Kirkuk (Arabisch: كركوك / Kirkük, Türkisch: Kerkük, Kurdisch: Kerkûk) ist eine Stadt im Norden des Irak und das Zentrum der irakischen Erdölindustrie.
Bevölkerung
Die Bevölkerung Kerküks lag im 2003 bei 755.700 Einwohnern. Die Turkmenen bilden die Mehrheit. Des Weiteren lebt hier eine große Anzahl von Arabern, Aramäern, Chaldäern und Kurden.
Geschichte
Im Stadtgebiet sind rund 3.000 Jahre alte Reste von Gebäuden gefunden worden, die vermutlich von den Assyrern stammen.
Nach der systematischen Arabisierungspolitik der Regierung Saddam Husseins hatte sich die Demographie der Stadt in den 1980er und 1990er Jahren grundlegend verändert. Auf über 120.000 schätzt die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch die Zahl der Kurden, die aus Kerkûk und Umgebung mit Gewalt vertrieben wurden und als Flüchtlinge im von Kurden kontrollierten Nordirak lebten. An ihrer Stelle wurden arabische Familien und Stämme aus dem Südirak angesiedelt.
Kerkûk ist die Stadt, in der auch die meisten Turkomanen im Irak leben. Über sie versuchte die Türkei wiederholt, Einfluss auf das Geschehen in der Stadt zu nehmen. Eine von Ankara unterstützte Gruppierung, die sich "turkmenische Allianz" nannte, hat sich inzwischen aber aufgelöst. Zwar wirft die Türkei den kurdischen Behörden Unterdrückung und Vertreibung der turkmenischen Minderheit vor, als jedoch das irakische Baathregime im Zuge der Arabisierungskampagne Turkmenen in großer Zahl ermordete und vertrieb, war aus Ankara kaum Besorgnis über die "Brüder" zu hören.
Im April 2003 ist die Stadt im Lauf des Irak-Krieges von alliierten Truppen und kurdischen Kämpfern erobert worden. Die Kurden waren Hauptakteure im Kampf um die Befreiung des Iraks, als sie die Nordfront bildeten und unter anderem durch geschickte Diplomatie Mosul und Kerkûk praktisch kampflos übernahmen. Seitdem klagen auch arabische und assyrische Stämme über Vertreibungen.
Wirtschaft
Die Ölfelder von Kerkûk wurden 1927 entdeckt und 1934 in Betrieb genommen. Sie sind seither das Zentrum der nordirakischen Erdölproduktion. Sie haben eine größe von ca. 16 Milliarden Barrel. Davon ist mittlerweile aber schon ein Teil gefördert, sodass sich heute (1998) noch gut 10 Milliarden Barrel in den Feldern befinden.
Pipelines aus der Stadt verlaufen durch die Türkei nach Ceyhan zum Mittelmeer und waren eine der beiden Hauptexportrouten für irakisches Öl im UNO-Programm "Oil for Food" der letzten Jahre.
Kerkûk ist ferner Marktzentrum eines Gebiets, in dem Schafzucht, Getreide- und Obstanbau betrieben werden.
Christentum
In Kirkuk wohnen rund 2000 christlich-aramäische Familien. Etwa die Hälfte gehören der Chaldäisch-Katholischen Kirche an. Ihr Bischof ist seit 2002/3 Erzbischof Louis Saka (* 4. Juli 1948). Die übrigen sind Angehörige der syrisch-orthodoxen, syrisch-katholischen und armenisch-orthodoxen Kirchen.
Quellen
- Angaben zu Kerkûk:
- Angaben zum Status von Kerkûk
Weblinks
- Inga Rogg: In Kirkuk wehen viele Fahnen. In: Der Bund (Bern), Nr. 262, 10. November 2003