Soziolekt

Varität einer Sprache in bestimmten sozialen Gruppen
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Als Soziolekt werden in der Soziolinguistik diejenigen Varietäten bezeichnet, die auf gesellschaftlichen Faktoren beruhen.

Obwohl Soziolekte traditionell als Sonderfall von Dialekten aufgefasst wurden, geht man heute oft auch den umgekehrten Weg und rechnet die Dialekte zu den Soziolekten. Eigentlich aber sind Dialekte alle einer Sprache zugeordneten Varietäten, die man sowohl geographisch (horizontal) als auch nach sozialen Faktoren (vertikal) einordnen kann. Danach wären sowohl die Standardsprache als auch die Umgangssprache in einer bestimmten Ausformung Dialekte (im besonderen Soziolekte).

Wichtige Untersuchungsgebiete der Soziolinguistik sind der spezifische Sprachgebrauch sozialer Schichten und das Auftreten von Sprachbarrieren. Eine grobe Einteilung unterscheidet restringierten und elaborierten Sprachcode:

Restringierter Code

Der restringierte Code wird dem Sprachgebrauch bildungsferner Schichten zugeordnet. Basil Bernstein argumentiert mit dieser Kategorisierung, dass der Gebrauch eines Codes eng mit der sozialen Struktur einer bestimmten Kultur verbunden ist.

Merkmale

  • kurze, grammatikalisch einfache, häufig unvollständige Sätze
  • begrenzte Anzahl von Adjektiven und Adverbien
  • Verwendung von Sprichwörtern
  • unpersönliche Sprechweise
  • im Vergleich zum elaborierten Code geringer Wortschatz

Elaborierter Code

Der elaborierte Code wird dem Sprachgebrauch gebildeter Schichten zugeordnet. Basil Bernstein argumentiert mit dieser Kategorisierung, dass der Gebrauch eines Codes eng mit der sozialen Struktur einer bestimmten Kultur verbunden ist.

Beispiele:

Merkmale

  • Häufiger Gebrauch von Fachwörtern
  • Häufiger Gebrauch des Passivs
  • Explizitheit
  • grammatische Korrektheit
  • logische bzw. argumentative Strukturierung
  • im Vergleich zum restringierten Code umfangreicher Wortschatz

Restringierter und elaborierter Code in der Gegenüberstellung

  • Mutter zum Kind: "Würdest Du mir bitte den Gefallen tun und etwas leiser sein?" (elaboriert), "Sei leise!" (restringiert)
  • auf der Straße: Warum sehen Sie mich so sonderbar an? (elaboriert), "Is was?" "Was guckst Du?" (restringiert)

Situationsbedingt können auch höher gebildete Menschen den restringierten Code benutzen, während umgekehrt Angehörige unterer Schichten in der Regel den elaborierten Code nicht selbst aktiv benutzen können. Auch das passive Verständnis desselben ist bei niedrigem Bildungsniveau erschwert oder gar unmöglich. In diesem Zusammenhang spricht man deswegen von einer Sprachbarriere in der Gesellschaft.

Siehe auch