Janis Lyn Joplin (* 19. Januar 1943 in Port Arthur, Texas; † 4. Oktober 1970 in Los Angeles) war eine US-amerikanische Sängerin.
Leben
Janis Joplin wurde als Tochter von Seth Joplin, eines Mitarbeiters der Ölgesellschaft Texaco, und Dorothy Joplin (geb. East) geboren und hatte zwei jüngere Geschwister, Michael und Laura. Da sie während ihrer Kindheit oft allein war, wandte sie sich früh Kunst und Gedichten zu. Nach ausgiebiger Lektüre des Time Magazine begann sie, Blues und Folk Musik für sich zu entdecken. Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte sie 1958 im Halfway House.
Nachdem sie 1960 ihren High School-Abschluss bestanden hatte, ging sie im Alter von 17 Jahren von zu Hause fort, um Sängerin zu werden. Sie versuchte sich auch an einigen Colleges, brach aber den Besuch immer vorzeitig ab. Ein Jahr später hatte sie ein wenig Geld verdient und zog nach Los Angeles.
Janis Joplin sang, unter anderem begleitet von Jorma Kaukonen (Gitarrist von Jefferson Airplane), mit 18 Jahren in Kneipen und Folk-Clubs. Autodidaktisch geschult durch Schallplatten von Leadbelly (Huddie Ledbetter), Odetta Holmes und Bessie Smith (ihr größtes Vorbild), avancierte sie mit ihrem hemmungslosen, bis dahin für eine weiße Sängerin einzigartigen Gesangsstil, zur "Queen des (weißen) Bluesrock".
Nachdem Joplin 1962 in Louisiana als Kellnerin gearbeitet hatte, kehrte sie bald nach Texas zurück, um in Austin ihr Appartement, das später als the Ghetto bekannt wurde, zu beziehen. Bald danach rief Chat Helms, der Manager von Big Brother And The Holding Company bei ihr an und teilte ihr mit, dass die Band eine neue Sängerin suchte.
Big Brother And The Holding Company
1966 begann Joplins Karriere, als sie nach San Francisco zog und sich besagter Band anschloss, mit der sie 1967 erfolgreich beim Monterey Pop Festival auftrat, dadurch einen Plattenvertrag bei Mainstream erhielt und dort Big Brother & The Holding Company Featuring Janis Joplin herausbrachte.
1968 folgte für Columbia Records Cheap Thrills (Frontcover von Robert Crumb). Das zweite Album enthielt schon viele ihrer legendär gewordenen Stücke wie Piece Of My Heart oder Ball And Chain.
Kozmic Blues Band
Ende 1968 trennte sich Joplin von der Band und stellte zusammen mit ihrer Plattenfirma eine größere Band zusammen, die lange keinen Namen trug, aber nach dem folgenden, dritten Joplin-Album Kozmic Blues Band genannt wurde. Der Grund dafür war der Ehrgeiz von Janis Joplin, mit einer professionellen Band mit Funk- und Blues- Instrumenten neue Musikrichtungen zu erschließen und nicht zuletzt professioneller zu arbeiten. Dies wurde unter anderem von der Musikzeitschrift Rolling Stone als Verrat an den Idealen der Rockmusik empfunden. Tatsächlich lief die Zusammenarbeit in der Band nicht sehr gut, da sich die Musiker vorher nicht kannten und Janis Joplin hohe Anforderungen - menschlich wie musikalisch - an die Musiker stellte.
Die Band hatte ihren bedeutendsten Auftritt im Jahre 1969 beim Woodstock Festival. Das Engagement der Band fehlte, wodurch Janis Joplin nicht in der Lage war, ihre gewohnte Explosivität auszuleben. Sie wirkte aufgeschwemmt und verbraucht; ihre Stimme brach öfters. Allerdings äußerte sie eine Bemerkung über die Hippiebewegung, die später oft zitiert wurde: "Früher waren wir nur wenige, jetzt gibt es Massen und Massen und Massen von uns."
1969 war Janis Joplin auch im Fernsehen bei Ed Sullivan und Dick Cavett aufgetreten und mit der Kozmic Blues Band zwei Monate durch Europa getourt. Ihr einziges Konzert in Deutschland fand am 12. April 1969 in der Jahrhunderthalle in Frankfurt-Höchst statt. Auf der offiziellen Homepageist unter dem Datum 12. April 1969 vermerkt: "Kozmic Blues two concerts in Frankfurt". Nach Ende des von der Agentur Lippmann und Rau veranstalteten Konzerts forderte Joplin die Zuhörer auf, zu bleiben, weil nun noch eine Aufzeichnung des amerikanischen Fernsehens folgte. Mitschnitte dieses "zweiten Konzerts", bei dem sie die Fans animierte, auf die Bühne zu kommen, sind in der Filmdokumentation Janis (1975) zu sehen. Der Titel "Raise Your Hand" auf der posthum veröffentlichten LP Farewell Song wurde während des Frankfurter Konzerts live aufgenommen.
Zusätzlich nahm Joplin 1969 ihre zweite LP für Columbia (I Got Dem 'Ol Kozmic Blues Again, Mama) auf und wurde in Tampa, Florida inhaftiert, da sie einen Polizisten beleidigt hatte. Bei der nachfolgenden Gerichtsverhandlung bezeichnete ein Gericht Joplins Verhalten als freie Meinungsäußerung und ließ die Anklage fallen. Weiter wurde sie nach einem ihrer Konzert in der Curtis Hall wegen obszöner Sprache und Fluchens auf der Bühne zu einer Geldstrafe verurteilt.
Im Januar 1970 löste sich die Band auf. Um von ihrer Sucht nach Alkohol, Aufputschmitteln und Drogen loszukommen plante Joplin einen Urlaub in Südamerika und reiste zum Karneval nach Rio de Janeiro.
Full Tilt Boogie Band
Zurück in Kalifornien nahm Joplin ihren unsteten Lebenswandel wieder auf. Im April 1970 wurde ihre dritte Band, Full Tilt Boogie zusammengestellt. Dies stellte sich für sie als Glücksgriff heraus, die Zusammenarbeit funktionierte sehr gut, Janis Joplin schien endgültig ihren Musikstil gefunden zu haben. Die Lieder mit der Full Tilt Boogie Band sollten ihre erfolgreichsten werden.
Joplin besuchte das Grab von Bessie Smith und ließ ihr einen Grabstein errichten. Am 1. Oktober 1970 unterschrieb sie in Beverly Hills ihr Testament. Das Ende der Studioaufnahmen zu ihrer dritten Columbia-LP, Pearl (ihr Spitzname) war bereits in Sicht, als sie am 4. Oktober 1970 im Landmark Hotel in Los Angeles in ihrem Hotelzimmer tot aufgefunden wurde. Die Todesursache soll ein Gemenge aus Alkohol und einer Überdosis Heroin gewesen sein.
Wunschgemäß vertranken 200 Freunde auf einer Party das hinterlassene Bargeld von 2500 Dollar. Janis Joplins Leiche wurde verbrannt und die Asche an der kalifornischen Küste in den Pazifik gestreut.
Stil
Neben Jimi Hendrix und Jim Morrison war Joplin eine der zentralen Symbolfiguren der Hippiezeit und der Hippiekultur. Alle drei prägten einen Lebensstil, der im Nachhinein durch "Sex, Drugs & Rock'n'Roll" und "Live fast, love hard, die young" gekennzeichnet wurde.
Die vergebliche Suche nach der wahren Liebe, Zuneigung und Geborgenheit ließ sie zuweilen in depressive Phasen fallen, welche sie durch Heroin, Kokain und Alkohol zu verdrängen suchte. Durch diese innere Zerrissenheit der Gefühle und ihre Schwierigkeiten, enge menschliche Kontakte aufzubauen, lässt sich ihre Musik verstehen, die gleichzeitig Stolz und Verzweiflung (All is Loneliness) ausdrückt.
Janis Joplin und der Alkohol
Auf sehr vielen Fotos sieht man Joplin mit einer Flasche "Southern Comfort". Joplin wandte sich an die Herstellerfirma, dies sei eine gute Werbung und ob sie nicht ein wenig Geld dafür bekommen könnte. Der Schnapsproduzent willigte ein und überwies Joplin 6.000 Dollar.
Diskografie
- 1967 Big Brother & The Holding Company featuring Janis Joplin
- 1968 Cheap Thrills
- 1969 I Got Dem 'Ol Kozmic Blues Again, Mama
- 1970 Pearl
- 1972 Live
- 1973 Greatest Hits
- 1975 Janis (Soundtrack)
- 1982 Farewell Song
Bekannte Lieder
- All is Loneliness (Cover von Moondog)
- A Woman left lonely
- Ball And Chain (Cover von Willie Mae "Big Mama" Thornton)
- Cry Baby
- Down On Me
- Little Girl Blue (Cover von Judy Garland)
- Me And Bobby McGee (Cover von Kris Kristofferson)
- Mercedes Benz
- Move Over
- Summertime (Cover von George Gershwin)
- Take another little Peace of my Heart (Piece of my Heart)
- To love somebody (Cover von Bee Gees)
- Try
Literatur
- Laura Joplin (Janis' Schwester): "Love, Janis." vgs-Verlagsgesellschaft, Köln, 1993 ISBN 3-8025-2254-0
- Myra Friedman: "Buried Alive", dt. Taschenbuchausgabe "Die Story von Janis Joplin", Hannibal-Verlag, St. Andrä-Wördern, ISBN 3-85445-169-5
- Alice Echols: "Janis Joplin. Piece of My Heart", Wolfgang Krüger Verlag, Frankfurt am Main, 2000, ISBN 3-8105-0522-6
- Ingeborg Schober: "Janis Joplin", dtv, München, 2002, ISBN 3-423-31065-0
- Heinz Geuen: "Hemmungslos das Leben spüren. Janis Joplin", Econ Ullstein List Verlag, München, 2. Aufl. 2001, ISBN 3-548-60185-5
- Axel von Cossart (Hrsg.): "Janis Joplin. Revolte, Musik, Legende", Voco-Edition, 1991, ISBN 3-92656-600-0
- Gottfried Blumenstein: "Janis Joplin. Biographie einer Rocksängerin", VEB Lied der Zeit Musikverlag, Berlin, 1988, ISBN 3-7332-0040-3
- Thomas Dittrich: "Janis Joplin: Asche ins Meer" in: "Idole 6 - Am Ende des Regenbogens", hrsg. von Siegfried Schmidt-Joos, Ullstein, Frankfurt am Main / Berlin / Wien, 1985, ISBN 3-548-36516-7
- Deborah Landau: "Janis Joplin. Her Life And Times" (amerik.), Paperback Library, New York 1971
- David Dalton: "Piece of My Heart: A Portrait of Janis Joplin" (amerik.), Da Capo Press, 1991, ISBN 0-306-80446-8
- Ellis Amburn: "Pearl. The Obsessions and Passions of Janis Joplin: a Portrait" (amerik.), Warner Books, New York, 1993, ISBN 0-446-39506-4
Siehe auch
Weblinks
- offizielle Website u.a. von Schwester Laura betreut.
- ausführliche Diskografie - ZIP-Datei
- In Memorian Janis Joplin
- Kozmic Blues-Website (engl.)
- Vorlage:PND
- Janis - Piece of my Heart; Eine Hommage an Janis Joplin; Rocktheater, Deutschland
- Biografie als Download von Gottfried Blumenstein
Personendaten | |
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NAME | Joplin, Janis |
KURZBESCHREIBUNG | Sängerin, Rock- und Bluesmusikerin |
GEBURTSDATUM | 19. Januar 1943 |
GEBURTSORT | Port Arthur, Texas, USA |
STERBEDATUM | 4. Oktober 1970 |
STERBEORT | Los Angeles, USA |