Günther Hinnenthal
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Günter Hinnenthal (* 21. April 1903 in Köln-Ehrenfeld; † 9. Mai 1945 in Budweis (Tschechien)) war ein Pfarrer der "Bekennenden Kirche".
Leben
Er war Mitglied zunächst im "Wandervogel" - der Idealismus der Jugendbewegung führte ihn zum Entschluss, Pfarrer zu werden. Dem Studium der Theologie folgte das Vikariat. Während des Vikariats in Barmen vertrat er mehrere Monate den deutschen Pfarrers in Amsterdam. Die Ordination erfolgte 1930. Er war hiernach Pfarrer in Bärweiler bei Sobernheim bis Januar 1934.
Er heiratete 1932. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor (geboren 1933, 1934, 1936, 1937, 1939).
Ab 1933/34 war Günther Hinnenthal Mitglied in der Nahebruderschaft der "Bekennenden Kirche". Von Januar 1934 bis Dezember 1937 war er Pfarrer in Meisenheim und nahm an der Bekenntnissynode von Barmen vom 29. bis 31. Mai 1934 (mit "Theolog. Erklärung") und an der Dahlemer Bekenntnissynode vom 19./20. Oktober 1934 teil. Als Mitglied des erweiterten Bruderrates der Freien Evangelischen Synode im Rheinland unterzeichnete er am 23. Juli 1934 eine Resolution "betreffend die Bruderschaft Rheinischer Hilfsprediger und Vikare". -
Disziplinarverfahren in Meisenheim/Glan und Zwangsversetzung
Ein Meisenheimer Presbyter beschwerte sich 1934 und 1935 beim Konsistorium und beim Reichsbischof über die Verlesung von Aufrufen der Bekennenden Kirche und Nichtverlesung von Aufrufen des Konsistoriums und des Reichsbischofs. Es folgte eine Beurlaubung vom 17. Juni 1937 bis zum 20. Oktober 1937 wegen eines Disziplinarverfahrens.
Ein Verfahren wegen Untreue beim Oberstaatsanwalt in Koblenz wurde am 18. Dezember 1937 eingestellt, da kein Beweis erbracht werden konnte. Trotzdem wurde er am 20. Oktober 1937 durch den Rechtsausschuss der Kirchenprovinz Rheinland "mit einer Versetzung bestraft".
Staatsfeindliche Predigten in Stettin
Während der Zeit der Beurlaubung, in der er sich nicht zu Hause aufhalten durfte, erfolgte eine Anzeige bei der Stapoleitstelle Stettin, weil er sich dort "für die Bekenntnisfront eingesetzt und Gottesdienste gehalten hatte. Die Predigten trugen staatsfeindlichen Charakter". Es liegt nahe, dass er sich während dieser Zeit im Bonhoeffer-Seminar in Finkenwalde bei Stettin aufhielt.
Strafversetzungen
Von Dezember 1937 bis Mai 1938 war er in der Folge einer Anzeige wegen Verstoßes gegen das "Heimtückegesetz" nach Pfalzfeld/Hunsrück strafversetzt. In dieser Anzeige steht, dass er seit 1933 Mitglied im "Opferring" der NSDAP und in der "Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt" gewesen war. Ob er diese Mitgliedschaften beendete, ist nicht mehr festzustellen.
Ab Mai 1938 war er Pfarrer in Kaldenkirchen/Niederrhein. Die Kirchengemeinde Kaldenkirchen kehrte unter Günther Hinnenthal wieder in die Freie Synode Gladbach zurück. Am 4. August 1938 verweigerte er den Treueeid auf Hitler mit 9 weiteren Pfarrern aus der Bruderschaft. Am 24. Mai 1939März/April 1940 folgten Ermittlungen wegen Verunglimpfung des EK-Abzeichens und im September/Oktober 1940 Ermittlungen wegen Umgehung der Postzensur durch einen Brief nach Frankreich.
Dienst in Venlo und Kaldenkirchen
1941 bis Anfang 1942 half er Pfarrer Veit, einen "Judenchristen" vor der Deportation zu bewahren. - Weitere Hilfen für Juden sind nicht bezeugt; sie sind jedoch wahrscheinlich, da er ständig nach Venlo in den Niederlanden pendelte, um dort Religionsunterricht zu erteilen und in der evangelischen Gemeinde zu helfen. Ab Anfang 1942 wurde die tägliche Ein- und Ausreise nach Venlo nicht mehr erlaubt. -
Kriegsdienst und Tod
Ende 1942 sollte er zum Militärdienst eingezogen werden. Gegen die Verwendung als Kriegspfarrer wurden politische Bedenken erhoben. Als Sanitäter musste er dann in den Krieg ziehen. Am 8. Mai 1945 wurde er Opfer eines schweren Unfalls in Tschechien auf dem "Rückzug" während der Nacht, wenige Stunden vor dem Waffenstillstand. An den Unfallfolgen starb er am folgenden Tag. Fast ein Jahr lang galt er als "vermisst". Die Nachforschungen des Suchdienstes führten in das Krankenhaus von Budweis, wo sich eine Nonne erinnern konnte, ihm bei seinem Tod beigestanden zu haben.
Quellen
Kirchenarchiv der EKiR in Düsseldorf, Personalakte H 250 Hinnenthal und Hauptstaatsarchiv HSA Düsseldorf, Gestapo-Akte RW 58 Nr. 9287 - mit mehr als 100 Seiten über G.Hinnenthal