Chloralose-Vergiftung

Vergiftung
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Die Chloralose-Vergiftung ist eine vor allem bei Haushunden und Hauskatzen auftretende Intoxikation durch die Aufnahme des als Gift gegen Schadnager eingesezten Wirkstoffs α-Chloralose.

Chloralose und sein Metabolit Trichlorethanol unterdrücken das Zentralnervensystem und hier vor allem die Formatio reticularis und steigern die Rückenmarksreflexe. Dadurch kommt es zu schwerer Untertemperatur und stark gesteigerten Reflexen. Die Aufnahme erfolfgt entweder direkt mit den Giftködern oder indirekt über an diesem Gift verendetete Nagetiere. Tödliche Vergiftungen können bei Katzen bereits ab 100 mg/kg Körpergewicht, bei Hunden ab 600 mg/kg auftreten.[1] Damit können bereits 10 g Giftköder (etwa ein Teelöffel) oder eine verendete Maus einen tödlichen Verlauf bei einer Katze hervorrufen.[2]

Vergiftungserscheinungen treten 30 Minuten bis vier Stunden nach der Aufnahme auf. Es kommt zu starken Beeinträchtigungen des Nervensystems (Somnolenz, Koma, Muskelzittern, Krämpfe, Ataxie), Untertemperatur und zu stark gesteigerten Reflexen bei minimalen Reizen. Bei Hunden kommt es häufig zu starkem Speichelfluss. Durch Steigerung der Sekretbildung in den Bronchien kann es auch zu Atemstörungen kommen. Die Schleimhäute können dadurch blau anlaufen (Zyanose). Häufig wird auch eine verengte Pupille (Miosis), manchmal auch eine Pupillenerweiterung (Mydriasis) beobachtet.[1]

Die Diagnose kann durch einen entsprechenden Vorbericht oder durch chemische Untersuchung des Harns, Blutserums oder Mageninhalts auf den Giftstoff gestellt werden.[1] Differentialdiagnostisch sind andere Vergiftungen (Strychnin, Metaldehyd, Chlorkohlenwasserstoffe, Phosphorsäureester), Tetanus aber auch Epilepsie und andere Hirnerkrankungen auszuschließen.[2]

Es gibt kein Antidot, die Behandlung richtet sich also auf die Stabilisierung des Kreislaufs durch Infusionen und gegebenenfalls auch eine Beatmung. Im Anfangsstadium kann bei wachen Patienten durch das Auslösen von Erbrechen mittels eine Emetikums oder die Verabreichung von Aktivkohle die Wirkstoffaufnahme in das Blut vermindert werden. Die Gabe von Furosemid beschleunigt die Ausscheidung des Giftes mit dem Urin. Die Körpertemperatur kann durch äußere Wärme normalisiert werden. Bei ausgeprägten Krämpfen kann Diazepam verabreicht werden. Bei ausgeprägter Verschleimung der Brochnien werden Sekretolytika verabreicht. Bei rechtzeitig eingeleiteter Behandlung ist die Prognose gut, mit Spätfolgen ist nicht zu rechnen.[2]

Einzelnachweise

  1. a b c vetpharm.uzh.ch
  2. a b c Alpha-Chloralose-Vergiftung bei Hund und Katze