Der Interimstaler, mitunter auch als Spotttaler auf das Augsburger Interim bezeichnet, ist eine um 1549 in Magdeburg ausgegebene talerförmige Medaille. Das Stück wurde auf das von dem Geharnischten Reichstag in Augsburg 1549 verabschiedete Interim geprägt. Der sogenannte Interimstaler diente im Konfessionsstreit als Propagandamittel. Es gibt eine große Menge von Verschiedenheiten dieser Gepräge.[1]

Geschichte
Kaiser Karl V. wollte mit dem Interim nach dem Sieg über den Schmalkaldischen Bund seine religionspolitischen Ziele im Heiligen Römischen Reich durchsetzen. Das von gemäßigten Theologen beider Konfession erarbeitete Schriftstück sollte eine Lösung der Religionsfrage auf Reichsebene vorbereiten. Es gesteht den Protestanten bis zur endgültigen Entscheidung des Konzils Priesterehe und Laienkelch zu. Die darin entworfene Ordnung löste aber auf beiden Seiten heftigsten Widerstand aus. Magdeburg wurde zum neuen Zentrum des lutherischen Widerspruchs.[2]
Die Gegner Karls V. demonstrierten mit dem schon damals beliebten und wirksamen Propagandamittel der Münze, hier mit dem sogenannten Interimstaler, gegen das Interim. Der Interimstaler mit der Umschrift: PACKE DI SATHAN DV INTERIM (Packe dich Satan, du Interim) zeigt ein dreiköpfiges Ungeheuer als versinnbildliches und verspottetes Interim.[3]
Der Ausgabeort des Interimstalers nach Karl Christoph Schmieder
Karl Christoph Schmieder bezeichnet die talerförmige Medaille als „Interimsthaler, eine 1549 zu Magdeburg auf das Augsburgische Interim geprägte Spottmünze von Talergröße.“
„Das Interim war“, so Schmieder,
„ein Präliminarvergleich, den Kaiser Carl V. nach Trennung des schmalkaldischen Bundes entwerfen ließ, bis die Sache der Protestanten auf einem Generalconcilio ganz abgemacht werden könne; die Protestanten waren aber mit diesem Vergleich gar nicht zufrieden und sagten: Willige nicht ins Interim, es hat den Schalk hinter ihm! Die Hauptgegner desselben waren in Magdeburg, wo man das Interim auf alle Art laut verhöhnet und auch diese Münzen ausgab. Schlegel Biblia in Numis, Jena 1703. 4.p.324. Köhlers Münzbelustigung, Th. XXI.; S. 95.“[4]
In seinem Handwörterbuch nennt er wie in sämtlichen später erschienen numismatischen Nachschlagewerken die Stadt Magdeburg als Ausgabeort für die sogenannten Interimstaler.
Johann David Köhlers Erklärung zur Ausgabe in Magdeburg
Johann David Köhler nennt in seiner Historischen Münzbelustigung die Stadt Magdeburg als Ort der Prägung der Interimstaler.
„Hierbey kann der Zweiffel bestehen ob der so berüchtigte Interims-Thaler im J. 1549 habe können in Magdeburg geprägt werden, da diese Stadt […] im J. 1567 mit der Müntzfreiheit erstlich […] begnadet worden [ist]. […] Die Plattdeutsche oder Niedersächsische Sorte hat auf dem Avers die Umschrift: DIT. IS. MIN. LEVE. SON. DEN. S. GI. HO. In dem in Plattdeutscher Sprache in Magdeburg gedruckten Neuen Testament sind diese Worte also ausgedruckt in Matth. XVII. 5. Dyth ys myn leve Söne, den schöle ghy hören. […] Es hat daran nicht[s] [geändert], daß dazumale Magdeburg das Münzregal noch nicht gehabt hat. Denn die selbe ist nicht als ein ordentlicher und im Handel und Gewerbe gang- und gäbe [verwendeter] Thaler, sondern [ist] als eine Schau- und Gedenkmünze geschlagen worden.“[5]
Der Gelehrte bringt zum Ausdruck, dass der Interimstaler in Magdeburg geprägt worden ist, obwohl die Stadt zu dieser Zeit noch kein Münzrecht besaß. Die Gepräge waren keine Zahlungsmittel, sondern sind, so Köhler, als „Schau- und Gedenkmünze geschlagen worden“. Diese Bezeichnungen wurden zur Zeit Köhlers oft für talerförmige Medaillen verwendet. Dass es sich um Medaillen handelt, wird nicht nur wegen des fehlenden Münzrechts der Stadt deutlich, sondern auch durch die großen Unterschiede im Fein- und Raugewicht der Interimstaler.
Beschreibung des Interimstalers
Der um 1549 in der Stadt Magdeburg mit erheblichen Gewichtsunterschieden ausgegebene silberne Interimstaler ohne Jahreszahl und Münzmeisterzeichen, das auf den Ort der Prägung hinweisen könnte, ist eine talerförmige Medaille. Der genannte Ort der Ausgabe ist in sämtlichen numismatischen Nachschlagewerken angegeben. Die Stücke dienten im Konfessionsstreit als Propagandamittel. Die Ausgabe als Zahlungsmittel wäre ein Münzvergehen gewesen.[6] Vorder- und Rückseite wurde oft in den Beschreibungen vertauscht.
Vorderseite
Die hier als Vorderseite bezeichnete Seite zeigt im Feld links Jesus Christus, der das durch ein Ungeheuer versinnbildliche Interim beschwört. Das dreiköpfige Ungeheuer soll einen Drachen mit Engelskopf (links), Papstkopf (mittig) und Türkenkopf (rechts) darstellen. Unten über dem mit Sternen besetzten Hakenschwanz verbirgt sich eine Teufelslarve.[7] Das Münzbild durchbricht zum Teil die Bildeinfassung und den inneren Schriftkreis. In der Umschrift befindet sich eine fünfblättrige Blume in Buchstabengröße.
Rückseite
Die Rückseite zeigt die Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer. Darüber schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer von Strahlen umgebenen Taube. Das Münzbild durchbricht teilweise die Bildeinfassung. In der Umschrift befindet sich eine fünfblättrige Blume in Buchstabengröße.
- Umschrift: DIT • IS • MIN • LEVE • SON • DEN • S • GI • HO (Das ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören.)[10]
Anmerkung: Die erheblichen Gewichtsunterschiede der sogenannten 1-Taler-Stücke des Münzkabinetts Berlin, es sind 7 Stück, liegen zwischen 17,89 g und 36,40 g. Diese Unterschiede und anderes, wie z. B. die fehlende Angabe zum Münzherrn bedeuteten, dass die Gepräge keine Münzen sind, wie das z. B. schon Johann David Köhler in seiner Münzbelustigung festgestellt hat (siehe vorher).
Das Münzkabinett nennt Jever in Ostfriesland als Münzstätte. Das widerspricht sämtlichen numismatischen Nachschlagewerken. Es ist allerdings denkbar, dass die Stadt Magdeburg mit der Prägung der Interimstaler die Münzstätte Jever beauftragen hat. Der Ausgabeort der Stücke bliebe dennoch Magdeburg. Solange die Prägung in Jever nicht zweifelsfrei nachgewiesen ist, kann sie jedoch hier nicht angegeben werden.
Literatur
- Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. H. Gietl Verlag, Regenstauf 2005.
- Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik. Berlin 1976.
- Friedrich von Schrötter (Hrsg.) mit N. Bauer, K. Regling, A. Suhle, R. Vasmer, J. Wilcke: Wörterbuch der Münzkunde, de Gruyter, Berlin 1970 (Nachdruck der Originalausgabe von 1930).
- Karl Christoph Schmieder: Handwörterbuch der gesammten Münzkunde …, Halle und Berlin 1811.
- Johann David Köhler: Münzbelustigung Teil XXI, Nürnberg 1749.
- Werner Conze und Volker Hentschel (Hrsg.): Deutsche Geschichte, Epochen und Daten, Freiburg/Würzburg 1991.
Einzelnachweise
- ↑ Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. (2005): Interimstaler aus Magdeburg, S. 205
- ↑ Werner Conze und Volker Hentschel (Hrsg.): Deutsche Geschichte, Epochen und Daten (1991), S. 124
- ↑ Friedrich von Schrötter: Wörterbuch der Münzkunde (1970, Nachdruck 1930), S. 285
- ↑ Karl Christoph Schmieder: Handwörterbuch der gesammten Münzkunde (1811), S. 237/238
- ↑ Johann David Köhler: Münzbelustigung Teil XXI (1749), S. 95 und 61
- ↑ Johann David Köhler: Münzbelustigung Teil XXI (1749), S. 95 und 61: Kein Zahlungsmittel
- ↑ Karl Christoph Schmieder: Handwörterbuch der gesammten Münzkunde … (1811), S. 237: Teufelslarve
- ↑ Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik (1976), S. 157
- ↑ Friedrich von Schrötter: Wörterbuch der Münzkunde (1970, Nachdruck von 1930), S. 285
- ↑ Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik (1976), S. 157
Weblinks
- Künker, Sommerauktion 2015: Als dicker Doppeltaler o. J. (1549) bezeichnetes talerförmiges Gepräge aus der Stadt Magdeburg, ein äußerst seltenes Stück, das auf das Augsburger Interim geprägt wurde. Das Stück wiegt 60,35 g.