Fernuniversität in Hagen
Die FernUniversität in Hagen ist die einzige staatliche Fernuniversität in Deutschland. Ihr Campus befindet sich in der Stadt Hagen, Nordrhein-Westfalen.
Geschichte
- Gründung
- Umstrukturierung
Ablauf des Studiums
Vermittlung der Studieninhalte
Die meisten Studieninhalte werden in schriftlicher Form verbreitet, dazu werden meist im 14-tägigen Rhythmus Kurseinheiten versandt. Je nach Fachbereich sind das zwischen ca. 30-80 Seiten (Mathematik, Informatik, Elektro- und Informationstechnik), bis hin zu gut 200 Seiten (Rechtswissenschaften) wissenschaftlicher Text. Gleichzeitig mit den Kurseinheiten erhalten die Hörer Einsendeaufgaben, die dann innerhalb der 14 Tage bis zur nächsten Kurseinheit bearbeitet und zurückgesandt werden müssen.
Für die Zulassung zu Prüfungen ist es oft notwendig, bestimmte Kriterien bei der Bearbeitung der Einsendeaufgaben einzuhalten. Üblich sind z.B. eine gewisse Mindestanzahl bearbeiteter Einsendeaufgabenzettel, erreichte Mindestpunktzahlen. Die genauen Bedingungen legen die Kursbetreuer zu Beginn des Kurses fest und informieren die Beleger per Anschreiben.
Prüfungen
schriftliche Prüfungen
In den meisten Fächern und Fachbereichen werden wie an Präsenzuniversitäten üblich, zum Ende des Semesters schriftliche Prüfungen (Klausuren) durchgeführt.
Je nach Studierendenzahl werden diese Prüfungen zeitgleich an mehreren Orten geschrieben. Die Fernuniversität mietet dazu Räume in Universitäten in diversen deutschen Städten an. Im Ausland können die Prüfungen an Botschaften und den Goethe-Instituten geschrieben werden. Da ein Fernstudium unter gewissen Voraussetzungen auch von inhaftierten Studenten durchgeführt werden kann, können diese im Gefängnis unter Aufsicht ihre Prüfungen schreiben.
Allerdings gibt es auch schriftliche Prüfungen, die nur an einem Ort abgehalten werden. Das sind zum Beispiel fast alle Hauptdiplom-Prüfungen im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften und die Abschlußprüfungen im Aufbaustudium Arbeits- und Wirtschaftsrecht.
mündliche Prüfungen
Mündliche Prüfungen sind vor allem in den Studiengängen des Fachbereiche Informatik und Mathematik für Teile des Vor- und Hauptdiploms vorgesehen. Sie werden in der Regel nur vor Ort in Hagen zu den normalen Arbeitszeiten der Prüfer unter der Woche abgelegt.
Vorraussetzung für die Teilnahme an den mündlichen Prüfungen in diesen Studiengängen ist zunächst der Erwerb von aller Scheine, die zum Vor- bzw. Hauptdiplom nötig sind.
Theoretisch gibt es die Möglichkeit, mündliche Prüfungen als Videoprüfung in einem Studienzentrum oder einer Botschaft durchzuführen, jedoch müssen die Studenten für den zusätzlichen Aufwand eine Gebühr zahlen.
Praktika
Es gibt
- Industriepraktika, womit vor Antritt des Studiums eine gewisse Berufserfahrung nachgewiesen werden muss (unbedingt beim Studienberater des Studiengangs nachfragen, was verlangt bzw. akzeptiert wird)
- Heimpraktika, wo z.B. ein kleines Versuchslabor nach Hause geschickt wird,
- Präsenzpraktika, wo über einen gewissen Zeitraum vor Ort in Hagen praktische Erfahrung gesammelt wird.
Seminare
Die meisten Seminare bestehen aus einem Heimteil, wo man von zu Hause aus den Seminarstoff bearbeitet und einer Präsenzphase, wo man vor Ort in Hagen an ein oder zwei Tagen, meistens am Wochenende seinen Vortrag vor Mitstudierenden und Betreuern hält. Es gibt auch virtuelle Seminare, bei denen Vortrag und Diskussion im Rahmen von Newsgroups oder anderer Onlinekanäle erfolgt.
Studentenstatus
An der FernUni Hagen gibt es verschiedene Studierendenstati:
- Akademiestudent (früher auch Gasthörer)
- Teilzeitstudent
- Vollzeitstudent
- Studiengangszweithörer
Gasthörer / Akademiestudent
Ein Gasthörer bzw. Akademiestudent muß nicht über die formalen Zugangsvoraussetzungen für ein Studium verfügen. Er studiert außerhalb der Prüfungsordnungen zu seinem Gaudium. Dadurch ist es möglich, sich auf wissenschaftlichen Niveau relativ kostengünstig fortzubilden. In je nach Fachbereich teilweise eingeschränkten Umfang ist es möglich, sich für ein anschließendes Studium als ordentlicher Student erbrachte Prüfungsleistungen anerkennen zu lassen. Allerdings können dann diese Studienzeiten über das Studienkonto verrechnet werden.
Der Weg über ein Akaemdiestudium wird auch gerne von Studenten gewählt, die sich "nebenbei" auf die Einstufungsprüfung, die ein Abitur bzw. Fachabitur ersetzt, vorbereiten.
Tip: wer von den Studiengebühren betroffen ist, kann sich so bis zu 4 Semester Studiengebühr sparen, wenn er im Status Teilzeit als Akademiestudent studiert.
Teilzeitstudent
Ein Teilzeitstudent ist üblicherweise nebenbei berufstätig. Anders als ein Vollzeitstudent unterfällt er nicht der studentischen Krankenversicherung. Die Fernuniversität schätzt, das ein Teilzeitstudent etwa die Hälfte der Kursanzahl eines Vollzeitstudenten pro Semester belegen kann, wodurch sich die Regelstudienzeit grob verdoppelt.
Tip: Teilzeitstudenten, die weniger als 14 Wochenstunden für ihr Studium aufwenden, stehen weiterhin dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Im Falle von Arbeitslosigkeit müssen sie nicht, anders als Vollzeitstudenten, ihr Studium unterbrechen.
Vollzeitstudent
Vollzeitstudenten entsprechen den "normalen" Präsenz-Studenten: Sie sind üblicherweise nicht oder nur studentisch berufstätig, unterliegen in dieser Tätigkeit üblicherweise nicht der Sozialversicherungspflicht und können sich u.a. studentisch krankenversichern.
Vollzeitstudenten sind als einzige Gruppe, unter gewissen Voraussetzungen, BAFÖG-berechtigt.
Studiengangzweithörer
Ebenfalls ist es möglich, als Studiengangszweithörer an der Fernuniversität Hagen zu studieren, so dass neben einem Präsenzstudium ein Studiengang im Fernstudium absolviert werden kann.
Vergünstigungen
Fernstudenten erhalten häufig die für Studenten üblichen Vergünstigen, so bietet zum Beispiel der MVV München diesen Studenten Fahrkarten im Ausbildungstarif an, die sonst nur Studenten der Münchner Universitäten und Fachhochschulen erhalten.
Einige Kinos, Theater und Opern räumen ebenfalls günstige Studententarife ein.
Gelegentlich wird man auch trotz Studentenausweis altersdiskriminiert.
Die grösste Vergünstigung ist immer noch die Möglichkeit, in Lebensumständen studieren zu können, die normal ein Studium unmöglich machen würden.
Virtuelles Studium
Die FernUniversität wendet sich in den letzten Jahren auch verstärkt der Lehre mit Hilfe des Mediums Internet zu:
- viele Kursmaterialien sind auch in elektronischer Form für die Studierenden verfügbar, einige sogar eigens für dieses Medium aufbereitet,
- die meisten Kurse besitzen eine Newsgroup, wo Studierende diskutieren und Fragen stellen können
- Einsendearbeiten können für viele Kurse per e-mail oder Webinterface eingereicht werden,
- die Betreuer sind per e-mail für Fragen erreichbar, einige sind sogar in den Newsgroups aktiv
- der Katalog der Hagener Universitätsbibliothek steht im Netz zur Verfügung, nebst Bestellservice, einige Journale können online eingesehen werden
Diese Möglichkeiten erleichtern das Studium aus der Distanz.Man sollte die Möglichkeiten des virtuellen Studiums auch nicht überschätzen. Kein Studiengang findet vollständig virtuell statt, es sind immer auch signifikante Präsenzphasen für den Kontakt mit Betreuern und Mitstudenten erforderlich. Man wird oft in Hagen präsenz sein, wenn auch auf das notwendige beschränkt.
Fachbereiche
Zum Wintersemester 2004/2005 gibt es die Fachbereiche
- Elektro- und Informationstechnik
- Informatik
- Kultur- und Sozialwissenschaften
- Mathematik
- Rechtswissenschaft
- Wirtschaftswissenschaft
an der FernUniversität.
In naher Zukunft werden voraussichtlich die Fachbereiche Mathematik, Informatik und Elektro- und Informationstechnik zu einem Fachbereich Mathematik, Informatik und Informationstechnik verschmolzen.
Abschlüsse
Die FernUniversität bietet eine Vielzahl von deutschen Hochschulabschlüssen, sowie Zertifikate für die berufliche Weiterbildung an:
Diplom
- Diplom I: als Hagen auch noch Gesamthochschule war, konnte man sich in diese leicht vereinfachte Form (z.B. drei statt vier Hauptfächer, vorgegebenes Nebenfach, verkürzte Diplomarbeit) des Diploms einschreiben, ca. 7 Semester Regelstudienzeit
- Diplom II: entspricht der in Deutschland meist verbreiteten Variante des Diplom, ca. 8 bis 9 Semester Regelstudienzeit, je nach Studiengang
gestufte Abschlüße Bachelor und Master
- Bachelor: ca. 6 bis 7 Semester Regelstudienzeit, je nach Studiengang, Bachelor of Science, Bachelor of Law etc.
- Master: ca. 3 bis 4 Semester Regelstudienzeit, je nach Studiengang, Master of Science
- Magister Artium (keine Neueinschreibung möglich)
Zertifikat
- Zusatzstudiengänge
Promotion / Habilitation
Wie an jeder anderen Universität auch, ist es an der Fernuniversität möglich, eine Dissertation zu schreiben und über sie promoviert zu werden. Immer wieder habilitieren sich auch Wissenschaftler dort.
Abbruchquote
Mit ein Grund dafür, das Hagener Abschlüsse nicht inflationär verbreitet sind, ist die hohe Abbruchquote. Im Fachbereich Informatik haben in den letzten 10 Jahren (Stand: 2004) im Mittel ca. 2% der pro Jahrgang neu eingeschriebenen Studenten das Vordiplom absolviert und nur etwa 1% das Hauptdiplom. Dabei haben fast alle Studenten, die zu den Prüfungen angetreten sind, sie auch bestanden!
Die somit extrem hohe Abbruchquote wird verschiedenen begründet:
- Wechsel an eine Präsenzuniversität
- Unterschätzen der hohen Doppelbelastung durch Studium und Beruf
- Unterschätzen der völlig anderen Studiensituation verglichen mit einer Präsenzuni
- Versuchsweises Einschreiben
Dafür hören Studenten der Fernuniversität immer wieder, daß denjenigen, die dort ihr Diplom bestanden haben, hohe Belastbarkeit und Durchhaltevermögen unterstellt wird. Man beachte, dass sich die Studienzeit für Teilzeitstudenten leicht verdoppelt, praktisch häufig noch stärker verlängert, da Berufstätigkeit und Studium über mehrere Jahre häufig nur sehr schwer vereint werden kann.
Zugangsvoraussetzungen
Studieninteressenten ohne Hochschulreife können ein Akademiestudium beginnen. Die dabei erworbenen Studienleistungen können nach dem Bestehen einer Einstufungsprüfung auf den betreffenden Studiengang angerechnet werden. Es empfiehlt sich bei Interesse hier Kontakt zu den Studienberatern aufzunehmen.
Vor- und Nachteile
Bemerkenswert sind:
- Die Freiheit, Ort und Zeit des Studiums (innerhalb gewisser Grenzen, z.B. 14-tägiger Einsendeaufgabenrhythmus) eigenständig wählen zu können.
- Gut aufbereitetes Studienmaterial (endlich hat Gutenberg die Vorlesungsmitschrift abgeschafft)
- Die Universitätsbibliothek. Sie verhilft den Fernstudenten zu wissenschaftlicher Literatur. Bücher und Artikel können online bestellt werden und werden auf Wunsch nach Hause geschickt.
- Die innovative Nutzung des Mediums Internet.
- Die Freundlichkeit der Mitarbeiter, die oft versuchen eine Lösung für die Nöte der Studierenden zu finden.
Nicht so schön sind:
- Die Studiengebühren des Landes NRW, die auch von den vielen Studierenden ausserhalb NRWs bezahlt werden müssen.
- Die relativ hohe Quote von Studienabbrechern. Ein Studium in Hagen ist aus vielen Gründen nicht einfach, u.a. die Länge des Studiums, welche bei Teilzeitstudium eine hohe Ausdauer erfordert, oder die Lebenssituation (Berufstätigkeit, Familie) vieler Studierenden.
Studentenschaft
Die FernUniversität hatte bis vor kurzem ca. 60.000 eingeschriebene Studenten, womit sie zu den grösseren Universitäten des Landes NRW zählte.
Mit der Einführung der Studienkonten und der damit verbundenen Studiengebühren zum Wintersemester 2004/2005, wird erwartet, dass die Anzahl der eingeschriebenen Studenten drastisch sinkt, denn viele Hagener Studenten haben bereits ein abgeschlossenes Erststudium.
Das Hagener Studienangebot, mit seiner hohen Flexibilität, was Ort und Zeit des Studierens betrifft, scheint attraktiv zu sein für
- Berufstätige, die sonst keine Gelegenheit hätten, gleichzeitig zu arbeiten und zu studieren, oder gar viel reisen müssen. Das ist die grösste Gruppe in der Studentenschaft.
- Eltern, die Kinder erziehen, aber nicht auf Bildung verzichten möchten
- Soldaten, die ihren Wehrdienst ableisten müssen, aber schon mal in ein Studium einsteigen wollen
- Senioren, die sich weiterbilden wollen
und seltener
- Hochbegabte Schüler: Eine Mutter hatte ihren Sohn in Hagen angemeldet, weil er auf der Schule unterfordert war, so bekam er seinen Hochschulabschluss vor seinem Abitur.
Die Studentenschaft unterscheidet sich daher von der an den Präsenzuniversitäten üblichen, z.B. treffen häufiger Studenten mit jahrelanger Berufserfahrung auf (vergleichsweise) junge wissenschaftliche Mitarbeiter. Viele Studenten haben bereits einen Abschluss.
Bekannte Studenten und Absolventen
- Oliver Bierhoff (Fussballprofi) hat hier BWL studiert
- Anna Lührmann (Bundestagsabgeordnete)
- Katja Seizinger (Skifahrerin)
Siehe auch:
Stimmen von Studierenden und Absolventen
Studentenleben
Auch eine Fernuniversität hat ein Studentenleben, trotz der räumlich verstreuten Studierenden. Es findet vorwiegend in den
- Newsgroups der FernUniversität im Internet,
- Studienzentren, an
- Studientagen der FernUniversität oder im
- AStA Gebäude bzw. der Bildungsherberge
statt.
Weblinks
- Webseiten der FernUniversität in Hagen
- Lernraum Virtuelle Universität (LVU) (nur Studenten der FernUni zugänglich)
- Universitätsbibliothek
- AStA der FernUniversität in Hagen (Studentenvertretung)
- SprachRohr (Online Ausgabe der Studentenzeitung)
- Bildungsherberge der Studierendenschaft