Liste der neuzeitlich ausgestorbenen Vögel

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Seit 1600 sind über 150 der rund 9.800 bekannten Vogelarten ausgestorben. Neue in der Wissenschaftszeitschrift PNAS veröffentlichte Berechnungen ergaben, dass etwa 12 Prozent aller Vogelarten akut vom Aussterben bedroht und weitere zwölf Prozent zumindest gefährdet sind. Aufgrund der Datenlage gehen die Forscher davon aus, dass am Ende des 21. Jahrhunderts mindestens zehn Vogelspezies pro Jahr aussterben werden[1]. Vor allem abgelegene Inseln sind Schwerpunkte des Aussterbens. Diese Situation kann beispielhaft in Hawaii gezeigt werden, wo 30% der heute schon verschwundenen Arten ursprünglich lebten. Auch die relativ kleine Insel Guam wurde durch die Braune Nachtbaumnatter schwer getroffen. Dennoch werden von Zeit zu Zeit vermeintlich ausgestorbene Vogelarten wiederendeckt. In Europa ist in historischer Zeit lediglich eine Art ausgestorben, der Riesenalk.


Ausgestorbene Vogelarten

Laufvögel

Die Taxonomie der Elefantenvögel ist noch nicht vollständig gelöst, ist es fast sicher, dass wenigstens eine Art bis zum Holozän überlebt hat, aber es ist nicht klar auf welche Art sich die Berichte beziehen, wenn es tatsächlich mehr als eine Art gab.
  • Waldmoa Megalapteryx didinus (Südinsel, Neuseeland, spätes 15. Jahrhundert)
Im Allgemeinen wird angenommen, das er um 1500 augestorben ist, dies ist die einzige Moaart, die nach dem allgemeinen Wissen bis in spätere Zeiten überlebt haben könnte, möglicherweise bis in die 1830er Jahre.
Starb ca. 1805 in der Wildnis aus, das letzte Exemplar in menschlicher Obhut starb 1822 im Botanischen Garten von Paris, Jardin des Plantes.

Steißhühner

Manchmal als Unterart des Rotfußtinamus angesehen, dieser Vogel ist nur durch das Typusexemplar von 1943 bekannt, obwohl jüngere Nachforschungen vermuten lassen, dass er heute noch existieren könnte.

Entenvögel, Gänsevögel and Schwäne.

  • Schopfkasarka, Tadorna cristata (Nordostasien, spätes 20. Jahrhundert?)
Ein Relikt aus Nordostasien. Offiziell als kritisch gefährdet gelistet, obwohl der letzte gesicherte Nachweis aus dem Jahre 1964 stammt.
  • Réunion-Gans, Alopochen kervazoi (Réunion, Maskarenen, ca. 1690er Jahre)
  • Mauritius-Gans, Alopochen mauritianus (Mauritius, Maskarenen, ca. 1690er Jahre)
  • Amsterdam-Insel-Ente, Anas marecula (Amsterdam-Insel, südlicher Indischer Ozean, ca. 1800)
  • Mauritiusente, Anas theodori (Mauritius und Réunion, Maskarenen, ca. 1690er Jahre)
  • Marianenente, Anas oustaleti (Marianen, Westpazifik, 1981)
  • Finschs Ente, Chenonetta finschi aus Neuseeland, hat möglicherweise bis 1870 überlebt
  • Rosenkopfente, Netta caryophyllacea (Ostindien, Bangladesh, nördliches Myanmar, 1945?) - ehemals in die Gattung Rhodonessa klassifiziert
Offiziell als kritisch gefährdet gelistet; jüngste Expeditionen zur Wiederentdeckung dieser Art sind bisher fehlgeschlagen
Offiziell als kritisch gefährdet gelistet, vermutlich ausgestorben.
  • Labradorente, Camptorhynchus labradorius (nordöstliches Nordamerika, ca. 1880)
  • Aucklandsäger, Mergus australis (Auckland Inseln, Südwestpazifik, ca. 1902)

Hühnervögel und Verwandte

Ein Großflughuhn, dass der auf Raoulinsel vorkam, bis die Population durch einen Vulkanausbruch ausgelöscht wurde. Es ist nicht klar, ob es ein eigenständiges Taxon repräsensierte oder ob es von Vögeln abstammt, die während der vorgeschichtlichen Besiedelung des Pazifiks durch polynesische Seefahrer eingeführt wurden.
Offiziell als kritisch gefährdet gelistet. Seit 1876 nicht mehr gesichtert nachgewiesen, aber sorgfältige Suchexpeditionen sind noch immer erforderlich. Im Jahre 2003 gab es im Naini Tal (Nepal) angebliche (aber unwahrscheinliche) Sichtungen. Ein kaum bekannter einheimischer Name aus dem westlichen Nepal bezieht sich möglicherweise auf diesen Vogel, aber aus unterschiedlichen Gründen (z. B. die militärische Lage in Nepal) gab es weder Suchen nach der Hangwachtel in diesem Land, noch wird allgemein angenommen, dass sie dort existiert.

Regenpfeiferartige, Möwen und Alkenvögel.

  • Java-Kiebitz, Vanellus macropterus (Java, Indonesien, Mitte des 20. Jahrhunderts)
offiziell als kritisch gefährdet gelistet, aber nachdem dieser auffällige Vogel seit 1940 nicht mehr gesichert nachgewiesen wurde, ist er möglicherweise augestorben.
Die Art Prosobonia ellisi von Moorea ist möglicherweise mit dem Gesellschaftsläufer identisch. Er unterschied sich von P. leucoptera durch einen weißen Doppelfleck auf den Flügeldecken. Dies wurde jedoch von Rothschild auf Altersflecken zurückgeführt.
  • Eskimobrachvogel, Numenius borealis (nördliches Nordamerika, Überwinterungsplätze: Südamerika,, spätes 20. Jahrhundert?)
Wurde 1989 zuletzt gesichtet; offiziell als kritisch gefährdet gelistet, möglicherweise ausgestorben.

Rallenvögel und Verwandte

offiziell als kritisch gefährdet gelistet, galt zwischen 1904 und 1984 schon einmal als ausgestorben, es scheint, dass ihr Lebensraum von verwilderten Schweinen und Hunden überlaufen wurde und ihr nachstellten.
aufgrund von unbestätigten Sichtungen in den 1990er Jahren hat die IUCN den Status von „ausgestorben“ auf „kritisch gefährdet“ geändert
nur durch ein einzigers Exemplar bekannt, manche Wissenschaftler platzieren sie eine eigene Gattung Edithornis. Dadurch, dass es in jüngerer Zeit immer wieder unbestätigte Sichtungen gab, wird sie von der IUCN als „kritisch gefährdet“ gelistet.

Lappentaucher

  • Andentaucher, Podiceps andinus (Im Bereich von Bogotá, Kolumbien, 1977)
  • Delacour-Zwergtaucher, Tachybaptus rufolavatus (Alaotra-See, Madagaskar, späte 1980er Jahre)
offiziell als kritisch gefährdet gelistet, diese Art starb höchstwahrscheinlich durch Lebensraumzerstörung und durch Hybridisierung mit dem eingeführten Zwergtaucher aus.

Reiher und Verwandte

  • Bennu-Reiher, Ardea bennuides (Ägypten, ca. 3000 v. Chr.)
  • Réunion-Nachtreiher, Nycticorax duboisi (Réunion, Maskarenen, spätes 17. Jahrhundert)
  • Mauritius-Nachtreiher, Nycticorax mauritianus (Mauritius, Maskarenen, ca. 1700)
  • Rodrigues-Nachtreiher, Nycticorax megacephalus (Rodrigues, Maskarenen, Mitte des 18. Jahrhunderts)
  • Ascension-Nachtreiher, Nycticorax olsoni (Ascension, Atlantik, spätes 16. Jahrhundert?)
nur durch subfossile Knochen bekannt, aber die Beschreibung eines fluglosen Vogel von Ascension durch F. André Thevet kann mit keinem anderen Vogel verglichen werden, als mit dieser Art.
  • Réunionibis, Threskiornis solitarius (Réunion, Maskarenen, frühes 18. Jahrhundert)
Diese Art war die Grundlage für den Réunion-Solitär oder Weißen Dodo, einen vermutlichen Verwandten des Dodos und des Rodrigues-Solitärs. Aufgrund der Tatsache, dass keine Dodo-ähnliche Knochen auf Réunion gefunden wurden und alte Beschreibungen eines flugunfähigen Heiligen Ibisses, gilt die Reunion-Solitär-Hypothese nun als widerlegt.

Kormorane und verwandte Vögel

Röhrennasen, Sturmtaucher und Sturmvögel

Offiziell als kritisch gefährdet (vermutlich ausgestorben) gelistet. Diese Vermutung wird auch durch das Ergebnis einer umfangreichen Suche im Jahre 2000 bestätigt.
manchmal als Unterart des Teufelsturmvogels angesehen.; nach unbestätigten Berichten könnte er noch überleben. Offiziell als kritisch gefährdet (vermutlich ausgestorben) gelistet

Tauben und Dodos

  • Dysmoropelia dekarchiskos, bisher nur von Pleistozänablagerungen von St. Helena bekannt. Sie könnte aber bis ins 16. Jahrhundert haben, zumal diese Art noch von der IUCN gelistet wird.
  • Wandertaube, Ectopistes migratorius (östliches Nordamerika, 1914)
Die Wandertaube galt Anfang des 19. Jahrhunderts als häufigster Vogel der Welt. Ein einzelner Schwarm wurde auf über zwei Milliarden Vögel geschätzt. Allein im Jahre 1879 wurden eine Milliarden Vögel geschossen, meist als Sport aber auch aus Schädlingsbekämpfungsgründen oder um die Nachfrage nach Delikatessen zu befriedigen. Das letzte Exemplar in der Wildnis wurde 1900 geschossen. Das letzte Individuum namens Martha starb 1914 im Zoo von Cicinnati.

Siehe auch: Liste ausgestorbener Tiere und Pflanzen, Ausgestorbene Tierarten Europas

Quellen

  1. http://www.wissenschaft.de/wissen/news/267161.html 12 Prozent aller Vogelarten von Ausrottung bedroht

Literatur

  • Dieter Luther: Die ausgestorbenen Vögel der Welt, 1995, Westarp Wissenschaften, ISBN 3-89432-213-6
  • Edwin Antonius: Lexikon ausgerotteter Vögel und Säugetiere, 2003, Natur und Tier Verlag, Münster, ISBN 3-931587-76-2