Weibliche Ejakulation

Freisetzen eines Sekrets auf dem Höhepunkt der sexuellen Erregung bei Frauen
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Als weibliche Ejakulation wird die, meist mit einem intensiven Lusterlebnis verbundene, stoßweise erfolgte Freisetzung eines Sekrets der Paraurethraldrüse bezeichnet, die von rund einem Drittel der Frauen unregelmäßig erlebt werden kann.

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Statue aus dem Jahr 1200 vor Chr., das die weibliche Ejakulation zeigt; es befindet sich in einem antiken Hindu-Tempel in Karnataka, Indien

Das weibliche Ejakulat ist eine farblose und wässrige Flüssigkeit, die in den paraurethralen Drüsen (auch Skene-Drüsen, nicht zu verwechseln mit den Bartholinschen Drüsen) produziert wird. Man bezeichnet diese Drüsen häufig auch als weibliche Prostata. Eine konkrete Geruchsspezifikation lässt sich nicht feststellen. Der Geruch hängt also von der Frau, ihrer Lebensführung und der Anzahl von Ejakulationen ab. Das Ejakulat wird beim Höhepunkt durch zwei winzige Ausgänge direkt neben der Harnröhrenöffnung ausgesondert. Daher wird das Ejakulat oft für Urin gehalten.

Dieser Flüssigkeitsausstoß wird im Englischen auch als Gushing oder Squirting (von englisch to squirt = (be)spritzen) bezeichnet.

Geschichte

Diese weibliche Ejakulation wurde erstmalig in den 70er-Jahren des 17. Jahrhunderts von dem niederländischen Anatomen Reinier de Graaf beschrieben, der auch auf eine besonders sensible Zone in der vorderen Scheidenwand verwies, die er mit der Prostata des Mannes in Zusammenhang brachte, und die 1950 von dem deutschen Gynäkologen Ernst Gräfenberg auf seiner Suche nach dem vaginalen Lustzentrum der Frau als G-Zone beschrieben wurde.

Bis weit ins späte 20. Jahrhundert hinein wurde die weibliche Ejakulation meist mit einer spontanen Urinabgang als Folge eines durch den Orgasmus bedingten Kontrollverlust über den Blasenschließmuskel erklärt. 1981 konnte die weibliche Ejakulation erstmalig von F. Addiego et al. (The Journal of Sex Research, 17:13-21) in einer Fallstudie nachgewiesen werden. Dennoch ist das Phänomen nach wie vor in Fachkreisen umstritten. Ausreichende Fakten liegen bisher noch nicht vor.

Physiologie

Schon Ernst Gräfenberg bemerkte in seinem Artikel 1950, dass sich das bei der weiblichen Ejakulation freigesetzte Sekret deutlich vom Urin unterscheidet und tatsächlich in seiner Zusammensetzung dem Prostatasekret ähnlich ist.

Die weibliche Ejakulation erfolgt in der Regel in der Orgasmusphase der Sexualreaktion und wird durch die Stimulation der Gräfenberg-Zone (des „G-Punkts“) begünstigt. Wie in den meisten Bereichen der sexuellen Lustempfindung kann auch die weibliche Ejakulation durch Lernprozesse beeinflusst werden, verläuft in der Regel jedoch unwillkürlich und wird womöglich wie die Ejakulation des Mannes reflektorisch gesteuert. Groß angelegte und methodisch einwandfreie wissenschaftliche Arbeiten zur Ejakulation der Frau fehlen jedoch bisher.

Die allgemeine Hilflosigkeit in der Beschäftigung mit dem Thema zeigt folgendes Zitat: „Above all, release of fluid is a normal function for some women and does not require surgery or medication to make it go away.“ (Überhaupt ist die Freisetzung von Flüssigkeit bei manchen Frauen ein normaler Vorgang und erfordert keine chirurgischen oder medikamentösen Maßnahmen zur Beseitigung.)

Ungeachtet aller Unklarheiten und Spekulationen vertreten einige Sexualwissenschaftler die Meinung, dass die weibliche Ejakulation ein Zeichen höchster Erregung sei: Dazu befragte Frauen sollen dieses „Zerfließen“ und ihren damit verbundenen Orgasmus als ganz besonders intensiv und lustvoll beschrieben haben. Ob es sich bei dem Vorgang um ein Spritzen oder Fließen handelt und ob die wissenschaftliche exakte Einordnung der Flüssigkeit/en gelingen mag oder nicht, ist bei diesem Erlebnis nicht von Belang.

Einige Frauen erleben die Flüssigkeit als glasig/durchsichtig, andere wiederum berichten von milchigen Ejakulationen. Auch die Ejakulation selber unterscheidet sich von Frau zu Frau zwischen sehr starker Nässebildung und regelrechtem Spritzen. Manche können die weibliche Ejakulation erfolgreich verhindern und anderen gelingt dies unter keinen Umständen. Wissenschaftliche Studien berichten von einer größeren Zahl von Frauen, die während des Sexualverkehrs plötzlich einen vermeintlichen Harndrang verspüren und diesen dann "verklemmen". In der Realität war es aber kein Harndrang, sondern die Ankündigung der weiblichen Ejakulation. Die Frage ist nun offen, ob die Frauen einen stärkeren Orgasmus erleben würden, wenn sie dieser Ankündigung nachgäben. Gründe für dieses "Verklemmen" sind die Angst eines plötzlichen Wasserlassens während des Verkehrs.

Literatur

  • Ernst Gräfenberg: The Role of Urethra in Female Orgasm, in: The International Journal of Sexology, Vol 3, No 3, pp. 145-148, 1950
  • Sabine zur Nieden: Weibliche Ejakulation : Variationen zu einem uralten Streit der Geschlechter, Gießen : Psychosozial-Verl. 2004, Reihe Beiträge zur Sexualforschung, Bd. 84, ISBN 3-89806-267-8 zgl. Univ., Diss., Frankfurt (Main) 1991, u.d.T.: Theoretische und empirische Studien zur weiblichen Ejakulation
  • Deborah Sundahl: Weibliche Ejakulation und der G-Punkt. Hans-Nietsch-Verlag, Freiburg 2006. ISBN: 3-934647-95-2
  • Josephine Lowndes Sevely: "Evas Geheimnisse. Neue Erkenntnisse zur Sexualität der Frau." Droemer Knaur 1988, ISBN 3-426-26363-7