Rückkopplung

Mechanismus in signalverstärkenden oder informationsverarbeitenden Systemen
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Der Begriff der Rückkopplung (auch: Rückkoppelung), (engl.: Feedback ([ˈfiːdˌbæk])) stammt aus der elektrischen Schaltungstechnik. Inzwischen wird er aber in einem größeren Zusammenhang zur Bezeichnung von Vorgängen verwendet, die sich auf ihre eigenen Ursachen oder Eingangsgrößen auswirken: Das Ausgangssignal eines Prozesses beeinflusst dabei das Eingangssignal. Es kommt also zu einer im Kreis verlaufenden Kausalität und nicht mehr nur zur linearen Kausalität zwischen Eingangs- und Ausgangssignal.

In der Kybernetik bzw. Systemtheorie wurde das Konzept der Rückkopplung auf beliebige Wirkzusammenhänge verallgemeinert. Das Prinzip der Rückkopplung wurde sowohl in älteren technischen Erfindungen (z.B. 1788 der Fliehkraftregler von James Watt) als auch in biologischen und sozialen Systemen gefunden. Praktisch wird dieses Prinzip z.B. in der Regeltechnik ausgenutzt, indem der gemessene Istwert (IST-Zustand) , z. B. Raumtemperatur, fortlaufend verglichen wird mit dem Sollwert (SOLL-Zustand, der Führungsgröße z. B. die angestrebte Raumtemperatur).

Wirkweisen der Rückkopplung

Je nach der Wirkungsbeziehung der verkoppelten Elemente hat ein solcher Wirkungskreislauf:

  • selbstschwächende Eigenschaften (negative Rückkopplung, Gegenkopplung), wenn er eine Kette sich vermindernder Elemente enthält. Dieses führt zu einem Minimum bzw. Verschwinden von Aktivität.
    • Beispiel: Die weiter unten erwähnte gegengekoppelte Verstärkerschaltung von Harold Stephen Black, eine unbehandelte depressive Erkrankung
  • selbstschwingende Eigenschaften, wenn er eine Mischung aus stärkenden und schwächenden Kopplungen enthält, wobei mindestens eine Rückkopplungsart zeitversetzt anspricht. Die Werte pendeln also zwischen bestimmten Minima und Maxima, je nach aktueller Wertlage. Dies ist die Standardsituation in einem System verkoppelter Elemente, die ja zum allergrößten Teil immer eine Mischung fördernder und hemmender Einflüsse darstellt und ein Spezialfall des idealen Regelkreises, der Abweichungen von einem Sollwert instantan korrigiert.
Die Begrenzung einer unerwünschten Aufschwingung durch Rückkopplung in einem Regelkreis kann durch eine Hysterese-Funktion erfolgen, die eine Verzögerung der Soll/Ist-Reaktion bewirkt.

Beispiele und Anwendungsbereiche

Elektrische Schaltungstechnik

1913 entwickelte Edwin Howard Armstrong (* 1890 - † 1954) aufgrund des Phänomens der Rückkopplung bei einer Triode eine Sender- beziehungsweise Empfängerschaltung. Diese Entwicklung geschah zeitgleich mit sechs anderen Technikern, was weltweite Rechtsstreitigkeiten um Patente zur Folge hatte. 1927 entdeckte der Telefoningenieur Harold Stephen Black, dass man die Qualität eines Signalverstärkers erheblich verbessern kann, indem man einen Teil des Ausgangssignals vom Eingangssignal subtrahiert (Gegenkopplung).

 

Technische Anwendungsbereiche:

Musik

In der Audiotechnik und in der Musik bezeichnet Feedback das schrille Pfeifen, dass durch eine Rückkopplung zwischen z. B. E-Gitarre und Verstärker oder auch Mikrophon und Lautsprecheranlage entsteht. Dieses ist oft unerwünscht, wird jedoch gelegentlich – vor allem in der elektronischen Musik und der Rockmusik, insbesondere im Heavy Metal – bewusst zur Klangformung eingesetzt.

Erdsystem- und Klimaforschung

  • In der Klimatologie sind viele Rückkopplungen zu betrachten. Bei der Eis-Albedo-Rückkopplung (positive Rückkopplung) wird beispielsweise durch Vereisung mehr Sonnenlicht reflektiert, so dass es kälter wird. Damit können größere Flächen vereisen und es wird noch kälter. In umgekehrter Richtung funktioniert der Prozess natürlich auch. Weitere Rückkopplungen beinhalten Wolken-Wasserdampf-Kopplungen oder die Kohlendioxid-Aufnahmefähigkeit von Meeren. Viele dieser Prozesse sind noch nicht genau erforscht und erschweren eine genaue Klimavorhersage mit Klimamodellen.
  • Durch hohen CO2-Ausstoß wird der Treibhauseffekt verstärkt. Die Erde erwärmt sich, Menschen verwenden mehr Klimaanlagen, mehr Strom muss produziert werden, mehr Kohle, Öl, Gas, Treibstoff (in Autos) etc. wird verbrannt. Dadurch wird mehr CO2 in die Atmosphäre geleitet und der Kreislauf beginnt von neuem.

Medizin und Biologie

Im biologisch-organismischen Bereich erlaubt die negative Rückkopplung die Aufrechterhaltung der Homöostase (Gleichgewichtszustand innerhalb zulässiger Grenzen) eines Systems. Solche Regulationsvorgänge laufen z. B. beim Aufrechterhalten der Körpertemperatur oder bei der Regulation der Genaktivität ab. Dagegen bedeutet Biofeedback, dass mit technischen (i. a. elektronischen) Hilfsmitteln (z. B. Signalton oder Lampe) dem Bewusstsein eine Werteüberschreitung einer in Echtzeit gemessenen Zustandsgröße (z. B. Hauttemperatur, Muskelspannung/Tonus oder EEG-Wellenamplitude einer vorgewählten Frequenz) rückgemeldet (Feedback gegeben) wird, die ansonsten nicht oder nicht hinreichend deutlich vom menschlichen Bewusstsein wahrgenommen wird und auf diese Weise zeitnah erfahrbar gemacht werden kann. Diese Begriffsbildung stellt damit eine Kombination bzw. Kopplung von Automaten und biologischen Systemen (wie unter 1 und 2 gegeben) dar.

Soziales Feedback

Inzwischen ist die Vorstellung zum Allgemeingut geworden, dass auch Vorgesetzte, Lehrer, Kursleiter oder andere sozial Agierende die Qualität ihres Wirkens verbessern können, indem sie sich Rückkopplung von ihren Untergebenen, Schülern, Kursteilnehmern usw. einholen, die positiv oder negativ sein kann; zumeist wird dafür der englische Ausdruck Feedback verwandt. Auch Rückkopplung auf gleicher Augenhöhe (z.B. bei Schülern bzw. Mitarbeitern untereinander) und auch in die entgegengesetzte Richtung (vom Vorgesetzten, Lehrer etc. zum Untergebenen bzw. Schüler) wird als Feedback bezeichnet. In der Arbeits- und Organisationspsychologie ist es auch zum Abgleich von Ist- und Sollzustand bei der Zielsetzung und -erreichung, zur Rückmeldung z. B. nach Bewerbungsgesprächen oder auch nach erledigten Aufgaben im Betrieb vorgesehen.

Anwendungsfälle in der Personalentwicklung sind z.B. das 360° Feedback für Führungskräfte, 180° Feedback für Führungskräfte, oder das Team-Feedback. Anwendungsfälle im Qualitätsmanagement sind das Kunden-Feedback, aber auch die Seminar-Evaluation. Unter Feedback wird dabei allerdings immer nur die bewusste, normalerweise verbale Rückmeldung verstanden (ohne besondere Beachtung der tatsächlichen Wirkung derselben), während der allgemeinere Begriff Rückkopplung auch die nonverbalen und unbewussten Anteile der Kommunikation (z.B. Mimik, Gestik) umfasst.

Regeln zum Feedback Feedback sollte unmittelbar, direkt und konstruktiv gegeben werden. Außerdem sollte Feedback als Ich-Botschaft formuliert werden: "Mir scheint, dass...", " Ich denke, dass..", "Mir kommt es vor, als..". In einem Feedback sollten die Wahrnehmung, Wirkung und ein Wunsch oder Vorschlag enthalten sein.

Sozialpsychologie/Kommunikationstheorie

  • In der Psychologie/Kommunikationstheorie hat Paul Watzlawick mit der Beschreibung von Kommunikationskreisläufen, die keinen Anfang und kein Ende haben (also willkürlich "interpunktiert" werden können), Rückkopplungsvorgänge thematisiert. Er spricht dabei von "symmetrischer Eskalation" bzw. von "Komplementarität". Gemeint ist die gegenseitige Bedingtheit der Verhaltensäußerungen von Kommunikationspartnern, die im einen Fall um den gleichen Platz in Konkurrenz geraten, im anderen Fall sich in ergänzenden Rollen gegenseitig bestärken bzw. festhalten.
  • Ein ähnliches Konzept vertritt Walter Milowiz in einer systemischen Theorie, die er primär auf die Sozialarbeit anwendet. Hier werden Rückkoppelungskreise und eskalierende Entwicklungen in der Interaktion zwischen Personen und Ihrer Umgebung als Beschreibung für soziale Problemlagen fokussiert.

Siehe auch