Wolf Schmidt

deutscher Journalist, Kabarettist und Schauspieler
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Wolf Schmidt (* 19. Februar 1913 in Friedberg; † 17. Januar 1977 in Hagnau am Bodensee) war deutscher Journalist, Kabarettist und Schauspieler. Bekannt wurde er vor allem als Karl („Babba“) Hesselbach in der hr-Produktion Die Familie Hesselbach.

Anfänge

Wolf Schmidt (eigtl. Wolfgang) wurde als Sohn eines Gymnasiallehrers geboren. Schon in jungen Jahren schrieb er Theaterstücke. Nach dem Abitur begann Schmidt ein Jurastudium in Freiburg im Breisgau, das er jedoch nach kurzer Zeit abbrach, um nach Paris zu gehen und Journalist zu werden. Auch in Rom arbeitete er als Korrespondent für verschiedene Zeitungen. Mitte der 1930er Jahre veranlaßte ihn offensichtlich die Devisenknappheit seiner Auftraggeber, nach Berlin zu wechseln. Dort leitete eine Tageszeitung sowie die zugehörige Druckerei. Die Zeitung stand jedoch wirtschaftlich kurz vor dem Ruin und auch Schmidt konnte das Unvermeidliche nicht mehr abwenden.

Zweiter Weltkrieg

1939, bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, meldete sich Schmidt freiwillig, um als Kriegsberichterstatter an der Front zu arbeiten. Er berichtete zuerst aus Frankreich, später von der Ostfront. 1944 wurde Schmidt zur kämpfenden Truppe eingezogen. Im April 1945 hielt sich seine Einheit in Vorarlberg auf, wo sich Schmidt von der Truppe absetzte und sich zu Fuß auf den langen Heimweg nach Friedberg machte.

Kabarett und „Familie Hesselbach“

Kurz nach Kriegsende gründete Schmidt das politische Kabarett „Die Zeitgenossen“. Ab 1946 verfasste er Beiträge für das damalige Radio Frankfurt, dem Vorläufer des Hessischen Rundfunks. Für den hr entwickelte Schmidt auch sein bekanntestes Werk, die Hörspielserie um die Familie Hesselbach, in der er als „Babba“ Hesselbach auch die Hauptrolle sprach. Mitte der 1950er folgten vier Kinofilme der Hesselbachs und ein fünfter Film „Der ideale Untermieter“ in deutscher und englischer Fassung „The ideal lodger“ bzw. „Too young for men“ (AT), (aus Schmidts Privatvermögen finanziert) sowie später auch eine Fernsehserie.

Neue Konzepte

Mit dem Namen Wolf Schmidt ist erster Linie die Figur seines „Babba Hesselbach“ verbunden. Die Probleme, die sich ergeben, wenn ein Autor auch sein eigener Hauptdarsteller ist, konnte er nie auflösen. Dabei zeigt sich Schmidts Vielseitigkeit nicht allein in den verschiedenen Dialektfassungen der „Hesselbachs“, die u. a. als „Familie Staudenmaier“ (Radio Stuttgart) und „Familie Schmitz“ (NWDR Köln) gesendet wurden. Frei von den Zwängen des Formats schuf er eine ganze Reihe anspruchsvoller Hörspielbearbeitungen weltliterarischer Stücke (u.a. von Twain, Boccaccio, Machiavelli, Thoma, Shaw), die einen Eindruck von Schmidts Bildung und dichterischer Weite vermitteln.

In den 1960ern versuchte Schmidt auch mit neuen Konzepten und Sendungen im Fernsehen die Rolle des „Hausvaters vom Dienst“ abzulegen. Vergebens, denn das Publikum wollte ihn als Karl Hesselbach sehen. Schon 1957 hatte er mit dem „Idealen Untermieter“ einen Neustart nach dem durchschlagenden Erfolg der Rundfunkserien unternommen, der beim deutschen Publikum floppte. Auch ein Konzept für eine Fernsehshow, „Die Sonntagsrichter“ mit Hans-Joachim Kulenkampff, kam nur auf wenige Sendungen.

Die Konsequenz lag für Schmidt darin, aus den „Hesselbachs“ eine Plattform für neue Ideen zu machen. Die letzte Staffel „Herr Hesselbach und...“ bewegt sich in den Gefilden hessischer Kommunalpolitik und nimmt dezent den Zeitgeist der Endsechziger auf. Schmidt zog sich nach Ende der Hesselbachs weitgehend zurück. Er verstarb 1977 nach langer und schwerer Krankheit.