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Der Papphocker ist von Deutschen Evangelischen Kirchentagen nicht mehr wegzudenken. Ohne ihn wäre eine Bestuhlung der großen Hallen kaum möglich. Er ist leicht, flexibel und kostengünstig. Die Rede von den "Papphockerinnen und Papphockern" im Programmheft des Kirchentages in München ist legendär. Für den Kirchentag 2005 in Hannover wurden 56.000 Papphocker benötigt.
Papphockergeschichte
Pappmöbel allgemein
Pappmöbel wurden Mitte der 60ger Jahre modern. So wurde in der Jugendzeitschrift Bravo (Zeitschrift) 39/1967 "Roy Black testet Möbel: Pappe hält, was sie verspricht" berichtet. Peter Raacke (Raacke Design) hatte 1966 die ersten Pappmöbel entwickelt. Sein Sohn, der Schauspieler Dominic Raacke (u.a. "Tatort") hat in einem Interview auf Interview auf hr-onlinedarüber berichtet. Seinen Erfolg hat der Papphocker aber den Deutschen Evangelischen Kirchentagen zu verdanken.
Friedrich Karl Barth
Friedrich Karl Barth war Leiter der "Beratungsstelle für Gestaltung von Gottesdiensten und anderen Gemeindeveranstaltungen" in Frankfurt am Main.
Liturgische Nacht 1973
In Vorbereitung zu ersten Liturgischen Nacht in Düsseldorf 1973 bot der Kirchentag 400 Luftmatratzen als Sitzgelegenheit an. "Eine stinkende und zeitraubende Beschäftigung" erinnert sich F. K. Barth in einem Interview. Da die Liturgische Nacht ein großer Erfolg gewesen war, sollte sie zwei Jahre später auf dem Kirchentag in Frankfurt am Main wiederholt werden. Eine Bestuhlung der großen Halle wäre zu kostspielig und schwerfällig gewesen. Mobile Sitzgelegenheiten sollten es sein.
Henninger Bierkästen
Bei der Henninger (Brauerei) konnten für diesen Zweck 1500 der roten Bierkästen ausgeliehen werden. "Die aber haben lange nicht gereicht, es erwies sich dann auch im Vollzug, dass sie gefährlich waren: Man baute Türme und Burgen daraus und sobald die einstürzten, bestand erhebliche Verletzungsgefahr. Trotzdem: Heute ist schon ein Künstler, wer solche ‚Objekte' in Szene setzt." So F. K. Barth. Da kam die Idee, Hocker anfertigen zu lassen.
Urpapphocker
Barths Sekretärin "gab, an eigenen Hintern abgemessen, Masse für Länge, Breite, Höhe an, und ich beschrieb die gewünschte Belastbarkeit. Vor allem ein möglichst vielfacher Gebrauch der Hocker war mir wichtig. Nix mit ex und hopp. Die Firma ´Stabernack´, in der Nähe Fuldas gelegen, fertigte uns Musterhocker. Wir testeten sie. Es wurden meiner Erinnerung nach für die Liturgische Nacht in Frankfurt 2.500 der Sitzhocker geliefert und sie eigneten sich hervorragend für unsere Zwecke: zentrale Ausrichtung, Umstellen in jede Kreisform mit oder ohne Mittelpunkte (Tische), Bänke zum Entspannen, Regalwände (ohne und mit Versteifungen), Theken, Stehpulte, Häuschen, Burgen, Türme, Schreib- und Malflächen, Springwürfel, Kopfmasken, Versorgungs- und Aufbewahrungscontainer und mehr - alles ließ sich im Nu bauen und mit allem konnten wir behände arbeiten und gefahrlos spielen. Nur beim Zusammen- und Auseinanderfalten musste man auf seine Fingerkuppen achten, Wellpappe hat messerscharfe Kanten, und Schnitte in den Fingerspitzen brennen heftig und lange."
Heinz Steege
So begann die Papphockererfolgsgeschichte, die im Weiteren eng mit Heinz Steege verbunden war. "Die Bilanz seiner Kirchentagsarbeit klingt wie ein Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Heinz Steege, von 1970 - 1998 Organisationsleiter des Kirchentages, hat nicht nur 14 Kirchentage organisatorisch verantwortet. Er war auch der Mann, der den Papphocker zum Durchbruch verhalf: In seinen 29 Kirchentagsjahren hat er insgesamt etwa 750.000 Exemplare aufstellen lassen. In Anspielung auf das stabilisierende Pappkreuz im Kirchentagshocker darf der heute 63Jährige ohne Bescheidenheit von sich sagen: ´Ohne Ste(e)ge lief nichts´." "Der Vorteil der Papphocker war, dass mit ihnen Veranstaltungen neuen Typs möglich waren. Außerdem war er wirtschaftlich sehr interessant. Bei höheren Stückzahlen kostete er etwa 1,70 bis 1,80 DM. Auch war der Abbau leicht zu händeln: Peter Janssens hat extra den Müllrock dazu komponiert, bei dem die Menschen Ketten bildeten und in kürzester Zeit die Hallen leer räumten. Es glich häufig einem kleinen Wunder. Wir haben sogar die Zeugen Jehovas übertroffen, die dafür bekannt waren, dass sie alles selbst gemacht haben. Sie haben Ameisenheere zum Aufräumen losgelassen, wenn sie große Veranstaltungen hatten. Aber auch wir haben es auf Messegeländen geschafft, dass am letzten Kirchentagsabend, zwei Stunden nach Schluss der Veranstaltung, die Hallen fast besenrein waren." So die Erinnerung Steeges.
Seit dem hat sich viel getan. Der Papphocker ist längst zu einem Kultobjekt geworden. Seine Grundgestalt hat sich eigentlich nicht verändert. Auch wenn jetzt Werbeaufdrucke auf ihm plaziert werden und die Maße den modernen Gegebenheiten angepaßt worden sind.
Papphockern
Papphockern - das ist der Fachbegriff der Helferinnen und Helfer (Hakas), die vor jedem Kirchentag den Aufbau der Hallen bewerkstelligen. Sie sind wahre Künstlerinnen und Künstler im Falten der Papphocker und messen ihre Zeiten, um Papphockerfaltrekorde aufzustellen. Papphockern soll ja auch Spaß machen. Der inoffizielle Weltrekord steht übrigens bei 20 Hockern in 5:14 Minuten.