Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend

marxistisch-leninistisch orientierter Jugendverband
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Die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) ist ein marxistisch orientierter Jugendverband und steht unter anderem der Deutschen Kommunistischen Partei, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und der Assoziation Marxistischer Studierender nahe.

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Verbandslogo der SDAJ

Inhaltliches Profil

Ziel der SDAJ ist es, die Gesamtinteressen der arbeitenden und lernenden Jugend zu vertreten. Politischer Schwerpunkt ist die „Arbeiterjugendpolitik“, d.h. Öffentlichkeitsarbeit und Aktionen zur Situation der Azubis in Deutschland. Dazu kommen verschiedene Themenfelder antikapitalistischer Politik, unter anderem antifaschistische und antimilitaristische Arbeit. Die Themen Ausländerintegration, Bildungspolitik und Kürzungen in der Finanzierung der Jugendarbeit sind weitere Schwerpunkte.

Die Mitglieder im Alter von 14 bis 30 Jahre bekennen sich zum Statut und zum Zukunftspapier der SDAJ, der programmatischen Grundlage.

Struktur

Die SDAJ gliedert sich in Ortsgruppen, Kreisverbände und Landesverbände, wobei die SDAJ nicht in jedem Bundesland vertreten ist. Insbesondere in den neuen Bundesländern ist die SDAJ kaum verwurzelt.

Vor der Auflösung der DDR bestanden enge Kontakte zwischen der SDAJ und der FDJ, die als Geschwisterorganisation betrachtet wurde. So hatte beispielsweise jeder Landesverband der SDAJ einen Freundschaftsbezirk in der DDR, in den regelmäßige Fahrten („Delegationen“) unternommen wurden, um das Leben in der DDR näher kennenzulernen. Außerdem wurde ein Teil der Öffentlichkeitsmaterialien und Infrastruktur über Gelder finanziert, die die DDR bereitstellte, damit die Jugendorganisation in der BRD arbeiten konnte.

Nach dem Bundeskongress der SDAJ in Hannover 2004 wurde die Leitung der SDAJ einem kollektiven Leitungsgremium übertragen. Seit Februar 2006 ist Michael Grüß Bundesvorsitzender.

Neben dem Verband zuzurechnenden regionalen Kleinzeitungen ist das offizielle Magazin der SDAJ die POSITION. Als weiteren Teil der kontinuierlichen Öffentlichkeitsarbeit gibt die SDAJ regelmäßige Themen-Zeitungen heraus, zum Beispiel Lehrlingsinfo, Schulanfangszeitung oder die Antimilitaristischen Informationen.

Geschichte

Gründung und erste Jahre

Die SDAJ wurde am 5. Mai 1968, dem 150. Geburtstag von Karl Marx, von Jugendlichen und jungen Mitgliedern der verbotenen KPD gegründet.

Die SDAJ versuchte unter anderem, in den in Folge der Studentenbewegung 1968 entstandenen sozialen Bewegungen mitzuwirken. Auch eine große Anzahl von Lehrlingen war politisch aktiv geworden, um die Qualität ihrer Ausbildung und ihre Existenzbedingungen politisch zu verbessern. Die SDAJ nutzte diese „Lehrlingsbewegung“ und konnte Teile der Aktiven von ihrer Politik überzeugen und in die Verbandsarbeit einbinden. Seit der Gründung der DKP kooperiert die SDAJ mit dieser Partei, ohne ihre Eigenständigkeit als Jugendverband aufzugeben. Berührungspunkte hatte die SDAJ jedoch auch mit anderen Parteien, wie in den 80er mit den Grünen und später mit der PDS. Die SDAJ wurde schnell zu einem der führenden linken Jugendverbände in Deutschland und war in der Öffentlichkeit in etlichen Feldern politisch wahrnehmbar. Eigenen Angaben zufolge hatte sie zeitweise mehr als 35.000 Mitglieder (laut Verfassungsschutz 15.000). Verbandsorgan der SDAJ war das von ihren Mitgliedern verkaufte Magazin elan.

 
Aktion der SDAJ auf der Demonstration zum 1. Mai

1980 bis 1990

Konflikte innerhalb des Verbandes wurden 1988 auch öffentlich deutlich, als innerhalb von DKP und SDAJ zunehmend reformkommunistische Positionen an Stärke gewannen. Diese konnten sich jedoch nicht durchsetzen, obwohl sie gerade in der SDAJ sehr einflussreich vertreten waren. Nach der Wiedervereinigung kam es zu Massenaustritten aus der SDAJ. Viele Reformkommunisten wechselten von DKP und SDAJ in die PDS, die heutige Linkspartei. In den neunziger Jahren konnte sich die SDAJ allerdings konsolidieren.

Die SDAJ veranstaltete zusammen mit dem Marxistischen Studentenbund Spartakus (MSB) alle zwei Jahre auf dem Gelände der Dortmunder Messe das Festival der Jugend. Dort traten zahlreiche, auch international bekannte, Künstler auf. Ebenso fanden politische Diskussionsveranstaltungen statt. Nach Angaben der SDAJ nahmen hieran mehrere 100.000 Besucher teil. Seit 1972 veranstaltet der Verband in jährlichem Wechsel zentrale und dezentrale Pfingstcamps.

Nach 1990

Mit der Wende in der DDR und der Wiedervereinigung geriet die SDAJ in eine massive Krise. Ebenso wie die DKP hatte sie einen rasanten Mitgliederschwund durch Austritte zu verzeichnen. Zeitungen und Ferienobjekte mussten aufgegeben, hauptamtliche Mitarbeiter entlassen werden. Bis ca. 1993 blieb die SDAJ faktisch kopflos, sodass die Bundeszentrale mit ständig wechselnder Besetzung bei der Auflösung von Kreisverbänden, Ortsgruppen und Bezirks-/Landesverbänden oftmals lediglich zuschauen konnte. 1994 begann die Neuorganisation und Reaktivierung von Kreis- und Ortsverbänden und der Wiederaufbau von Landesstrukturen, wobei es zu zahlreichen Rückschlägen kam.

Durch den Übertritt eines Großteils der sogenannten reformkommunistischen Strömung zur PDS und ihrer AGJG bekam eine traditioneller orientierte Gruppe die Mehrheit in der SDAJ. Entsprechend trat sie bei ideologischen Streitigkeiten oftmals als besonders radikale und an Grundsätzen des Marxismus orientierte Fraktion auf. Trotzdem gelang der Wiederaufbau und die Gründung von Gruppen im Osten der Republik nur teilweise. Das ambivalente Verhältnis von Partnerschaft und Konkurrenz mit der Nachwende-FDJ, von der sie einige intakte Gruppen und viele Einzelpersonen übernahm, erlaubte keine Fusion der zwei historisch so eng verbundenen Organisationen.

Mit der POSITION kam bald wieder ein zentrales Theorie- und Debattenorgan des Verbandes heraus, das zugleich eine große finanzielle Herausforderung darstellt. Die Gewinnung neuer Abonnenten wurde bald zu einem zentralen Thema vieler SDAJ-Aktionen. Immerhin gelang es ab Ende der 90er Jahre, viele Ortsgruppen zu stabilisieren und neue zu gründen, etwa in Leipzig, Dresden, Gera, Potsdam und Berlin.

Heute

Anfang 2006 hat die SDAJ etwa 600 Mitglieder. Die Mitgliederentwicklung weist nach Angaben der SDAJ und von internen Quellen des Verfassungsschutz seit einigen Jahren wieder eine leicht steigende Tendenz auf. Besonders in der Arbeit an Schulen und in Lehrwerkstätten baut der Verband seine Stärken aus. In letzter Zeit bemüht sich die SDAJ wieder verstärkt um Bündnisse mit anderen Jugendverbänden.

2004 gelang es der langjährigen SDAJ-Aktivistin Dr. Johanna Scheringer-Wright erstmals in den Thüringer Landtag auf der Liste der PDS einzuziehen. Im selben Jahr errang der langjährige SDAJ-Bundesvorsitzende Wolfgang Gehrcke ein Direktmandat für den Brandenburger Landtag. Die SDAJ ist heute wieder ein wichtiger Stützpfeiler der Nachwuchspolitik der DKP und VVN-BdA.

Medien

Neben dem bundesweiten Magazin POSITION bestehen weitere Zeitungen und Aktionszeitungen der SDAJ-Gruppen in Großstädten und Regionen, so etwa die BASTA! in Berlin, LIKEDEELER in Hamburg oder der COMANDANTE in Marburg. Mit steigender Mitgliederzahl im Süden Deutschlands wurde in auch in Bayern eine "JugendZeitung" gegründet. Die KONTRA! erscheint seit 2004 alle zwei Monate mit einer Auflage von inzwischen 4.000 Exemplaren und wird in 16 bayerischen Städten und Gemeinden verteilt (Stand November 2006); diesem Vorbild folgend erscheint in Baden-Württemberg die BASCHDA.

Mitgliedschaften und Kooperationen

Die SDAJ ist Mitglied im Weltbund der Demokratischen Jugend (WBDJ). In Thüringen und Sachsen-Anhalt kooperiert die SDAJ mit ['solid] und dem sogenannten Roten Tisch, einer Sammlungsbewegung vom linken Rand der PDS bis hin zu Unorganisierten Jugendlichen. In einigen weiteren Bundesländern, wie etwa in Baden-Württemberg, NRW, Bayern oder Hamburg, bestehen Koordinierungstreffen zwischen ['solid] und Jugendstrukturen der WASG. Auf Gruppen- und Landesebene arbeitet die SDAJ mit den jeweiligen regionalen Kräften zusammen, die im konkreten Aktionsbereich vergleichbare Auffassungen vertreten, z. B. auch den unterschiedlichen Gewerkschaftsjugendgruppen.

Verschiedene SDAJ-Gruppen bemühen sich um Mitgliedschaft in den jeweiligen Stadt- und Kreisjugendringen. Größtes Hindernis ist hierbei die Bewertung als Jugendorganisation der DKP aber auch als linksextreme Gruppierung durch die Verfassungsschutzbehörden.

Siehe auch

Vorlage:Bundesvorsitzende der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend