Franz II. (HRR)

König von Ungarn sowie letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und erster Kaiser von Österreich
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Franz Joseph Karl (* 12. Februar 1768 in Florenz; † 2. März 1835 in Wien) war Erzherzog von Österreich aus dem Hause Habsburg-Lothringen, als Franz II. von 1792 bis 1806 der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Er rief 1804 das Erzherzogtum zum Kaisertum Österreich aus und sich selbst als Franz I. (1804 bis 1835) zum Kaiser von Österreich.

Franz II. Joseph Karl
Bildnis von Franz I., Kupferstich von Josef Axmann
Datei:Francis I.jpg
Franz I. mit den Insignien des Kaisertums Österreich, von Friedrich Amerling gemalt

Mit der von Napoleon herbeigeführten Abdankung des Kaisers am 6. August 1806 endete das Heilige Römische Reich, das seit dem Jahr 962, der Regentschaft Otto I. des Großen, bestanden hatte, also 844 Jahre. Kaiser Franz II. legte zwar die Reichskrone der römisch-deutschen Könige und Kaiser nieder, behielt aber als österreichischer Kaiser Franz I. seine Kaiserwürde. Zu seinem offiziellen Titel siehe Großer Titel des Kaisers von Österreich.

Leben

Franz II. war der älteste Sohn des Kaisers Leopold II. (1747–1792) und Maria Ludovicas, Tochter Karls III., König von Spanien, und wurde nach dem Tod seines Vaters 1792 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Franz II. hatte am 11. August 1804 das Kaisertum Österreich proklamiert, um seine kaiserliche Hausmacht zu erhalten und damit die Ranggleichheit mit Napoleon I. zu wahren, der sich am 18. Mai zum erblichen Kaiser von Frankreich ernannt hatte. Damit verstieß Franz gegen Reichsrecht mit der Folge, dass das Heilige Römische Reich damit faktisch schon aufgehört hatte, zu existieren. Da er aber erst zwei Jahre später die Krone des Reiches niederlegte und das Alte Reich offiziell für aufgelöst erklärte, war er mithin der einzige Doppelkaiser der Geschichte, als Kaiser Franz II. des Heiligen Römischen Reiches und als Kaiser Franz I. von Österreich.

Seine historische Einschätzung als Kaiser des Vielvölkerstaates Österreich ist untrennbar mit dem Namen Metternich verbunden, der von 1809 an immer in den höchsten Staatsämtern zu finden war und entsprechend politische Macht ausübte, während der weitaus mehr an Pflanzenkunde als an Politik interessierte Kaiser eine eher repräsentative Funktion ausfüllte.

Nichtsdestoweniger war Franz I. zutiefst von seinem Gottesgnadentum überzeugt und lehnte alles ab, was auch nur in die Richtung von Volksrechten wies. Nicht zuletzt aufgrund dieser ideologischen Grundeinstellung ließ er Metternich in politischen Fragen viel freie Hand. Das System Metternich und auch Franz waren durch einen starren, ja starrsinnigen, Konservatismus geprägt, dem jede noch so kleine Reform oder Veränderung verdächtig erschien.

Von seiner Inszenierung als Person jedoch war der Kaiser erstaunlich modern: Auf vielen Darstellungen ist er nicht nur im Staatskleid, sondern wie ein ganz normaler Bürger im (damals noch nicht so vornehmen) Frack dargestellt. Auch auf habsburgischen Familienporträts findet man seinen Wesenszug zur Schlichtheit und Familiarität. Die kulturellen Ideale des Bürgertums setzten sich also an der Person des Kaisers viel eher durch als in seiner Politik.

Als er 1835 starb, erbte sein ältester Sohn Ferdinand die Kaiserwürde. Symptomatisch für den starrsinnigen Konservatismus Franz' und Metternichs in der Frage des ererbten Throns war, dass trotz Ferdinands offensichtlicher Regierungsunfähigkeit ein Wechsel in der Thronfolge nicht einmal erwogen wurde.

Nachkommen

Franz heiratete in erster Ehe am 6. Januar 1788 Prinzessin Elisabeth Wilhelmina, Tochter der Herzogs Friedrich Eugen von Württemberg. Sie gebar ihm am 17. Februar 1790 eine geistig behinderte Tochter, die bereits nach einem Jahr starb. Seine Frau starb noch am 17. Februar 1790, drei Tage vor Franz' Onkel Kaiser Joseph II..

  • Louise Elisabeth (1790-1791), Erzherzogin

Die zweite Ehe ging er am 19. März 1790 mit seiner Cousine ersten Grades (von beiden Seiten her) Prinzessin Maria Theresa von Neapel-Sizilien ein. Maria Theresas Mutter war die Schwester Kaiser Leopolds II., also seine Tante väterlicherseits, Maria Theresas Vater Ferdinand IV. von Neapel war der Bruder seiner Mutter, also sein Onkel mütterlicherseits. Mit ihrem Tod am 13. April 1807 verstarb auch die letzte Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Kinder dieser Ehe waren:

  1. ∞ 1810 Kaiser Napoléon Bonaparte, Sohn Carlo Bonaparte und dessen Gattin Letizia Ramolino
  2. ∞ 1821 Graf Adam Adalbert von Neipperg, Sohn Graf Leopold Johann von Neipperg und dessen Gattin Gräfin Wilhelmine von Hetzfeld-Wilfenburg
  3. ∞ 1834 Graf Karl von Bombelles, Sohn Marquis Marc Marie de Bombelles und dessen Gattin Prinzessin Angélique Charlotte de Mackau
  • Ferdinand I. (1793–1875) ∞ 1831 Prinzessin Maria Anna, Tochter König Viktor Emanuel I. von Sardinien-Piemont und dessen Gattin Erzherzogin Maria Theresia von Österreich-Modena d`Este
  • Karoline Leopoldine (1794-1795), Erzherzogin
  • Karoline Luise (1795-1799), Erzherzogin
  • Maria Leopoldine (1797–1826), Kaiserin von Brasilien, ∞ 1817 Kaiser Peter I. von Brasilien, Sohn König Johann IV. von Portugal und dessen Gattin Infantin Charlotte von Spanien
  • Maria Clementine (1798-1881) ∞ 1818 Prinz Leopold von Salerno, Sohn König Ferdinand I. beider Sizilien a.d.H. Bourbon und dessen Gattin Erzherzogin Maria Karoline von Österreich
  • Caroline Ferdinanda (1801–1832) ∞ 1819 König Friedrich August II. von Sachsen, Herzog Maximilian von Sachsen und dessen Gattin Prinzessin Karoline von Parma
  • Franz Karl (1802–1878), Erzherzog
  • Maria Anna (1804-1858), Erzherzogin
  • Johann Nepomuk (1805-1809), Erzherzog
  • Amalia Theresia (*/† 1807), Erzherzogin

Maria Anna war schwachsinnig und musste Zeit ihres Lebens von einer Wärterin betreut werden. Auch Ferdinand und Franz Karl gehörten zur Gruppe der behinderten Kinder.

Auch in dritter Ehe heiratete Franz mit Prinzessin Maria Ludovika Beatrix von Modena, am 6. Januar 1808, eine Cousine ersten Grades. Sein Schwiegervater Erzherzog Ferdinand war der Bruder seines Vaters Leopold II. und damit sein Onkel. Maria Ludovika Beatrix verstarb am 7. April 1816. Die Ehe blieb aufgrund der Krankheit von Maria Ludovika kinderlos. Da die junge Kaiserin an Tuberkulose litt, war ein normales Eheleben nicht möglich.

Seine vierte und letzte Ehefrau wurde, am 10. November 1816, Karoline Auguste von Bayern. Kaiserin Karoline war zuvor verheiratet mit König Wilhelm I. von Württemberg, welcher sich jedoch 1814 von ihr scheiden ließ und dafür Großfürstin Katharina von Russland heiratete. Warum die vierte Ehe kinderlos blieb, ist nicht eindeutig nachvollziehbar. Der Kaiser liebte alle seine vier Frauen.

Die Behinderungen bzw. frühen Todesfälle lassen sich durch die enge Verwandtschaft der Ehepartner erklären. Dieses Phänomen trat nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal in Ehen unter nahen Verwandten der Habsburger, Bourbonen, Wittelsbacher, Toskaner etc. auf.

Siehe auch

Literatur

  • Christian Hattenhauer: Wahl und Krönung Franz II. AD 1792. Das Heilige Reich krönt seinen letzten Kaiser - Das Tagebuch des Reichsquartiermeisters Hieronymus Gottfried von Müller und Anlagen. Lang, Frankfurt a.M., Berlin unter anderem 1995. ISBN 3-631-48828-9
VorgängerAmtNachfolger
Leopold II.Liste der römisch-deutschen Herrscher
1792-1806
Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806
VorgängerAmtNachfolger
Kaiser von Österreich
18041835
Ferdinand I.
VorgängerAmtNachfolger
Leopold II.König von Ungarn
17921835
Ferdinand V.
VorgängerAmtNachfolger
Leopold II.König von Kroatien-Slawonien und Dalmatien
1792 - 1835
Ferdinand V.
VorgängerAmtNachfolger
Leopold II.König von Böhmen
17921835
Ferdinand V.
VorgängerAmtNachfolger
Leopold II.Herzog von Mailand
1792 - 1797
Cisalpinische Republik
VorgängerAmtNachfolger
Leopold II.Herzog von Luxemburg
1792 - 1795
französischer Herrschaft bis 1815