Mestwin I., auch Mściwoj/Mszczuj, (* um 1160; † 1. Mai 1219 oder 1220), der Sohn von Sobieslaw I., war Fürst und Herzog von Ostpommern bzw. Pommerellen aus der Dynastie der Samboriden in den Jahren 1207 bis 1220.
In den Olivaer Tafeln hat er den Spitznamen „pacificus“ (der Friedfertige). Als etwa 1207 das Geschlecht der Powal ausstarb, mit dem er mütterlicherseits verwandt war, machte er seine Erbansprüche auf das Gebiet von Wyszogrod (heute Fordon) geltend. Er war mit Zwinislawa, einer Tochter Mieszkos des Alten von Polen verheiratet. Seine Herrschaft fiel in die Zeit der Hegemonie Dänemarks über den südlichen Ostseeraum. König Waldemar II. von Dänemark hatte Mecklenburg, Pommern und Pommerellen erobert, Lübeck und Hamburg hatten seine Schutzhoheit anerkannt.
Mestwin musste 1210 dem dänischen König den Lehnseid leisten, als dieser auf einem Kriegszug in das Pruzzenland auch Danzig eingenommen hatte. Wahrscheinlich am 24. Juni 1209 stiftete Mestwin I., „von Gottes Gnade Fürst in Danzig“, „zu einem Kloster für die Nonnen, welche Gott und der heiligen Maria dienen“, mehrere Ortschaften zwischen der Radaune und ihrem Zufluss Stolpe. Da er die Zustimmung seiner vier Söhne und seiner Gemahlin hatte, fügte die Fürstin als ihren Anteil die ganze Oxhöfter Kämpe, das Dorf Bolschau im Burgbezirk Belgard an der Leba, sowie das Dorf Grabowo bei Schwetz hinzu. In den Urkunden ist festgelegt „freiwillig und gottergebenen Sinnes samt allem ihrem Geschmeide“.
Die bald nach 1209 errichtete Klosteranlage vermutet man an der Mündung der Stolpe in die Radaune. Das Kloster in Zuckau war ein Prämonstratenser - Nonnenkloster. Seine Gründung geschah nicht mit Hilfe benachbarter pommerscher Niederlassungen. Das wurde, vielleicht durch die dänisch - pommerschen Kämpfe in jener Zeit, verhindert. Mutterkloster für Zuckau war vielmehr das Sankt Vinzenzstift bei Breslau, das seit 1180 von Prämonstratensern besetzt war. Bereits 1201 bestätigte Papst Innozenz III. dem St. Vinzenzstift unter anderem eine Jacobikirche in Zuckau. Die Überlieferung lässt nicht erkennen, wie die Verbindung zwischen der Danziger Fürstenfamilie und dem Breslauer Sankt Vinzenzstift zustande kam. Die Gründung eines Nonnenklosters entsprach anscheindend einem Bedürfnis. Es sollte eine Versorgungs- und Bildungsstätte für die Töchter des Fürstenhauses und des pommerellischen Adels geschaffen werden. Das gab es in anderen Ländern auch.
Zuckau entwickelte sich zum Hauskloster für weibliche Angehörige des pommerellischen Fürstenhauses. Witoslawa, Tochter des Stifterpaares und Schwester von Swantopolk und Sambor II., ist als „magistra“ (Meisterin) dieses Klosters 1275 und 1289 nachgewiesen. Neben einer Novizenschule unterhielt das Kloster später auch eine Knaben- und eine Mädchenschule.
Von Mestwin I. ist außerdem bekannt, dass er in einer Versammlung polnischer Großer und hoher Geistlichkeit in Mikolin im Jahre 1212 als Herzog (dux) auftrat. Er hatte sich also bald von der dänischen Vasallität gelöst und seine volle Unabhängigkeit erlangt. Um 1213, anlässlich einer Bestätigung für das Kloster Zuckau, bezeichnete er sich aber wieder als „princeps“. Mestwin starb am 1. Mai 1219 oder 1220.
Mestwin hatte vier Söhne und fünf Töchter. Drei von ihnen traten in das Kloster Zuckau ein, das Mestwin gestiftet hatte. Eine von ihnen, Witoslawa, war lange Jahre Priorin dieses Klosters. Sie starb am 9. Juli 1290, 24 Jahre nach dem Tod ihres Bruders Swantopolk.
Eine andere Tochter, Miroslawa, heiratete Herzog Bogislaw II. von Pommern
Jadwiga heiratete Wladyslaw Odonicz, einen Enkel Mieszkos des Alten von Polen.
Mestwin I. teilte vor seinem Tode sein Herrschaftsgebiet unter seine vier Söhne auf. Swantopolk, der Älteste, erhielt das Gebiet um Danzig, Wratislaw den südlichen Landesteil mit Schwetz, Sambor erhielt die Residenz Liebschau und Ratibor den Westteil mit der Residenz in Belgard an der Leba. Wratislaw starb in Schwetz 1229, die Brüder teilten sich sein Herrschaftsgebiet. Swantopolk besaß nun neben Danzig die Burgen Sartowitz, Zantir und Schwetz am Weichselufer. Das Gebiet Sambors umfasste die späteren Kreise Dirschau, Stargard, Berent und Karthaus sowie den südlichen Teil des Danziger Werders.
Personendaten | |
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NAME | Mestwin I. |
ALTERNATIVNAMEN | Mściwoj/Mszczuj |
KURZBESCHREIBUNG | Fürst und Herzog von Ostpommern |
GEBURTSDATUM | um 1160 |
STERBEDATUM | 1. Mai 1219 oder 1220 |