Jefferson Davis
Jefferson Finis Davis (* 3. Juni 1808 in Fairview, Kentucky; † 6. Dezember 1889 in New Orleans, Louisiana) war ein US-amerikanischer Politiker, von 1861 bis 1865 der einzige Präsident der Konföderierten Staaten von Amerika und damit Führer der Südstaaten im Sezessionskrieg, also der Gegenpräsident Abraham Lincolns. Zuvor hatte er in den Vereinigten Staaten als Senator für Mississippi und von 1853 bis 1857 als Kriegsminister gewirkt. Davis gehörte der Demokratischen Partei an.


Leben
Familie und Kindheit
Jefferson Finis Davis wurde am 3. Juni 1808 in Fairview im Bundesstaat Kentucky geboren. Er war das jüngste von zehn Kindern. Seinen Vornamen erhielt er zu Ehren des damaligen Präsidenten Thomas Jefferson, den Davis Vater als „Held“ verehrte.[1] Sein Vater war Samuel Emory Davis, der im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg als Angehöriger einer patriotischen Miliz kämpfte. Er war als Soldat in Georgia und South Carolina aktiv. Im Jahr 1779 baute er eine Kompanie auf, die er auch führte. Diese war an den Belagerungen von Savannah und Augusta beteiligt. Während des Krieges lernte er Jane Cook kennen, die er 1783 heiratete. Die Eheleute bewohnten eine Farm, die Davis vom Staat Georgia gestellt bekam.[2] Um ihre Position zu verbessern, reisten sie durch den Norden und Süden des Staates Kentucky. Auf diesen Reisen bekam Jane Cook Davis ihre ersten neun Kinder. Nach den Jahren der Reisen bauten die Eheleute als Zeichen ihres Wohlstandes eine Hütte in Fairview, wo ihr letzter Sohn geboren wurde.
Nach der Geburt seines Sohnes entschied sich Samuel Davis wieder zu reisen und verkaufte seine Farm, um Pferde und Sklaven zu kaufen. In dieser Reise zielte Davis auf einen Ort etwa 600 Kilometer südwestlich von Christian County, Bayou Teche im südlichen Louisiana. Diese Reise auf dem Land, die zwei Monate dauerte, sollte sich als schwierig erweisen. Der Aufenthalt in Louisiana war temporär. Nach einem Jahr reiste er weiter. Der Grund waren die vielen Stechmücken und Krankheiten, die Samuel Davis zum ändern seines Standorts bewegten. Das neue Ziel befand sich hundert Kilometer nördlich von Wilkinson County, in der südwestlichen Ecke vom Mississippi Territory, aus dem später der Bundesstaat Mississippi hervorgehen sollte. Schließlich lokalisierte er eine Farm, die zwei Kilometer von Woodville entfernt war. In dieser Farm ließ er sich laut der Steuerliste des Countys 1810 endgültig nieder und wurde Landwirt.[3] Das neugebaute Haus wurde „Poplar Grove“ genannt und Jefferson Davis sagte später, dass dort seine „Erinnerungen beginnen“.[4]
Schulzeit und Studium
Davis´ erste Bildungsanstalt war eine Schule in Woodville, die er zusammen mit seiner Schwester Polly im Alter von sechs oder sieben besuchte.[6] Sein Vater schickte ihn dann ab Mitte 1816 auf das St. Thomas College, eine vom Dominikanerorden der römisch-katholischen-Kirche geführte Schule. Nach zwei Jahren verließ er das St. Thomas und kehrte wieder zu seinen Eltern nach Mississippi zurück. 1818 besuchte Davis für sehr kurze Zeit das Jefferson College, das jedoch ebenso eine eher vorbereitende Schule war, und von 1818 bis 1823 die Wilkinson Academy, die von John A. Shaw geleitet wurde. 1823 fasste Davis den Entschluss, zugunsten seiner Bildungsziele ein „echtes“ College zu besuchen.[7]
Da es in Mississippi keine Universitäten gab, reiste er im Frühling 1823 nach Lexington, um die Transylvania University zu besuchen. Die Transylvania wurde von Horace Holley geleitet. Davis bestand die Aufnahmeprüfung und wurde Student. Davis wurde während seiner Zeit ein guter Student, der auch als sehr freundlich gegenüber den Professoren beschrieben wurde.[8] Während dieser Erfolgsphase verstarb seine Schwester Mary Ellen „Polly“, was ein großer Schlag für ihn war, da er besonders zu seinen Schwestern einen guten Draht hatte.[9] Im Juni 1824 legte er seine Prüfungen ab.[10] Einige Zeit nach der Prüfung verstarb auch sein Vater, was ihn schwer traf.[11]
Seit dem Verkauf der Farm, seitens des Vaters aufgrund von Geldproblemen war Joseph Davis der Eigentümer. Er wurde nach dem Tod seines Vater ein Ersatzvater für seinen Bruder, der mit der Transylvania University von Jefferson nicht ganz zufrieden war. Er entschied sich seinen Bruder Jefferson zur Militärakademie nach West Point zu schicken, was er schon vor der Transylvania mit seinem Bruder vorhatte.[12] Jefferson Davis stimmte zu, obwohl er bedenken und andere Pläne[13] hatte. Er verließ Lexington und erreichte nach dem 1. September die West Point.[14] Nach vier Jahren an der West Point bestand Davis 1828 die Abschlussprüfung und wurde im selben Jahr zum Oberleutnant der Infanterie.[15]
Erste militärische Erfahrung
Nach dem 14. Juli 1828 verließ Davis die West Point, die ihn bis zu 30. Oktober beurlaubt hatte. Davis Ziel war es seine Familie wieder zu sehen. Er beantragte eine Verlängerung seines Urlaubs bis zum 31. Dezember, die ihm bewilligt wurde. Am 31. Dezember bekam er den Befehl sich zum ersten Infanterie-Regiment der Jefferson Barracks Military Post zu begeben.[16] Er blieb jedoch nicht lange und wurde am 24. März 1829 zum ersten Infanterie-Regiment des Forts Crawford geschickt. Dieses lag im Michigan Territory, dem heutigen Bundesstaat Wisconsin.[17]
Nach seiner Ankunft war Davis dem Colonel und späteren US-Präsidenten Zachary Taylor unterstellt. Zwischen 1829 und 1835 hatte er verschiedene Aufgaben. Sowohl das beaufsichtigen der Holzfäller und Sägewerkindustrie, als auch das verhindern von Konflikten zwischen Indianern und Pionieren. Diese waren das Resultat von Landstreitigkeiten. Dazu war er auch Quartiermeister.[18] Ein besonderes Ereignis war der Black-Hawk-Krieg. Nachdem der Indianerhäuptling Black Hawk in der Schlacht bei Bad Axe besiegt und später gefangen genommen worden war, sollte er nach Jefferson Barracks überführt werden. Davis hat vermutlich nur an der Schlacht von Bad Axe teilgenommen. Nach einer Planänderung, wurde Davis mit der Überführung beauftragt. Während der Reise empfanden Davis und Black Hawk Respekt füreinander. In seiner Autobiographie schrieb Black Hawk positiv über Davis.[19]
Erste Ehe mit Sarah Knox Taylor
Im August 1832 besuchte Sarah Knox Taylor zusammen mit ihrer Familie ihren Vater im Fort Crawford. Nach der ersten Begegnung mit Jefferson Davis entstand eine Freundschaft, die jedoch schnell zu einer Liebesbeziehung wurde. Als Davis bei Zachary Taylor um die Hand seiner Tochter bat, lehnte Taylor ab. Grund dafür waren keine persönlichen Probleme, sondern die Tatsache, dass er nicht wollte, dass seine Tochter einen Soldaten heiratet. Die Abneigung dagegen wurde so groß, dass Taylor Davis den Zutritt seines Hauses verbot. Sarah Taylor respektierte zwar den Wunsch ihres Vaters, sagte jedoch, dass sie keinen anderen Mann heiraten wolle. Trotz des Verbots schafften sie es mit Hilfe von Freunden, sich heimlich zu treffen. Für zwei Jahre sahen sie einander nicht, da Davis sich den Dragons anschloss. 1835 entschied sich Davis, die Armee zu verlassen und Baumwollplantagenbesitzer zu werden. Sein Bruder Joseph stimmte damit überein, seinem Bruder Land zu überlassen, um dieses für Baumwolle zu nutzen. Ob seine Heirat mit Taylor sein Karriereende beeinflusst hat, ist unbekannt, ebenso, ob Davis´ Austritt aus der Armee Zachary Taylor dazu bewogen hat, anders über die Heirat zu denken. Am 17. Juni 1835 heirateten Davis und Taylor. Die Ehe war jedoch nur von kurzer Dauer. Nachdem beide nach Locust Grove gereist waren, erkrankten beide an Malaria. Jefferson Davis überlebte zwar, aber seine Frau nicht. Sie starb am 15. September 1835. Der Tod seiner ersten Frau war ein schwerer Schlag für Davis.[20]
Als Plantagenbesitzer und politische Anfänge
Nach dem Tod seiner Frau musste Davis sich den Aufgaben eines Plantagenbesitzers stellen. Seine berufliche und finanzielle Zukunft war anfangs sehr von seinem Bruder Joseph abhängig. Dieser hatte ihm das Land für seine neue berufliche Tätigkeit zur Verfügung gestellt. Sein Land in Brierfield zu einer fruchtbaren Plantage zu machen, war für den gesundheitlich angeschlagenen Witwer ein zu schweres Unterfangen. Mit Zustimmung von Davis schickte Joseph seinen Bruder nach Havanna.[21] Davis sollte sich dort ausruhen. 1836 kehrte er nach Davis Bend zurück und begann mit dem Aufbau der Plantage. Mit dem zur Verfügung gestellten Geld seines Bruders kaufte Davis seine ersten Sklaven. In den Jahren wuchs die Anzahl der Sklaven durch geschäftliche Erfolge.[22] Da Joseph früher als sein jüngerer Bruder ein erfolgreicher Plantagenbesitzer war, nahm Davis ihn sich zum Vorbild. Dazu zählte auch die Behandlung der Sklaven.[23]
Politik nahm einen zentralen Punkt in den Überlegungen der Brüder ein. Joseph Davis war an den politischen Entwicklungen in Mississippi als auch im Land interessiert. Jefferson Davis teilte das Interesse an der Politik. Sowohl die Vorgänge im Kongress als auch der Verlauf der Legislaturperiode in Mississippi waren für ihn von Interesse. Als es eine Rivalität zwischen den Parteien der Demokraten und der Whig gab, positionierten sich die Brüder Davis an der Seite der Demokraten. In den Demokraten sahen sie eine Bastion der staatsrechtlichen Philosophie ihres politischen Vorbilds Thomas Jefferson, in den Whigs hingegen die Fortsetzung der politischen Vorstellungen Alexander Hamiltons, dessen Vorstellungen sie ablehnten. 1843 wurde Jefferson Davis der demokratische Kandidat für das Repräsentantenhaus von Mississippi. Er vertrat das Warren County und die Stadt Vicksburg. Er schaffte es, 512 von 1197 Stimmen[24] zu gewinnen. Trotzdem waren dies zu wenig und er verlor die Wahl.[25]
Zweite Ehe mit Varina Howell
Als sich Davis und die in Mississippi geborene Varina Howell zum ersten Mal begegneten, hinterließ er einen großen Eindruck auf Howell. In einem Brief an ihre Mutter bezeichnete sie ihn als einen „bemerkenswerten Mann“.[26] Howell ließ sich für längere zeit auf der Hurricane Plantage nieder, aufgrund einer Einladung von Joseph Davis, die jedoch von Jefferson Davis verschickt worden war. Joseph arbeitete im Sinne seines Bruders, denn Ziel war ein Treffen zwischen Howell und Jefferson Davis.[27] Mit der Zeit entstand eine Liebesbeziehung zwischen den beiden. Als Varina Howell ihren Eltern über ihre Liebe zu Davis berichtete, waren diese über eine Hochzeit sehr unsicher. Besonders ihre Mutter, Margaret Howell, hatte einige Vorbehalte. Trotz dieser Bedenken waren ihre Eltern einverstanden, und das Paar heiratete am 26. Februar 1845.[28]
Davis im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg
1846 gab er seinen Sitz im Repräsentantenhaus auf, um im Krieg gegen Mexiko wieder als Offizier zu dienen. Er nahm an mehreren Schlachten teil, unter anderem an der Schlacht von Monterrey, und erreichte den Rang eines Colonel. Nach einer Verwundung wurde ihm der Posten eines Brigadegenerals der Miliz angeboten. Diesen lehnte er mit dem Argument ab, nur die Staaten hätten das Recht, Milizen aufzustellen, nicht die Union.
Kandidatur als Gouverneur und Aufstieg zum Kriegsminister
1847 übernahm er einen frei gewordenen Sitz im US-Senat, 1851 wurde er wiedergewählt (vom Parlament von Mississippi, die direkte Wahl der Senatoren war damals noch nicht üblich). Wenige Monate später gab er den Senatssitz auf und kandidierte erfolglos als Gouverneur von Mississippi. Danach unterstützte er die Kandidatur von Franklin Pierce um die Präsidentschaft. Dieser ernannte Davis zum Kriegsminister, was er bis 1857 blieb, um sich anschließend erneut erfolgreich um einen Sitz im Senat zu bewerben.
Anfängliche Haltung zur Sezession und Austritt
Als gemäßigter Südstaaten-Nationalist sprach sich Davis zunächst gegen eine Sezession aus und trat für eine Stärkung der Rechte der Einzelstaaten innerhalb der Union ein. Nach der Wahl Abraham Lincolns zum 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika und der Sezession South Carolinas erklärte er jedoch am 21. Januar 1861 den Austritt Mississippis aus der Union und verließ den Senat.
Sezessionskrieg
Wahl zum Präsidenten
Die Abspaltung South Carolinas ermutigte weitere Staaten aus der Union auszutreten. Eineinhalb Monate später traten folgende sechs Bundesstaaten aus der Union aus: Mississippi (9.1.1861), Florida (10.1.1861), Alabama (11.1.1861), Georgia (19.1.1861), Louisiana (26.1.1861) und Texas (1.2.1861). Am 8. Februar trafen sich die Delegierten der ausgetretenen Staaten in Montgomery, Alabama und nahmen eine vorläufige Verfassung an, die am 11. März fertiggestellt und angenommen wurde.[29] Der Bewerber Alexander Stephens war bis zuletzt Anhänger der „bedingten Unionisten“ und galt bei den Sezessionisten deshalb als „verdächtig“. Der Bewerber Robert Augustus Toombs scheiterte an seinem Alkoholismus. Er brach zwei Tage vor der Präsidentenwahl auf einer Party wegen Alkohol zusammen. Hingegen war Davis als Senator und Kriegsminister unter Franklin Pierce regierungserfahren und war somit, laut James McPherson der „ideale Kandidat“. Deswegen wurde er, obwohl er sich nicht beworben hatte und auch nicht Präsident werden wollte am 9. Februar vom provisorischen Konföderiertenkongress zum provisorischen Präsidenten gewählt. Ursprünglich wollte er eher ein Kommando im Konföderierten Heer übernehmen. Die Wahl nahm er trotz der Bedenken an.[30] Im Mai zog die Regierung nach Richmond. Dort wurde er am 6. November 1861 offiziell zum Präsidenten der Konföderation mit einer sechsjährigen Amtszeit gewählt. Seine Amtseinführung erfolgte am 22. Februar 1862.[29]
Haltung zur Sklaverei und der Gleichwertigkeit der Schwarzen
Davis war Mitglied der Pflanzeraristokratie der Südstaaten und Sklavenhalter. Davis befürwortete die Ausweitung der Sklaverei auch auf die von Mexiko abgetretenen Territorien im Westen der USA.[31] 1847 erwarb sein Bruder für ihn die Plantage Brierfield in Davis Bend, Mississippi, südlich von Vicksburg, wo er durch Sklaven Baumwolle anbauen ließ. Hier arbeiteten schließlich ungefähr 300 Sklaven, von denen einige bereits 1862 entkamen. Als Truppen der Union im Sommer 1863 das Anwesen angriffen, wurden 137 von Davis' Sklaven befreit, weitere entkamen später. Im August 1863 kamen eine Reihe von ihnen in Vicksburg an, was durch den Maler Frederik Schell in einer Skizze dokumentiert wurde. Die Szene wurde später als Holzschnitt verbreitet.[32] 1865 verkaufte er Sklaven und Pferde, um zu Geld zu kommen. Während der Belagerung von Richmond schlug er schließlich vor, Sklaventruppen für die Südstaaten einzusetzen.[33]
Aus Davis’ Memoiren geht in Bezug auf seine Haltung zur Sklaverei Folgendes hervor:
„Als reine historische Fakten haben wir gesehen, dass die afrikanische Knechtschaft unter uns – eingestandenermaßen die mildeste und humanste aller Einrichtungen, die jemals den Namen ‚Sklaverei‘ trugen – schon früher in allen ursprünglichen Staaten existierte und dass sie im vierten Artikel der Verfassung anerkannt und durch diesen geschützt war.“[34]
Zur Frage, ob Schwarze zu Bürgern werden könnten, schrieb er:
„Dass Personen der afrikanischen Rasse jetzt und in Zukunft nicht als ‚Teil des Volkes‘, oder Bürger, im Rahmen der Verfassung der Vereinigten Staaten anerkannt werden können.“[35]
In seinem Buch schrieb er auch:
„Überlassen wir es getrost dem Instinkt jener gewöhnlichen Menschlichkeit, die ein gütiger Schöpfer in die Herzen unserer Mitmenschen aller Länder eingepflanzt hat, ein Urteil über eine Maßnahme zu fällen, durch die mehrere Millionen menschlicher Geschöpfe einer minderwertigen Rasse – friedliche, zufriedene Arbeiter in ihrer eigenen Lebenswelt – zu ihrer Ausrottung verdammt werden.“[36]
Im Bürgerkrieg ordnete er an, dass kriegsgefangene ehemalige Sklaven aus der Armee der Union wieder in die Sklaverei zu verkaufen seien.[37]
Verlauf des Krieges und sein Ende
Am 12. April 1861 griffen die Konföderierten das noch von Bundestruppen der Union besetzte Fort Sumter bei Charleston, South Carolina an und lösten so den Sezessionskrieg aus. Die Nord-Virginia-Armee unter dem Befehl von Robert Edward Lee zeigte sich im Krieg den Truppen der Nordstaaten gewachsen, wenn auch die Bundestruppen teils tief in das Territorium der Konföderation eindrangen. Das Jahr 1863 kann als der Wendepunkt des Krieges angesehen werden, als im Juli dieses Jahres sowohl das strategisch wichtige Vicksburg im Westen fiel als auch General Lee in der Schlacht von Gettysburg besiegt wurde.
Der Süden, der nun endgültig in der Defensive war, wurde schließlich von dem an Menschen- und Rüstungspotential weit überlegenen Norden geschlagen. Davis musste die Hauptstadt Richmond, Virginia, räumen und war vom 3. bis 10. April 1865 mit seinem Kabinett in Danville, Virginia, im Haus von Major William T. Sutherlin einquartiert. General Lee kapitulierte am 9. April 1865 in Appomattox Court House, Virginia, vor dem Nordstaatengeneral Ulysses Simpson Grant.[38] Die verbliebenen konföderierten Truppen, die von den überlegenen Unionsverbänden weit in das Hinterland der Konföderation abgedrängt worden waren, folgten in den darauffolgenden Wochen.
Gefangenschaft
Auf dem Weg ins Ausland, um eine Exilregierung zu bilden, wurde Davis mit seiner Familie und weiteren Begleitern am 10. Mai 1865 nahe Irvinville, Georgia, von Unionstruppen unter James H. Wilson gefangen genommen.[39] Er wurde am 24. Mai 1865 wegen Verrats angeklagt und blieb bis zum 14. Mai 1867 in Untersuchungshaft in Fort Monroe, Virginia, danach wurde er gegen Kaution freigelassen. Das Verfahren wurde 1869 eingestellt. Seine US-Staatsbürgerschaft wurde ihm jedoch aberkannt.
Nach der Präsidentschaft
Als Geschäftsmann
Nach seiner Freilassung 1867 verließ Davis zunächst die USA, reiste mit seiner Familie nach Europa und kehrte erst 1869 wieder in die Vereinigten Staaten zurück, wo er eine Versicherungsgesellschaft in Memphis übernahm, die 1873 pleiteging. Bis 1878 unternahm er zahlreiche Geschäftsreisen nach Europa, seine Geschäfte waren aber wenig erfolgreich. Er besuchte mehrmals Karlsruhe, wo seine jüngste Tochter Varina Anne Davis, genannt „Winnie“, ihre Schulzeit verbrachte. Eine Affäre mit Virginia Clay, der Frau von Clement Claiborne Clay, wurde publik und belastete die Ehe mit Davis’ Frau Varina, die sich in dieser Zeit meist in England aufhielt.
Letzte Jahre und Tod
1878 nahm Davis, mittlerweile krank und insolvent, eine Einladung der vermögenden Witwe Sarah Dorsey an, sich auf ihr Gut Beauvoir nahe Biloxi zurückzuziehen. 1879 versöhnte sich Davis dort mit seiner Frau; Dorsey schenkte ihm das Anwesen vor ihrem Tod im selben Jahr. 1881 veröffentlichte er seine Erinnerungen an seine Amtszeit als Präsident (The Rise and Fall of the Confederate Government), im selben Jahr kehrte Tochter Winnie in die USA zurück. Das wiedererlangte Ansehen und die Berühmtheit der Familie Davis führten zu häufigen Besuchen von ehemaligen Konföderierten, Veteranen, Journalisten und Neugierigen. Mit zunehmendem Alter legte Jefferson Davis seine Repräsentationsaufgaben in Winnies Hände, die dadurch – trotz ihres deutschen Akzents – als „Tochter der Konföderation“ in die Geschichte der USA einging. Vier Jahre nach Davis’ Tod 1889 wurde sein Leichnam von Atlanta nach Richmond, Virginia, umgebettet. Dort wurden auch seine Tochter Winnie Davis 1898 und seine Frau Varina Davis 1906 jeweils mit militärischen Ehren beigesetzt.
Am 17. Oktober 1978 wurde Jefferson Davis die US-Staatsbürgerschaft postum wieder zuerkannt.
Ehrungen
- In den ehemaligen Südstaaten wurden nach dem Bürgerkrieg mehrere geographische Einheiten nach Davis benannt: Jefferson Davis County in Mississippi; Jefferson Davis Parish in Louisiana; Jeff Davis County (Texas) und Jeff Davis County (Georgia).
- Jefferson Davis ist neben Robert E. Lee und Stonewall Jackson auf dem Stone Mountain, Georgia, dem größten Relief der Welt, abgebildet. Dieses wurde vom Ku-Klux-Klan finanziert und 1970 fertiggestellt.
- Ein Denkmal für Jefferson Davis in Richmond, Virginia wurde 2020 entfernt[43]
Nachkommen
Das Ehepaar Davis hatte insgesamt sechs Kinder, von denen die ersten vier in Washington während der Amtszeit Davis’ als US-Minister geboren wurden.
- Samuel Emory Davis (30. Juli 1852 bis 13. Juni 1854)
- Margaret Howell Davis (25. Februar 1855 bis 18. Juli 1909: ⚭ Joel A. Hayes, fünf Kinder)
- Varina Howell Hayes (12. März 1879 bis 23. Februar 1934: ⚭ Gerald Bertram Webb, fünf Kinder)
- Varina Margaret Webb (13. Mai 1905 bis 23. Mai 2000: ⚭ John Wolcott Stewart II, keine Kinder)
- Gerard Bertram Webb Jr. (17. Dezember 1906 bis 19. April 1947)
- Frances Robine Webb (11. April 1908 bis 7. Dezember 1988: ⚭ Frederick Farnsworth, drei Kinder)
- Leila Webb (1. November 1911 bis 7. Dezember 1998: ⚭ Charles Harold Collins Jr., keine Kinder)
- Joel Addison Webb (2. Mai 1913 bis 14. März 1989: ⚭ Barbara Anne Flynn, zwei Kinder)
- Lucy White Hayes (2. Januar 1882 bis 23. März 1966: ⚭ George Young, keine Kinder)
- Jefferson Addison Hayes (2. Oktober 1884 bis 8. März 1975: ⚭ Doree DeWitt, zwei Kinder)
- Addison Hayes-Davis (1. Mai 1913 – August 1983)
- William Addison Hayes (8. Juni 1889 bis 25. Mai 1955: ⚭ Elizabeth Hayes McEuen zwei Kinder)
- Elise Davis Hayes (1917–1974)
- Varina Howell Hayes (12. März 1879 bis 23. Februar 1934: ⚭ Gerald Bertram Webb, fünf Kinder)
- Jefferson Davis Jr. (16. Januar 1857 bis 16. Oktober 1878)
- Joseph Evan Davis (18. April 1859 bis 30. April 1864)
- William Howell Davis (6. Dezember 1861 bis 16. Oktober 1872)
- Varina Anne „Winnie“ Davis (27. Juni 1864 bis 18. September 1898)
Eine Urgroßnichte von Jefferson Davis war Helene von Bothmer (1908–1996), deutsche Museumskuratorin und ehemaliges US-Model.
Literatur
Eigene Werke
- The Rise and Fall of the Confederate Government. New York 1881 (englisch)
- Andersonville and Other War-Prisons. Belford. 1890. OCLC 902841567
- A short history of the Confederate states of America. Belford. 1890. OCLC 1084918966.
Biographien
- Herman Hattaway, Richard E. Beringer: Jefferson Davis, Confederate President. University Press of Kansas, Lawrence 2002, ISBN 978-0-7006-1293-2 (englisch).
- James M. McPherson: Embattled Rebel: Jefferson Davis and the Confederate Civil War. Penguin, New York 2015, ISBN 978-0-14-312775-8 (englisch).
- William C. Davis: Jefferson Davis. The Man and His Hour. A Biography. HarperCollins, New York NY 1991, ISBN 0-06-016706-8 (englisch).
- William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American. Alfred A. Knopf, Inc., New York 2000, ISBN 978-0-307-77264-0. ( William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, ISBN 0-375-72542-3.) Rezension
Verarbeitungen in anderen Werken
- Brian R. Dirck: Lincoln and Davis: Imagining America, 1809–1865. University Press of Kansas, Lawrence 2001, ISBN 978-0-7006-1137-9 (englisch).
- Jeffrey Zvengrowski: Jefferson Davis, Napoleonic France, and the Nature of Confederate Ideology, 1815–1870. Louisiana State University Press, Baton Rouge 2020, ISBN 978-0-8071-7067-0 (englisch).
Weblinks
- Jefferson Davis im Biographical Directory of the United States Congress (englisch)
- Jefferson Davis in der Datenbank Find a Grave
- Literatur von und über Jefferson Davis im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jefferson Davis im Miller Center of Public Affairs der University of Virginia (englisch)
- Offizielle Seite des wieder aufgebauten Wohnhauses Beauvoir in Biloxi (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ William C. Davis: Jefferson Davis. The Man and His Hour. A Biography. HarperCollins, New York, 1991 S. 6. William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 10.
- ↑ William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 12.
- ↑ William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 14–15.
- ↑ Zitiert nach: William C. Davis: Jefferson Davis. The Man and His Hour. A Biography. HarperCollins, New York, 1991, S. 7
- ↑ Rosemont. Im National Register Information System. National Park Service, abgerufen am 13. November 2023.
- ↑ William C. Davis: Jefferson Davis. The Man and His Hour. A Biography. HarperCollins, New York, 1991, S. 10
- ↑ William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 17–20 und 22–24.
- ↑ Zur Beurteilung siehe: William C. Davis: Jefferson Davis. The Man and His Hour. A Biography. HarperCollins, New York, 1991, S. 21.
- ↑ William C. Davis: Jefferson Davis. The Man and His Hour. A Biography. HarperCollins, New York, 1991, S. 23 und zum guten Draht: S. 8.
- ↑ William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 25–29.
- ↑ William C. Davis: Jefferson Davis. The Man and His Hour. A Biography. HarperCollins, New York, 1991, S. 24.
- ↑ William C. Davis: Jefferson Davis. The Man and His Hour. A Biography. HarperCollins, New York, 1991, S. 25.
- ↑ William C. Davis: Jefferson Davis. The Man and His Hour. A Biography. HarperCollins, New York, 1991, S. 25.
- ↑ William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 29–31.
- ↑ William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 43.
- ↑ William C. Davis: Jefferson Davis. The Man and His Hour. A Biography. HarperCollins, New York, 1991, S. 39–40. William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 45–46.
- ↑ William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 47.
- ↑ William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 49–50.
- ↑ William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 58–60.
- ↑ William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 70–77.
- ↑ William C. Davis: Jefferson Davis. The Man and His Hour. A Biography. HarperCollins, New York, 1991, S. 75.
William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 82. - ↑ William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 82–84.
- ↑ William C. Davis: Jefferson Davis. The Man and His Hour. A Biography. HarperCollins, New York, 1991, S. 80.
- ↑ Hierfür siehe: William C. Davis: Jefferson Davis. The Man and His Hour. A Biography. HarperCollins, New York, 1991, S. 95.
- ↑ William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 91,93 und 95.
- ↑ William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 98.
- ↑ William C. Davis: Jefferson Davis. The Man and His Hour. A Biography. HarperCollins, New York, 1991, S. 96.
- ↑ William J. Jr Cooper: Jefferson Davis, American,Vintage Civil War Library, 2001, S. 100 und 102.
- ↑ a b Udo Sautter: Der Amerikanische Bürgerkrieg 1861–1865, Nikol Verlag, Hamburg, 2022, S. 38.
- ↑ James M. McPherson: Für die Freiheit sterben: Die Geschichte des amerikanischen Bürgerkriegs. Anaconda, Köln 2011, S. 246.
- ↑ Kevin Waite, Jefferson Davis and proslavery Visions of Empire in the Far West. Journal of the Civil War Era 6/4 (Special Issue, The Civil War West) 2016, 536–565. Stable URL: https://www.jstor.org/stable/10.2307/26070455
- ↑ Harold Holzer, How Jefferson Davis lost his slaves. America's Civil War 26/3, 2013 22
- ↑ Philip D. Dillard, Jefferson Davis's Final Campaign: Confederate Nationalism and the Fight to arm Slaves. Macon, Ga., Mercer University Press 2017
- ↑ Jefferson Davis: The Rise and Fall of the Confederate Government, Band 1, ISBN 978-0-306-80418-2, S. 66 ff.
- ↑ Jefferson Davis: The Rise and Fall of the Confederate Government, Band 1, ISBN 978-0-306-80418-2, S. 70 ff.
- ↑ Jefferson Davis: The Rise and Fall of the Confederate Government, Band 2, ISBN 978-0-306-80418-2, S. 600 ff.
- ↑ Harold Holzer, How Jefferson Davis lost his slaves. America's Civil War 26/3, 2013 22
- ↑ Paroling Gen. Lee: Entlassung auf Ehrenwort
- ↑ James H. Wilson in der Encyclopedia of Alabama.
- ↑ Richard Southall: Haunted Plantations of the South. Llewellyn Publications, Woodbury 2015, ISBN 978-0-7387-4024-9, S. 83.
- ↑ Benjamin Levy: National Register of Historic Places Inventory: Nomination Form; hier: “Beauvoir” – Jefferson Davis House. In: National Register Information System. National Park Service, 5. Februar 1973, abgerufen am 27. Juli 2022, S. 6 (360 kB).
- ↑ Listing of National Historic Landmarks by State: Mississippi. National Park Service, abgerufen am 27. Juli 2022.
- ↑ Ramon Antonio Vargas, Man cleared of charges in ransom plot to turn Confederate chair into a toilet, Guardian 22. Oktober 2023
Personendaten | |
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NAME | Davis, Jefferson |
ALTERNATIVNAMEN | Davis, Jefferson Finis (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Politiker der Südstaaten |
GEBURTSDATUM | 3. Juni 1808 |
GEBURTSORT | Fairview, Kentucky |
STERBEDATUM | 6. Dezember 1889 |
STERBEORT | New Orleans, Louisiana |