Kłodzko

Stadt im Südwesten der Woiwodschaft Niederschlesien, Polen
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Vorlage:Infobox (Polen) Kłodzko [ˈkwɔʦkɔ] (deutsch Glatz, tschechisch Kladsko) ist eine polnische Stadt im Südwesten der Woiwodschaft Niederschlesien, rund 80 Kilometer südwestlich von Breslau.


Mittelpunkt des Glatzer Landes

Das heutige Kłodzko liegt zu beiden Seiten der Glatzer Neiße und war durch alle Zeiten wirtschaftlicher und kultureller sowie Verwaltungs- und Verkehrsmittelpunkt des Glatzer Landes. Ab 1459 war es Hauptstadt der ehemaligen Grafschaft Glatz und somit Residenz des Landesherrn bzw. seines Vertreters, des Landeshauptmanns. Gleichzeitig war es Sitz des königlichen Amtes, der Glatzer Stände und des Glatzer Landtages. Ab 1818 war es Kreisstadt des preußischen Landkreises Glatz und ist seit 1945 Kreisstadt des polnischen Powiat Kłodzki.


Geschichte der Stadt Glatz

Die Geschichte der Stadt Glatz und ihrer politischen und kirchlichen Zugehörigkeit ist eng verbunden mit der Geschichte der Grafschaft Glatz.

Glatz wird erstmalig 981 bei dem böhmischen Chronisten Cosmas von Prag als castellum Kladsko erwähnt. Auf dem für Verteidigungszwecke gut geeigneten felsigen Hügel am linken Neißeufer errichtete der Böhmenfürst Slavnik, Vater des Heiligen Adalbert, eine gegen Polen gerichtete hölzerne Burg. Diese Burg und der dazugehörige tschechische Marktflecken Kladsko wurden im Streit zwischen Böhmen und Polen mehrmals belagert und zerstört. Nachdem Glatz 1114 kurzfristig an Polen geriet, ließ Soběslav von Böhmen 1129 die Burg noch stärker befestigen, um die wichtige Straße Prag-Nachod-Glatz-Breslau zu sichern. Mit dem 1137 abgeschlossenen Pfingstfrieden von Glatz wurden die Streitigkeiten beendet und die Zugehörigkeit zu Böhmen festgelegt.

Im 12./13. Jahrhundert wurde Glatz durch deutsche Siedler, die vom böhmischen König Ottokar II. Přemysl ins Land gerufen wurden, Mittelpunkt des bedeutenden und aufstrebenden Glatzer Landes. Unterhalb des Burgberges wurde eine ummauerte Stadt angelegt, die bereits 1114 als urbs (Stadt) bezeichnet wird. Die Marienkapelle auf dem Schlossberg ist für 1194, das Hospital der Johanniter für 1183 und die nordwestlich der Burg gelegene Wenzelskirche für 1184 urkundlich belegt. Die deutsche Namensform Glatz wird erstmals für das Jahr 1223 nachgewiesen. 1275 war Glatz eine Stadt nach Magdeburger Recht. 1334 erwarb die Stadt die städtische Vogtei und damit eine eigene Gerichtsbarkeit.

Schon im 14. Jahrhundert war die Handwerkerschaft im Rat der Stadt vertreten. Von Bedeutung waren um diese Zeit die Tuchmacherei, die Leinweberei, verschiedene weitere Handwerke, die Bierproduktion und der Handel. Ihre herausragende Stellung zeigt sich darin, dass ihr bis ins 15. Jahrhundert alle anderen Städte des Glatzer Landes hinsichtlich der Abgaben und Dienstleistungen unterstellt waren.

In den Hussitischen Kriegen konnte sich Glatz verteidigen und blieb von Zerstörungen weitgehend verschont. Nachdem 1454 der böhmische König Georg von Podiebrad das Glatzer Land erworben und es 1459 zur Grafschaft erhoben hatte, wurde Glatz Hauptstadt der gleichnamigen Grafschaft. Sein Sohn, Herzog Heinrich der Ältere von Münsterberg, erster regierender Graf von Glatz, verlegte seinen Wohnsitz in die Stadt Glatz und baute die Burg zu einem Schloss um.

Während der Reformation war Glatz ein Zentrum der Lehre Schwenckfelds und anderer Sekten. Im 16. Jahrhundert hob der böhmische König Ferdinand I. den Rechtszug nach Magdeburg auf und machte Prag zum Oberhof für die Glatzer Städte.

Nachdem der Rat der Stadt Glatz die Wahl des Winterkönigs Friedrich von der Pfalz anerkannt und auch nach der Schlacht am Weißen Berge zu ihm gehalten hatte, wurde die Stadt 1622 von den kaiserlichen Truppen besetzt. Es folgten Strafmaßnahmen gegen die Anführer und der Entzug von Privilegien. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden 930 der damals 1300 Gebäude zerstört. Zu den Verwüstungen kam 1635 eine Pestepidemie, der 4000 Einwohner zum Opfer fielen, so dass die Stadt weitgehend entvölkert war. Auch 1680 wütete eine Pestepidemie, die 1500 Tote zur Folge hatte.

Während der Schlesischen Kriege wurde Glatz mehrmals belagert und erobert und fiel 1742 und endgültig nach dem Hubertusburger Frieden 1763 an das Königreich Preußen. Von den Kriegszerstörungen erholte sich die Stadt – trotz der wirtschaftlichen Maßnahmen Friedrichs des Großen – nur langsam, war jedoch Ende des 18. Jahrhunderts ein wichtiges Handwerks- und Handelszentrum.

In den Napoleonischen Kriegen konnte Glatz durch Friedrich Wilhelm Graf von Götzen verteidigt werden und blieb unbesetzt.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl durch neu erschlossene Baugebiete deutlich an. Gleichzeitig verlor die Festung ihre militärische Bedeutung und wurde als Gefängnis für politische Gefangene genutzt. Glatz blieb jedoch Garnisonstadt. Die Verkehrserschließung durch die Eisenbahn (1874 nach Breslau, 1875 nach Mittelwalde, 1880 nach Waldenburg, 1890 nach Rückers, 1902 nach Bad Reinerz und 1905 nach Bad Kudowa) hatte einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung zur Folge.

Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Glatz 1945 – wie ganz Schlesien – an Polen und wurde in Kłodzko umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Die neuen Bewohner waren ihrerseits zum großen Teil Heimatvertriebene aus Ostpolen, das an die Sowjetunion abgetreten werden musste.

Wirtschaftliche Schwerpunkte sind heute Handel, Metallindustrie und der Dienstleistungssektor.

Die bauliche Stadtentwicklung

Die planmäßige Stadtanlage mit einem gitterförmigen Straßennetz entstand am linken Neißeufer unterhalb des Burgberges. Sie war von einer Mauer umgeben, die von einer Reihe von Türmen gekrönt war und mehrere Tore und Pforten hatte. 1349 wurde durch den Prager Erzbischof Ernst von Pardubitz ein Augustinerkloster gegründet und 1366 auf dem 9200 m² großen Ring das Rathaus errichtet. Die bis heute erhaltene Brücktorbrücke wurde nach dem Vorbild der Prager Wenzelsbrücke im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts erbaut. Der im 14. Jahrhundert am Platz einer Vorgängerkirche begonnene Bau der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt konnte um 1430 abgeschlossen werden. Um diese Zeit hatte Glatz etwa 250 Häuser und rd. 4000 Einwohner.

Friedrich der Große ließ in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Reste des Schlosses abtragen. Damit verschwanden auch die Überreste der mittelalterlichen böhmischen Grenz- und Königsburg. An ihrer Stelle erbaute er eine moderne Festung, die 1877 aufgehoben wurde. Zwischen 1880 und 1911 wurden die Stadttore und ein großer Teil der Stadtmauern abgerissen und Straßen und Grünanlagen angelegt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden mehrere Gebäude, darunter die Häuser der oberen Ringseite, dem Verfall preisgegeben. Westlich der Altstadt sind Neubauten und eine Kirche entstanden.

Sehenswürdigkeiten

 
Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt, Innenansicht
 
Gotische Brücke und Minoritenkirche St. Maria
 
Das Rathaus
  • Das Rathaus (Ratusz) wurde 1887-90 nach Plänen des Architekten Ewald Berger im Neorenaissance-Stil errichtet.
  • Die Mariensäule wurde von Hans Adam Beyerhoff 1682 zum Gedenken an die Pestopfer geschaffen.
  • Östlich des Rathauses steht der barocke Löwenbrunnen von 1700 mit dem doppelschwänzigen böhmischen Löwen.
  • Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (ehemalige Johanniter- und Jesuitenkirche; Kościół Wniebowzięcia NMP) wurde ab 1390 durch die Prager Bauhütte aus einem Vermächtnis des Prager Erzbischofs Ernst von Pardubitz an der Stelle einer Vorgängerkirche errichtet und 1624-93 barockisiert. Sie ist die bedeutendste Stätte der Glatzer Kunst und hat eine reiche Innenausstattung, an der namhafte Künstler beteiligt waren.
    • Der Hauptaltar wurde 1728-29 nach einem Entwurf des Tiroler Architekten Christoph Tausch, von dem auch das Altarbild stammt, ausgeführt. Das Gnadenbild der Muttergottesfigur in der Mitte der Ädikula ist von etwa 1475.
    • Michael Klahr d. Ä. schuf den Mariä-Himmelfahrts-Altar, die Kanzel, den Orgelprospekt und die Beichtstühle.
    • Die Madonna mit dem Spatz, die ursprünglich in der ehemaligen Augustinerkirche stand, wird Peter Parler zugeschrieben.
    • Die Tumba des Ernst von Pardubitz, der auf seinen Wunsch in der Glatzer Pfarrkirche bestattet wurde, ist aus rotem Marmor und wurde 1364-70 im Umkreis von Peter Parler geschaffen. Den Kenotaph für denselben (knieende Marmorfigur) schuf 1870 der Berliner Bildhauer Johannes Janda.
  • Die Minoritenkirche St. Maria und Kloster (Kościół NMP i klasztor franciszkanów), in der 1997 ein Hochwasser schwere Schäden anrichtete, wurde 1628-31 erbaut. Die Neorenaissance-Ausstattung ist aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts. Im Refektorium des angrenzenden Klosters befinden sich Fresken von Felix Anton Scheffler von 1744.
  • Die St.-Georgs-Kirche (Kościół Św. Jerzego) wird bereits 1275 erwähnt. Sie wurde mehrmals neu aufgebaut und diente von 1834-1945 als evangelische Garnisonkirche.
  • Das ehemalige Jesuitenkollegium wurde 1654-90 nach Plänen von Carlo Lurago durch die Baumeister Francesco Canevale und Andrea Carove errichtet. Nach Aufhebung des Jesuitenordens war es 1787-1945 katholisches Gymnasium. Heute Liceum Ogólnokształcące.
  • Das ehemalige Jesuitenkonvikt wurde 1664 nach einem Entwurf von Carlo Lurago durch A. Carove erbaut. Es beherbergt heute das Muzeum Ziemi Kłodzkiej.
  • Die gotische Brücke (Most gotycki na Młynówce) wurde in der Barockzeit mit sechs steinernen Figuren geschmückt.
  • Der Schlossberg mit der ehemaligen Festung (Twierza Główna) bietet eine herrliche Aussicht auf die Stadt und den südlichen Glatzer Kessel.

Gemeinde

Zur Großgemeinde (Gmina Kłodzko) gehören u. a. folgende Ortschaften:

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

In Glatz wurden gefangen gehalten

Städtepartnerschaft

Literatur

Commons: Kłodzko – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien