Arnulf Zitelmann

deutscher Autor von Kinder- und Jugendbüchern sowie von Sachbüchern
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. Januar 2024 um 11:53 Uhr durch LogoX (Diskussion | Beiträge) (Einzelnachweise: +2 Kats). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Arnulf Zitelmann (* 9. März 1929 in Oberhausen-Sterkrade; † 8. Juli 2023[1]) war ein deutscher Schriftsteller und Theologe. Sein Hauptwerk teilte sich in Jugendromane und Sachbücher, darunter mehrere Biographien von Persönlichkeiten, die für Philosophie oder Theologie prägend waren.

Leben

Arnulf Zitelmann verbrachte als zweitjüngstes von fünf Geschwistern seine Kindheit zunächst im Ruhrgebiet.[2][3] Sein Vater stammte aus einer Frankfurter Kaufmannsfamilie, seine Mutter war eine Fürsorgerin und stammte aus einer Arbeiterfamilie.[2] Nach zwölf durch den Zweiten Weltkrieg bedingten Schulwechseln machte er 1949 sein Abitur am humanistischen Landgraf-Georg-Gymnasium in Gießen.[2] Anschließend studierte er 1949 bis 1955 Evangelische Theologie,[2] Philosophie,[2] Germanistik und Psychologie in Marburg und Heidelberg. Es folgte das Predigerseminar in Friedberg im Jahr 1955, anschließend ein Gemeindepraktikum in Rüsselsheim und schließlich das Predigerseminar in Herborn im Jahr 1956.[2] 1956 heiratete er die Kindergärtnerin Dietlinde Hock.[2]

1957 wurde er ordiniert und arbeitete bis 1959 in Frankfurt am Main; anschließend von 1959 bis 1961 als Pfarrer in Burg bei Herborn. In dieser Zeit machte er ein Fernsehpraktikum beim Hessischen Rundfunk und besuchte ein journalistisches Fortbildungsseminar. 1961 wechselte er auf eine Pfarrstelle in Frankfurt am Main und 1971 auf eine in Messel (Landkreis Darmstadt-Dieburg).[2] Von 1977 bis 1992 war er Religionslehrer am humanistischen Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt, zu Zitelmanns Schülern gehörte seinerzeit auch der Schauspieler Matthias Matschke.[4] Anschließend lebte er bis zu seinem Tod als freier Schriftsteller in Ober-Ramstadt.

Er hatte drei Töchter und einen Sohn,[2] den Historiker und Journalisten Rainer Zitelmann.

Die älteste Tochter nahm sich 1986 das Leben. Wie durch einen Artikel in der Wochenzeitung Die Zeit vom 18. Januar 2024[5] bekannt wurde, erhob die jüngste Tochter seit den 1990er Jahren gegen Zitelmann Vorwürfe der sexualisierten Gewalt. Die Taten wurden von der Kommission für Anerkennungsleistungen der Evangelischen Landeskirche in Hessen und Nassau anerkannt[5] und der Tochter ein Betrag von 130.000 EUR als Entschädigung ausgezahlt.[6] Im Hinblick darauf wurden Zitelmann noch im Januar 2024 postum der ihm 1994 zuerkannte Große Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur[7] sowie der Friedrich-Bödecker-Preis[8] aberkannt.

Literarisches Schaffen

Seiner ersten Veröffentlichung mit dem Handbuch Didaktik der Sexualerziehung (1970) folgten Arbeiten zur Prozesstheologie und weitere Sachbücher.

Parallel dazu veröffentlichte er zahlreiche belletristische Werke. So thematisieren seine sich an Jugendliche wendenden, meist historischen Romane die biblische und hellenistisch-römische Antike wie auch das Mittelalter und die Zeit des Nationalsozialismus. Die aus der jeweiligen Alltagswelt entwickelten Hauptfiguren machen Geschichte „von unten“ erfahrbar. Der Autor selbst charakterisierte diese Werke als „theologisch-philosophische Abenteuerromane“. Zitelmanns Leitmotiv, Anderen und Anderem gegenüber offen zu sein und friedlich zu begegnen, war auch Thema seiner Romane, die (bei Veröffentlichung) in der Gegenwart spielten oder die Zukunft als Science Fiction vorwegnahmen. Viele seiner Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

Zitelmann erhielt für sein Schaffen zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Von der Kritik wurden insbesondere die quellengenaue Sachkenntnis und eingängige Schreibweise seiner Werke gelobt. Dies gilt speziell für seine sich an Jugendliche wie an Erwachsene richtenden Biographien zu Persönlichkeiten wie Kant, Lichtenberg[9] und Martin Luther.

Arnulf Zitelmann war Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.[10]

Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)

Werke (Auswahl)

Belletristik

Sachbuch

Biografien

Sonstige Werke

Literatur

  • Kerstin Hasse: Die Jugendbücher von Arnulf Zitelmann und ihre lesepädagogische Bedeutung. Magisterarbeit an der Universität Erlangen-Nürnberg 1998.
  • Ortwin Beisbart: Erwachsenwerden als Herausforderung, in welche Geschichte man gehören will. Konstruktion von Individuum und Familie in Arnulf Zitelmanns Jugendroman „Abraham und Sarai“ (1993). In: Jahrbuch für Internationale Germanistik, Jahrgang 36 (2004), Heft 1, Seite 183–196.

Einzelnachweise

  1. Arnulf Zitelmann Traueranzeige, online unter vrm-trauer.de
  2. a b c d e f g h i Udo Schmoll: „Bruchstellen sind Fundstellen“ - Zum Leben und Werk von Arnulf Zitelmann. In: kjl&m. Nr. 9.1. kopaed, München 2009, S. 38–43 (beltz.de [PDF]).
  3. Arnulf Zitelmann. In: Munzinger Biographie. 19. Mai 2009, abgerufen am 4. Juni 2023.
  4. Wie halten Sie es mit der Religion, Matthias Matschke? (Memento vom 30. Januar 2021 im Internet Archive), Matthias Matschke im Interview mit Imre Grimm am 1. März 2019, online unter goettinger-tageblatt.de
  5. a b Raoul Löbbert und Karsten Polke-Majewski: Missbrauch in der evangelischen Kirche – Die Sünden der Anderen, Bericht vom 18. Januar 2024 in Die Zeit (nicht gratis abrufbar), online unter zeit.de
  6. Evangelische Kirche - Schwere Missbrauchsvorwürfe gegen verstorbenen Theologen in www.hessenschau.de vom 19. Januar 2024
  7. a b Missbrauchsvorwürfe: Akademie erkennt evangelischem Pfarrer posthum Preis ab. In: Frankfurter Rundschau. 23. Januar 2024, abgerufen am 23. Januar 2024.
  8. a b Aberkennung des Friedrich-Bödecker-Preises für Arnulf Zitelmann, Meldung vom 24. Januar 2024 in der Zeitschrift Buchmarkt, online unter buchmarkt.de.
  9. Beispielhafte Rezensionenauswahl zur Biographie von Arnulf Zitelmann zu Georg Christoph Lichtenberg in Jedes Sandkorn ist ein Buchstabe siehe ich: Wer ist da? Nur ich. In: Mitteldeutsche Zeitung vom 21. März 2002.; Jürgen Diesner: Fünf Jahre in der Giftküche des Gelehrten. In: Darmstädter Echo vom 2. Juli 2002; Heinz Steuer, in: bibliotheksnachrichten 3 (2002); Ulrich Karger, in: Der Tagesspiegel vom 4. August 2002, S. 28; Brigitte Schewe: Sandkorn und Morgenröte. Lebenswege zum Lesen und zum Lauschen. In: Eselsohr. H. 12 (2002); Alexander Neumann, in: Lichtenberg-Jahrbuch 2002 (2003); Martina Wehlte-Höschele, in: Büchermarkt. Deutschlandradio vom 18. Mai 2002. Entnommen dem Jahrbuch der Lichtenberg Gesellschaft e.V. zu Lichtenberg-Bibliographie 2001-2003 und Nachträge, zusammengestellt von Ulrich Joost
  10. Mitglieder (Memento vom 3. Juni 2019 im Internet Archive) Arnulf Zitelmann, aufgeführt in der Mitgliederliste des PEN-Zentrums Deutschland, online unter pen-deutschland.de.