannte Heilige Drei Könige) führten als Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe mit (siehe Matthäusevangelium Kapitel 2, Vers 11). Diese achtungsbezeugenden Gaben waren seinerzeit sehr wertvoll.
- bei der Kreuzigung wurde Jesus mit Myrrhe vermischter Wein angeboten (zur Betäubung), den er jedoch ablehnte.
- bei der Grablegung Jesu spendete der Pharisäer Nikodemus hundert Pfund Aloe und Myrrhe (Johannesevangelium Kapitel 19, Vers 39).
Parfümerie: Myrrhe (Commiphora myrrha) und Opoponax (Commiphora erythraea var.glabrescens) zeichnen sich durch einen sehr schönen, naturhaften, warmen, leicht würzig-süssen Duft von balsamischer Feinheit aus und werden gerne in der Parfümerie eingesetzt. Während das Harz eher als fixierende Komponente verwendet wird, wirkt das durch Wasserdampfdestillation gewonnene Öl bereits in der Kopfnote.
Literatur
- Massoud A, El Sisi S, Salama O, Massoud A, 2001: Preliminary study of therapeutic efficacy of a new fasciolicidal drug derived from Commiphora molmol (myrrh). Am J Trop Med Hyg 65: 96–99.
- Dalby, Andrew (2000), Dangerous Tastes: the story of spices, London: British Museum Press, ISBN 0714127205, pp. 107-122