Heinrich Christian Meyer, gen. Stockmeyer (* 1797 in Nesse bei Bremerlehe (Bremerhaven), † 1848 in Hamburg) war ein deutscher Industrieller.
Leben
Vom Handwerker zum Großindustriellen.
Der 1797 geborene Heinrich Christian Meyer gilt als der erste Großindustrielle Hamburgs. Im Laufe von nur zwei Jahrzehnten war es ihm gelungen, aus einer winzigen Werkstatt für Spazierstöcke eine, für damalige Verhältnisse, große und moderne Fabrik zu machen, in der zum erstenmal in der Geschichte der Freien und Hansestadt die Dampf-maschine industriell zum Einsatz kam. Für die hier beschäftigten Arbeiter - 1848 waren es genau 300 - hatte Meyer schon 1828 eine Fabrikkrankenkasse ins Leben gerufen.
H. C. Meyer war nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, er versuchte auch die wirtschaftliche Struktur Hamburgs entscheidend zu ver- bessern. Gemeinsam mit anderen Kaufleuten betrieb er nicht nur die Erschließung des Grasbrooks und des Hammerbrooks, zwei große brachliegende Gebiete außerhalb der eigentliohen Stadtbefestigung, er war auch Gründungsdirektor der Hamburg-Bergedorfer Eisenbahngesellschaft und half die Wasserversorgung Hamburgs entscheidend zu modernisieren.
Aufgrund seiner zahlreichen, kaum zu überblickenden Aktivitäten wurde schon bald der nicht ganz von der Hand zu weisende Vorwurf gegen ihn erhoben, er sei einer der größten Spekulanten seiner Zeit gewesen, der stets "patriotische" Gründe für sein Handeln angegeben habe, dem es aber nur um den eigenen Vorteil gegangen sei. Diese Anschuldigungen trafen Meyer zwar schwer, doch unternahm er nie den Versuch sie zu entkräften.
Meyer, hatte 11 Kinder. Unter ihnen befand sich Heinrich Adolph, der neben seiner Tätigkeit als Unternehmer einem wissenschaftlichen Hobby als Meeresforscher nachging (er erhielt dafür von der Universität Kiel den Dr. phil verliehen) und an der Ostsee ein großes gastliches Haus unterhielt, in dem namhafte Schriftsteller verkehrten. So z. B. Theodor Fontane, der über dieses Haus "Forsteck" ein Gedicht verfasst hatte.
Meyers älteste Tochter Bertha gehörte einem Kreis von Frauen in Hamburg an, die eine "Hochschule für das weibliche Gechlecht" gründeten. In zweiter Ehe heiratete sie Johannes Ronge, dem Gründer des Deutschkatholizismus. Gemeinsam mit ihm ging sie für viele Jahre nach London und rief hier einen Kindergarten nach Fröbelschen Gesichtspunkten ins Leben.
Meyers jüngste Tocher Agathe Margarethe heiratete 1852 in London Carl Schurz, den späteren preussischen General im amerikanischen Sezessionskrieg, mit dem sie noch im gleichen Jahr in die Vereinigten Staaten von Noramerika zog. In Watertown gründete sie den ersten amerikanischen Kindergarten.
Heinrich Christian Meyer, den alle nur "Stockmeyer" genannt hatten, starb 1848.
Literatur
- Eliza L. Follen: The Pedler of Dust Sticks and other stories. - Boston : Lee & Shepard, 1873
- Heinrich Adolph Meyer: Erinnerungen an Heinrich Christian Meyer : Für die Familie gesammelt. - Hamburg : s.l., 1897
- Heinrich Adolph Meyer: Erinnerungen an Dr. H. A. Meyer : Nach seinen eigenen Aufzeichnungen. - Hamburg : Selbstverl., 1890
- H. C. Meyer jr. - in: Historisch biographische Blätter. Der Staat Hamburg, 7. Band, Berlin 1906
- Dieter Rednak: Die Geschichte der Firma H. C. Meyer jr. : wirtschafliche und soziale Entwicklung einer Firma im Zeitraum von 1880 bis 1980. - Hamburg : Univ. Dplomarb., 1980
- Dieter Rednak: Betriebliche Sozialpolitik im 19. und 20. Jahrhundert am Beispiel der Hamburger Firma H. C. Meyer jr.. - in: Arno Herzig u.a., Arbeiter in Hamburg : Unterschichten, Arbeiter und Arbeiterbewegung seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert. - Hamburg : Verl. Erziehung und Wissenschaft, 1983. - S. 299 - 308
- Dieter Rednak: Meyer, Abendroth und Ruperti - Direktoren der "Hamburg- Bergedorfer Eisenbahn-Gesellschaft" und Initiatoren der Modernisierung Hamburgs im 19. Jahrhundert. - in: Kultur & Geschichtskontor (Hrsg.) Hamburg-Bergedorfer Eisenbahn von 1842. - Hamburg : s.n., 1992. - S. 45 - 55
- Dieter Rednak: Heinrich Christian Meyer (1797 - 1848) : genannt "Stockmeyer" : Vom Handwerker zum Großindustriellen, eine biedermeierliche Karriere. - Münster : Lit-Verl., 1992 - ISBN 3-89473-451-5
- Dieter Rednak: "... so arbeiteten wir ruhig und thätig" : Sechs Jahrzehnte erlebte Firmengeschichte. H. C. Meyer jr.; die Aufzeichnungen des Ernst Schuppe. - in: Harburger Jahrbuch 19/196. - Hamburg : s.n., 1996. - S. 275 - 305