Bövinghausen (Dortmund)


Bövinghausen ist seit seiner Eingemeindung im Jahr 1928 ein Stadtteil von Dortmund, grenzt im Norden an Castrop-Rauxel, Stadtteil Merklinde, im Osten an Dortmund-Westrich, im Süden an Dortmund-Lütgendortmund und im Westen an Bochum, Stadtteil Gerthe. Er ist zusammen mit Lütgendortmund der westlichste Vorort Dortmunds. Die Postleitzahl ist 44388. Der Ort liegt auf einer Höhe von 88 m ü. NN.
Bövinghausen wurde erstmals im Jahr 890 unter dem Namen Bovinkhusun urkundlich erwähnt, hat 5489 gemeldete Einwohner (Stand: 31.12.2005) und umfasst eine Fläche von etwa drei Quadratkilometern. Er ist damit ein relativ kleiner Vorort Dortmunds.
Ein Standort des Tourismus ist das Industriedenkmal Zeche Zollern II/IV, die 1898 eröffnet wurde.
Geschichte
9. Jahrhundert
Bövinghausen wird aufgrund seiner Eingemeindung zu Castrop im Jahr 890 unter dem Namen Bovinkhusun erstmals urkundlich erwähnt.
Beginn 19. Jahrhundert (Gründung)

Vor Beginn des 19. Jahrhunderts bestand Bövinghausen lediglich aus ein paar an der von Napoleon erbauten Provinzialstraße gelegenen Bauernhöfen und Bürgerhäusern. Verwaltet wurde die Bauernschaft durch das Amt Mengede. In der Gastwirtschaft Provinzialstraße 398 wechselte man die Pferde der Postkutsche.
Anfang 20. Jahrhundert (Kohle-Aufschwung)
Das Dorf erlebte seinen großen Aufschwung erst am Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Bau der Zeche Zollern II/IV (1898–1904). Hier besaß man die erste elektrische Fördermaschine der Welt, die auch in den Straßen Bövinghausens für Licht sorgte. Es begann eine Zuwanderungphase – vor allem aus Ostpreußen – in das aufblühende Industriedorf. In dieser Zeit entstand um die Zeche herum eine Zechensiedlung im Gartenstadtarchitektur-Stil. In den 1920er Jahren wurde eine zweite Siedlung notwendig, die an der Ober- und Unterdelle errichtet wurde. Beide Siedlungen bestehen bis heute. Auch der Güterbahnhof expandierte zu einem der bedeutesten der Stadt. Mitten im 1. Weltkrieg, am 5. September 1915 wurde die neu errichtete katholische Jugendstilkirche eingeweiht, woraufhin eine große Gemeinde entstand. Im Jahr 1928 wurde Bövinghausen eingemeindet und ist seither Stadtteil von Dortmund.
2007–2009 (Umbruch)

Im Zuge einer Umbruchaktion sind der Rückbau der Provinzialstraße von derzeit vier auf zwei Spuren sowie die gleichzeitige Erneuerung der Gas- und Abwasserleitungen seit Mitte 2006 im Gange. Die geplante Bauzeit beläuft sich auf sieben Monate.
Auf dem brachliegenden Gelände zwischen der Bövinghauser Brücke, dem Bahnhof und dem Rewe-Parkplatz will die Rewe Dortmund gemeinsam mit einem Investor neu bauen. In dem Neubau soll eine Filiale mit Vollsortiment sowie Frischeabteilung Platz finden, wobei die bisherige Rewe-Filiale in dieses Gebäude umziehen soll. Auf demselben Gelände sollen auch eine neue Aldi-Filiale sowie ein Trinkgut-Getränkemarkt entstehen. Um eine bessere Zufahrt zu gewährleisten, soll die Zufahrt durch Teilabriss des Gebäudes Provinzialstraße 387 auf zwei Spuren ausgebaut werden. Um ein größeres Grundstück für das Projekt zu erwerben, laufen derzeit noch Verhandlungen mit der Bahn AG.
Quelle: Ruhr Nachrichten, 8. November 2006
Bevölkerung
Bövinghausen ist reich an unterschiedlichen Nationalitäten, den größten Teil jedoch bilden Einwohner deutscher Nationalität, danach Türken, Polen und Sinti. Der Ausländeranteil ist im Vergleich zu anderen Regionen des Stadtbezirks Lütgendortmund relativ hoch.
Die Sozialstruktur ist durch einen hohen Anteil von Familien mit geringeren Einkünften und Sozialhilfeempfängern geprägt. Unterschiedliche Bevölkerungsgruppen grenzen sich räumlich und gesellschaftlich ab, was zu einer gewissen Ghettoisierung führt. Integrationsbemühungen verliefen bisher erfolgslos.
Infrastruktur

Straßen
Bövinghausen liegt an der vierspurigen B 235 (Provinzialstraße), welche gen Norden nach Castrop-Rauxel, gen Süden nach Dortmund-Lütgendortmund und Bochum-Langendreer führt. Im Oktober 2006 begannen die Umbauarbeiten an der Provinzialstraße von der Stadtgrenze Castrop-Rauxels bis Hausnummer 309. Im Zuge des Umbruchs 2007–2009 wird die Provinzialstraße derzeit umgestaltet.
Die nächsten Autobahnanschlussstellen gehören zur A 45 zwischen Kirchlinde und Marten bzw. zur A 40, die später zur B 1 wird, in Lütgendortmund. Die schnellste Verbindung in die Innenstadt bietet sich durch letztere Anschlussstelle an die A 40 bzw. durch die Verbindungsstraße OWIIIa (umgangssprachlich „Hafenzubringer“ oder „Tangente“) in Kirchlinde.
Öffentliche Verkehrsmittel

Der Vorort besitzt des Weiteren sechs Bushaltestellen, die von drei Linien (378, 20-Minuten-Taktung, Bogestra; 462 / NE9, 20-Minuten-Taktung / täglich, DSW21) bedient werden, sowie einen Bahnhof der Deutschen Bahn AG, an dem die Regionalbahn der Linie 43 (Emschertalbahn) stündlich verkehrt und Bövinghausen in eine Richtung mit dem Stadtzentrum und in die andere u. a. mit Castrop-Rauxel, Wanne-Eickel und Dorsten verbindet. In Planung ist seit Jahren die Weiterführung der S-Bahn-Linie 4 aus Dortmund-Lütgendortmund über Bövinghausen nach Castrop-Rauxel, die eine viel schnellere Verbindung u. a. nach Dortmund (Zentrum), Castrop-Rauxel und Unna böte. Am Bahnhof befindet sich ein Taxistand.
Wirtschaft

Während der zentral gelegene Teil Bövinghausens eher städtisch geprägt ist, hat der westliche Teil landwirtschaftliche Facetten mit mehreren landwirtschaftlichen Betrieben sowie Reithöfen.
Tourismus

Der wohl wichtigste touristische Ort ist das Industriedenkmal Zeche Zollern II/IV an der Grubenstraße, die 1898 eröffnet wurde. Sie ist eine wichtige Station auf der Route der Industriekultur.
Ebenfalls interessant für Besucher ist der Reitverein Dortmund-West, der im Westen Bövinghausens mehrmals jährlich große Turniere veranstaltet.
Einen wichtigen Faktor für den Tourismus spielt auch das 1980 erbaute und 1991 erweiterte Hotel Commerz, welches mit drei Sternen ausgezeichnet ist und im Zentrum direkt an der B 235 liegt. Es verfügt über 69 Zimmer, unterteilt in die Klassen „Komfort“, „Business“ und „Economy“.
Sehenswürdigkeiten

Herausragendes Erbe in Bövinghausen ist die Zeche Zollern, die mit ihrem Jugendstil-Eingangsbereich und der marmornen Elektromaschinenhalle einzigartig im deutschen Kohlebergbau ist. Diese frühere Zeche ist heute ein Industriemuseum, wie es in Dortmund sonst nur noch das Hoesch-Museum gibt, in Essen die Villa Hügel und in Bochum das Bergbaumuseum. Der buntverglaste Eingang zur Fördermaschinenhalle führt heutzutage in eine Veranstaltungshalle für kulturelle Ereignisse. U.v.a. spielte der französische Jazz-Pianist Jacques Loussier im Rahmen des Klavierfestivals Ruhr mit seiner Combo in der Maschinenhalle.
Direkt an der Nordgrenze von Bövinghausen zu Castrop-Rauxel liegt in einem Hinterhof die Clubanlage des Modelleisenbahnvereins Castrop-Rauxel im Obergeschoss eines ehemaligen Gewerbebetriebs. Sie ist eine der größten Modelleisenbahnen im Ruhrgebiet, die gelegentlich an Clubtagen gegen eine kleine Eintrittsgebühr zu besichtigen ist.
Direkt an Bövinghausen vorbei führt auch der ehemals geplante „Neue Hellweg“ (zur Entlastung des Ruhrschnellwegs gedacht), dessen Trassenführung die B 235 (Provinzialstraße) quert. Er endet östlich von Bövinghausen neben einer seit nahezu 30 Jahren ungenutzten sogenannten „Soda-Brücke“.
Dieser eigenartigen nördlichen Hellweg-Führung entspricht im Süden von Bövinghausen ein weiterer interessanter Verlauf eines der mehreren parallelen Hellwege an der Stadtgrenze zwischen Bochum und Dortmund: die Verlängerung des Harpener Hellweges führt - westlich von Bochum kommend - erst für einige hundert Meter auf Dortmunder Stadtgebiet, dann (ebenso für einige hundert Meter) wieder auf Bochumer Stadtgebiet, und schlussendlich auf das Dortmunder Stadtgebiet an der Grenze von Lütgendortmund und Bövinghausen. Diese fingerhakelnde Verschränkung der Stadgebiete ist jeweils mittels Ortsein- und -ausgangsschildern dokumentiert. Dieser Grenzverlauf bzw. dieses spezielle Dortmunder Stadtgebiet hat - in Anlehnung an den südlich anschließenden Stadtteil Lütgendortmund - den Spitznamen „Lütgenbömmel“, da das Dortmunder Stadtgebiet nach Westen in das Bochumer ungefähr wie ein unerigiertes männliches Glied hineinragt.
Händler und Lokale
Bövinghausen verfügt über Filialen von Rewe, Schlecker, Edeka, Aldi (liegt formell bereits in Castrop-Rauxel), Kik, eine Post-Filialstelle, eine Sparkassen-Filiale, eine Volksbank-Filiale (nur Geldautomat), zwei Getränkefachhändler, drei Spielstuben, einem Quelle-Shop, ein Comic-Fachgeschäft, ein Möbelkaufhaus, ein Matratzenfachgeschäft, Schreibwarenläden mit Lotto-Annahmestelle, Bäckereien, Apotheken, Reisebüros sowie diverse andere Kleinhändler, Imbiss-Stuben und Gaststätten.
Kultur

Bövinghausen besitzt eine evangelische – gegründet 1911 – sowie katholische Kirchengemeinde.
Ein weiteres kulturelles Highlight der letzten drei Jahre war der Ruhrmarathon, dessen erstes Halbmarathon-Ziel die Zeche Zollern II/IV war. In den beiden Folgejahren war das benachbarte Dortmund-Lütgendortmund Startort des Marathons. Tausende Teilnehmer standen jedoch bis nach Bövinghausen. Der Marathon fand in einem jährlichen Zyklus statt.
Auf dem Gelände des ehemaligen Marktplatzes in der Nähe des Bahnhofs befindet sich heute das gestiftete Bürgerhaus Bövinghausen, welches für diverse Veranstaltung genutzt wird und angemietet werden kann.
Des Weiteren hat sich das Kolpingwerk, welches mit der lokalen katholischen Gemeinde eng verknüpft ist, in Bövinghausen angesiedelt.
Im Süden des Stadtteils liegt der Fußballplatz des örtlichen Ballvereins TuS Bövinghausen '04. Der Verein besitzt seit seiner Gründung 1904 außerdem eine Taekwondo-Abteilung. Das Training findet in der Sporthalle der Freiligrath-Grundschule im Zentrum Bövinghausens statt.
Regelmäßige Veranstaltungen
Der Geierabend findet jedes Jahr zwischen Januar und Februar statt und zählt zu den beliebtesten und erfolgreichsten Comedyvorstellungen im Ruhrgebiet.
Natur
Die räumliche Lage zeichnet sich dadurch aus, dass Bövinghausen von vielen Grünflächen umgeben ist. Im Zentrum Bövinghausens nahe des Bahnhofs beginnt sich der Dortmunder Volksgarten zu erstrecken. Westlich des Ortes erstreckt sich das Naturschutzgebiet des Stemmkewalds, welcher sich bis zum Bochumer Ruhrpark erstreckt, umrandet von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Hier fließt der Ölbach. Die Stemmkew ist ein reiner Laubwald, in dem größtenteils Buchen und vereinzelnd Eichen wachsen.
Schule und Bildung

In Bövinghausen befinden sich zwei Grundschulen sowie eine Hauptschule. Die katholische Marienborn-Grundschule teilt sich mit der öffentlichen Freiligrath-Grundschule ein Gelände im Zentrum Bövinghausens. Die Hauptschule, die mittlerweile durch die Hauptschule Kirchlinde verwaltet wird, liegt im Westen Bövinghausens an der Grenze zu Bochum und Castrop-Rauxel. Benachbart wird sie von der Kindertagesstätte "Kita Kunterbunt". Die evangelische sowie die katholische Kirchengemeinde Bövinghausen unterhalten des Weiteren eigene Kindergärten. Seit 2005 findet sich im Zentrum Bövinghausens außerdem auch eine Fahrschule.
Gymnasiale Schüler besuchen meist das Bert-Brecht-Gymnasium in Dortmund-Kirchlinde oder das Adalbert-Stifter-Gymnasium in Castrop-Rauxel. Realschüler besuchen die Droste-Hülshoff-Realschule, die ebenfalls in Dortmund-Kirchlinde liegt. Gesamtschülern steht die Heinrich-Böll-Gesamtschule in Dortmund-Lütgendortmund zur Verfügung, welche außerdem eine Niederlassung der Stadt- und Landesbibliothek besitzt.
Persönlichkeiten
- Erich Schanko (* 4. Oktober 1919 in Dortmund; † 14. November 2005 in Kamen) spielte vor seinem Wechsel zu Borussia Dortmund beim TuS Bövinghausen '04 Fußball und wurde später in das deutsche Nationalteam berufen.Vor seiner Fußballkarriere war er Lehrling auf der Zeche Zollern.
- Alexander Davydov (* 16. März 1988 in Sankt Petersburg, Russland) ist der amtierende deutsche Meister im Kickboxen bis 60 Kilogramm.
Weblinks
Impressionen
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Provinzialstraße Richtung Castrop-Rauxel
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Provinzialstraße Richtung Dortmund-Lütgendortmund
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Provinzialstraße Richtung Dortmund-Lütgendortmund
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Kreuzung Bövinghauser Straße / Provinzialstraße
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Brachliegendes Gelände am Bahnhof
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Blick von der Bövinghauser Brücke Richtung Bahnhof
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Schild "Dortmund Bövinghausen" am Bahnhof
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Blick auf den ländlicheren Teil Bövinghausens
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Neubauten im Westen Bövinghausens
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Weg zum Naturschutzgebiet Stemmkewald
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Bockenfelder Straße bei Nacht
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Maschinenhalle der Zeche Zollern II/IV
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Ortseingangsschild bei Nacht
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Bushaltestelle "An der Brandheide" bei Nacht
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Bövinghauser Brücke
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Hauptschule im Westen Bövinghausens
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Panorama des Dortmunder Westen, rechts: Neubaugebiet am Vahrenort, links: Wassertürme und Philippine-Werk in Gerthe
