Der Col du Lautaret ist ein Gebirgspass in den Französischen Alpen. Er verbindet die Täler der Romanche und der Guisane, die in den traditionellen Französischen Regionen Oisans bzw. Briançonnais liegen. Der Lautaret gehört zum Département Hautes-Alpes und bildet den Anschluss an das Département Isère sowie, via das Col du Galibier, an das Département Savoie.
Col du Lautaret | |||
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Himmelsrichtung | West | Südost | |
Passhöhe | 2057 m | ||
Département | Hautes-Alpes | ||
Wasserscheide | Torrent du Lautaret[1] → Romanche (Rhone) | Guisane → Durance (Rhône) | |
Talorte | Le Bourg-d’Oisans | Briançon | |
Ausbau | D1091 | ||
Wintersperre | keine | ||
Gebirge | Französische Alpen | ||
Profil | |||
Bergwertung | 1. Kategorie (zuletzt 2003) | 1. Kategorie (zuletzt 2014) | |
Ø-Steigung | 3,4 % (1337 m / 39,3 km) |
2,7 % (731 m / 27,4 km) | |
Max. Steigung | 5,9 % (auf km 30) | 5,2 % (auf km 25) | |
Karte (Hautes-Alpes) | |||
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Koordinaten | 45° 2′ 7″ N, 6° 24′ 18″ O |
Streckenführung
Man erreicht den Col du Lautaret von drei Seiten. Die Südostrampe beginnt in Briançon und führt hinauf zur 2057 m hohen Passhöhe. Die Westrampe kommt aus dem Ort Le Clapier bei Le Bourg-d’Oisans. Dies ist die längere und schwierigere Seite zum Lautaret. An ihr liegt der Stausee Lac du Chambon und der Wintersportort La Grave. Diese Hauptachse der Passstraße, die Briançon mit Grenoble verbindet, ermöglicht einen einfacheren den Zugang zu vier Skigebiete: Serre Chevalier von Norden sowie La Grave, Les Deux Alpes und L’Alpe d’Huez von Süden.[2]
Von Norden ist der Col du Lautaret von Saint-Michel-de-Maurienne über den vorgelagerten Col du Télégraphe (1566 m), den Skiort Valloire und den Col du Galibier (2645 m) erreichbar.
Der Col du Lautaret ist nach dem Col du Vars der zweithöchste Pass Frankreichs, der den ganzen Winter befahrbar bleibt. Kurze Sperrungen sind aber manchmal aus Sicherheitsgründen notwendig. Dabei geht die Hauptgefahr nicht vom Schnee aus (Lawinengefahr bzw. Lawinenabgängen), sondern von dem starken Wind am Pass. Die Sperrungen des seit 1958 im Winter geräumten Passes gingen von bis zu 53 Tagen in den 1960er Jahren auf maximal acht Tage in denn 2000er Jahren zurück.[3]
Etymologie
Nach Abtrennung des bestimmten Artikels „L'“ bleibt noch das Wort „autaret“ übrig. Dieses ist wahrscheinlich vom vorindogermanischen Stammwort aut- abgeleitet, das eine „Höhe“ oder „Erhebung“ ausdrückt. Von aut- kan einerseits das lateinische Wort allâre, „Altar“ anstammen, und andererseits allaret, allare oder autaret für „der höchste Punkt eines Pfades, der zu einem Pass, einer Alm oder einem Berg führt“[4].
Botanischer Garten
Der Botanische Garten liegt 200 m westlich von der Passhöhe auf etwa 2.100 m Höhe. Er wurde 1919 von Professor Mirande mit Unterstützung des Grenobler Landschaftsarchitekten Ginet und dem Touring Club de France angelegt. Er erweiterte den seit 1899 an dieser Stelle existierenden Botanische Garten von Professor Lachmann. Der Garten hat eine eine Fläche von zwei Hektar und beheimatet mehr als 2.000 Gebirgspflanzen und Pflanzen aus kalten Regionen der Welt. Der Garten wird von der Grenobler Universität Joseph Fourier betrieben und dient sowohl wissenschaftlichen Zwecken (z. B. der Sammlung von Rosengewächsen (Rosaceae)), ökologischen Zwecken (Wiederbelebung der Landschaft) als auch pädagogischen und konservatorischen Zwecken (er soll das breite Publikum ansprechen und gefährdete Arten schützen helfen).[5]
Gedenkstätte
Auf der Passhöhe, kurz nach der Abzweigung der D 902, liegt die „Chapelle des Fusillés“, eine Gedenkstätte für französische und italienische Opfer des Zweiten Weltkriegs. Anfang August 1944 sollte eine in Le Monêtier-les-Bains stationierte Abteilung der 157. deutschen Gebirgsjägerdivision im Romanchetal Widerstandsnester der Résistance „säubern“. Die Division wurde von Partisanen, den sogenannten Maquis de l'Oisans attackiert.[6] Am 11. August nahmen Wehrmachtsoldaten am Col du Lautaret 17 Männer gefangen und erschossen sie, nachdem diese gezwungen wurden, ihre eigenen Gräber auszuheben. Die Opfer waren sowohl Bauern, die auf den Wiesen in der Nähe der Passhöhe Heu einfuhren, als auch französische und italienische Widerstandskämpfer.[7] Um sich gegen Partisanenangriffe zu schützen, nahmen die Wehrmachtssoldaten noch am selben Tag alle Männer des Dorfs Villar-d’Arène als Geiseln, von denen fünf (und ein Wehrmachtsoldat) im Tunnel von Chambon umkamen.[8] Am 14. und 15. August erschossen sie in Bourg-d'Oisans mehrere Juden, die sich nach dem deutschen Einmarsch in die Südzone hierher geflüchtet hatten sowie Widerstandskämpfer und Geiseln. An die Namen der Opfer erinnern Gedenktafeln in der Kapelle sowie an einer Stele vor der Kapelle.[7]
Tour de France
Die Passstraßen zum Col du Lautaret werden häufig von der Tour de France überquert, weil sie wichtige Verbindungen zwischen den Tälern der Maurienne, Durance und Romanche sind. Erstmals nutzte die Frankreich-Rundfahrt den Pass als Abfahrt im Jahr 1911, nachdem zunächst der höhere Col du Galibier (2645 m) überquert worden war. In den folgenden Jahren blieb der Lautaret immer nur ein Teilabschnitt des Galibier, ehe er 1950 das erste Mal als eigenständiger Pass überquert wurde. Damals sicherte sich Apo Lazaridès auf der Ostauffahrt von Briançon die Bergwertung der 2. Kategorie.
Bis heute wurden auf dem Col du Lautaret elf weitere Bergwertungen ausgefahren. In den verschiedenen Austragungen wurden beide Seiten des Passes befahren, wobei der Anstieg bereits als 3., 2. und 1. Kategorie klassifiziert wurde. Bei der Tour de France 1972 wurde auf der nur 51 Kilometer langen Etappe 14a, die von Briançon nach Vallorie führte, sowohl eine Bergwertung auf dem Col du Lautaret als auch auf dem Col du Galibier abgenommen. Die letzte Überquerung des Passes fand im Jahr 2014 auf der 14. Etappe statt, als die Frankreich-Rundfahrt weiter über den Col d’Izoard (2360 m) nach Risoul führte.[9]
Obwohl der höchste Punkt des Col du Lautaret häufig von der Tour de France erreicht wurde, wird aufgrund seiner Lage zum Col du Galibier nur selten eine Bergwertung abgenommen. Auch 2022 wird die Passhöhe im Verlauf der 11. und 12. Etappe erreicht.[10][11]
Jahr | Etappe | Bergwertung | Sieger |
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1950 | 19. Etappe | 2. Kategorie | Apo Lazaridès |
1951 | 21. Etappe | 3. Kategorie | Gino Sciardis |
1953 | 19. Etappe | 2. Kategorie | Jean Le Guilly |
1958 | 21. Etappe | 3. Kategorie | Piet Van Est |
1960 | 17. Etappe | 3. Kategorie | Jean Graczyk |
1962 | 19. Etappe | 3. Kategorie | Juan Campillo |
1965 | 17. Etappe | 3. Kategorie | Francisco Gabica |
1972 | 14. Etappe (14a) | 3. Kategorie | Joachim Agostinho |
1976 | 10. Etappe | 2. Kategorie | Luciano Conati |
2003 | 9. Etappe | 1. Kategorie | Danilo Di Luca |
2006 | 15. Etappe | 2. Kategorie | David De La Fuente |
2014 | 14. Etappe | 1. Kategorie | Joaquim Rodríguez |
Für Hobbyfahrer bietet der Col du Lautaret die Möglichkeit weitere Pässe zu erreichen: den Col du Galibier, den Col de la Madeleine (1993 m), Col du Glandon (1924 m), Col de la Croix de Fer (2067 m) und den Col d’Izoard (2360 m).
Weblinks
- Geologie des Lautaret (französisch)
- Streckenprofil von Briançon
- Streckenprofil von Bourg d’Oisans (Fuss der Staumauer von Le Clapier)
- Station alpine Joseph Fourier. In: jardinalpindulautaret.fr (französisch, englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Torrent du Lautaret bei SANDRE (französisch)
- ↑ COL DU LAUTARET Ferme-t-il trop souvent ? In: Le Dauphiné Libre. 24. März 2010, abgerufen am 19. März 2024 (französisch).
- ↑ COL DU LAUTARET Ferme-t-il trop souvent ? In: Le Dauphiné Libre. 24. März 2010, abgerufen am 19. März 2024 (französisch).
- ↑ Roger Brunet: Trésor du terroir - Les noms de lieux de la France. CNRS Editions, 2016, S. 68.
- ↑ Villar d'Arène - Garten des Lautaret. Abgerufen am 19. März 2024 (deutsch).
- ↑ Naissance du maquis de l'Oisans -. Abgerufen am 21. März 2024 (französisch).
- ↑ a b Lautaret (col/Pass). Abgerufen am 21. März 2024.
- ↑ Le Monétier le Lautaret. Abgerufen am 21. März 2024 (französisch).
- ↑ Profiles | ProCyclingStats. Abgerufen am 26. Juni 2022.
- ↑ Etappe 11 - Albertville > Col du Granon Serre Chevalier - Tour de France 2022. Abgerufen am 26. Juni 2022.
- ↑ Etappe 12 - Briançon > Alpe d'Huez - Tour de France 2022. Abgerufen am 26. Juni 2022.