Gräberfeld

Ansammlung beliebiger Gräber in Form von Erdbestattungen
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Unter einem Gräberfeld wird eine Ansammlung beliebiger Gräber verstanden. Es handelt sich in der Regel um Grabhügel, Urnen oder Flachgräber. Der neutrale Begriff findet in der kontinentaleuropäischen Archäologie und anderen Kulturwissenschaften als Alternative zu dem eher christlich gefärbten Ausdruck „Friedhof“ Anwendung.

Gräberfeld während der archäologischen Ausgrabungen mit den, auf dem Boden, angezeichneten Umrissen der einzelnen Grabgruben

Die Anzahl der Bestattungen ist bei der Begriffswahl weniger relevant. Theoretisch kann schon ab drei Gräbern von einem Gräberfeld gesprochen werden, zumal stets damit gerechnet werden muss, dass es durch Erosion, Überbauung oder landwirtschaftliches Umpflügen zum Verlust von Bestattungen gekommen sein kann. Aus diesem Grund ist weiterhin zu beachten, dass auf jedem, auch vollständig erforschten, Gräberfeld oft nur eine Mindestanzahl von Gräbern sicher angegeben werden kann. Zu beachten ist weiterhin, dass ein Gräberfeld nicht unbedingt nur aus Grabbefunden bestehen muss. Weitere Objekte, die in unmittelbarem Zusammenhang mit den Bestattungen stehen oder im Rahmen des Totenrituals eine Rolle spielten (z.B. Bautasteine, Runensteine, Feuerstellen, Totenhütten) oder Menhire), gehören dazu, insofern ihre Gleichzeitigkeit mit dem Bestattungsplatz belegt ist.

Die Belegungsdauer, d.h. die aktive Nutzungszeit eines Gräberfeldes, ist sehr verschieden und kann sich von einer Generation bis über mehrere Kulturen - in Einzelfällen also sogar über mehrere Jahrtausende - erstrecken. Während die Belegungsdauer offensichtlich stärker von demographischen bzw. lokalen Bedingungen unterliegt und weniger kulturspezifisch ist, kann die Platzwahl (z.B. auf Höhenzügen oder in der Nähe wesentlich älterer Grabhügel) durchaus zu den Charakteristika einer Kultur gehören.

Die Gräberfeldanalyse bildet eine wichtige Grundlage der archäologischen Forschung.

Arten

 
Körperbestattung zweier Mädchen in einer Grabgrube (Doppelbestattung)

Der Begriff kann, dem Bestattungsritus entsprechend, in Unterkategorien aufgeteilt werden:

  • Hügelgräberfeld, wenn es sich um überhügelte Bestattungen handelt
  • Körpergräberfeld, wenn es sich ausschließlich um unverbrannte Bestattungen handelt
  • Reihengräberfeld, wenn die Bestatteten einheitlich ausgerichtet liegen
  • Knochenlagerfeld, wenn lediglich gesammelte, bzw. exhumierte Knochen an einem Platz bestattet werden
  • Brandgräberfeld, wenn es sich ausschließlich um verbrannte Bestattungen handelt
  • Brandschüttgräberfeld, wenn die Beisetzung des Leichenbrandes und der Beigaben einem anderen Ort als die Verbrennung stattfindet
  • Brandgrubengräberfeld, wenn die Verbrennung und Beisetzung an ein und der selben Stelle geschieht
  • Urnengräberfeld, wenn die Überreste in Urnen beigesetzt werden. Die Prägnanz dieser Sitte im jungbronzezeitlichen Mitteleuropa verlieh der Kulturerscheinung ihren Namen: Urnenfelderkultur
  • birituelles Gräberfeld (lat. bi, zwei), wenn es sich sowohl um Brand- als auch um Körpergräber handelt

Merowingerzeitliche Gräberfelder

Gräberfelder folgen in der Auswahl ihrer Areale gewissen Mustern oder zeigen regionale Gemeinsamkeiten. So wurden Gräberfelder in fränkischen und alamannischen Gebieten der Merowingerzeit bevorzugt auf einem leicht ansteigenden Gelände oberhalb der zugehörigen Ansiedlung, mit einem möglichst weiten Ausblick und direktem Blickkontakt auf die Höfe, angelegt. In ebenen Gebieten war dagegen eine räumliche Nähe zu den Höfen bevorzugt. Gelegentlich ändern ganze Körpergräbergruppen einer Periode ihre geographische Ausrichtung gegenüber früheren Bestattungen, was durch Änderungen in den religiöse Vorstellungen oder Moden erklärbar wäre. Eine häufig anzutreffende Ausrichtung der Gräber ist in Ost-West-Richtung, der Kopf des Verstorbenen im Westen mit Blick zur aufgehende Sonne im Osten[1].

siehe auch

Cillin, Nekropole, Hügelgrab

Einzelnachweise

  1. Zur alamannischen Siedlungsgeschichte des 3.-7. Jahrhunderts. In: Wolfgang Hübner (Hrsg.): Die Alamannen in der Frühzeit Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Freiburg/Br. Nr.34, 1974, S.47ff