Seife

Salz einer Fettsäure, oft zur Reinigung verwendet
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Seifen sind Natrium- oder Kalium-Salze höherer Fettsäuren, die hauptsächlich zur Körper-, weniger zur Oberflächenreinigung verwendet werden. Als allgemeines Reinigunsmittel, besonders als Waschmittel von Textilien haben Seifen ihre Bedeutung verloren, da sich unlösliche Kalkseifen bilden.

Handgemachte Seife

Geschichte der Seife

 
Schaufensterdekoration
 
Schaufensterdekoration

Erste Hinweise auf Seifenherstellung finden sich bei den Sumerern. Sie erkannten, dass Pflanzenasche (al-quali, der Ursprung des Wortes alkalisch) (enthält Pottasche) vermengt mit Ölen besondere Eigenschaften haben, und schufen die Basis einer Seifenrezeptur. Sie übersahen dabei jedoch den reinigenden Effekt des alkalischen Gemisches und verwendeten sie als Heilmittel für Verletzungen. Das ägyptische Volk sowie die Griechen übernahmen die chemische Anleitung zur Herstellung, wobei die reinigende Wirkung der Seife erst von den Römern festgestellt wurde. Im Rom des Altertums wurde sich ursprünglich mit Bimsstein gewaschen; noch um die Zeitenwende war die Anwendung von Seife als verweichlichend verschrieen.

Araber verkochten dann im 7. Jahrhundert erstmals Öl und Lauge miteinander und schufen somit die Seife in ihrer heute bekannten Form. Rasch breitete sich dieses Wissen über Europa aus. Frankreich und Spanien avancierten später zu den Zentren der Seifenherstellung weltweit.

Hygiene und Körperpflege waren in Europa jedoch lange nicht selbstverständlich. Im Mittelalter hütete man sich vor Wasser und Seife. Der Grund: Es kursierte der Irrglaube, dass Krankheiten überhaupt erst durch die Saubermacher in den Körper hineingelangen. Die Bevölkerung erreichte mit ihrem Verhalten genau das Gegenteil: Seuchen wie die Pest und die Cholera suchten sie heim. Auch Adelskreise setzten lediglich auf scheinbaren Glanz und eine trügerische Fassade. Statt Seife verwendeten sie Puder und Parfüm. Krankheitserregende Keime, Läuse und Flöhe konnten sich ungehindert ausbreiten.

Bis weit ins 18. Jahrhundert vertraten auch Ärzte in Europa die Meinung, dass Wasser und Luft dem Körper schade. Kleidung diente als Schutz vor diesen schädlichen Elementen. Auch das Einpudern erfüllte den Zweck, den Körper nach außen hin abzuschließen. Erst im bürgerlichen 19. Jahrhundert änderte sich die Einstellung. Nun musste der Körper regelmäßig gewaschen und von unangenehmen Gerüchen befreit werden.

Die traditionelle Seifenherstellung hat in Marseille bis heute bestand (Savon de Marseille).

Seifenherstellung

Seifen werden in der Regel aus pflanzlichen oder tierischen Fetten hergestellt. Als Rohstoffe dienen hauptsächlich Kokosfett, Olivenöl, Palmöl und tierische Fette wie Talg, Schmalz oder Knochenfett, die bei der Tierverwertung anfallen.

Seifen sind ein Produkt der Zerlegung dieser Fette. Die chemische Reaktion wird →Verseifung genannt. Dazu werden Fette mit einer Lauge, wie Natronlauge oder Kalilauge) gekocht. Man nennt dieses Verfahren Seifensieden. Die Fette werden dabei in Glycerin und die Salze der Fettsäuren zerlegt. Diese zähflüssige Emulsion wird Seifenleim genannt und mit Kochsalz versetzt. Dabei trennt sich die Emulsion (Aussalzen) in den aufschwimmenden Seifenkern, der hauptsächlich die Natriumsalze der Fettsäure und in Unterlauge, die hauptsächlich überschüssige Lauge, Glycerin und das gelöste Kochsalz enthält. Der Seifenkern wird von der Unterlauge getrennt und mit reichlich Wasser und etwas Lauge aufgekocht, um restliche Verunreinigungen herauszulösen. Eneute Aussalzung führt dann zu der Kernseife. Das Produkt wird dann getrocknet und in die entsprechende Form gepresst. Seifen variieren auch durch anschliessendes Hinzufügen von z.B. ätherischen Ölen oder Farbstoffen.

Die Konsistenz eines Seifenproduktes hängt von der Kettenlänge der freigesetzten Fettsäuren ab. Langkettige Fettsäuren, wie Stearinsäure oder Palmitinsäure führen eher zu einer festeren Konsistenz. Entscheidend ist jedoch, ob sich Kalium- oder Natriumsalze der Fettsäuren bilden. Wird aus dem Seifenleim durch Zusatz von Natriumchlorid der Seifenkern gewonnen, bildet sich tendenziell eine feste Seife, die Kernseife. Wird hingegen mit Kalilaugen und Kaliumsalzen gearbeitet, bilden sich Kaliumsalze der Fettsäuren, die im Gegensatz zu den Natriumsalzen weich bis schmierig und hygroskopisch sind. Man erhält Schmierseifen.

Waschwirkung der Seife

Datei:Micellen.png
Abb. 1: Mizelle einer Seifenlösung
Datei:Oberflächenschicht.PNG
Abb. 2: Seife an der Wasseroberfläche
Datei:Seife in Fett.png
Abb. 3: Seifenmolekülen an einen Fetttropfen

Seifen sind eine Mischung verschiedener, längerkettigen Alkalisalze der Fettsäuren und zählen zu den →Tensiden, genauer zu den anionischen Tensiden. Die Seifenmoleküle verdanken ihre Eigenschaften der Tatsache, dass sie aus einer langen, wasserabweisenden (hydrophoben) Kohlenwasserstoffkette und einem wasserliebenden (hydrophilen) Teil, der sogenannten Carboxylgruppe (-COO-) bestehen. Seifen löst sich nicht richtig in Wasser, sondern bilden sogenannten Mizellen. In reinem Wasser sind die Mizellen (Abb. 1) sehr klein und nicht zu sehen. In ihrem Inneren dieser kleinsten "Tröpfchen" befinden sich die langen, unpolaren Kohlenwasserstoffketten, während die polaren Enden in das Wasser hinausragen. Durch die Ladungen, die auf den Enden sitzen, wird ein Zusammenballen der Mizellen verhindert.

Seifen senken die Oberflächenspannung (allgemeiner: Grenzflächenspannung) von Wasser, da sie sich auch an der Wasseroberfläche anordnen (Abb. 2). Durch diesen Effekt kann das Wasser deutlich intensiver mit Oberflächen in Kontakt kommen, wodurch sich die eigentliche Reinigungswirkung der Seife und des Wassers an unzugänglichen Stellen erst entfalten kann.

Das "Lösen von Fett" (Öl, Staub, Schmutz) von der zu reinigenden Fläche und die Abführung dieser über das Waschwasser ist die eigentliche reinigende Wirkung der Seifen. Die langen Kohlenwasserstoffgruppen der Seifenmoleküle lösen sich leicht in kleinen Fetttropfen (Abb. 3). Die polaren Enden ragen jedoch in das umgebende Wasser hinaus. Der Fetttropfen wird von den Seifenmolekülen schließlich vollständig umhüllt und von der zu reinigenden Fläche abgelöst. Die Vielzahl der so mit Seifenmolekülen ummantelten Fett- und Öltropfen bildet im Wasser eine sogenannte →Emulsion, die am Ende des Waschvorganges durch abspülen mit frischem Wasser abgeführt werden kann.

In Leitungswasser sind Calcium- und Magnesiumionen vorhanden. Sie machen das Wasser "hart" und blockieren die polaren Enden der Seife und vernichten damit die Waschwirkung. Es bildet sich in Wasser unlösliche Kalkseifen.

Seifensorten

Kernseife

Kernseife, ist eine feste Seife, die beim Aussalzen des Seifenleims gewonnen wird. Es sind in der Regel die Natriumsalze von Fettsäuren.

Schmierseife

Schmierseifen sind flüssige Seifen, die aus (billigen) weichen Fetten oder Ölen durch Verseifen mit Kalilauge hergestellt werden.

Feinseife

Feinseife, oder auch Toilettenseife wird hauptsächlich zum Waschen der Hände verwendet und besteht aus Kernseifen von sehr reinen, geruchsneutralen Fetten mit pflegenden Zusätzen, etwa Lanolin, sowie Parfümen und Farbstoffen.

Rasierseife

Rasierseife wird mit einem hohen Anteil Stearinsäure gefertigt, damit der Schaum cremig wird und stabil bleibt. Zusätzlich wird nicht nur mit Natronlauge, sondern auch mit Kalilauge verseift. Hierdurch wird die Rasierseife geschmeidiger und lässt sich besser anschäumen.

Gallseife

Eine weitere Seife ist die Gallseife, die bei der Vermengung von Seife mit Rindergalle entsteht.

Vor- und Nachteile von Seifen

Heutzutage wird Seife als Waschmittel kaum verwendet, moderne Tenside machen ihr Konkurrenz. Seife in heutigen Waschmitteln soll die Wäsche nicht reinigen, sondern zu starkes Schäumen verhindern.

Die Nachteile der Seife sind:

  • Seife entfernt nicht nur vorhandenen Schmutz, sondern auch einen Teil des natürlichen Fettfilmes der Haut, dies kann, besonders bei zu häufigem Waschen, zu rissiger, rauher Haut führen.
  • Seife reagiert in Wasser alkalisch, was den Stoff beschädigen kann:
    R-COO- + H2O ----> R-COOH + OH-
  • Seife bildet mit hartem Wasser auf festen Oberflächen einen weißlichen Niederschlag, der Kalkseife:
    2R-COO- + Ca2+ (Kalk) ----> (R-COO)2Ca

Vorteile von Seife gegenüber synthetischen Tensiden sind:

  • gute biologische Abbaubarkeit

Seife und Erziehung

In der Kindererziehung vor allem des amerikanischen Kulturraumes fand die Seife bis in die jüngere Vergangenheit auch eine bei Kindern verständlicherweise unbeliebte Verwendung: Um den Kindern den Gebrauch von Schimpf- und Fäkalwörtern abzugewöhnen, wurde deren Mund zur Strafe mit Seife, meist auf einen Lappen appliziert, ausgewaschen. Hiermit sollte die "Schmutzigkeit" bestimmter Begriffe verdeutlicht werden. Der ekelerregende Geschmack sollte die Kinder darauf konditionieren, den Gebrauch dieser Worte zu vermeiden.

Dies war aber eigentlich mehr eine Redewendung als alles andere!

Wikibooks: Seife herstellen – Lern- und Lehrmaterialien