Schweden

Staat in Nordeuropa
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Flagge Schwedens Wappen Schwedens
(Details) (Details)
Amtssprache Schwedisch
Hauptstadt Stockholm
König Carl XVI Gustaf
Premierminister Göran Persson
Fläche 450.000 km²
Einwohnerzahl 9.000.000 (Stand: 12. August 2004)
Bevölkerungsdichte 20 Einwohner pro km²
Gründung
Währung Schwedische Krone
Zeitzone UTC+1
Nationalhymne Du gamla, Du fria
Kfz-Kennzeichen S
Internet-TLD .se
Vorwahl +46
Lage Schwedens in Europa
Karte von Schweden

Das Königreich Schweden (schwedisch: Kungariket Sverige) ist eine parlamentarische Monarchie in Nordeuropa. Das Staatsgebiet schließt - neben dem östlichen Teil der skandinavischen Halbinsel - die Inseln Gotland und Öland mit ein. Schweden ist Mitglied der EU und des Nordischen Rats.

Politik

Schweden ist eine parlamentarisch-demokratische Monarchie. Staatsoberhaupt ist seit 1973 König Carl XVI Gustav. Das Einkammern-Parlament, der Reichstag (schwed.: Riksdag) hat 349 Abgeordnete und wird alle vier Jahre neu gewählt. Die sieben im Reichstag vertretenen Parteien sind die konservative Moderate Sammlungspartei (Moderata samlingspartiet, m), die Liberale Partei (Folkpartiet liberalerna, fp), die Zentrumspartei (Centerpartiet, c), die Christdemokraten (Kristdemokraterna, kd), die Grünen (Miljöpartiet de gröna, mp), die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (Socialdemokratiska arbetarpartiet, s) und die Linkspartei (Vänsterpartiet, v). Der Reichstag ernennt den Premierminister (statsminister), der seinerseits die weiteren Minister (schwed.: statsråd) seiner Regierung ernennt. Zur Zeit wird Schweden von einer sozialdemokratischen Minderheitenregierung mit Unterstützung der Grünen und der Linkspartei regiert.

Das Königreich ist in 21 Provinzen (schwed.: län) gegliedert. Die regionalen Verwaltungsaufgaben werden von einem Regierungspräsidenten (schwed.: landshövding) und einer Provinzialregierung (schwed.: länsstyrelse) wahrgenommen. Darüber hinaus gibt es einen gewählten Provinziallandtag (schwed. landsting), der vor allem für das Gesundheitswesen und die Krankenpflege, den Regionalverkehr und die Verkehrsplanung sowie für weitere Bereiche zuständig ist.

Die Verwaltung von den 281 Gemeinden, die in Ausdehnung und Zusammensetzung eher deutschen Landkreisen entsprechen, wird auf lokaler Ebene wahrgenommen. Zu den Aufgaben gehören u. a. das Schulwesen, soziale Dienstleistungen, Kinder- und Altenbetreuung sowie die kommunale Infrastruktur.

Die Provinzen und die Gemeinden finanzieren ihre Tätigkeit durch die Erhebung von Einkommenssteuern, mit Abgaben und staatlichen Zuschüssen.

In Schweden gilt das Öffentlichkeitsprinzip, d. h. dass behördliche Schriftstücke mit geringen Ausnahmen der Presse und allen Privatpersonen zugänglich sind. Niemand muss angeben, warum er ein Schriftstsück einsehen möchte, noch muss man sich ausweisen.

Eine weitere skandinavische Besonderheit ist das System der Ombudsmänner (schwed.: ombudsman). Sie sollen die Rechte des Einzelnen beim Kontakt mit den Behörden schützen und die Befolgung wichtiger Gesetze sicherstellen. Bürger, die meinen, ungerecht behandelt worden zu sein, können sich an die Ombudsmänner wenden, die den Fall untersuchen und eventuell als Sonderankläger vor Gericht bringen. Gleichzeitig sollen sie in Zusammenarbeit mit den Behörden die Lage in ihren jeweiligen Bereichen erfassen, Aufklärungsarbeit betreiben und Vorschläge für Gesetzesänderungen machen. Neben den Justizombudsmännern gibt es einen Verbraucherombudsmann, einen Kinderombudsmann, einen Gleichberechtigungsombudsmann sowie Ombudsmänner gegen ethnische Diskriminierung und gegen Diskriminierung aufgrund sexueller Veranlagung.

Schweden galt lange Zeit als sozialdemokratisches Musterland; es wurde von vielen europäischen Linken als gelungenes Beispiel für einen dritten Weg zwischen Sozialismus und Marktwirtschaft gesehen.

Am 14. September 2003 wurde in Schweden über die Einführung des Euro als Landeswährung abgestimmt. Die Einführung war im Vorfeld kontrovers diskutiert worden, und letztlich setzten sich die Euro-Skeptiker durch (Wahlbeteiligung: 81,2%, Wahlausgang: 56,1% dagegen, 41,8% dafür, 2,1% Enthaltungen, 0,1% ungültig). Die Skeptiker sahen in der Euro-Einführung eine Bevormundung der schwedischen Währungspolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB). Vor 2013 soll es nach der Ankündigung der schwedischen Regierung keinen weiteren Volksentscheid zur Einführung des Euro geben. Die Abstimmung wurde durch die Ermordung der schwedischen Außenministerin Anna Lindh schwer überschattet.

Bevölkerung

12 Prozent der Bevölkerung sind Einwanderer: bis 1973 überwiegend aus Finnland, danach hauptsächlich Flüchtlinge aus Süd-Amerika, dem Balkan und der Levante. Im Gesundheitssektor sind viele polnische Gastarbeiter beschäftigt.

Sprache

Die Umgangssprache ist fast überall Schwedisch. Schwedish ist eine germanische Sprache, stark geprägt von Plattdeutsch. Dänisch und Norwegisch wird fast überall verstanden, da diese dem Schwedischen sehr ähnlich sind. In einigen Gebieten sind Finnisch und Samisch verbreitet. In Schweden haben Finnisch, Meänkieli, Jiddisch, Romani und Samisch den Status anerkannter Minoritätensprachen. Fast 80% der schwedischen Bevölkerung spricht Englisch als Fremdsprache, da Englisch zum einen die erste Fremdsprache an den Schulen darstellt und zum anderen im Fernsehen sehr stark vertreten ist. Als zweite Fremdsprache wählt die Majorität der Schüler Deutsch und als dritte zu 24 % Französisch. Allerdings war Deutsch bis etwa 1950 die erste Fremdsprache in Schweden, wie auch im restlichen Skandinavien. Ältere Menschen sprechen oft Deutsch, aber nicht Englisch.

Religion

75% der schwedischen Bevölkerung gehören der Schwedischen Kirche an, die von 1527 bis 1999 Staatskirche war. Die zweitgrößte Gruppe, die der Moslems, läßt sich zahlenmäßig nur schwer einschätzen. Ihre Mitgliederzahl liegt bei ungefähr 250.000. Die römisch-katholische Kirche hat 150.000 Mitglieder und christlich-orthodoxe Kirchen etwa 100.000. Daneben gibt es in Schweden ca. 23.000 Zeugen Jehovas. Etwa 10.000 Menschen gehören zu einer mosaischen Gemeinde.

Geographie

Datei:Schweden holzhaus.jpg
Schwedisches Holzhaus

Schweden grenzt an das Kattegatt, die Staaten Norwegen und Finnland, sowie die Ostsee. Zu Schweden gehören zwei große Inseln in der Ostsee: Gotland (ca. 3.000 km²) und Öland (ca. 1.300 km²). Die längste Ausdehnung von Norden nach Süden beträgt 1.572 km, von Osten nach Westen 499 km.

Über das Land verteilt gibt es zahlreiche Nationalparks.

Regionale Einteilung

Traditionell wird Schweden in die drei Regionen (schwed.: landsdelar) Götaland, Svealand und Norrland eingeteilt. Die vierte historische Region Schwedens war bis 1809 Österland, das heutige Finnland. Bis zur von Axel Oxenstierna 1634 durchgeführten Verwaltungsreform waren die Regionen weiterhin in folgende 25 Landschaften (landskap) gegliedert:

Die 21 offiziellen Verwaltungseinheiten, Län genannt, die mit den Landschaften nicht deckungsgleich sind, heißen:

Die größte Stadt ist die Hauptstadt Stockholm. Andere wichtige Städte sind Göteborg, Malmö, Uppsala, Linköping, Västerås, Örebro, Norrköping, Helsingborg, Lund, Umeå, Jönköping, Karlskrona und Kristianstad.

Grob lässt sich Schweden in den stärker entwickelten und besiedelten Süden und den sehr schwach besiedelten Norden einteilen. Der Norden beginnt nördlich der Städte Borlänge, Falun und Gävle etwa auf einer Linie Söderhamn-Mora. Um 1900 wurde begonnen den Norden zu erschließen. Zwischen 1907 und 1937 wurde die Inlandsbahn zwischen Kristinehamn und Gällivare gebaut, um diese Erschließung voranzutreiben.

Topographie

Süd- und Mittelschweden (Götaland und Svealand), das nur zwei Fünftel von Schweden umfaßt, ist von Süden nach Norden in drei Großlandschaften geteilt, Nordschweden, das die restlichen drei Fünftel umfaßt, ist von Westen nach Osten in drei Landschaften geteilt.

Der südlichste Teil, die historische Provinz Schonen, ist eine Fortsetzung der Tiefebene Nordeutschlands und Dänemarks. In Schonen liegt auch der tiefste Punkt Schwedens (ausgenommen Seen u.ä.) mit 2,4 m unter Meereshöhe. Nördlich davon erstreckt sich das Südschwedische Hochland, eine Hochebene umgeben von einer Hügellandschaft, mit einer großen Anzahl von langgestreckten Seen, die durch eiszeitliche Erosion entstanden sind. Die dritte Großlandschaft ist die Mittelschwedische Senke, eine flache, jedoch zerklüftete Landschaft mit großen Ebenen, Horsten, Tafelbergen, Fjorden und einer Reihe von Seen (darunter die vier größten Seen Schwedens Vänern, Vättern, Mälaren und Hjälmaren).

Der Westen Nordschwedens ist durch das Skandinavische Gebirge geprägt, das die Grenze zu Norwegen bildet. Die Gebirgskette weist Höhen zwischen 1.000 und 2.000 Meter über dem Meeresspiegel auf. Im Skandinavischen Gebirge liegt auch Schwedens höchster Berg, der Kebnekaise (2.111m). Nach Osten hin schließt das Vorland an, Schwedens größte Großlandschaft. Entlang des Gebirges erstrecken sich große Hochlandsebenen auf einer Meereshöhe von 600 - 700 m, die in ein welliges Hügelland übergehen, das nach Osten abfällt. In dieser Landschaft befinden sich auch die großen Erzvorkommen (Eisen, Kupfer, Zink, Blei) Schwedens. Die großen Flüsse Schwedens, die ihren Ursprung im Skandinavischen Gebirge haben, fließen beinahe parallel in tiefen Talgängen in Richtung Ostsee. Entlang der Ostseeküste erstreckt sich die ebene Küstenlandschaft, die zwischen Härnösand und Örnsköldsvik von einem bis an die Ostseeküste reichenden Ausläufer des Vorlandes (Höga kusten, Nationalpark) unterbrochen wird.

Die skandinavische Halbinsel war während der letzten Eiszeit von Eis bedeckt. Der Druck und die Bewegung der Eismassen hat die Landschaft in vielen Teilen wesentlich mitgestaltet. Ein auch heute noch wichtiger Faktor ist die Landhebung. Das Abschmelzen der Eismassen, die die Erdkruste niedergedrückt hatten, hat seit der letzten Eiszeit (ungefähr 10.000 v.Chr.) zu einer Landhebung von 800 m geführt. Heutzutage beträgt die Landhebung 10-11 mm jährlich.

Die längsten Flüsse Schwedens sind Klarälven, Torneälv, Dalälven, Umeälv und Ångermanälven.

Die größten Seen sind Vänern, Vättern, Mälaren, Hjälmaren.

Klima

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Schweden im Winter
 
Klima in Luleå
 
Klima in Stockholm

Schwedens Klima ist für seine geographische Lage ziemlich mild. Es wird vor allem durch die Nähe zum Atlantik mit dem warmen Golfstrom bestimmt. Große Teile Schwedens haben daher ein temperiertes, feuchtes Klima mit reichlichem Niederschlag und relativ geringen Temperaturunterschieden zwischen Sommer und Winter. Kontinental beeinflusstes Klima mit geringeren Niederschlägen und höheren Temperaturunterschieden findet man im Inneren des Südschwedischen Hochlandes und in einigen Teilen des Vorlandes des Skandinavischen Gebirges. Polares Klima kommt nur im nördlichen Hochgebirge vor. Die Durchschnittstemperatur für den Januar beträgt 0°C bis -2°C im Süden und -12°C bis -14°C im Norden (ausgenommen das Hochgebirge), die Durchschnittstemperatur für den Juli beträgt 16°C bis 18°C im Süden und 12°C bis 14°C im Norden.

Da sich Schweden zwischen dem 55. und 69. Breitengrad erstreckt und ein Teil nördlich des Polarkreises liegt, ist der Unterschied zwischen dem langen Tageslicht im Sommer und der langen Dunkelheit im Winter beträchtlich.

Soziales Leben

”Das schwedische Modell”, ein Begriff vor allem der 70er Jahre, bezieht sich auf den Wohlfahrtsstaat, ein umfassendes System sozialer Sicherheit und sozialer Fürsorge, das das Ergebnis einer einhundertjährigen Entwicklung ist. Zwischen 1890 und 1930 wurden teilweise die Grundlagen für ein Sozialsystem geschaffen, aber erst ab den 1930er Jahren – insbesondere nach der Machtübernahme der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1932 - wurde der Aufbau des Wohlfahrtsstaates als politisches Projekt vorangetrieben. Eine schwere Wirtschaftskrise am Beginn der 1990er Jahre führte zu einer Kürzung von Sozialleistungen, und die erwartete demographische Entwicklung führte zu einem radikalen Umbau des Rentensystems, das nun an die wirtschaftliche Entwicklung gekoppelt ist.

Elternversicherung und Kinderversorgung

Ein Teil der Familienpolitik ist die Elternversicherung, die Verdienstausfälle der Eltern während der Pflege von Kleinkindern abdeckt. Sie umfasst etwas mehr als ein Jahr, wovon zwei Monate an den Vater und zwei Monate an die Mutter gebunden sind.

Ab dem zweiten Lebensjahr des Kindes haben die Familien Anspruch auf öffentliche Kinderbetreuung, die auf die Bedürfnisse (Arbeitszeiten) der Eltern abgestimmt ist. Der frühere Kindergarten wurde 1998 durch die Vorschule für 1-5jährige abgelöst (mit eigenem Lehrplan und unter Aufsicht des Zentralamtes für Schulwesen), die neben der Kinderbetreuung auch einen pädagogischen Auftrag hat. Daneben gibt es auch Kindertagesstätten, in die 13% der betreuten Kinder gehen. 42% der einjährigen Kinder und 78% der zweijährigen Kinder besuchten im Jahr 2000 Kinderbetreuungsstätten. Für Kinder in der Vorschulklasse und in der Grundschule gibt es Freizeitheime, die im Jahr 2000 von 66% der Kinder zwischen 6 und 9 Jahren besucht wurden. Die Betreuungseinrichtungen sind gebührenpflichtig, wobei sich die Gebühren nach dem Einkommen der Eltern richten.

Eine weitere familienpolitsche Leistung ist das allgemeine Kindergeld für jedes Kind bis zum vollendeten 16. Lebensjahr. Kinderreiche Familien (mit mehr als drei Kindern) erhalten eine zusätzliche Unterstützung.

Arbeit und Arbeitslosigkeit

Schweden hat einen vergleichsweise hohen Erwerbsgrad. Beinahe 50 % der Gesamtbevölkerung und 78% der Einwohner zwischen 16 und 65 Jahren sind erwerbstätig. 48% aller Erwerbstätigen sind Frauen. Das Arbeitsverhältnins für Arbeitnehmer ist durch Gesetze und Tarifverträge geregelt. Gesetzlich geregelt sind z.B. die normale Wochenarbeitszeit (40 Stunden), Mindesturlaub (5 Wochen), Kündigungsschutz, Mitbestimmung am Arbeitsplatz (im Gegensatz zu Deutschland gebunden an Gewerkschaften) und Gleichberechtigung, während Einkommen (kein gesetzlicher Mindestlohn!) und andere Arbeitsbedigungen durch Tarifverträge geregelt werden.

Sozialpartner sind auf der Arbeitgeberseite der Verband schwedischer Unternehmen (Förbundet Svenskt Näringsliv) mit 48 000 Mitgliedsunternehmern, das Zentralamt für Arbeitgeberfragen (Arbetsgivarverket) für den staatlichen Bereich, der schwedische Gemeindeverband (Svenska kommunförbundet) und der Provinziallandtagsverbund (Landstingsförbundet) för Gemeinden und Provinzen als Arbeitgeber. Auf der Arbeitnehmerseite stehen ihnen die Gewerkschaften gegenüber, wovon der schwedische Gewerkschaftsbund LO (Landsorganisationen) mit etwas mehr als 2 Millionen Mitgliedern die größte ist. Weitere Dachverbände sind die Zentralorganisation der Angestellten TCO mit 1,25 Millionen Mitgliedern und die Zentralorganisation Schwedischer Akademiker SACO mit etwa einer halben Million Mitgliedern. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad liegt bei ungefähr 80% der Arbeitnehmer. Sowohl der Verband schwedischer Unternehmen wie auch die gewerkschaftlichen Dachverbände sind in branchenmässige Einzelorganisationen gegliedert.

Als ein wichtiger Anreiz zur Mitgliedschaft bei einer Gewerkschaft ist die Arbeitslosenversicherung gedacht, die nicht zum staatlichen Pflichtversicherungssystem gehört, sondern freiwillig ist, und von Mitgliedskassen, in der Regel geleitet von den Gewerkschaften, verwaltet wird. Die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft führt zur Mitgliedschaft in einer Arbeitslosenkasse. 90% der Arbeitnehmer sind in einer freiwilligen Arbeitslosenkasse versichert. Wer nicht Mitglied ist, hat bei Arbeitslosigkeit Anspruch auf einen Arbeistlosenbeitrag, der in der Höhe ungefähr der Sozialhilfe entspricht.

Die Arbeitslosigkeit liegt in Schweden bei 4,5%, weitere 3 - 4% sind in staatlichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beschäftigt.

Gleichberechtigung

In Schweden wird seit den 70er Jahren eine aktive Gleichstellungspolitik betrieben, die ihren Ausdruck in einer Reihe von staatlichen Institutionen und Gesetzen fand. Kernstück der schwedischen Gleichstellungspolitik ist die Fähigkeit jedes Einzelnen, durch Erwerbstätigkeit finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen. Ebenso wichtig sind Maßnahmen, die es Frauen und Männern ermöglichen, Familie und Beruf zu vereinbaren.

Am stärksten durchgesetzt hat sich die Gleichstellungspolitik im öffentlichen Sektor und in der Politik. 45% der Abgeordneten im Reichstag sind Frauen, dasselbe gilt für die Regierung. Ähnlich ist die Situation in den Gemeinden (41% Frauen) und Provinziallandtagen (49% Frauen). Auch in den Verwaltungsräten öffentlicher Behörden liegt der Frauenanteil bei 47%. Doch sind die Spitzenpositionen mehrheitlich von Männern besetzt. Dies gilt in noch höherem Grade für den privaten Sektor, wo der Anteil von Frauen in leitenden Positionen und Vorständen unter 10% liegt.

Der Anteil erwerbstätiger Frauen zwischen 20 und 64 Jahren liegt mit 76% deutlich über dem europäischen Schnitt und ist beinahe gleich hoch wie der der Männer (81%). Dennoch gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Zum einen sind Frauen meist in einem begrenzten Sektor des Arbeitsmarktes und in weniger gut bezahlten Berufen zu finden, zum anderen sind ein Viertel der erwerbstätigen Frauen teilzeitbeschäftigt (aber nur 7% der Männer). Gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit ist zwar gesetzlich vorgeschrieben, dennoch ist das Einkommen von Frauen in Schweden geringer als das von Männern, wenn auch die Einkommensunterschiede wesentlich geringer ausfallen als in den meisten anderen europäischen Ländern. Einer von der Regierung in Auftrag gegebenen Untersuchung nach beträgt die geschlechtsspezifische Lohndifferenz zwischen 1% und 8%.

Ein wichtiger Aspekt der Gleichstellungspolitik ist die Familienpolitik. Gesetzgebung (Eherecht, Scheidungsrecht usw.) und das Sozialversicherungssystem sind die wichtigsten politischen Instrumente zur Gleichstellung im Familienleben. Dennoch wird auch in Schweden ein Großteil der Hausarbeit von den Frauen erledigt und auch die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung liegt bei den Frauen. Ein gut ausgebautes Kinderbetreuungssystem erleichtert es aber Frauen, Beruf und Familie zu vereinbaren.

Gesundheitswesen und Krankenversicherung

Alle Einwohner in Schweden haben Anspruch auf medizinische Versorgung und Krankenpflege. Für Gesundheitswesen und Krankenversorgung sind die Provinziallandtage zuständig, und sie wird mit direkten Einkommensteuern finanziert. Zudem werden Patientengebühren bei einem Arztbesuch erhoben und die Medikamente müssen bis zu einem Höchstbetrag selbst bezahlt werden.

Darüberhinaus haben alle Erwerbstätigen im Rahmen der Krankenversicherung Anspruch auf Krankengeld als Ersatz für den Verdienstausfall, das 80% des Gehalts bis zu einer jährlich festgelegten Obergrenze beträgt.

Rentenversicherung und Altersfürsorge

Schweden hatte früh aufgrund niedriger Geburtsraten einen höheren Anteil älterer Bevölkerung. Der Anteil der Altersrentner liegt heut bei 20%.

Aufgrund der demographischen und wirtschaftlichen Entwicklung wurde in Schweden 1999 ein neues Rentensystem eingeführt, das auf dem Lebenseinkommen basiert und an die volkswirtschaftliche und demographische Entwicklung geknüpft ist. Das System wird durch eine Garantierente für Personen ohne Einkommen aus Erwerbstätigkeit ergänzt. Eine zukünftige staatliche Pension liegt bei etwa 50% des Gehaltes/Lohnes, bei höheren Einkommen deutlich darunter und wird durch Betriebspensionen und Zusatzpensionen ergänzt.

Die Altersfürsorge fällt in Schweden in die Zuständigkeit des öffentlichen Bereichs. Es gibt schon seit den 50er Jahren keine Unterhaltspflicht der Kinder gegenüber den Eltern. Provinziallandtage und Gemeinden sind verantwortlich für die Altenfürsorge. Häusliche Altenpflege und verschiedene Arten von institutioneller Pflege (Seniorenwohnungen, Seniorenresidenzen, Altenheime und Pflegeheime) werden von ihnen betrieben. Diese Leistungen werden zum größten Teil durch die Einkommensteuern, die von den Gemeinden und Provinziallandtagen erhoben werden, und durch staatliche Zuschüsse finanziert.

Ausbildung und Forschung

Das schwedische Bildungssystem umfasst vier Teilbereiche: Vorschule, Schule, Hochschulen und Universitäten sowie Erwachsenenbildung. Die Schulpflicht beträgt neun Jahre (7. bis 16. Lebensjahr).

Vorschule

Die Vorschule ist eine einjährige freiwillige Schulform für Sechsjährige, die aber unter der Aufsicht des Zentralamtes für Schule und Erwachsenenbildung (skolverket) steht, und für die es einen Lehrplan gibt. Die Gemeinden, die übrigens Schulträger sind, sind verpflichtet, Vorschulklassen einzurichten.

Schule

Die Schule besteht aus der neunjährigen, obligatorischen Grundschule und dem dreijährigen Gymnasium. Schulträger ist die Gemeinde, die selbst bestimmt, wie die Schule organisiert wird. Die Schulen sind gebührenfrei, auch die Lernmittel für die Schüler sind kostenlos. In der Grundschule sind ebenfalls die Schulmahlzeiten und die Schultransporte gratis, in den meisten Gemeinden gilt das auch für die Gymnasialschule.

Die neunjährige Grundschule soll eine gleichwertige Ausbildung im ganzen Land bieten. In den ersten Schuljahren (in einem Drittel der Gemeinden schon im ersten Schuljahr) wird mit dem Englischunterricht begonnen. Eine weitere Fremdsprache (Deutsch, Französisch oder Spanisch) wird später angeboten. Zentral ausgearbeitete Prüfungen in den Basisfächern sind im neunten Schuljahr obligatorisch. Noten werden erst ab dem achten Schuljahr nach einer dreigradigen Skala (Genügend, Gut und Sehr gut) gegeben. Schüler, die in einem Fach kein Genügend erreichen, werden in diesem Fach nicht benotet. Am Ende der Grundschule gibt es ein Abgangszeugnis, das der Bewerbung um einen Gymnasialplatz zugrundeliegt.

Etwa 98% der Schüler wechseln nach der Grundschule auf ein Gymnasium über. Die Gymnasien bieten 18 Ausbildungsprogramme an, wovon 14 berufsbezogen sind und beispielsweise Berufsausbildungen zum Mechaniker, Kellner, Installateur usw. umfassen. Drei Programme sind in erster Linie studienvorbereitend.

Hochschulen und Universitäten

Etwa 30% eines Jahrganges beginnt innerhalb von fünf Jahren nach dem Abschluss des Gymnasiums ein Studium. Zur Zulassung zu einem Studium muss die allgemeine Studienberechtigung, die einheitlich ist, nachgewiesen werden, aber auch die darüber hinaus gehenden besonderen Qualifikationen, die für einzelne Studiengänge und Kurse von den Hochschulen und Universitäten festgelegt werden. Die Anzahl der Studienplätze für Studiengänge und Kurse ist begrenzt, und ist die Zahl der Bewerber höher, wird ein Auswahlverfahren durchgeführt.

Die gesamte Hochschulausbildung wird in Form von Kursen durchgeführt. Die Kurse können von den Studierenden zu Studiengängen zusammengestellt werden, die zu einem akademischen Examen führen. Vorschläge für solche Studiengänge können von den Hochschulen und Universitäten in Form von Programmen gegeben werden. Abgesehen von Berufsexamen (z.B. Lehrerexamen) gibt es fünf akademische Examen: Diplom (högskoleexamen) nach einem zweijährigen Studium, Bachelor (kandidatexamen) nach einem dreijährigen Studium mit gewissen spezifischen Anforderungen, Magister (magisterexamen) nach einem vierjährigen Studium mit gewissen spezifischen Anforderungen, Lizentiat (licentiatsexamen) nach einer kürzeren Forscherausbildung von zwei bis zweieinhalb Jahren inklusive einer Lizentiatsabhandlung und das Doktorat (doktorsexamen) nach einer vierjährigen Forscherausbildung inklusive einer Dissertation.

Der Umfang eines Kurses oder Studienganges wird mit Hilfe eines Punktesystems gemessen, wobei 40 Punkte einem Studienjahr (= 40 Studienwochen) entsprechen, das in zwei Semester eingeteilt ist. Unterrichts- und Prüfungsformen werden von den Hochschulen festgelegt. Zensuren werden im Allgemeinen nach einer dreigradigen Skala (Nicht bestanden, Bestanden, Mit Gut bestanden) vergeben.

Alle Studierenden können – unabhängig vom Einkommen der Eltern – Studiengeld beantragen. Das Studiengeld besteht aus einer Studienbeihilfe (etwa 35 %) und einem Studiendarlehen (etwa 65%) und wird für maximal 240 Studienwochen gewährt. Doktoranden sind meistens angestellt und deren Lohn wird mit Forschungsmitteln finanziert.

Erwachsenenbildung

Für Erwachsene, die keinen vollständigen Grundschulabschluss oder Gymnasialabschluss erworben haben oder ihr gymnasiales Abschlusszeugnis mit Kursen, die Voraussetzung für bestimmte Studien sind, ergänzen wollen, gibt es die Einrichtungen der kommunalen Erwachsenenbildung (Komvux), die dem öffentlichen Schulsystem angehören. Darüberhinaus gibt es Volkshochschulen und Volksbildungsorganisationen, die Kurse und Studienzirkel anbieten.

Forschung

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung machen in Schweden 3,8% des BSP (1999) aus. 75% der Ausgaben wurden von der Wirtschaft bestritten und 22% von den Hochschulen. Die öffentlich finanzierte Forschung erfolgt also überwiegend an den Universitäten und Hochschulen, wovon etwa eine Hälfte durch direkte staatliche Zuschüsse finanziert wird und die andere Hälfte durch Drittmittelfinanzierung. Die Forschung und Entwicklung, die von der Wirtschaft betrieben wird, erfolgt zum größten Teil in der Transport-, Elektrotechnik- und pharmazeutischen Industrie.

Nobelpreis

Im Zusammenhang mit der Forschung können auch die Nobelpreise genannt werden, die jährlich von der Kgl. Schwedischen Akademie der Wissenschaften für Physik und Chemie, und vom Karolinska Institut für Physiologie oder Medizin vergeben werden.

Wirtschaft

Noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Schweden – trotz des Eisenbahnbaues - ein ausgeprägter Agrarstaat, in dem 90% der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebte. Erst im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts setzte eine umfassende Industrialisierung ein, die bis zur Weltwirtschaftskrise von 1929 die Grundlagen für eine moderne Industriegesellschaft legte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Schweden zu eine der führenden Industrienationen der Welt. Die Entwicklung erreichte in der Mitte der 60er Jahre ihren Höhepunkt, seit den 70er Jahren geht die Anzahl der Beschäftigten in der Industrie zurück, während der Dienstleistungsbereich wächst. 2002 betrug der Anteil der Landwirtschaft am BIP nur mehr 2% und der des sekundären Sektors 28%, während 70% des BIP durch den tertiären Sektor erwirtschaftet wurden.

Land- und Forstwirtschaft

Die schwedische Landwirtschaft ist durch die geologischen Voraussetzungen und das Klima geprägt. 90% der Anbaufläche befindet sich in Süd- und Mittelschweden. Angebaut werden vor allem Getreide, Kartoffeln und Ölpflanzen. Mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Einnahmen (58%) wird aber durch die Tierhaltung erwirtschaftet, hier vor allem die Milchproduktion. Die Landwirtschaftssubventionen der EU belaufen sich auf 24% der Einnahmen. Drei Viertel der landwirtschaftlichen Betriebe verfügen auch über Wald und verbinden Landwirtschaft mit Forstwirtschaft. Die Forstwirtschaft ist von einiger Bedeutung, da Schweden eines der waldreichsten Länder der Erde ist. 52% der Staatsfläche sind von Wald bedeckt.

Bergbau und Industrie

Schweden ist reich an Bodenschätzen, die schon ab dem Mittelalter abgebaut wurden. Eisenerz wird – nach der Eisen- und Stahlkrise der 70er Jahre - nur noch in Norrland (Kiruna, Gällivare-Malmberget) abgebaut und via Narvik und Luleå exportiert. Kupfer, Blei und Zink übersteigen den Eigenbedarf um das Mehrfache und werden ebenfalls exportiert, während Silber zu 60% und Gold zu 80% den Eigenbedarf decken. Größere Erzreserven sind vorhanden, deren Abbau ist aber zur Zeit unwirtschaftlich.

Was die schwedische Industrie auszeichnet, ist der verhältnismäßig hohe Anteil von Großunternehmen. Nach einer Krise am Beginn der 90er Jahre (mit einem Produktionsrückgang von 10% innerhalb von zwei Jahren) hat sich die Industrie wieder erholt. Die größten Industriezweige sind der Fahrzeugbau (1996: 13% der industriellen Wertschöpfung) mit Unternehmen wie Volvo, Scania, Saab-Automobile, Saab AB (Flugzeuge und Raumfahrttechnik) u.a., die Holz- und Papierindustrie (ebenfalls 13% der industriellen Wertschöpfung) mit vier Großunternehmen, der Maschinenbau (12% der industriellenWertschöpfung) mit Unternehmen wie Electrolux, SKF, TetraPak, Alfa-Laval und die Elektro- und Elektronikindustrie (10% der industriellen Wertschöpfung) mit den dominierenden Unternehmen Ericsson und ABB.

Dienstleistungen

Der Dienstleistungsbereich erwirtschaftet heute 70% des BIP, was sich vor allem darauf zurückkführen lässt, dass der öffentliche Sektor in den letzten Jahrzehnten so stark gewachsen ist. Dennoch steht der private Dienstleistungsbereich für mehr als zwei Drittel der Produktion.

Außenhandel

Schwedens Wirtschaft ist stark vom internationalen Handel abhängig. Die wichtigsten Exportländer sind die USA (11,9% des Exportes im ersten Quartal 2004), Deutschland (10,2%), Norwegen (8,3%) und Großbritannien (7,8%). Die wichtigsten Exportprodukte sind Maschinen (15,5% des Exportes im ersten Quartal 2004), Elektro- und Elektronikprodukte (14,9%) und KFZ und KFZ-Bestandteile (14,4%). Die wichtigsten Importländer sind Deutschland (19% des Importes im ersten Quartal 2004), Dänemark (8,8%) und Großbritannien (8%). Die wichtigsten Importprodukte sind Elektro- und Elektronikprodukte (16,8% des Importes im ersten Quartal 2004), Maschinen (11,4%) und KFZ und KFZ-Bestandteile (11,3%).

Vergleichsmäßig hoch ist der Anteil ausländischer Direktinvestitionen in Schweden. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass die schwedische Wirtschaft von einer kleinen Anzahl international tätiger Konzerne dominiert wird. Etwa 50 Konzerne kommen für zwei Drittel des schwedischen Exportes auf.

Fremdenverkehr

Der Fremdenverkehr trägt mit etwa 3% zu Schwedens BIP bei. Vier Fünftel der Touristen sind Inländer und nur ein Fünftel kommt aus dem Ausland. Von den Auslandstouristen kamen 1998 23% aus Deutschland, 19% aus Dänemark, 10% aus Norwegen und je 9% aus Großbritannien und den Niederlanden.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Schwedens


Kultur

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20-Kronen-Schein mit Porträt Selma Lagerlöfs

Literatur

Hauptartikel: Schwedische Literatur


Überregionale Tageszeitungen sind die beiden in Stockholm erscheinenden Dagens Nyheter und Svenska Dagbladet, sowie Göteborgs-Posten.

Film

Um 1910 begann man in Schweden mit der regelmäßigen Produktion von Spielfilmen. Zwei Regisseure, Victor Sjöström und Mauritz Stiller, traten hervor und erreichten Anfang der 20er Jahre Weltruhm mit der Verfilmung zweier literarischer Werke von Selma Lagerlöf: Herrn Arnes Schatz (Herr Arnes penningar) 1919 und Der Fuhrmann des Todes (Körkarlen) 1921. Die beiden Regisseure und der von Stiller entdeckte Star Greta Garbo zogen nach Hollywood. Gleichzeitig kam die Filmindustrie in finanzielle Schwierigkeiten.

Der Tonfilm Anfang der 30er Jahre führte zu einer wirtschaftlichen Stabilisierung, aber auf Kosten der künstlerischen und internationalen Ambitionen. Provinzielle und volkstümliche Lustspiele ohne jeden künstlerischen Anspruch waren für den eigenen Markt gedacht. Erst während des Zweiten Weltkrieges, während dessen der Film eine wichtige Aufgabe in der psychologischen Verteidigung erhielt, kam es wieder zu einem künstlerischen Aufschwung, der vor allem von zwei Regisseuren getragen wurde: Alf Sjöberg und Hasse Ekman.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die finanzielle Lage unsicherer, was aber die künstlerische Qualität eher begünstigte. Vier Filmunternehmen konkurrierten miteinander und ließen im folgenden Jahrzehnt ihren Mitarbeitern eine relativ große künstlerische Freiheit. Arne Sucksdorff bekam eine Reihe internationaler Preise für seine Dokumentarfilme, unter anderem einen Oscar für Menschen in der Stadt (Människor i stad) 1948, Alf Sjöberg erreichte den ersten großen internationalen Erfolg für den schwedischen Spielfilm, als er 1951 in Venedig den Großen Preis für Fräulein Julie (Fröken Julie) erhielt. Im Jahr danach erregte Arne Mattson mit Sie tanzte nur einen Sommer (Hon dansade bara en sommar) in Berlin großes Aufsehen. Die glänzendste Karriere aber machte Ingmar Bergman, der 1956 in Cannes mit Das Lächeln einer Sommernacht (Sommernattens leende) großen Erfolg hatte, und in der Folge dreimal den Oscar für den besten ausländischen Film (Die Jungfrauenquelle/Jungfrukällan, Wie in einem Spiegel/Såsom i en spegel und Fanny und Alexander/Fanny och Alexander) entgegennehmen konnte. Fanny und Alexander, Bergmans letzter Film gewann übrigens weitere drei Oscars.

Die schwedische Filmindustrie geriet Ende der 50er Jahre erneut in eine Krise, ausgelöst durch das Fernsehen. Die Zahl der Kinobesucher nahm ab, ebenso die Risikofreude der Produktionsunternehmen. Eine neues Genre, das der erotisch freizügigen Filme, für die Sie tanzte nur einen Sommer schon ein Vorbote war, entstand. Ebenfalls Kinderfilme, vor allem Olle Hellboms Verfilmungen von Astrid Lindgrens Büchern, waren ein Publikumsmagnet.

Eine Filmreform 1963 rettete den schwedischen Qualitätsfilm. In einem Abkommen zwischen dem schwedischen Staat und der Filmbranche wurde die 25%-ige Vergnügungssteuer auf Kinokarten aufgegeben, während die Kinobesitzer 10% ihrer Einnahmen an das Schwedische Filminstitut abführen. Das Abkommen wird zur Zeit gerade revidiert. Das Schwedische Filminstitut, das auch vom Staat Zuschüsse erhält, unterstützt die Produktion schwedischer Filme auf unterschiedliche Art.

In diesem neuen Filmklima konnten neue, junge Regisseure debütieren, wie z.B. Vilgot Sjöman, Bo Widerberg, Jan Troell und Lasse Hallberg, der später nach Hollywood ging. Aber auch Frauen wie Mai Zetterling, Marianne Ahrne, Suzanne Osten, Marie Luise Ekman u.a. hatte als Regisseure Erfolg.

In den letzten Jahrzehnten haben auch ausländische Regisseure in Schweden sehr "schwedische" Filme gemacht, wie Colin Nutley und Billie August, dessen Pelle, der Eroberer (Pelle Erövraren) 1988 einen Oscar für den besten ausländischen Film bekam. Gleichzeitig hat sich die zweite Generation von Einwanderern als Filmemacher etabliert. Beispiel dafür sind Flügel aus Glas (Vingar av glas) von Reza Parsa und Jalla! Jalla! von Josef Fares.

Der wichtigste Regisseur der letzten Jahre ist Lukas Moodysson, der mit seinem ersten Film Raus aus Amal (Fucking Åmål) 1998 nicht nur einen großen Publikumserfolg in Schweden erreichte, den er mit den Filmen Zusammen (Tillsammans) und Lilja forever wiederholte, sondern mit dem er auch eine Reihe von Auszeichnungen gewann.

Schwedische Oscarpreisträger:

  • Ingrid Bergman 1944 (Hauptrolle in Gaslight), 1956 (Hauptrolle in Anastasia) und 1974 (Nebenrolle in Mord im Orient Express)
  • Arne Sucksdorf 1948 (bester kurzer Dokumentarfilm: Menschen in der Stadt/Människor i stad)
  • Greta Garbo 1954 (Special Award)
  • Ingmar Bergman 1960 (bester ausländischer Film: Die Jungfrauenquelle/Jungfrukällan), 1961 (bester ausländischer Film: Wie in einem Spiegel/Såsom i en spegel), 1970 (Irving G. Thalberg Memorial Award) und 1983 (bester ausländischer Film: Fanny und Alexander/Fanny och Alexander)
  • Sven Nykvist 1973 (beste Kamera in Schreie und Flüstern/Viskningar och rop) und 1983 (beste Kamera in Fanny und Alexander/Fanny och Alexander)
  • Anna Asp 1983 (beste Ausstattung in Fanny und Alexander/Fanny och Alexander)
  • Marik Vos 1983 (beste Kostüme in Fanny und Alexander/Fanny och Alexander)
  • Bille August 1988 (bester ausländischer Filme: Pelle, der Eroberer/Pelle Erövraren)
  • Per Hallberg 1995 (beste Geräuscheffekte in Braveheart)

Varia

Ein einmaliges Kulturdenkmal ist die alte Sendeanlage SAQ in der Nähe von Varberg, denn sie verfügt über den einzigen funktionsfähigen Maschinensender der Erde.

Schweden ist international für seine Popmusik bekannt. Bands wie ABBA, Roxette, Ace of Base und Army of Lovers sind weltbekannt.

Siehe auch: Liste schwedischsprachiger Schriftsteller, Liste schwedischer Musiker

Typisch schwedische Feste und Bräuche

Am 6. Januar wird Trettondedag jul (dreizehnter Weihnachtstag, auch Trettondag jul) begangen. Dieser Tag entspricht dem deutschen Dreikönigstag und ist im hauptsächlich protestantischen Schweden ein staatlicher Feiertag.

Am Tjugondedag jul (zwanzigster Weihnachtstag, auch Tjugondag jul) oder Knut (13. Januar) ist die Weihnachtszeit vorbei. Es finden gelegentlich Abschlussfeste mit Weihnachtsbaumplünderung statt. Die Kerzen und der Schmuck werden entfernt und der Baum hinausbefördert.

Der Valborgsmässoafton wird am 30. April gefeiert und entspricht der deutschen Walpurgisnacht. Das Volk versammelt sich um große Lagerfeuer. Es werden Reden über den Frühling gehalten und Frühlingslieder gesungen.

Vor allem in Lund und Uppsala ist Valborg am Abend vor dem 1. Mai ein wichtiges Studentenfest. Punkt 15 Uhr setzen alle versammelten ihre weißen Studentenmützen auf und singen Studentenlieder. Die darauffolgende Nacht verbringt man mit übermäßigem Alkoholgenuß und Katerfrühstück.

Das Midsommarfest wird an der ersten Nacht zum Samstag nach dem 21. Juni gefeiert. Die Heftigkeit des Feierns dieses Wochenendes ist nur mit Weihnachten vergleichbar.

Im August kamen früher die ersten frischen Krebse auf den Markt. Das dazugehörige Fest wird Kräftskiva genannt und kann zu beliebigem Zeitpunkt stattfinden. Man isst, so viel man schafft, von den in einem kräftigen Dillsud gekochten Krebsen und trinkt dazu Schnäpse. Als Schmuck dienen Girlanden und lustige Hüte.

In Nordschweden gibt es zum Ende des Sommers noch das Surströmmingsfest. Der Verzehr der in einer Dose vorgegorenen Heringe mit Kartoffeln oder tunnbröd (Dünnbrot – eine Vorstufe des Knäckebrot aus Norrland) erfordert aber unempfindliche Geschmacksnerven (s. Sauerströmling).

Das Luciafest wird am 13. Dezember gefeiert. Dazu gehören Umzüge mit der weißgekleideten Lucia und ihren Ehrenjungfern, die frühmorgens stattfinden. Vielerorts und häufig findet auch das Luciasingen (Singen von Vor- und Weihnachtsliedern) statt. Von diesem Tag an und über die gesamte Weihnachtszeit hinweg isst man ein besonderes, mit Safran gewürztes und gefärbtes, Hefegebäck.

Sonstiges

In der Nähe von Kiruna in Esrange wird ein Raketenstartplatz für den Start von Höhenforschungsraketen betrieben.

Siehe auch: Liste schwedischsprachiger Schriftsteller, Liste der schwedischen Könige, Schwedische Nationalenzyklopädie, Nationalparks in Schweden, Liste der Städte in Schweden, Liste schwedischer Sportler, Fußball in Schweden

 
Panoramafoto vom Fluss Österdalälven bei Idre nahe der Grenze zu Norwegen

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