Lindenstraße

deutsche Fernsehserie (1985–2020)
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Die Lindenstraße
Wolfgang Grönebaum und Annemarie Wendl („Egon und Else Kling“) beim Tag der offenen Tür in Köln-Bocklemünd 1997

Die Lindenstraße ist eine Fernsehserie des WDR und gilt als erste deutsche Endlosserie.

Die erste Folge wurde am 8. Dezember 1985 um 18.40 Uhr ausgestrahlt. Seither läuft die Lindenstraße wöchentlich. Die 1000. Folge lief am 30. Januar 2005. Sendeplatz der Episoden-Erstsendung ist seit dem 13. März 2005 immer sonntags um 18.50 Uhr im Ersten. Ursprünglich sollte die Serie donnerstags im Hauptabendprogramm ausgestrahlt werden, deshalb spielen die Handlungen in der Regel auch immer an einem Donnerstag. Ausnahmen sind die so genannten „Feiertags-Folgen“, die an Ostern oder Weihnachten, aber auch an Wahltagen spielen.

Der Erfinder der Lindenstraße ist Hans W. Geißendörfer, dessen Firma „Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion GmbH (GFF)“ die Serie bis heute produziert. Nach eigener Aussage gab es zwei Inspirationen für die Serie; zunächst Geißendörfers eigene Kindheit in einem Mehrfamilienhaus in Neustadt an der Aisch; die zweite Inspiration ist die britische Fernsehserie Coronation Street, die in Großbritannien bereits seit 1960 produziert und gesendet wird.

Bei den ersten 31 Folgen der Lindenstraße führte Geißendörfer auch Regie. Mittlerweile wechselt diese nach etwa 10 Folgen, aktuell zwischen den Regisseuren Herwig Fischer, Wolfgang Frank, Kerstin Krause, Severin Lohmer und Dominikus Probst (Ehemann von Irene Fischer).

Kulissen

 
Lindenstraße 7 („Villa Dressler“)

Die Handlung spielt in München, gedreht wird in Köln-Bocklemünd. Auf dem dortigen WDR-Studiogelände (Vorlage:Koordinate Text Artikel) wurde nahezu die gesamte Außenkulisse als Fassadenattrappe auf 150 Meter aufgebaut; im Bereich des Hinterhofs von Haus Nr. 3 fanden außerdem der in der Serie oft gezeigte kleine Park mit Kinderspielplatz sowie der Friedhof für die verstorbenen Straßenbewohner Platz (wobei letzterer mittlerweile zu klein wurde; inzwischen werden Friedhofsszenen auch auf einem echten Friedhof gedreht). Der Großteil der Kulissen selbst sind nachgebildete Stadthäuserfassaden ohne jedes Innenleben. Die Cafés „Bayer“ und „Moorse“, die „Aloisius-Stub'n“, der „Humanitas“-Laden, in dem sich seit Frühjahr 2006 ein italienisches Lebensmittelgeschäft befindet, das Reisebüro und Urszulas Friseursalon wurden auf Grund großer Fensterflächen und leichter Einsehbarkeit bespielbar ausgestattet. Die übrigen Innendrehs erfolgen in zwei geschlossenen Studios, wo sämtliche Wohnungseinrichtungen einschließlich des Treppenhauses mittels verschiebbarer Wände nachgestellt wurden; freilich nicht ganz vorbildgetreu. So gelangt man etwa von Mutter Beimers Küche aus direkt ins Badezimmer von Andy Zenker, das Treppenhaus aus Haus Nr. 3 versteckt sich hinter dem Vorhang der Bühne des griechischen Restaurants „Akropolis“. Auch sind die einzelnen Wohnungen nicht bauplanmäßig konzipiert. Tragende Wände scheint es nicht zu geben. Oft zeigen Fenster direkt auf „Nachbargebäude“.

Die Außenkulisse der Häuserzeile „Café Bayer“ war in den ersten Jahren der Serie nicht vorhanden. Da das Drehgelände an der Autobahn liegt und bei Außendrehs der Geräuschpegel sehr hoch war, entschloss man sich, eine Lärmschutzmauer zu errichten und entwarf gleich die Kastanienstraße dazu. Relikt dieser Zeit ist auch der zeitweise rege Verkehr im Teil der Kastanienstraße vor dem „Reisebüro Ehrlich“, obwohl die Straße dort nach wenigen Metern an einem großen Tor endet.

Zwischenfälle und Anekdoten

 
Kulisse des Wohnzimmers der Familie Beimer
  • Die Lindenstraße ist die erste deutsche TV-Serie, in der ein gleichgeschlechtlicher Kuss zu sehen war (1990). Das führte zur Zensur durch den BR, der diese Folge nicht sendete. Nach Ausstrahlung der Folge erhielten die beiden Schauspieler Martin Armknecht und Georg Uecker mehrere anonyme Morddrohungen.
  • Anna Nowak, die in der Serie die Urszula Winicki verkörpert, zierte 1999 das Titelbild des deutschen Playboys (siehe auch Kritik).
  • Mit der Kampagne „Wählt Gung!“ thematisierte die Serie das Thema Ausländerwahlrecht; bei der darauffolgenden Bundestagswahl mussten einige Stimmzettel als ungültig aussortiert werden, weil auf ihnen „Gung“ hinzugeschrieben und angekreuzt war.
  • Til Schweiger kam nach einer kurzen Zeit in der Lindenstraße der Erfolg mit Filmen wie Der bewegte Mann oder Knockin' On Heaven's Door dazwischen, so dass er sich aus der Lindenstraße herausschreiben ließ. Er lernte hier seine Frau Dana Carlsen kennen. Obgleich die von Schweiger verkörperte Figur Jo Zenker bereits 1992 aus der Serie verschwand, wird die Figur in Dialogen immer wieder erwähnt. Dabei sprechen die Figuren davon, dass "Jo in Hollywood" sei. Das ist eine von den Drehbuchautoren eingefügte Anspielung auf Schweigers Filmkarriere nach seinem Ausstieg aus der Lindenstraße.
  • Die Schauspieler Julia Stark und Johannes Scheit spielen ihre Rollen Sarah Ziegler und Tom Ziegler, seit sie Babys waren. Scheit hatte seinen ersten Auftritt in der Serie, als er sieben Monate alt war und Stark wurde im Casting für die Serie ausgewählt, als sie ein Jahr alt war.Moritz A. Sachs spielt die Rolle des Klaus Beimer, seit er 7 Jahre alt war. Er wuchs quasi mit der Lindenstraße auf. Sontje Peplow und Rebecca Siemoneit-Barum spielen auch mit, seit sie Kinder waren.

Aktualität

Die Produzenten der Lindenstraße drehen immer wieder auch kurz vor dem Ausstrahlungstermin Szenen mit aktuellem Inhalt nach, um einen gewissen zeitnahen Anspruch zu erhalten. So wurden zum Beispiel bei der Bundestagswahl 1998 vier Versionen über den Ausgang vorbereitet. Bei der Bundestagswahl 2005 wurde Bezug auf den Tod einer Direktkandidatin und die damit verbundene Nachwahl in Dresden genommen. Die zeitnahe Aktualisierung bestimmter Ereignisse hat aber auch bei der Lindenstraße Grenzen. So wurden die Terroranschläge in den USA am 11. September 2001 nicht in die darauffolgende Sonntagsfolge thematisch eingearbeitet.

Kritik

Kritiker werfen Geißendörfer vor, die Lindenstraße immer wieder für politische Propaganda zu missbrauchen. Tatsächlich verhalten sich die Charaktere der Lindenstraße oft politisch ähnlich, parteiergreifend für linke Politik, die von der 68er-Bewegung bestimmt wird. Im Gegensatz dazu ließ das Lindenstraßen-Team zur Bundestagswahl 2005 den lesbischen Charakter Suzanne Richter die konservative Partei CDU wählen und dazu klar Stellung beziehen.

In der Vergangenheit wurde kritisiert, dass andere politische Sichtweisen oft eher komisch oder offensichtlich negativ dargestellt werden. Allerdings ist es in Serien üblich, Handlungen und Figuren zu überzeichnen und deutlich überspitzt darzustellen.

Auch bei brisanten politischen Themen beziehen die Figuren der Lindenstraße immer wieder eindeutig Stellung.

Sonstiges

  • Irene Fischer und Joachim Hermann Luger engagieren sich für Menschen mit einem Down-Syndrom (Trisomie 21), indem sie an einer Posterkampagne des DS-Infocenters teilnahmen. Das Motto der Bilderserie lautet: „Junge Männer mit Down-Syndrom haben manchmal nur Mist im Kopf. Wie alle, die gerade in der Pubertät stecken.“ Bereits als Fernseheltern von Jan Dominik Grünig, der mit Trisomie 21 geboren wurde und seit seinem fünften Lebensmonat in der Lindenstraße den Martin spielt, kamen die beiden Schauspieler mit dem Thema Down-Syndrom in Berührung. Joachim Hermann Luger war Pate des zweiten am 8. Mai 2004 in Frankfurt am Main stattfindenden Down-Sportlerfestivals. Für den Umgang mit dem Thema „Behinderung“ erhielt die Lindenstraße im Jahr 2001 den Lebenshilfe-Medienpreis Bobby.
  • Als einzige der derzeit aktiven Schauspieler schreibt Irene Fischer auch Drehbücher für die Lindenstraße
  • Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche Fanclubs zur "Lindenstraße" gegründet, u.a. auch in der Schweiz. Viele dieser Fanclubs, welche auch auf der offiziellen Homepage der Serie gelistet sind, verfügen über eigene Internet-Seiten, auf denen sie allerlei Wissenswertes rund um die Serie darbieten.

Literatur

  • Hans W. Geißendörfer und Wolfram Lotze (Hrsg.): Lindenstraße – 1000 Folgen in Wort und Bild. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin, 2004, ISBN 3-89602-609-7.

Quellen


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