Aerzen

Gemeinde im Landkreis Hameln-Pyrmont im südlichen Niedersachsen
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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Der Flecken Aerzen liegt im südwestlichen Niedersachsen (Deutschland) im Landkreis Hameln-Pyrmont, direkt an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen

Geografie

Geografische Lage

Der Marktflecken liegt im Weserbergland etwa 10 km südwestlich der Kreisstadt Hameln und etwa 7 km nördlich von Bad Pyrmont.

Stadtgliederung

Die Fleckengemeinde besteht neben dem Kernort Aerzen aus den Ortsteilen Dehmke, Dehmkerbrock, Egge, Gellersen, Grießem, Groß Berkel, Grupenhagen, Herkendorf, Königsförde, Laatzen, Multhöpen, Reher, Reinerbeck, Schevelstein und Selxen

Geschichte

Der Marktflecken entstand im Rahmen der Gebietsreform vom 1. Januar 1973, durch die Zusammenlegung der oben genannten Gemeinden. Das ursprüngliche Amt Aerzen ist aus der gleichnamigen Herrschaft, die in ihrem Bereich auch die Gerichtshoheit besaß, hervorgegangen. 1178 starb das Geschlecht der Herren von Aerzen aus. Die Gografschaft Aerzen fiel an die Grafschaft Everstein. Nach einem eversteinischen Kornregister aus der Mitte des 14. Jahrhunderts war Aerzen damals Mittelpunkt eines Verwaltungsbezirkes mit 13 Ortschaften.

Als die Welfen sich nach dem Sturz Heinrichs des Löwen gegen die Hohenstaufen erfolgreich zur Wehr setzten und die Eversteiner bedrängten, suchte Konrad von Everstein 1283 bei Erzbischof Siegfried von Köln Schutz und übertrug ihm den festen Ort Aerzen. Doch auch der Bischof konnte die Einnahme der Burg Everstein durch die Welfen nicht verhindern. Daraufhin schloss Graf Hermann VIII von Everstein Erbverträge mit dem Bistum Paderborn und der Grafschaft Lippe, um sein Land vor den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg zu schützen. Beide Erbverträge bestimmten, dass Gräfin Irmgard von Everstein, die Gattin Graf Hermanns, Schloss Aerzen als Leibzucht erhielt.

Die Schutzbündnisse lösten den Eversteiner Erbfolgekrieg aus, in dessen Verlauf die Welfen weit in lippisches Territorium vordrangen. 1408 kam es zum Friedensschluss: Graf Hermann gab Otto von Braunschweig-Lüneburg das Eheversprechen für seine erst vier Jahre alte Tochter Elisabeth, die Aerzen als Mitgift erhielt. Damit hatten die Welfen den Anschluss der Grafschaft Everstein an Braunschweig-Lüneburg erreicht. Die Welfenherzöge verpfändeten 1433 Aerzen an die Hildesheimer Bischöfe, die Amt und Schloss als Pfand weitergaben. 1508 erhielten Statius von Münchhausen und Heinrich von Hardenberg Pfandschaften. Als neun Jahre später der Hildesheimer Bischof die Hardenbergsche Pfandschaft nicht erneuerte, kam es zwischen den beiden Pfandinhabern in Aerzen zum Kampf. Stats von Münchhausen musste fliehen und wurde kurz vor Hildesheim von Heinrich von Hardenberg erschlagen. Sein Tod führte zu der verhängnisvollen Hildesheimer Stiftsfehde. 1533 ließ Herzog Erich der Ältere, der dem Bistum Hildesheim das Amt Aerzen wieder aberkannt hatte, das dreigeschossige Amtshaus erbauen.

Bis 1573 besaß der Feldobrist Hilmar von Münchhausen, der jüngste Sohn des erschlagenen Stats von Münchhausen, Aerzen als Pfandschaft. Hilmar, einer der reichsten Männer seiner Zeit, ließ 1561 auf dem Amtshof die 50 Meter lange und 16 Meter hohe Zehntscheune errichten, die 1980 im Museumsdorf Cloppenburg wieder aufgebaut wurde, und beauftragte 1570 den Hamelner Baumeister Cord Tönnis, in Schwöbber ein dreiflügeliges Schloss zu bauen. 1593 vergab Herzog Heinrich Julius Haus und Amt Aerzen an Hilmar den Jüngeren, der 1617 in Schwöbber starb und als erster seine Ruhestätte im Erbbegräbnis der Aerzener Marienkirche fand. Sein Sohn Börries übernahm nach dem Tode des Vaters die Pfandschaft, aus der ihn 1630 das Bistum Hildesheim mit Waffengewalt vertrieb. Erst als nach der Landung des Schwedenkönigs Gustav Adolf in Deutschland das Restitutionsedikt aufgehoben wurde, erhielt Börries Aerzen als Pfand zurück.

Der zweite Schicksalsschlag traf ihn 1642, als durchziehende weimarische Reiterei den Ort brandschatzte und Börries von seinem Hab und Gut nur eine goldene Gnadenkette retten konnte. Nach einer alten Hausinschrift brannten in jener Nacht 66 Wohnhäuser, das Schloss, die Kirche, die Schule und viele Scheunen und Speicher nieder. 1660 mussten die Herren von Münchhausen nach über 160 Jahren Pfandherrschaft Aerzen für immer verlassen. Der Amtshof wurde Staatsgut. Amtmänner und Amtsschreiber bestimmten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts das Verwaltungs- und Gerichtsgeschehen in Aerzen. 1823 wurde das Amt Aerzen aufgehoben, 1854 neben dem Amtsgericht aber wieder eingerichtet. Die endgültige Auflösung erfolgte 1858. 1864 gründete Adolph Meyer die Aerzener Maschinenfabrik, die ab 1907 als GmbH firmierte und Drehkolbenmaschinen und später auch Aufladegebläse für Dieselmotoren produzierte.


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Domänenburg Aerzen
  • Marienkirche Aerzen
  • Rittergut Posteholz
  • Schloss Schwöbber

Sport

Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 logierte die französische Nationalmannschaft im Aerzener Schloßhotel Münchhausen im Schloss Schwöbber. Die Anreise erfolgte als vorletzte Mannschaft des Turniers überhaupt erst am 8. Juni. Als Vize-Weltmeister ist das Team erst am 8. Juli wieder abgereist (nach dem Finale am 9. Juli ging es direkt zurück nach Frankreich). Öffentliche Trainings fanden im Weserberglandstadion in Hameln und im Veilchenbergstadion in Aerzen statt, das Pressezentrum befand sich in Hameln in der Rattenfängerhalle.

In einem Ortsteil von Aerzen befindet sich der SSV Königsförde , der Sportverein mit den meisten Jugendmannschaften im Landkreis.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Aerzen liegt direkt an der B 1.

Ansässige Unternehmen

Einer der größten Arbeitgeber in der Region ist die Aerzener Maschinenfabrik GmbH, der Weltmarktführer in der Herstellung von Schraubenverdichtern, Drehkolbengebläsen und Gaszählern. Außerdem ansässig ist die Aerzener Landbrot GmbH. Nicht zu vergessen ist die Lenze AG, ein weltweit tätiger Hersteller für Antriebs- und Automatisierungstechnik mit Hauptsitz in Groß Berkel.