Projektil

von einer Schusswaffe abgeschossenes Geschoss
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Projektile (lat.:"proicere" = 'werfen, vor sich werfen') sind die von Schusswaffen abgeschossenen Objekte. Verallgemeinert spricht man auch von Schusskörper oder Geschoss (österr. Geschoß).

Revolverpatrone nebst Projektilen
Projektile 9mm P8 oder UZI/MP2, 7,62mm G3 oder MG3 /deutlich sind die Spuren des Laufes zu erkennen
Bleiprojektil eines modernen SMG (vermutlich USA)

Projektilarten

Allgemeines

In der Anfangszeit der Feuerwaffen wurden Eisen-, Blei- und steinerne Kugeln verschossen. Heutige Projektile bestehen entweder aus Stahl, Blei, Kupfer, enthalten abgereichertes Uran, Wolfram oder beziehen ihre Wirksamkeit nicht aus der kinetischen Energie, sondern aus ihrer explosiven Füllung. Ein Beispiel hierfür sind Gewehrgranaten (mit Sprengstoff gefüllte Projektile).

Form

Auch die heutige Form der Projektile hat nicht mehr viel mit den damaligen Kugeln gemein. Ein modernes Projektil besitzt meist eine zylindrische Form mit meist spitz zulaufendem Frontteil und einem sich wiederum leicht verjüngenden Ende. Es erhält im Lauf einen Drall um es im Flug zu stabilisieren.

Je nach Form der Spitze wird das Projektil als spitz, halbspitz oder rund bezeichnet, außerdem existieren noch einige Sonderformen: Hohlspitzgeschosse besitzen eine konkave Spitze, was beim Aufprall zu einer stärkeren Deformation und somit auch stärkeren Wirkung im Ziel führt (aus diesem Grund wird sie oft mit Teilmantelgeschossen verwechselt oder gleichgesetzt). Flachkopfgeschosse sind Geschosse mit einem abgeflachten Kopf. Sie werden besonders für Waffen mit Röhrenmagazin benötigt, um zu verhindern, dass die Spitze einer Patrone zu starken Druck auf das Zündhütchen der vor ihr gelagerten Patrone ausübt und somit die Patronen im Magazin zündet. Heute existieren Geschosse mit fast allen möglichen Kombinationen von Geschossform und Mantelkonstruktion.

Mantel- und Vollgeschosse

Bei Geschossen für Handfeuerwaffen unterscheidet man zwischen Vollmantel (Tombakmantel schließt die Spitze komplett ein und ist meistens am Boden offen), Vollgeschoss (z. B. Bleigeschoss oder Solidgeschoss) und Teilmantelgeschosse (Tombakmantel ist oben offen und am Boden geschlossen).

Die Teilmantelgeschosse nehmen den größten Anteil der auf dem Markt befindlichen Geschosse ein. Die meisten Jagdgeschosse sind Teilmantelgeschosse z. B. RWS Kegelspitz (KS), Doppelkern (DK) oder Norma PPC Oryx oder Plastikspitz, da durch den vorne offenen Mantel eine Zerlegung des Geschosses beim Eindringen in das Wild gewährleistet wird. Damit wird die Geschossenergie auf das Ziel übertragen und der Wundkanal vergrößert. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Wild tödlich getroffen wird, erhöht sich somit. Vollmantelgeschosse hingegen haben eine höhere Durchschlagsleistung und hinterlassen einen glatten Wundkanal. Diese höhere Durschlagsleistung wird meist im militärischen Bereich genutzt, Teilmantelgeschoße sind laut Genfer Konvention im Militärischen Bereich(aufgrund der höheren Tötungswirkung) verboten. Die Geschosse der Armeen bestehen aus Vollmantelgeschossen, teils werden diese mit Urankern versehen um die Durschlagskraft auf gepanzertes Material massiv zu erhöhen.

Kaliber

Den Durchmesser des Projektils bezeichnet man als Kaliber. Zu beobachten ist, dass der heutige Trend in Richtung kleinere Kaliber geht, um sowohl Gewicht als auch Platzbedarf einzusparen. So hatten Vorderlader Projektile mit einem Kaliber von 9 mm aufwärts, während die heutige militärische Standardgewehrpatrone der NATO ein Projektil mit einem Durchmesser von 5,56 mm (.222 REM) verwendet. Dies ist ohne Einbußen in Treffergenauigkeit und Durchschlagskraft möglich geworden, da heutige Treibmittel eine wesentlich größere Schubkraft erzeugen als das traditionell verwendete Schieß- / Schwarzpulver. Sie beschleunigen die Projektile auf viel höhere Geschwindigkeiten als früher technisch möglich war.

So erreicht das Projektil der oben genannten 5,56x45mm-Patrone eine Mündungsgeschwindigkeit (v0) von ca. 920 Meter pro Sekunde - also fast dreifache Schallgeschwindigkeit. (v1 bezeichnet die maximale Geschwindigkeit des Projektils und wird standardisiert 1 m vor der Mündung des Laufs gemessen)

Tabelle für Projektilabkürzungen

Abkürzung original
Bezeichnung
deutsche
Bezeichnung
Bild
WC Wad Cutter Flachkopfgeschoss  
SWC Semi Wad Cutter Teilflachkopfgeschoss  
FMJ Full Metal Jacket Vollmantelgeschoss  
HP Hollow Point Hohlspitzgeschoss  
JHP Jacketed Hollow Point Ummanteltes Hohlspitzgeschoss  
JFP Jacketed Flat Point Teilmantel Flachkopfgeschoss  

Tabelle von Projektilgeschwindigkeiten

Projektil V0
Softairkugel 6mm BB 101 m/s
Luftgewehrkugel 4,5mm 90-360 m/s
Kleinkaliberkugel 5,6mm (.22) 290-340 m/s
9x19 mm (Pistole) 340 m/s
7,62x51 mm (MG&G3)(.308WIN) 800 m/s
12,7x99 mm (schweres MG) 800 m/s
5,56x45 mm (G36) 920 m/s
125x1400 mm (Panzer) 1700 m/s

Energie von Projektilen

Die kinetische Energie eines Geschosses errechnet sich nach folgender Formel:

 

Dabei wird E (Energie) in Joule angegeben, m (Masse des Projektils) in Kilogramm und V0 (Mündungsgeschwindigkeit des Projektils) in m/s. Der errechnete Energiewert gibt keinerlei Aufschluss über die Wirkung eines Projektils in bestimmter Distanz (Energieverlust auf dem Weg), seine Effektivität bei gepanzerten / ungepanzerten Zielen, seine Mannstoppwirkung usw. Die Energieentwicklung hängt außerdem noch von Faktoren wie der Treibladung der Patrone und Lauflänge der verwendeten Schusswaffe ab.

Hier ist eine kurze Liste der Daten einiger Patronen:

Kaliber Masse des
Projektils
Mündungs-
geschwindigkeit
Mündungs-
energie
4,5mm Luftgewehrkugel ~0,5 g ~90-360 m/s ~7,5 - 32 J
5,6mm Kleinkaliberkugel ~2,2 - 2,6 g ~300-340 m/s ~180 - 220 J
9x19 mm Parabellum ~7,5 g ~340 m/s ~434 J
.45 ACP ~12,0 g ~235 m/s ~331 J
5,56x45 mm NATO (.223 Rem.) ~3,5 g ~1000 m/s ~1.750 J
.308 WIN (Nato, G3) 7,62x51mm ~9-13 g ~700-850 m/s ~2700-3200 J
12,7x99 mm (.50 BMG) ~46,0 g ~800 m/s ~14.720 J

Eine Formel zur näherungsweisen Abschätzung der Durchschlagskraft von Geschossen wurde schon von Isaac Newton entwickelt, siehe auch Panzerformel zur Abschätzung der Durchschlagskraft von Vollmantelgeschossen bei Stahlblech.

Siehe auch