Die Georg-August-Universität ist die Göttinger Universität. Sie wurde 1734 von Georg II., Kurfürst von Hannover und König von Großbritannien und Irland, gegründet und 1737 eröffnet.
Die Universität entwickelte sich schnell und zählte mit fast 1000 Studenten zu den größeren der damaligen Zeit. Auch heute genießt Göttingen dank seiner Universität internationale Bekanntheit; im Wintersemester 2003/2004 waren etwa 24.000 Studierende eingeschrieben. Die Georgia Augusta, wie sie auch genannt wird, ist eine so genannte klassische Universität. Es können also alle nichttechnischen Fächer wie die Fächer der bedeutenden Philosophischen Fakultät, sowie Medizin, Jura, Wirtschaftswissenschaften, evangelische Theologie oder Mathematik sowie alle Naturwissenschaften studiert werden. Den guten Ruf der Universität haben vor allem die Juristische Fakultät, die Fächer der Philosophischen Fakultät und die Naturwissenschaften begründet. Ausgiebig vertreten und traditionell erfolgreich sind die geisteswissenschaftlichen Fächer, die an der Philosophischen Fakultät gelehrt werden. Prägend für Göttingen sind auch die Studiengänge Agrarwissenschaft und Forstwissenschaft. Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen ist mit etwa 4,5 Millionen Bänden eine der größten Bibliotheken Deutschlands. Studierende aller Fachrichtungen können am Sprachlehrzentrum eine große Anzahl von Sprachen mit UNIcert Abschluss erlernen.
Assoziiert mit der Universität sind die Max-Planck-Institute für Geschichte, für biophysikalische Chemie, für experimentelle Medizin und für Dynamik und Selbstorganisation (vormals Strömungsforschung).
Nach alter Tradition küsst jeder frischgebackene Doktor das Wahrzeichen der Stadt, die Bronzefigur Gänseliesel.
Geschichte
Bis zur Inauguration 1737
unten: Neubau der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek
1732 entschloss sich die Hannoversche Landesregierung unter Georg August, Kurfürst von Hannover, Herzog von Braunschweig-Lüneburg und als Georg II. zugleich König von England, den Sitz der neuen Universität des Kurfürstentums Hannover nach Göttingen zu verlegen. Zur erfolgreichen Gründung einer Universität bedurfte es allerdings noch eines speziellen kaiserlichen Privilegs, das Karl VI. am 13. Januar 1733 in Wien dem Hannoverschen Gesandten Johann Diede zum Fürstenstein erteilte. Es entsprach inhaltlich weitgehend dem der 40 Jahre zuvor gegründeten Universität Halle, wenn auch in einer säkularisierteren Variante mit einem deutlich geringeren Einfluss der theologischen Fakultät, die im Gegensatz zu anderen Universitäten kein Aufsichtsrecht über die anderen Fakultäten mehr erhielt.
Die erste Vorlesung an der noch nicht inaugurierten neuen Universität fand bereits am 14. Oktober 1734 in einem alten Getreideschuppen statt. Sie wurde von dem mittlerweile in Vergessenheit geratenen Physiker Samuel Christian Hollmann gehalten. Gleichzeitig wurde das angesehene Gymnasium im Paulinerkloster exauguriert und das Kloster nebst Paulinerkirche zur baulichen Gründungszelle der Georgia Augusta. Schon im ersten Semester ließen sich 147 Studenten in Göttingen immatrikulieren. Erster Kurator der Göttinger Universität war der Minister und der Geheime Rat Gerlach Adolph Freiherr von Münchhausen (1688-1770), Vetter des berühmten Lügenbarons. Münchhausen war seit 1732 federführend die Planung und Umsetzung der Universitätsgründung zuständig gewesen. Sein Konzept zielte auf die Gewinnung von möglichst zahlungskräftigen Studenten insbesondere aus den Familien des Adels und der sog. hübschen Familien Hannovers. Insofern wurde die Universität mit einem Universitätsreitstall und einer Fechthalle ausgestattet, es gab Lehrveranstaltungen im Tranchieren des Wildbrets und sogar ein Ballhaus war geplant, so dass die Bedürfnisse der Ausbildung dieser besonderen Zielgruppe von Studenten auch in diesen damals umgangswichtigen Soft Skills von vornherein berücksichtigt und eingeplant wurde.
Die Universität wurde mit einer philosophischen, einer theologischen, einer juristischen und einer medizinischen Fakultät gegründet, so daß von Anfang an alle klassischen Fakultäten in Göttingen vertreten waren. Die Aufbauphase dauerte etwa bis zum Jahr 1770. In dieser ersten Entwicklungsphase kam es durchaus zu Problemen und Spannungen mit den eingesessenen Bürgern Göttingens, die der Universitätsgründung in ihrer Stadt zunächst ablehnend gegenüber standen.
Die feierliche Inauguration unter ihrem Namensgeber König Georg August erfolgte am 17. September 1737.
Von der Inauguration bis zur Französischen Besetzung
Etwa um 1745 wuchs und stabilisierte sich die Studentenzahl auf um 600 Studierende, durchaus dem Plan entsprechend überwiegend aus den vorgestellten Familien. Durch Studenten, die insbesondere von den Universitäten Helmstedt, Jena und Halle nach Göttingen den Studienort wechselten, kamen rasch auch studentisches Brauchtum und damit studentische Zusammenschlüsse wie Freimaurerorden, studentische Orden und Landsmannschaften an die junge Universität. Aber auch von einem sog. Lakaienorden der Diener der Studenten ist in der Überlieferung, zumeist in Universitätsgerichtsakten aber auch in Stammbuchblättern die Rede. So hatte Münchhausen schon im Juni 1747 erstmals Anlaß das Tragen von bunten Bändern zu verbieten.
1738 wurde das Theatrum Anatomicum gebaut, 1739 der Botanische Garten angelegt und 1751 die erste Sternwarte eröffnet. Ebenfalls 1751 stiftete König Georg II. die heutige Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.
Bei den Studierenden bildeten sich bis etwa zur Mitte des zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts überzogene Ehrbegriffe aus. Im Jahr 1766 kam es in Göttingen zu einem Todesfall aufgrund eines Zweikampfs, dem einzigen des 18. Jahrhunderts. Die Folge war, das das studentische Fechten in Deutschland von Göttingen aus grundlegend reformiert wurde, indem man unter Abkehr von der gefährlichen Stossmensur zur Göttinger Hiebmensur überging. Damit ging auch der Wechsel zu einem leichten Säbel einher, der erst später vom studentischen Korbschläger abgelöst wurde.
1770 wurde Georg Christoph Lichtenberg Professor für Physik, Mathematik und Astronomie, der bis heute gültige Erkenntnisse in der Elektrizitätslehre brachte. Als Universalgelehrter hinterließ er nicht nur naturwissenschaftliche, sondern auch philosophische und satirische Abhandlungen (diese u.a. in seinen Sudelbüchern). Er war der erste Deutsche Professor für Experimentalphysik. Seine Vorlesung für Experimentalphysik wird in Grundzügen bis heute (zum Teil mit historischem Gerät) gehalten.
Die Spannungen zwischen Universität und Stadt, zwischen Bürgern und Studentschaft flackerten immer wieder auf. So kam es am 26. Juli 1790 nach vorangegangenem schweren Streit mit den Tischlergesellen in der Stadt zum Auszug der Studenten zum Kerstlingeröder Feld, einer großen Freifläche im östlich der Stadt gelegenen Göttinger Wald. Die Studenten erpressten sich mit ihrer Wirtschaftskraft das Wohlwollen von Stadt und Universität und die Behörden vermittelten die Einigung in diesem Streit.
Bereits 1806 kam es zu erneuten Studentenunruhen in Göttingen, die in einem erneuten Auszug der Studenten am 6. Januar, diesmal nach Hannoversch-Münden, ihren Höhepunkt fanden, für die Studenten jedoch weniger erfolgreich waren als der erste, so dass sie am 12. Januar erfolglos nach Göttingen zurück kehrten.
Die Universität im Königreich Westfalen
Nach der französischen Besetzung Deutschlands durch die Truppen Napoleons im Jahr 1806 kam Göttingen als Hauptstadt des Départements Leine 1807-13 an das Königreich Westphalen und wurde dementsprechend von der näher gelegenen Residenzstadt Kassel aus regiert und beaufsichtigt.
Die französischen Reformen im Bereich der Staatsorganisation und des Rechtswesens führten dazu, das die Studenten 1809 nicht mehr der speziellen Akademischen Gerichtsbarkeit unterstanden sondern der normalen Gendarmerie (Polizei). Dies und die damit verbundene, von den Studenten nicht gewohnte Härte in der Ausübung hoheitlicher Gewalt führte im Jahr 1809 zur Gendarmen-Affaire. Am 17. August wurden ruhig ausreitende Mitglieder des Corps Hannovera von Gendarmen mit der Begründung, diesen nicht den Weg frei gemacht zu haben, verhaftet und körperlich mißhandelt, was zu Protesten der Studentenschaft und der Bürger der Stadt führte. In diesem Zuge wurde deutlich, das Corps als Studentenverbindungen trotz Verbot bestanden und deren Mitglieder relegiert. Insbesondere viele der Studenten der Rechte wandten sich der Universität Heidelberg zu. Die Studentenschaft erklärte den Verruf der Universität, das Verbindungsleben erlosch mehr oder weniger vollständig und die Studentenzahlen in Göttingen halbierten sich zum Wintersemester 1809/10 (Anstatt der 615 Studenten des Sommersemester fanden sich zum Wintersemester nur 473 Studenten ein, wovon um 170 Neuimmatrikulationen waren). Erst zum Wintersemester 1810/11 trat unter dem neuen Prorektor Tychsen Entspannung ein. Aber bereits im Jahr 1811 wurde das (eigentlich verbotene) Tragen bunter Mützen unter den Studenten wieder zum Problem. Der Prorektor Pott bat um Aufschub und das Verbot farbige Mützen zu tragen wurde vom Präfekten in Kassel entgegen erster Absicht nicht erneuert. In der Folgezeit fanden jedoch eigentlich fortwährend Untersuchungen der Regierung in Kassel statt, ob verbotener Weise entstandene Studentenverbindungen bestehen würden. Diese tarnten sich teilweise als sog. Clubbs und in Einzelfällen kam es durchaus zu Verboten einzelner landsmanschaftlicher Zusammenschlüsse an der Universität. In den Befreiungskriegen ging die Zahl der Studierenden in Göttingen etwa auf die Hälfte zurück. Viele der zum Kriegsdienst ausgehobenen Göttinger Studenten ließen 1813-15 ihr Leben.
Vom Wiener Kongress bis zur Annektion Hannovers durch Preußen 1866
Das Ende des Krieges brachte mit den an ihre Studienplätze zurückkehrenden Kriegsteilnehmern den Universitäten in Deutschland und damit auch dem Hannoverschen Göttingen 1815 die neue Idee der Burschenschaft, deren Idee in Jena durchaus mit starken Göttinger Einflüssen auf den Weg gebracht wurde, enstand doch das erste Grundgesetz der Urburschenschaft auf Grundlage der Constituton des Göttinger Corps Vandalia, die ihrerseits auf entsprechenden Vorbildern aus Heidelberg beruhte. Allerdings verfing die Idee der Allgemeinen Burschenschaft bei den Göttinger Studenten nicht sehr stark und wurde insbesondere vom dortigen Senioren-Convent äußerst reserviert aufgenommen. Insofern blieben die Burschenschaften in Göttingen bis zum Jahr 1848 im Gegensatz zu den Corps unbedeutende Ausnahmeerscheinungen und die Altdeutsche Tracht war im Stadtbild nur vereinzelt anzutreffen.
Im Jahr 1818 kam es nach einer Auseinandersetzung zwischen einem Handwerker und einem Studenten und entsprechender Eskalation zu dem Einsatz Hannoverscher Husaren gegen die Studierenden und in dessen Folge zu einem erneuten Auszug der Studentschaft, diesmal nach Witzenhausen. Da dieser Auszug oder Streik der Studenten wirkungslos blieb, folgte anschließend eine erneute Verrufserklärung der Studentenschaft gegen die Universität mit der Folge, dass die Zahl der Studenten im Wintersemester von 1.158 auf 858 sank. In Folge der hierdurch ausgelösten behördlichen Untersuchungen nahm der Verfolgungsdruck auf die im Untergrund oder als Tarnorganisationen fortbestehenden studentischen Zusammenschlüsse an Härte zu und dauerte bis zur Mitte der 1820er Jahre unvermindert an. Ein neuerlicher Auszug nach Witzenhausen 1823 blieb für die Studenten wiederum ohne den erwünschten Erfolg, zumal die Drohung der anschließenden Nichtübernahme in den Staatsdienst Wirkung vor dem Hintergrund zeigte, dass in Preußen die Regierung warnte, dass die akademischen Berufe überfüllt seien. Die Studentenzahlen in Göttingen, das auch bei Studierenden aus den Ostseegouvernements traditionell sehr beliebt war, gingen nicht zuletzt deshalb erheblich zurück, weil Zar Nikolaus I. nach seiner Thronfolge 1825 den Balten wie z.B. den Kurländern das Studium in Deutschland durch drakonische Vorschriften erschwerte bzw. unmöglich machte.
Zu erneuten, ernsten Krawallen kam es in der Silvesternacht 1828/29. Die Universitätsbehörde hatte sich in Anschlägen gegen übermäßigen Biergenuss gewandt, und die Studenten hatten sich auf dem Marktplatz versammelt und Gaudeamus igitur gesungen. Danach waren sie von Pedellen verfolgt durch die Stadt gezogen, hatten Straßenlaternen ausgelöscht und zahlreiche Fensterscheiben von Unviversitätsmitarbeitern eingeschlagen. Die Handgreiflichkeiten führten zu zahlreichen Verletzungen. Im Nachhinein konnte der Zwischenfall jedoch nicht weiter aufgeklärt werden und blieb daher ohne Konsequenzen. Turbulenter wurde dann im Januar 1831 im Anschluss an die Julirevolution in Paris (1830) die Revolution der Bürger und Studenten in Göttingen 1831, auch „Göttinger Revolution“ genannt. Ausgelöst durch die Vorgänge in Paris, die sich bis nach Göttingen verbreitet hatten, gewann die revolutionäre Agitation an Boden. Es wurde ein Revolutionsrat gebildet und am 8. Januar 1831 der Magistrat der Satdt Göttingen aufgelöst. Es wurde vom König eine freie Verfassung für das Königreich Hannover verlangt und der Sturz der Regierung, des Kabinetts Münster. Die Studenten rauchten auf der Straße verbotenerweise Pfeife. Am 15. Januar machte General von dem Busche mit dem Einmarsch von 8.000 Soldaten der Hannoverschen Armee von Nörten-Hardenberg aus auch dieser Revolution ein Ende. Eine der wenigen Konsequenzen war die anschließende Ablösung des Grafen Münster als Minister für Hannoversche Angelegenheiten.
1837 schenkte Wilhelm IV. (der letzte König von Großbritannien aus dem Hause Hannover) der Georgia Augusta zum 100. Geburtstag die von 1835-37 erbaute Aula. Zum Dank für die Unterstützung errichteten die Göttinger dem König vor der Aula auf dem Wilhelmsplatz ein Standbild, das bis heute das einzige auf deutschem Boden befindliche Denkmal für einen englischen König ist.
In der alten Aula ist noch heute der historische Karzer zu besichtigen.
Im Jahr 1837 erlitt die Universität jedoch einen schweren Rückschlag durch die Entlassung sieben ihrer Professoren (siehe Göttinger Sieben), darunter die Brüder Grimm und der Physiker Wilhelm Weber, da sie gegen die Aufhebung der Hannoverschen Verfassung, dem liberalen Staatsgrundgesetz von 1833protestierten. Dadurch war die absolutistische Verfassung des Jahres 1819 wieder in Kraft getreten. In jener Zeit war Carl Friedrich Gauß Professor an der Universität sowie Leiter der Sternwarte.
In den Jahren 1842/45 ereilten auch die Göttinger Studentenschaft die Wirren des reformerischen Progress, der beseelt vom Gedanken der allgemeinen Gleichheit und auf Strömungen aus der Julirevolution und des Hambacher Festes nach einer Abschaffung von Privilegien der Studentenverbindungen trachtete.
Letztlich diese Verfassungsfragen seit 1837 waren es, die auch im Revolutionsjahr 1848 auch in Göttingen und an seiner Universität Unruhen auslösten. Diese wurden im Vormärz durch ein Eingehen der Hannoverschen Regierung auf die Forderungen der Zeit geglättet. Zwei der Professoren der Göttinger Sieben nahmen einen erneuten Ruf nach Göttingen an. Den Studenten wurde Redefreiheit zugestanden. Die Revolution verlief also in Göttingen in vergleichsweise ruhigen Bahnen. Im Sommer kam es jedoch am 30. Juli 1848 zur Schlacht in Bovenden, nachdem revolutionäre Kräfte gefolgt von Ausflüglern und sensationslüsternen Sommerfrischlern sich bei einer Volksveranstaltung in Rauschenwasser getroffen hatten. Die örtlichen Bauern hatten bei den gehaltenen Reden die darin enthaltenen radikalen Enteignungsforderungen falsch aufgefasst und so verstanden, dass mit der Enteignung bei ihnen unverzüglich begonnen werden sollte. Sie griffen daraufhin die Versammlung unverzüglich mit allen zur Verfügung stehenden Waffen einschließlich Dreschflegel und Mistforken an. Ein Student erhielt einen Bauchschuss und verstarb am nächsten Tag an den Folgen. Es brach Panik aus und die Bürgerwehr aus Göttingen wurde hinzugerufen, der es mit Warnschüssen gelang, die Ordnung wieder herzustellen.
Mit dem Revolutionsjahr 1848 erlosch auch die Progressbewegung in Göttingen. Dafür trat ab Mitte der 1850er Jahre die Bewegung der Wilden an die Stelle des Progress. Ein Schwerpunkt war das Schillerjahr 1859. Die Wildenbewegung umfasste Studenten die sich gegen die Studentenverbindungen organisierten und aus der später die Finkenschaft hervorging.
Der Anschluss Göttingens an die Eisenbahn 1854/55 erleichterte die Anreise. Gleichzeitig verschärfte der Ausbau des Eisenbahnnetzes die Situation der Universität im Wettbewerb mit anderen Universitäten um Studierende aufgrund des damals schon bestehenden Nord-Süd-Gefälles in Deutschland zugunsten der Süddeutschen Universitäten. Schon damals gingen mehr norddeutsche Studenten nach Süddeutschland als Süddeutsche nach Norden.
Am 18. Oktober 1863 kam es in Göttingen zu der Studentenschlacht auf der Weender. Der 50. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig sollte mit einem Umzug begangen werden. Es kam zu einem Streit, über die Reihenfolge des Aufzugs und die Platzierung der Musikkapellen im Zug, der in einer Straßenschlacht endete. Einige Verbindungen wurden daraufhin bis 1864 aufgelöst, existierten aber alle insgesamt geheim weiter.
1866 wurde das neugotische Auditorium am Weender Tor gerade außerhalb der Wallanlagen fertiggestellt, das heute auch die Gemäldesammlung der traditionsreichen Kunstsammlung der Universität Göttingen beherbergt.
Die Georgia-Augusta im Deutschen Kaiserreich
Mit dem Wintersemester 1866/67 wurde die Georgia-Augusta eine preußische Universität.
Das Jahr 1881 brachte den Studenten der Universität Göttingen eine einschränkende Veränderung der Polizeistunde und löste so am 15. Mai den Göttinger Bierkrawall aus, der zu 300 Verhaftungen führte und zahlreichen anschliessenden Verurteilungen bis hin zu Haftstrafen führte.
1887 fand das 150. Universitätsjubiläum als Universitäts-Jubelfeier statt. Der Kaiser Wilhelm I. hatte seine landesherrliche Stellung als oberster Rektor der Universität auf den Regenten des Herzogtums Braunschweig, Prinz Albrecht von Preußen übertragen, der mit den hochrangigen Vertretern der Provinz Hannover zugegen war.
Durch die aktive und nicht unumstrittene Berufungspolitik des selbstbewussten wie eigensinnigen Ministerialbeamten im preussischen Kultusministerium Friedrich Althoff entsteht um die Jahrhundertwende in Göttingen aufgrund planvoller Hochschulpolitik ein weltweit anerkanntes Cluster für Mathematik, Chemie und Physik, dessen Wirkung bis in die 1920er Jahre nachhaltig andauert und das auch als Göttinger Nobelpreiswunder verklärt wird.
Die Georgia-Augusta in und zwischen den Weltkriegen
Die durch die Weltwirtschaftskrise bereits angeschlagenen Institute erlitten 1933 durch die Entlassung von Wissenschaftlern jüdischer Herkunft oder sog. "Judenfreunde" nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten einen Kahlschlag. 72 Personen wurde aus rassistischen oder politischen Gründen der Doktortitel aberkannt, darunter auch den Nobelpreisträgern Ludwig Quidde und Max Born.
1934 kündigen die Göttinger Krawalle die Gleichschaltung der Studentenschaft auch an der Universität an.
Seit 1945 - Universität in Niedersachsen
Nach dem Krieg erholte sich die Universität langsam wieder. Als einzige deutsche Universität nahm die Georgia-Augusta den Studienbetrieb erst zum Wintersemester 1945/46 unter der Kontrolle der Britischen Militärregierung wieder auf. Die Zahl der Studierenden schwankte bis Ende der 50er Jahre zwischen 4.500 und etwas über 6.000. Erst mit Beginn der 60er Jahre setzte die Entwicklung zur Massenuniversität ein, der die Ordinarienuniversität alten Typs nicht mehr gewachsen war. Durch die Studentenunruhen der Endsechziger entwickelte sich so die Gruppenuniversität als egalitäre Massenuniversität mit zeitweise weit über 30.000 Studenten.
Seit dem 1. Januar 2003 befindet sich die Universität in der Trägerschaft einer öffentlich-rechtlichen Stiftung; sie gehört somit zu den wenigen Stiftungsuniversitäten in der Bundesrepublik Deutschland.
Fakultäten
- Fakultät für Agrarwissenschaften
- Biologische Fakultät
- Fakultät für Chemie
- Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie
- Fakultät für Geowissenschaften und Geographie
- Mathematische Fakultät
- Fakultät für Physik
- Juristische Fakultät
- Sozialwissenschaftliche Fakultät
- Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
- Theologische Fakultät
- Philosophische Fakultät
- Medizinische Fakultät
Berühmte Persönlichkeiten
Die Universität Göttingen hatte in ihrer Geschichte viele berühmte Lehrer und Wissenschaftler. Diese sowie bekannte Persönlichkeiten sind in einer besonderen Liste zusammengefasst. Siehe auch: Göttinger Nobelpreiswunder.
Siehe auch
Literatur
- Johann Stephan Pütter, Friedrich Saalfeld, Geoerg Heinrich Oesterley: Johann Stephan Pütters Versuch einer academischen Gelehrten-Geschichte von der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen. Vandenhoek, Göttingen 1765, [1]
- Franz Stadtmüller (Hrsg.): Geschichte des Corps Hannovera zu Göttingen 1809-1959. Göttingen 1963.
Weblinks
- Web-Auftritt der Georg-August-Universität Göttingen
- Stationen der Stadtgeschichte (aus dem Webauftritt des Stadtarchivs Göttingen)
- Web-Auftritt des Ehemaligen-Vereins Alumni Göttingen e.V.
- Die Georgia Augusta und die Göttinger Akademie im Spannungsfeld von Politik Wissenschaft, Forschung und Lehre (Vortrag von Prof. Wolfgang Sellert, 20. November 2003, im Niedersächsischen Landtag)