Tötungsanstalt Hadamar

Tötungsanstalt des Deutschen Reichs
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Auf dem Gelände der heutigen Psychiatrischen Klinik auf dem Mönchberg in Hadamar (Hessen) wurden zwischen Januar 1941 und März 1945 im Rahmen der Aktion T4 etwa 14.500 psychisch kranke und geistig behinderte Menschen in einer Gaskammer, durch tödliche Injektionen und Medikationen sowie durch vorsätzliches Verhungernlassen ermordet.

Herkunft der Opfer

Die Herkunft der Opfer war durch das vorgegebene Einzugsgebiet der Tötungsanstalt Hadamar bestimmt. Hier wurden psychisch Kranke und geistig Behinderte aus Heilanstalten der Provinzen Hessen-Nassau, Westfalen, Hannover und der Rheinprovinz sowie der Länder Hessen, Baden und Württemberg getötet.

Zwischenanstalten

Hadamar waren 9 so genannte Zwischenanstalten zugeordnet, aus denen jeweils die zu tötenden Patienten abgerufen und nach Hadamar transportiert:

1. Landes-Heilanstalt Herborn (Hessen-Nassau)
2. Landes-Heilanstalt Weilmünster (Hessen-Nassau)
3. Privat-Heilerziehungsanstalt Kalmenhof/Idstein (Hessen-Nassau)
3. Idstein (Hessen-Nassau)
4. Landes-Heil- und Pflegeanstalt Eichberg (Hessen-Nassau)
5. Heilerziehungs- und Pflegeanstalt Scheuern (Hessen-Nassau)
6. Galkhausen (Rheinprovinz)
7. Andernach (Rheinprovinz)
8. Wiesloch (Baden)
9. Weinsberg (Württemberg)

In den Zwischenanstalten wurden Kranke nach Abschluss der ersten Phase der Aktion T-4 nunmehr in eigener Verantwortung der Anstaltsärzte, gewissermaßen "dezentralisiert" gemordet.

Zahl der Opfer 1941

Nach einer erhalten gebliebenen internen T4-Statistik wurden in der Tötungsanstalt Hadamar in nur 8 Monaten zwischen dem 13. Januar und dem 1. September 1941 insgesamt 10.072 Menschen umgebracht, in der Sprache der Mörder: "desinfiziert".

Die Statistik umfasst lediglich die erste Phase der Aktion T4 in Hadamar. Diese wurde auf Anordnung Hitlers mit dem Datum 24. August 1941 abgeschlossen.

1942-1945

Am 31. Juli 1942 ging die T4-Anstalt Hadamar wieder als Landesheilsanstalt in die Trägerschaft des Bezirksverbandes Nassau in Wiesbaden über. Oberarzt Dr. Adolf Wahlmann übernahm die ärztliche Leitung, Landessekretär Alfons Klein die Verwaltungsgeschäfte. Unter der Verantwortung dieser beiden Männern wurden ab August 1942 die Krankenmorde fortgesetzt, jetzt nicht mehr in der inzwischen umgebauten Gaskammer, sondern durch von Ärzten und Pflegern verabreichte Injektionen und überdosierte Medikamente sowie durch planmäßiges und vorsätzliches Verhungernlassen.

Zwischen dem 13. August 1942 und dem 24. März 1945 wurden weitere 4.817 Kranke und Behinderte nach Hadamar transportiert, die meisten davon durch die "Gekrat", die Transportorganisation der T4. 4.422 von ihnen starben in diesem Zeitraum, der überwiegende Teil keines natürlichen Todes.

Damit beläuft sich die für 1941 bis 1945 nachgewiesene Gesamtzahl der Opfer in der Tötungsanstalt Hadamar auf mindestens 14.494 Menschen.

Literatur

  • "Verlegt nach Hadamar". Die Geschichte einer NS-"Euthanasie"-Anstalt. Begleitband. Eine Ausstellung des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Kataloge Band 2, Kassel 1991, ISBN 3892030111.
  • Ernst Klee: "Euthanasie" im NS-Staat. Die "Vernichtung lebensunwerten Lebens". S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3100393031.
  • Alexander Mitscherlich/Fred Mielke (Hg.), Medizin ohne Menschlichkeit, Frankfurt 1985 (8. Auflage).