Friedrich II. (Preußen)

König von Preußen
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Friedrich II., auch Friedrich der Große oder der Alte Fritz genannt, (* 24. Januar 1712 in Berlin; † 17. August 1786 in Potsdam) war seit 1740 König in Preußen und seit 1772 König von Preußen. Er war das vierte Kind König Friedrich Wilhelms I. in Preußen und dessen Gattin Sophie Dorothea von Hannover. Seine beiden älteren Brüder starben bereits als Kleinkinder. In seiner Eigenschaft als Kurfürst und Markgraf von Brandenburg wird er als Friedrich IV. gezählt.

Friedrich II. von Preußen (der Große)

Leben

Jugend

Friedrich wurde von seinem Vater Friedrich Wilhelm I., dem „Soldatenkönig“, autoritär, hart und militärisch erzogen. 1730 unternahm er gemeinsam mit seinem Jugendfreund Hans Hermann von Katte einen möglicherweise bewusst dilettantisch geplanten Fluchtversuch nach England, der jedoch bereits in seinen Ansätzen vereitelt wurde. Beide wurden in der Festung Küstrin inhaftiert, wo Katte – einer umstrittenen Überlieferung zufolge vor den Augen Friedrichs – hingerichtet wurde. Zunächst war Katte von einem preußischen Kriegsgericht wegen Desertion zu lebenslanger Festungshaft verurteilt worden, Friedrichs Vater aber ließ dem Gericht mitteilen, es möge sich nochmals zusammensetzen und ein neues Urteil fällen, womit er die Richter unmissverständlich aufforderte, ein Todesurteil gegen Katte zu verhängen.

Enge Freundschaften verbanden Friedrich ebenfalls wiederum mit Mitgliedern des Hofes wie Friedrich Wilhelm von Grumbkow und Jacob Paul von Gundling, die in österreichischem Sold standen. Unter ihrem Einfluss heiratete er 1733 im Schloss Salzdahlum Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, eine entfernte Verwandte des Hauses Habsburg. Die Ehe blieb kinderlos. Friedrich lebte meistens von ihr getrennt und zeigte sich mit seiner Gemahlin lediglich zu Galafesten. Seine Frau nicht zu verstoßen, hatte er seinem Vater noch kurz vor dessen Tod versprechen müssen. Lediglich die Rheinsberger Jahre der beiden (1736–40) könnten glückliche Ehejahre gewesen sein, allerdings ist nicht sicher, ob sein Verhalten echt war oder mehr eine für den misstrauischen Vater bestimmte „Theateraufführung von Mir“.

König

 
Standbild auf der Hohenzollern-Burg

Unmittelbar nach seiner Thronbesteigung im Jahre 1740 begann er den Ersten Schlesischen Krieg, in dem er für das stark zergliederte und an Naturgütern arme Preußen eine wirtschaftlich starke Region erobern und eine Grenze schaffen wollte, die leichter zu verteidigen war.

Im ersten Krieg eroberte er mit seinem Generalfeldmarschall Kurt Christoph Graf von Schwerin Schlesien. Im Zweiten Schlesischen Krieg verteidigte er diese Eroberung erfolgreich. Im Siebenjährigen Krieg marschierten seine Truppen in Kursachsen ein. Damit kam er einem koordinierten Angriff einer Allianz praktisch aller direkten Nachbarn Preußens einschließlich der Großmächte Österreich, Frankreich, Russland um wenige Monate zuvor, die vom österreichischen Kanzler Graf Kaunitz initiiert worden war. Das Zahlenverhältnis der Armee Preußens gegenüber dieser Allianz betrug etwa 1:3, das der reinen Bevölkerungszahl der Staaten etwa 1:20. Seines strategischen Geschicks wegen, das einige schwerwiegende taktische Fehlentscheidungen wieder relativierte, bürgerte sich für ihn der Beiname „der Große“ ein. Allein der Siebenjährige Krieg kostete eine Million Menschen das Leben, weite Landstriche wurden verwüstet. Thomas Mann nannte Friedrich II. in diesem Zusammenhang ein „Ungeheuer“.

Die Eroberung Schlesiens im Ersten Schlesischen Krieg (1740–42) nutzte die Schwäche Österreichs, die durch die Pragmatische Sanktion und den erst im Jahre 1739 beendeten Türkenkrieg entstanden war. Die mehrfach gefährdete Sicherung der neuen evangelischen – Niederschlesien war zu 95 % deutschsprachig und überwiegend evangelisch (68 %) – und reichen Provinz Schlesien im darauf folgenden Zweiten (1744–45) und Dritten Schlesischen Krieg, dem so genannten Siebenjährigen Krieg (1756–63), ließen das protestantische Preußen zum gleichberechtigten Partner in der europäischen „Pentarchie“ (Leopold von Ranke) werden. Die wenig angesehene preußische „Streusandbüchse des Heiligen Römischen Reiches“ hatte sich gegen den Widerstand von schließlich fünf europäischen Großmächten (Frankreich, Österreich, Russland, Schweden, Sachsen-Polen) behauptet. Dadurch verschaffte er dem – gemäß dem Urteil vieler Geistesgrößen von Voltaire und Mirabeau bis Walther Rathenau und Sebastian Haffner – modernsten der damaligen Staaten eine sichere existenzielle Basis im politischen Konzert der damaligen Mächte. Neben Russland, Österreich, Frankreich und England hatte sich Preußen endgültig als fünfte europäische Großmacht etabliert.

Die Erste Teilung Polens (1772) ging auf eine Initiative Österreichs zurück. Österreich und das mit Preußen seit 1764 verbündete Russland standen zu jener Zeit am Rande eines bewaffneten Konflikts. Preußen annektierte das sogenannte Polnisch-Preußen bzw. Westpreußen. Seitdem nannte er sich Friedrich II., König von Preußen und nicht mehr, wie seine beiden Vorgänger, König in Preußen.

 
Adolph Menzel : Tafelrunde König Friedrich II. (Mitte) in Sanssouci mit Voltaire (links) und den führenden Köpfen der Berliner Akademie; gemalt 1850, ehemals Nationalgalerie, Berlin; wohl 1945 im Flakturm Friedrichshain verbrannt.

Als junger König erregte er Aufsehen in Europa, weil er zumindest inoffiziell die Folter abschaffte (Befehl vom 3. Juni 1740 an den Justizminister Cocceji, zunächst noch mit dem Vorbehalt, dass Folter bei „großen Mordtaten, wo viele Menschen ums Leben gebracht“, noch angewendet werden könne; ohne jeden Vorbehalt abgeschafft 1754; im selben Jahr Verbot der Veröffentlichung des Folterverbotes), die Religionsfreiheit verkündete und das bis dahin österreichische Schlesien einverleibte. Sein Wahlspruch: „Ich bin der erste Diener meines Staates.“ Sehr verdient machte er sich um die Entwicklung des Rechts, insbesondere des Allgemeinen Landrechts. Als Anekdote zum Umgang des Königs mit dem Recht wird gern die Legende des Müllers von Sanssouci bemüht. Weitere, seine Regierungszeit kennzeichnenden innenpolitischen Taten waren in der Landwirtschaft die Einführung der Kartoffel als Nahrungsmittel, die Trockenlegung des Drömlings und des Oderbruches, Reformen im Militär- und Erziehungswesen sowie die Schaffung eines starken Beamtenstandes, der angehalten war, jeden Bürger gleich zu behandeln.

Die für Preußen in wirtschaftlicher Hinsicht nicht ganz uneigennützige Toleranz und Offenheit gegenüber Einwanderern und religiösen Minderheiten wie Hugenotten und Katholiken ist eine feste Größe seiner Amtszeit: „Alle Religionen seindt gleich und guht, wan nuhr die Leute, so sie profesieren [(öffentlich) bekennen], erliche Leute seindt, und wen Türken und Heiden kähmen und wolten das Land pöbplieren [bevölkern], so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen“ (aus einem Brief, 1740). Im Forum Fridericianum in Berlin stehen eine protestantische und eine katholische Kirche nebeneinander, ein Unikum im 18. Jahrhundert. Am 22. Juni 1740 schreibt er „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“. In der diskriminierenden Behandlung der Juden knüpfte Friedrich II. jedoch nahtlos an die Politik seiner Vorgänger an (Revidiertes General-Privileg 1750). Preußen war die erste absolute Monarchie Europas, in der eine zumindest eingeschränkte Pressefreiheit eingeführt wurde.

Außerdem war es im Preußen Friedrichs II. für alle Bürger möglich, sich brieflich oder sogar persönlich an den König zu wenden. Gemäß seiner berühmten Maxime „Der König ist der erste Diener des Staates“ versuchte er, zu große Auswüchse des Feudalsystems zu unterbinden. Dabei war er insbesondere misstrauisch gegenüber seinen eigenen Beamten, denen er im Zweifelsfall einen ausgeprägten Standesdünkel zum Nachteil der ärmeren Schichten unterstellte.

Es mißfällt mir sehr, daß mit den armen Leuten, die in Prozeßsachen in Berlin zu tun haben, so hart umgegangen wird und daß man sie mit Arrest bedroht, wie das beispielsweise mit dem Jacob Dreher aus Ostpreußen geschehen ist, der sich eines Prozesses wegen in Berlin aufhält und den die Polizei hat arrestieren wollen. Ich habe das bereits untersagt und möchte Euch hiermit zu erkennen geben, daß in meinen Augen ein armer Bauer ebenso viel gilt wie der vornehmste Graf und der reichste Edelmann. Das Recht gilt ebenso für vornehme wie für geringe Leute!“ (Brief Friedrichs an seinen Justizminister, 1777)

Die von ihm gewünschte und angeregte allgemeine Abschaffung bzw. Milderung der Leibeigenschaft scheiterte am massiven Widerstand des preußischen Landadels, wurde aber auf den königlichen Krondomänen schrittweise durchgesetzt. In den neu erschlossenen Gebieten wurden Dörfer errichtet und freie Bauern angesiedelt. Es war bei anstehender Verlängerung eines Pachtvertrags für staatlichen Grund üblich, dass Angestellte, Mägde, Knechte über ihre Behandlung befragt wurden und bei Missständen der Pächter, auch bei erfolgreichem Wirtschaften, ausgetauscht wurde.

 
Grabplatte auf der Terrasse von Schloss Sanssouci in Potsdam (von Bewunderern mit Kartoffeln belegt).

Während der Regentschaft Friedrich II. wurden ebenfalls Hunderte von Schulen gebaut. Das Landschulsystem krankte allerdings an der ungeregelten Lehrerausbildung. Häufig wurden ehemalige Unteroffiziere herangezogen, die des Lesens, Schreibens und Rechnens oft nur lückenhaft mächtig waren.

Friedrich starb am 17. August 1786 in Schloss Sanssouci in seinem Sessel. Obwohl er in einer Gruft auf der Terrasse von Schloss Sanssouci neben seinen Hunden beerdigt werden wollte, ließ ihn sein Neffe und Nachfolger Friedrich Wilhelm II. in der Potsdamer Garnisonkirche in einer hinter dem Altar befindlichen Gruft an der Seite seines despotischen Vaters, Friedrich Wilhelm I., beisetzen. 1944 wurde der Sarg in die Elisabethkirche nach Marburg verbracht und kam 1952 – auf die Initiative S.K.H. Prinz Louis Ferdinands von Preußen hin – in die Kapelle der Burg Hohenzollern. Erst nach der Wiedervereinigung der deutschen Staaten 1990, am 17. August 1991, wird der letzte Wille des großen Königs erfüllt und der Sarg Friedrichs II. wieder nach Potsdam überführt, um dort in der bereits zu Lebzeiten Friedrichs vollendeten Gruft beerdigt zu werden. Somit wurde Friedrichs altes Bonmot, in Französisch, „Quand je suis là, je suis sans souci“ (Wenn ich da bin, bin ich ohne Sorgen) endlich zur Wahrheit. Dennoch wurde der testamentarische Wunsch des Königs bei der Überführung seiner sterblichen Hülle nach Sanssouci wiederum mißachtet. Der König verlangte, nachts, nur in kleinstem Gefolge und beim Schein einer Laterne beigesetzt zu werden. Das entsprach seinem philosophischen Anspruch. Stattdessen gestaltete sich die Beisetzung auf dem Weinberg von Sanssouci zu einer Selbstinszenierung der Bundesregierung in der Art eines Staatsbegräbnisses, welches von militärischen Ehren begleitet wurde.

Feldherr

 
Friedrich II. von Preußen als Feldherr

In Ergänzung seiner Leistungen auf nichtmilitärischen Gebieten ist Friedrich II. auch als bedeutender Feldherr ins Geschichtsbewusstsein von Mit- und Nachwelt eingegangen.

Er schlug in elf Kriegsjahren 15 Schlachten, siegte zwölfmal (Mollwitz 1741; Chotusitz 1742; Hohenfriedberg 1745, Soor 1745; Lobositz 1756; Prag 1757; Roßbach 1757, Leuthen 1757; Zorndorf 1758; Liegnitz 1760; Torgau 1760; Burkersdorf 1762), unterlag dreimal (Kolin 1757, Hochkirch 1758, Kunersdorf 1759). Im Belagerungskrieg war er weit weniger glücklich; einer erfolgreichen Belagerung (Schweidnitz 1762) stehen drei Fehlschläge gegenüber (Prag 1757; Olmütz 1758; Dresden 1760). Seine Generäle schlugen sieben Schlachten, unterlagen fünfmal (Groß-Jägersdorf 1757; Breslau 1757; Kay 1759; Maxen 1759; Landshut 1760), siegten zweimal (Kesselsdorf 1745 unter Generalfeldmarschall Leopold von Anhalt-Dessau, Freiberg 1762 unter Generalleutnant Prinz Heinrich von Preußen). Zwar verlor Friedrich durch die Niederlage von Kolin den Nimbus der Unbesiegbarkeit, aber er galt bei seinen Gegnern weiterhin als unberechenbar und kaum zu bezwingen. Seit 1760 konnte er sich auf seinen vierzehn Jahre jüngeren Bruder Prinz Heinrich stützen, dem er das Kommando auf dem jeweils untergeordneten Kriegsschauplatz übertrug.

Über die Strapazen und persönlichen Verluste der Feldzüge war Friedrich II. früh gealtert. Die intellektuelle Weltoffenheit des jungen Königs wich der Verbitterung und dem Zynismus. Im Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/79), auch als „Kartoffelkrieg“ bekannt, vereitelte Friedrich II. die Bestrebungen des Habsburgers und deutschen Kaisers Joseph II., Belgien gegen große Teile Bayerns zu tauschen. Ohne das Eingreifen Preußens wäre Bayern heute mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Teil Österreichs. Das österreichische Festhalten am bayerisch-belgischen Tauschprojekt beantwortete Preußen mit der Gründung des protestantisch dominierten Fürstenbunds (1785).

Persönlichkeit

 
Das Flötenkonzert Friedrich des Großen in Sanssouci. Gemälde von Adolph von Menzel

Friedrich korrespondierte mit Voltaire und empfing ihn längere Zeit in Potsdam. Als dieser jedoch Preußen verließ, ohne Friedrich um Erlaubnis zu fragen, ließ ihn dieser für längere Zeit in Frankfurt am Main verhaften. Voltaire schrieb ihm 1760: „Der Schatz Ihrer Weisheit ist verdorben durch die unselige Freude, die es Ihnen immer gemacht hat, alle anderen Menschen demütigen zu wollen...“

Friedrich schrieb zahlreiche Werke in französischer Sprache. Europaweit berühmt wurde sein „Anti-Machiavell“ (1740), in dem er staatspolitische Grundsätze des Machiavelli einer kritischen, aufgeklärten Analyse unterwarf.

Er war an Kunst in jeder Form interessiert, skizzierte beispielsweise selbst sein Potsdamer Schloss Sanssouci und ließ es von Knobelsdorff ausführen, legte eine bedeutende Bildersammlung an, spielte sehr gut Querflöte (Flötenlehrer Johann Joachim Quantz) und komponierte auf gehobenem Niveau. Sein Kunstgeschmack war sehr gefestigt, aber statisch, so dass er europäische Entwicklungen in vielen Bereichen kaum beachtete. Weithin bekannt ist sein – von Friedrichs Hofmusiker Carl Philipp Emanuel Bach arrangiertes – Treffen mit Johann Sebastian Bach 1747 in Sanssouci. Im Zuge dieser Begegnung schrieb Bach sein berühmtes „Musikalisches Opfer“ über das von Friedrich vorgegebene „Königliche Thema“.

Ein aus der Sicht des deutschen Bildungsbürgertums großes Ärgernis war seine Schrift De la Littérature Allemande (Über die deutsche Literatur, 1780), in der er durchaus kenntnisreich, aber aus einer an der Hofkultur und am europäischen Zentrum Paris orientierten Sicht den Aufschwung der deutschsprachigen Literatur verurteilte. Als einer von wenigen traute sich Erich Kästner 1925, eine Dissertation darüber zu verfassen.

Friedrich schonte sich wenig, so dass insbesondere die zahlreichen Kriegszüge, an denen er persönlich teilnahm – was bei Regenten der damaligen Zeit durchaus nicht selbstverständlich war –, sehr an ihm zehrten. Doch nicht zuletzt trug diese eiserne Konsequenz des „roi charmant“ aus Sanssouci in den schweren Zeiten des Siebenjährigen Krieges, die zudem vom Tod enger Freunde wie des Generals von Winterfeldt, seiner geliebten Schwester Wilhelmine von Bayreuth oder des Feldmarschalls Keith überschattet wurden, zu seinem bis heute nicht verblassten Ruhm bei. Der zu dieser Zeit oft von Selbstmordgedanken geplagte Monarch hielt bis zum mühsam errungenen Sieg durch und bewahrte Preußen vor Besetzung, Teilung und einer französisch-österreichischen Hegemonie. Nicht nur seine Schlachtensiege, sondern auch seine Charakterstärke und Durchhaltefähigkeit und der dabei nie geschwundene, wenn auch eigenwillige Sinn für Gerechtigkeit und Mitleid machten ihn zum „Großen König“.

Bis heute wird – trotz oder wegen vieler Indizien u. a. in Briefen des Königs selbst und seiner Schwester Wilhelmine – sehr kontrovers darüber diskutiert, ob Friedrich der Große tatsächlich homosexuell oder zumindest bisexuell war.

Unstrittig ist, dass er ein sehr distanziertes Verhältnis zu Frauen hatte. Die Obduktion nach seinem Tode ergab keine Hinweise auf eine körperliche Erklärung für dieses Verhalten, jedoch gab es Auskünfte seines Leibarztes Johann Georg Zimmermann, demnach Friedrich sich kurz vor seiner Hochzeit eine Geschlechtskrankheit zugezogen hatte. Einige der wenigen Frauen, denen er Respekt zollte, waren die so genannte „große Landgräfin“ Henriette Karoline von Pfalz-Zweibrücken und Katharina die Große, der er mehrere Gedichte widmete und mit der er in einem regen Briefverkehr stand. Er erwartete von Frauen den gleichen schöngeistigen Esprit, für den seine Tafelrunden gerühmt wurden.

Historische Bedeutung

 
Der Stern des Schwarzen Adlerordens, den der König immer an der Uniform trug

Die Bemühungen des aufgeklärt-absolutistischen Königs zur Entwicklung des Rechtssystems gehörten zu seiner Zeit zu den umwälzendsten auf dem europäischen Kontinent und fanden Nachahmer wie Joseph II.. Dabei ging er durchaus rücksichtslos vor, wenn es ihm notwendig schien. Das gilt auch für seine europäische Großmachtpolitik, zu deren Durchsetzung er die bereits unter seinem Vater, dem so genannten Soldatenkönig, aufgebaute Armee einsetzte und für die er mehr Kriege vom Zaun brach, als jeder seiner Vorgänger und Nachfolger.

Die kurz vor seinem Lebensende von ihm angestoßenen Rechtsreformen führten schließlich unter den Preußischen Reformern zur Befreiung der Bauern aus der Leibeigenschaft, nicht nur auf den Staatsdomänen, sondern auch auf den großen Gütern des dagegen frondierenden preußischen Adels (siehe Friedrich August Ludwig von der Marwitz).

Als Verdienst bis in die heutige Zeit gilt die Abschaffung der Folter durch Friedrich den Großen. Grundlage für eine auch real wirksame Humanisierung wurden 1779/80 in der großen Justizreform und der damit einhergehenden Befreiung der niederen Stände von der Willkür des Adels eingeleitet. „Sie müssen nur wissen, dass der geringste Bauer, ja was noch mehr ist, der Bettler ebenso wohl ein Mensch ist wie seine Majestät sind, und dem alle Justiz widerfahren muss; indem vor der Justiz alle Leute gleich sind, es mag sein ein Prinz, der gegen einen Bauern klagt oder umgekehrt, so ist der Prinz vor der Justiz dem Bauern gleich, und bei solchen Gelegenheiten muss nach der Gerechtigkeit widerfahren werden, ohne Ansehen der Person.

Nichtsdestotrotz galt es wegen des brutalen Drills als Unglück, als einfacher Soldat in Friedrichs Armee dienen zu müssen. („Die Soldaten müssen durch härteste Gewalt an die Fahne gebunden werden“, Friedrich II.). Zehntausende von Deserteuren flohen aus Preußen. Mirabeau bemerkte: „Andere Staaten besitzen eine Armee, Preußen ist eine Armee, die einen Staat besitzt.“

Bereits bei seinem Regierungsantritt gab er dem Professor Formey den Auftrag, in Berlin eine französische Zeitung für Politik und Literatur zu gründen. An den Minister v. Podewils erging der Befehl, die Zensur für den nichtpolitischen Teil der Zeitungen aufzuheben. „Gazetten, wenn sie interessant sein sollen, dürfen nicht geniert werden!“, so Friedrich in seiner Order. Politische Äußerungen unterlagen freilich nach wie vor der Zensur. „Jeder Untertan in diesem Land wird als geborener Sklave betrachtet“, schrieb Graf Ernst Christof von Manteuffel an den verbannten Philosophen Christian Wolff. Folgende Denker wurden auf Befehl Friedrichs II. verbannt oder verhaftet: Herder, Lessing, Winckelmann, Klopstock, Wieland, Knobelsdorff, Carl Philipp Emanuel Bach, Nahl, Boumann (der Ältere), Büring, Legeay, Gontard und viele andere.

Friedrich ist typischer Repräsentant des sogenannten aufgeklärten Absolutismus. Er selbst bezeichnete sich als erster Diener des Staates, dem das Wohl seiner Untertanen vor das eigene zu gehen habe. Ihm zu Ehren wurde seine Büste in der Walhalla aufgestellt. Nach seinem Tod wurden zahlreiche weitere Denkmale errichtet; das bedeutendste ist das große Reiterstandbild Friedrichs des Großen Unter den Linden in Berlin. Diese Statue wurde im Krieg gerettet und schon zu Zeiten der DDR wieder aufgestellt. Die geschah im Jahre 1980, als in der DDR ein Umdenkprozess über die historische Rolle Friedrich II. stattfand.

Jedoch war und ist die Aufgeklärtheit Friedrichs nicht unumstritten. Freiherr vom Stein stellte 1807 fest bezüglich der preußischen Staatsform fest:„... keine ständische Verfassung, kein als Vereinigungspunkt dienender, tätiger Staatsrat, keine Einrichtungen, wo sich Gemeingeist, Übersicht des Ganzen bilden, gewisse feste Verwaltungsmaximen sich entwickeln konnten.“ Ein weiterer bedeutender Zeitgenosse – Johann Joachim Winckelmann – schrieb über Friedrich II.: „Es schaudert mich die Haut – vom Haupte bis zu den Zehen – wenn ich an preußischen Despotismus und an den Schinder der Völker denke.“ Franz Mehring urteilte über die Herrschaft Friedrichs II.: „Es hieße Wasser in die Spree tragen, wenn wir noch nachweisen wollten, daß dieser aufgeklärte Despotismus mit dem Zeitalter der deutschen Humanität, dem Lessing die erste Bahn brach, schlechterdings gar nichts zu tun hat. “

Friedrich der Große und die Kartoffel

Ausstellung über die Geschichte der Kartoffel in Preußen

  • Die Kartoffel hat in Preußen auch ein historisch verbürgtes Datum: den 24. März 1756. Der Tag, an dem dem König der Geduldsfaden mit seinen renitenten Untertanen riss. Ab sofort wurde nicht mehr propagiert, sondern befohlen. In seinem berühmten Kartoffelbefehl ordnete er an, dass die Pächter auf den Staatsgütern die Kartoffeln anzubauen hätten.

Verklärung

 
Friedrich II. in späten Jahren

In den letzten zwei Jahrhunderten war der Mythos rund um Friedrich II. einem stetigen Wandel unterworfen. Galt der „Alte Fritz“ bis 1870 noch als Begründer des deutschen Dualismus, so nutzten ihn spätere Generationen schamlos für ihre propagandistischen Zwecke aus. Viele Politiker und Aristokraten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts versuchten, ihm nachzueifern und stilisierten ihn zum Wegbereiter des protestantischen Deutschland. Ein Beispiel für solcherlei Verklärung sind die Fridericus-Rex-Filme der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Friedrich war einer der ersten Prominenten, deren Biographie für das zu jener Zeit gerade im Kommen begriffene Medium Kino aufbereitet wurde.

Ihren Höhepunkt erreichte die Glorifizierung Friedrichs im Dritten Reich unter der Federführung des Propagandaministers Joseph Goebbels. Das Regime bezeichnete ihn nicht nur als „ersten Nationalsozialisten“ – Friedrich und dessen Gefolgsleute wurden auch zum Inbegriff deutscher Disziplin, Standhaftigkeit und Vaterlandstreue hochstilisiert.

So rechtfertigten die Nazis in den letzten Kriegsmonaten beispielsweise die Einberufung der „Hitlerjungen“ zum sogenannten „Volkssturm“ mit der Begründung, Friedrich habe auch 15-jährige Adelssöhne zu Leutnants erhoben.

So wurde die Legende des charismatischen Preußenkönigs jahrhundertelang von politischen Machthabern missbraucht; ob er als „undeutsch“ oder „deutschnational“ bezeichnet wurde, unterlag dabei dem jeweiligen Zeitgeist.

Vorfahren

 

          ┌──< Friedrich Wilhelm (1620–1688)
          │    Kurfürst von Brandenburg
          │
     ┌──< Friedrich I. (1657–1713)
     │    König in Preußen
     │    │
     │    └──< Louise Henriette von Oranien (1627–1667),
     │         ...
     │
┌──< Friedrich Wilhelm I. (1688–1740), der Soldatenkönig
│    König in Preußen
│    │
│    │    ┌──< Ernst August (1629–1698),
│    │    │    Kurfürst von Hannover, siehe unten
│    │    │
│    └──< Sophie Charlotte von Hannover (1668–1705)
│         │
│         └──< Sophie von der Pfalz (1630–1714)
│              siehe unten
│               ...
│
Friedrich II. (1712–1786), Friedrich der Große
König von Preußen
│
│         ┌──< Ernst August (1629–1698),
│         │    Kurfürst von Hannover, siehe oben
│         │
│    ┌──< Georg I. (1660–1727)
│    │    König von Großbritannien und Kurfürst von Hannover
│    │    │
│    │    └──< Sophie von der Pfalz (1630–1714)
│    │         siehe oben
│    │
└──< Sophie Dorothea von Hannover (1687–1757)
     ...
     │
     │    ┌──< Georg Wilhelm (1624–1705)
     │    │    Herzog von Braunschweig und Lüneburg in Calenberg und Lüneburg
     │    │
     └──< Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg (1666–1726), Prinzessin von Ahlden
          ...
          │
          └──< Eleonore d'Olbreuse (1639–1722)
               ...

Siehe auch: Das Flötenkonzert Friedrich des Großen in Sanssouci, Liste der Herrscher namens Friedrich

Werke

  • Gustav Berthold Volz (Hrsg.): Die Werke Friedrichs des Großen in deutscher Übersetzung. 10 Bde., Hobbing, Berlin 1912-1914
  • Max Hein (Hrsg.): Die Briefe Friedrichs des Großen in deutscher Übersetzung. 2 Bde., Hobbing, Berlin 1914
  • Woldemar von Seidlitz (Hrsg.): Gedanken und Erinnerungen. Werke, Briefe, Gespräche, Gedichte, Erlasse, Berichte und Anekdoten. Phaidon-Verlag, Essen 1996, ISBN 3-88851-167-4

Literatur

  • Karl Otmar Freiherr von Aretin u. a.: Friedrich der Große. Herrscher zwischen Tradition und Fortschritt. Orbis-Verlag, München 1991, ISBN 3-572-00507-8
  • Thomas Carlyle: Friedrich der Große. [Übersetzung: Karl Linnebach] Verlag von Th. Knaur Nachf., Berlin 1929
  • Siegfried Fischer-Fabian: Preußens Gloria. Der Aufstieg eines Staates. Kaiser, Klagenfurt 1991, ISBN 3-7043-4043-X
  • James R.. Gaines: Evening in the Palace of Reason. Bach meets Frederick the Great in the age of enlightement. Harper Perennial Books, London 2005, ISBN 0-00-715658-8
  • Karl Gass: "Über Friedrich II., den aufgeklärten Despoten Preußens", in: junge Welt vom 14.+ 16.-19. Juli 2001
  • Oswald Hauser (Hrsg.): Friedrich der Große in seiner Zeit. Böhlau, Köln 1987, ISBN 3-412-08186-8
  • Erich Kästner: Friedrich der Große und die deutsche Literatur. Die Erwiderungen auf seine Schrift «De la littérature allemande», Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1972 (= Studien zur Poetik und Geschichte der Literatur; 21) [zugl.: Leipzig, Univ., Diss., 1925 u.d.T.: Die Erwiderungen auf Friedrichs des Großen Schrift «De la Littérarure Allemande». Ein Beitrag zur Charakteristik der deutschen Geistigkeit um 1780], ISBN 3-17-087238-9
  • Johannes Kunisch: Friedrich der Große. Der König und seine Zeit. Beck, München 2004, ISBN 3-406-52209-2
  • Christian Graf von Krockow: Friedrich der Grosse. Ein Lebensbild. Bastei Lübbe, Bergisch-Gladbach 2000, ISBN 3-404-61460-7
  • Franz Kugler: Geschichte Friedrichs des Großen (Mit Illustrationen von Adolph Menzel). Weber, Leipzig 1840
  • Peter Lill: Friedrich der Große, Anekdoten. Ullstein Verlag, Frankfurt/M. 1991, ISBN 3-548-34865-3
  • Ingrid Mittenzwei: Friedrich II. von Preußen. Eine Biographie. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1990, ISBN 3-326-004001
  • Theodor Schieder: Friedrich der Große. Ein Königtum der Widersprüche. Friedrich II. im siebenjährigen Krieg. Propyläen-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-549-07157-4
  • Wolfgang Venohr: Der große König. Friedrich II. im siebenjährigen Krieg. Lübbe, Bergisch-Gladbach 1995, ISBN 3-7857-0681-2
  • Wolfgang Venohr: Fridericus Rex. Friedrich der Große – Porträt einer Doppelnatur. Lübbe, Bergisch Gladbach 2000, ISBN 3-7857-2026-2
  • Dieter Wunderlich: Vernetzte Karrieren. Friedrich der Große, Maria Theresia und Katharina die Große. Pustet, Regensburg 2000, ISBN 3-7917-1720-0
  • Carl Lindberg: Friedrich der Große, Der König als Diener seines Staates, Wiener Verlag, Wien 1976
  • Wilhelm Bringmann: Friedrich der Große. Ein Porträt. Herbert Utz Verlag, München 2006, ISBN 3-8316-0630-7

Glosse und Skurriles

Heinz Erhardt dichtete über ihn:

Vom Alten Fritz
Vom Alten Fritz, dem Preußenkönig,
weiß man zwar viel, doch viel zu wenig.
So ist zum Beispiel nicht bekannt,
dass er die Bratkartoffel erfand!
Drum heißen sie auch – das ist kein Witz –
Pommes Fritz!

Was wollte der Dichter uns damit sagen? Klar, die Kartoffel wurde vom Alten Fritz in Preußen eingeführt. Hingegen mit dem Versuch, die Seidenraupe in Preußen heimisch zu machen, scheiterte er.

Siehe auch

Commons: Friedrich II – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
VorgängerAmtNachfolger
Friedrich Wilhelm I.König von Preußen
1740-1786
Friedrich Wilhelm II.