Pietro Orsolino

Architekt, Baumeister und Maurermeister
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Pietro Orsolino (* Mailand[1]; † 1680 in Lockenhaus, Burgenland) war ein Architekt, Baumeister und Maurermeister

Kirche St. Ladislaus in Sárvár
Pfarrkirche Lockenhaus
Ehem. Augustiner-Eremiten-Kloster Lockenhaus mit der Pfarrkirche verbunden

Leben und Werke

Familie

Pietro Orsolino gehörte zu einer aus der Lombardei stammenden Baumeister, die in Westungarn und der Steiermark arbeiteten. Der Wiener Architekt Giovanni Battista Orsolino organisierte ab 1636 die Bauten von Graf Ádám Batthyány. Die Verwandtschaft ist ungeklärt.


Ein anderes Mitglieder dieser Familie ist Antonio Orsolino der 1652 bis 1654 die Arbeiten am Pálffyschen Gartengebäude in Kirchschlag leitete. In welchem Verwandtschaftsverhältnis Giovanni Battista und Antonio zu Pietro stehen, wird nicht näher beschrieben (Fidler, 1990, 48-49). Bei Morpurgo werden als Mitglieder der Familie Giovanni Maria oder Mario (1667) und Rocco (1681-91) genannt, die in der Steiermark tätig waren.

Neben dem bereits erwähnten Kirchenbau in Lockenhaus erbaute Pietro auch das Jesuitenkollegium in Köszeg. Wegen seiner Verdienste um die Maurerzunft in Lockenhaus schenkte Graf Nádasdy 1669 Pietro und seinen Nachkommen ein Gut mit Leibeigenen (Fidler, 1990, 49, Voit, 1971, 22-23). Orsolino war Hausbesitzer ín Lockenhaus.

Graf Franz III. Nádasdy schenkt ihm und seiner Familie 1669 einen Gutshof

1669 erhielt Pietro Orsolino von der Herrschaft Lockenhaus, dem Grafen Franz III. Nádasdy, einen Gutshof mit Leibeigenen als Geschenk. Dieser war zuvor im Besitze der evangelischen adeligen Exulantenfamilie Leisser, und an die Grundherrn zurückgefallen. Damit verbunden war die Befreiung von allen Abgaben und Lasten.

Nachkommen

Der Maurermeister Pietro Orsolino[2] nahm 1662 Sohn Dominicus und 1666 Sohn Franz (Francesco) Orsolino zur Maurerlehre auf. Die Freisprechung zum Gesellen erfolgte für Dominicus 1667[3] und für Francesco 1670.

Baumeister von Graf Franz III. Nádasdy, Kronrichter Ungarns

Kirche St. Ladislaus in Rotenturm an der Raab/Sárvár

Graf Franz III. Nádasdy beauftragte und finanzierte 1645 auf dem Stadtplatz Sárvár den Bau einer St. Ladislaus–Kirche. Die Pläne lieferte Pietro Orsolini.[4]

  • Vereinbarung über den Wiederaufbau der Kirche der Marktgemeinde Sárvár.

Burg Lockenhaus

Durch die Sonnenuhr im Innenhof der Burg Lockenhaus datieret mit 1655. Der Barocksaal nach seinem Plan erbaut.[5]

Pfarrkirche Lockenhaus

Franz Nádasdy ließ in Lockenhaus/Léká durch Baumeister Pietro Orsolino von 1656 bis 1669 eine barocke St. Nikolaus-Kirche für den Augustinerorden errichten. Die Krypta der Kirche ist Grablege der Familie Nádasdy.

Ehemaliges Augustiner-Eremitenkloster Lockenhaus

Ein Augustiner-Eremiten-Kloster wurde an die Kirche angebaut.

Burg Kapuvár

Orsolini wirkte in Sárvár und in Kapuvár. Im Oktober 1670 wurde die „Torburg“ in einem schlechten Zustand beschrieben. Es erfolgte der Neubau eines Getreidespeichers und der Wiederaufbau der Bastionen der Burg. Maurermeister Orsolino erhielt 600 Forint. Nach dem Tod von Graf Nádasdy 1671 arbeitete er für das Landgericht in Ungarn.[6][1] Das Gebäude wurde von der Herrschaft Esterházy zum Schloss umgebaut.

Ehemaliges Ordenshaus der Jesuiten in Güns/Köszek

Im Auftrage des Erzbischofs von Kalocsa Georg V. Széchényi errichtete Orsolino 1677-1680 das Jesuitenkollegium Güns (später: Benediktiner-Residenz).[7][8]

Die Lockenhauser Maurer- und Steinmetzzunft

Im Jahre 1662 gründete der Comaske Peter (Pietro) Orsolino in Lockenhaus eine Maurer– und Steinmetzzunft. Er stellte die Punkte der Handwerksordnung zusammen und wurde zum ersten Oberzechmeister gewählt. Die Herrschaft Lockenhaus repräsentierte Graf Franz III. Nádasdy, oberster Kronrichter Ungarns, er genehmigte und bestätigte die Maurerzunft.

Lehrmeister

Der Maurermeister Pietro Orsolino[9] nahm 1662 Sohn Dominicus und 1666 Sohn Franz (Francesco) Orsolino zur Maurerlehre auf. Die Freisprechung zum Gesellen erfolgte für Dominicus 1667[10] und für Francesco 1670.

Wegen seiner Verdienste um die Maurerzunft in Lockenhaus schenkte Graf Nádasdy 1669 Pietro und seinen Nachkommen ein Gut mit Leibeigenen (Fidler, 1990, 49, Voit, 1971, 22-23).

im Aufträge Franz Nädasdys seit 1656 mit dem Bau der Kirche und des Klosters der AugustinerEremiten in Lockenhaus beschäftigte Maurermeister1 Peter (Pietro) Orsolino [11]

Literatur

  • Harald Prickler, Die Lockenhauser Maurer- und Steinmetzzunft. Ein Beitrag zur Kunst- und Handwerksgeschickte des Barock im burgenländisch-westungarischen Raum
  • Alfred Schmeller: Das Burgenland. Seine Kunstwerke, historischen Lebens- und Siedlungsformen. S. 145, Lockenhaus (Oberpullendorf). St. Peter, Salzburg 1974, ISBN 3-900173-03-6.
  • Enikő Buzási: A reprezentáció keretei és gyakorlata nádasdy ferenc országbíró és a 17. Századi főnemesi elit műpártolásában [Repräsentation Graf Franz III. Nádasdy]. Dissertation Universität Budapest 2021; real-d.mtak.hu (PDF; 15 MB).
  • Pál Voit, Der Barock in Ungarn, (deutsche Übersetzung von Franz Gottschlig – Originaltitel: A Barokk Magyarországon, Budapest 1970), Budapest 1971, S. 22-23.

Pietro Orsolino

Einzelnachweise

  1. Im Zunftbuch ist die Herkunft Orsolinos mit den Worten aus Maylandt vom Comersee gebürtig eindeutig gekennzeichnet.
  2. Orsolino Pietro, Universität Innsbruck
  3. Orsolino Domenico, Universität Innsbruck
  4. St. Ladislaus-Kirche Sárvár
  5. Lockenhaus Burg
  6. Burg Kapuvár
  7. Nr. 2 Landkreistag[2]
  8. Ehemaliges Jesuiten-Ordenshaus, später Benediktiner-Stuhlhaus
  9. Orsolino Pietro, Universität Innsbruck]
  10. Orsolino Domenico, Universität Innsbruck, abgerufen am 15. Januar 2024
  11. Harald Prickler: Die Lockenhauser Maurer- und Steinmetzzunft. Ein Beitrag zur Kunst- und Handwerksgeschickte des Barock im burgenländisch-westungarischen Raum.