Heuristik

analytisches Vorgehen, mit begrenztem Wissen und wenig Zeit zu guten Lösungen zu kommen
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. November 2006 um 15:01 Uhr durch Peter200 (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 193.196.8.102 (Beiträge) rückgängig gemacht und letzte Version von Automatedreason wiederhergestellt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als Heuristik (abgeleitet von [alt]griechisch ευρίσκω, heurísko, zu deutsch ich finde) bezeichnet man Strategien, die das Finden von Lösungen zu Problemen ermöglichen sollen, zu denen kein mit Sicherheit zum Erfolg führender Algorithmus bekannt ist. Man bezeichnet sie im Kontext von Problemlöseverfahren daher auch als Faustregeln. Heuristische Prinzipien bezeichnen entsprechend Hilfsmittel bzw. vorläufige Annahmen der Forschung, von denen man sich neue Erkenntnisse erhofft. Im Gegensatz hierzu steht die Empirie.

Psychologie

In der Psychologie und in der Kognitionswissenschaft werden Heuristiken als Faustregeln zur kognitiven Entlastung verstanden. Sie ermöglichen es, schnell und auf der Grundlage bruchstückhaften Wissens Schlussfolgerungen zu ziehen, die - obwohl nicht logisch zwingend - in vielen Kontexten angemessen und nützlich sind. In anderen Kontexten können sie jedoch zu systematischen Fehleinschätzungen (bias) führen. Einige der vielen Heuristiken, derer wir uns bedienen, sind:

Solche "Eilverfahren" führen oft zu Lösungen einer Problemstellung, können aber auch verfälschte Entscheidungen hervorbringen. Entscheidungsfindungen laufen, wenn es schnell gehen muss, über diese Faustregeln. Wenn aber mehr Zeit zur Verfügung steht, sollte man sich anderer Wege bedienen bzw. Urteilsschlüsse (Konklusion) genauer überprüfen.

Es wird auch als kognitives Verhalten gesehen, das sich dann zu einer Induktion entwickelt. Diese Lehre wurde durch den griechischen Philosophen Aristoteles begründet.

Informatik

Informatik ist die Wissenschaft von der systematischen Verarbeitung von Informationen, insbesondere der automatischen Verarbeitung mit Hilfe von Rechenanlagen. Der systematischen Verarbeitung dienen auch heuristische Verfahren.

Für Optimierungsprobleme, deren optimale Lösung nur sehr aufwendig zu berechnen ist, liefern Heuristiken der Informatik relativ gute Lösungen mit weniger Rechenaufwand. Sie können nur eingeschränkte Aussagen darüber machen, wie gut die gefundene Lösung tatsächlich ist. Dabei wird also ein trade-off eingegangen zwischen Rechenaufwand und Güte der gefundenen Lösung.

Für Suchprobleme kann etwa die Reihenfolge, in welcher der Suchraum bzw. Suchbaum durchquert wird, heuristisch gesteuert werden. Dies geschieht durch eine geschickt gewählte Bewertungsfunktion, welche die Entfernung der zur Auswahl stehenden Wege zum Ziel schätzt: "Nimm den Weg, der den Abstand zum Ziel am meisten verkürzt". Passende Heuristiken sind in der Regel das Herz "intelligenter" Suchverfahren.

In der Logik lassen sich Probleme stets als die Frage nach logischer Konsequenz beschreiben. Dabei wird der Suchraum eines Problems durch ein Kalkül beschrieben. Kalküle werden in Kombination mit einer Heuristik zu Beweissystemen.

Der Begriff Heuristik wird auch mit Virenscannern in Verbindung gebracht. Diese Technologie kommt zum Einsatz, um Viren zu identifizieren, die nicht in der Virensignatur enthalten sind. Der heuristische Scan untersucht die einzelnen Prozesse des Betriebssystems nach speziellen Verhaltensmustern. Viren neigen etwa typischerweise dazu, andere ausführbare Dateien zu öffnen, um sie zu infizieren. Führt ein Prozess innerhalb kurzer Zeit eine Vielzahl solcher Dateioperationen durch (Öffnen von ausführbaren Dateien nebst anschließenden Schreiboperationen), liegt der Verdacht nahe, dass es sich um einen Virus handelt. Wird so ein Muster, welches untypisch für ein "normales" Programm ist, erkannt, handelt der Virenscanner je nach Konfiguration (Quarantäne, benachrichtigen, entfernen, etc.).

Literatur