Christof Wackernagel

deutscher Schauspieler und Autor; ehemaliges RAF-Mitglied
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Christof Michael Wackernagel (* 27. August 1951 in Ulm) ist ein deutscher Schauspieler und Schriftsteller. Aufmerksamkeit erregte er durch seine Mitgliedschaft in der Rote Armee Fraktion (RAF).

Werdegang

Christof ist das Kind des Künstlerehepaars Peter, Intendant am Ulmer Theater, und Erika Wackernagel, Schauspielerin. Bereits mit sieben Jahren wurde er Halbwaise, als der Vater verstirbt. 1960 zog die Mutter mit Christof und seiner Schwester Sabine nach München. Das Gymnasium verlies Wackernagel vorzeitig und spielte seine erste Hauptrolle in dem Film "Tätowierung". Es folgen weitere Rollen. Im Sommer 1977 tauchte Wackernagel, der seit geraumer Zeit mit der RAF symphatisierte, unter und wurde im November des Jahres festgenommen. Nach Verbüßung einer Haftsrafe kam er 1987 auf Bewährung heraus und wurde zunächst wieder, vor allem von alten Freunden, für Rollen gebucht. Ab 1991 ebbte der anfängliche Erfolg wieder ab, nach Wackernagels Meinung war der „Terroristen-Voyerismus“[1] vorbei. Nur langsam kehrte der Erfolg zurück. Seit Mitte der 1990er Jahre ist Wackernagel wieder in verschiedensten TV-Serien, TV-Filmen und Kinofilmen zu sehen. Zudem schreibt er Bücher und Dramen, malt, produziert Hörspiele und engagiert sich auch wieder politisch. Er lebt seit seiner Haftentlassung in Bochum.

1992 wurde Wackernagel mit dem „Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur“ ausgezeichnet.

RAF-Zeit

Wackernagel kam Anfang der 1970er Jahre nach Stuttgart und übte zwischen Filmangeboten mehrere Hilfstätigkeiten aus, um sein Auskommen zu sichern. Inzwischen hatte er sich in der linken Szene etabliert und symphatisierte mit den RAF-Gefangenen im Gefängnis Stammheim. Während dieser Zeit eröffnete Wackernagel auch eine Druckerei, in der er unter anderem Artikel der Symphatisantenszene erzeugte. Zudem drehte er politische Videofilme. Im Sommer 1977 entschied sich Wackernagel endgültig für die RAF und tauchte unter. Nach der Entführung von Hanns-Martin Schleyer im Oktober wurde Wackernagel als RAF-Mitglied steckbrieflich gesucht. Am 10. November 1977, kurz nach dem "Deutschen Herbst", geriet er, gemeinsam mit Gert Schneider, in Amsterdam in eine Schiesserei mit der Polizei, bei der sowohl die beiden Flüchtigen als auch drei Polizeibeamte verwundet wurden. Nach seiner Überstellung wurde Wackernagel am 15. Oktober 1980 vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf wegen Mordversuchs und Mitgliedschaft in der RAF zu 15 Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis begann Wackernagel mit dem Schreiben und veröffentlichte einen Roman und einen Gedichtband. 1983 distanzierte er sich von der RAF. Ab 1984 trat mit Claus Peymann, damals Intendant am Bochumer Schauspielhaus, ein prominenter Fürsprecher Wackernagels für eine vorzeitige Entlassung auf und sorgte damit für politische Schlagzeilen, da sich vor allem Bernhard Worms, der CDU-Fraktionsvorsitzende des nordrheinwestfälischen Landtags, dagegen aussprach. 1986 kam Wackernagel in den offenen Vollzug und konnte ab August als Regie- und Dramturgieassistent am Bochumer Schauspielhaus arbeiten. Nachdem er zwei Drittel der Strafe verbüßt hatte, wurde Wackernagel 1987 unter Auflagen aus der Haft entlassen.

Filmografie

  • 1967: Tätowierung (Regie: Johannes Schaaf)
  • 1968: Die Funkstreife Gottes (Regie: Hubert Frank)
  • 1968: Engelchen - oder die Jungfrau von Bamberg (Regie: Marran Gosov)
  • 1969: Engelchen macht weiter - Hoppe, hoppe Reiter (Regie: Michael Verhoeven)
  • 1969: Al Capone im deutschen Wald (Regie: Franz Peter Wirth)
  • 1970: Der Bettenstudent oder Was mach' ich mit den Mädchen? (Regie: Michael Verhoeven)
  • 1974: Bismarck von hinten oder Wir schliessen nie (Regie: Joachim Hess)
  • 1976: Die Elixiere des Teufels (Regie: Manfred Purzer)
  • 1977: Achsensprung (Regie: Rolf von Sydow)
  • 1989: 10 Minuten Berlin (Kurzfilm, Regie: René Perraudin)
  • 1990: Das schreckliche Mädchen (Regie: Michael Verhoeven)
  • 1991: Ins Blaue (Regie: Radu Gabrea)
  • 1994: Der bewegte Mann (Regie: Sönke Wortmann)
  • 1996: Kinder ohne Gnade (Regie: Claudia Prietzel)
  • 1996: Männerpension ()Regie: Detlev Buck)
  • 1997: Ein todsicheres Ding (Regie: Diethard Klante)
  • 1997: Blutige Scheidung (Regie: Manuel Siebenmann)
  • 1998: Der Eisbär (Regie: Til Schweiger, Granz Henman)
  • 1999: Schwarzes Blut (Regie: Diethard Klante)
  • 2000: Luftpiraten - 113 Passagiere in Todesangst (Regie: Joe Coppoletta)
  • 2001: Berlin - Abschnitt 40 (Pilotfilm zur Serie, Regie: Udo Witte)
  • 2001: Lammbock (Regie: Christian Zübert)
  • 2003: Die Liebe kommt als Untermieter (Regie: Markus Bräutigam)
  • 2006: Drei Schwestern made in Germany (Regie: Oliver Storz)

Serien mit einer Hauptrolle:

  • 2001: Die Biester (Regie: diverse)
  • 2002 – 2003: Abschnitt 40 (Regie: diverse)

Werke

Literatur

  • Komitee für Grundrechte u. Demokratie e.V. (Hrsg.): Petition zugunsten Herrn Gert Schneider und zugunsten Herrn Christof Wackernagel; 1986 Sensbachtal, Komitee für Grundrechte und Demokratie ISBN 3-88906-020-X
  • Flocke, Sarah-Janine: Bochumer Bekannte [1], Elli-Maria Altegoer, Carmen Gelse, Frank Goosen, Dietrich Grönemeyer, Frank Hilbig, Goiko Javanovic, Rudolf Klein, Dieter Maiweg, Johann Mauer, Sascha Otto, Volker Sendt, Werner Streletz, Christof Wackernagel und Dariusz Wosz im Porträt; 2002 Bochum, Biblioviel-Verlag, ISBN 3-928781-81-2

Quellen

  1. http://www.prisma.de/person.html?pid=christof_wackernagel&page=2