Das Didgeridoo [obertonreiches, im traditionellen Zusammenhang überwiegend rhythmisch eingesetztes Begleitinstrument für Gesänge und Tänze. Basierend auf einem in der Tonhöhe nur leicht variierten Grundton und überblasenen Tönen, entsteht die klangliche und rhythmische Vielfalt durch Kombinationen aus Mundbewegungen, Atemtechnik und Stimmeffekten (s. u.).
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Das Didgeridoo ist ein Blasinstrument aus der Familie der Aerophone und gilt als traditionelles Musikinstrument der nordaustralischen Aborigines, dort zumeist gefertigt aus einem von Termiten ausgehöhlten Stamm lokaler Eukalyptusarten.
Der Begriff Didgeridoo (anglifizierte Schreibweise für „Didjeridu“) ist eine lautmalerische Nachahmung des Klanges oder einer auf diesem Instrument gespielten Rhythmusfolge.
Die einheimischen Namen variieren dem jeweiligen Gebiet und auch der Verwendung entsprechend, es gibt mindestens fünfzig davon, zum Beispiel: djalupu, djubini, ganbag, gunbarrk, gamalag, maluk, yirago, yiraki, yidaki und yedaki.
Instrumentenkundlich steht das Didgeridoo von der Art und Weise der Tonerzeugung her (Lippen als Tongenerator, Röhren als Verstärker) den Blechblasinstrumenten nahe. Als einziges dieser Instrumente wird es auf dem Grundton, d.h. auf der ersten/tiefsten schwingfähigen Frequenz geblasen.
Instrument
Das Didgeridoo besteht aus einem 1 bis 2,50 m messenden Abschnitt eines Eukalyptusstammes, der von Termiten ausgehöhlt wird. Die licht- und temperaturempfindlichen Termiten beschränken sich hierbei auf das extrem harte und trockene Kernholz des noch lebenden Baumes und meiden das Feuchtigkeit führende Splintholz, dass für sie vermutlich auch toxisch wirkt.
Aus einigen bisher sehr seltenen Hinweisen in Form von Malereien wird im allgemeinen gefolgert, dass die ersten Instrumente aus dem leichter zu bearbeitenden Bambus bestanden.In einigen Fällen wurden auch Stämme des Pandanus-Baumes verwendet, dessen weicher Kern herausgearbeitet werden kann. Erst seit der Einführung von Metall-Werkzeugen ist Eukalyptus das vorherrschende Material.
Das Mundstück besteht zum Schutz der Lippen lediglich aus einem Wachsring, der bei günstig gewachsenen oder gut verarbeiteten Instrumenten fehlen kann.
Vereinzelte Exemplare für besondere zeremonielle Funktionen sind aufwändig bemalt, diese Art der Bemalung wird inzwischen jedoch meist speziell für den touristischen Verkauf angefertigt.
Aufgrund der einfachen Bauweise und des touristischen Wertes werden viele Didgeridoos inzwischen in rationalisierter Massenbauweise im außeraustralischen Ausland gefertigt, z.T. aus anderen Materialien wie z. B. Teakholz (aufgebohrt) und Bambus, u. a. auch in Indonesien (von wo aus sie auch nach Australien reimportiert werden).
Als „Aerophon“ ist ein wichtiges klangbildendes Element des Didgeridoos die schwingende Luftsäule. Die Länge und Form dieser Luftsäule bzw. die Abfolge verschiedener Volumina, gebildet durch Verengungen, Aufweitungen, Fraßspuren ([1]) etc., ist entscheidend für das Klangbild des jeweiligen Instrumentes. Die physikalischen Grundlagen, die für die individuelle Klangcharakteristik eines Didgeridoos bestimmend sind, wurden in letzter Zeit hinreichend beschrieben (u.a. von Dr. Frank Geipel auf einer Webseite zur Didgeridoo-Physik), sodass inzwischen Simulationen und Analysen von Didgeridoos möglich sind.
Bereits eine einfache zylindrische Röhre reicht für die grundsätzliche, didgeridootypische Klangbildung aus. Daher kann der Klangeffekt des Didgeridoos genauso aus Röhren erzeugt werden, die aus einem anderen Material gefertigt sind, wie Pappe, Glas, Kunststoffe (z.B. zurechtgeschnittene oder mit aufgesteckten Erweiterungen versehene Plastikrohre aus dem Baumarkt), Faserverbundstoffe (GFK) u.ä. Die Härte und Schwingfähigkeit des Materials beeinflusst hierbei die Klangqualität.
Vielfach können auch andere Instrumente aus der Familie der Blechblasintrumente mit tiefen Tönen mit didgeridoo-typischen Techniken gespielt werden, z.B. Tuba, Posaune, Alphorn. Da hier aber nicht der Grundton angespielt wird, ist das Obertonspektrum sehr viel schwächer ausgeprägt. Steckbare Alphörner können nach Entfernung des obersten Abschnittes brauchbare Didgeridoos ergeben.
Gelegentlich wird darauf hingewiesen, dass auch an anderen Orten weltweit Naturhörner didgeridooähnlich gespielt wurden. Dies ist zwar möglich, aber der schlüssige Nachweis ist problematisch, da die Tonaufzeichnungsmethoden bis ins 20. Jahrhundert relativ schwach entwickelt waren. Insbesondere jedoch die Lure und die noch älteren Irischen Hörner haben ein Klangpotential, das eher auf sanftes, grundtonbezogenes Obertonspiel mit didgeridoo-ähnlichen Techniken denn auf die bisher vorausgesetzte trompetenartige Verwendung hinzuweisen scheint.
Trotz ihrer rein optischen und klanglichen Ähnlichkeit werden tibetische Langposaunen, afrikanische Kuhhorn- und Holztrompeten sowie papuanische Bambus-Langflöten nicht mit didgeridooähnlichen Techniken gespielt. Entscheidend ist hierbei auch, dass diese Instrumente nicht auf dem Grundton gespielt werden.
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Verbreitung und Verwendung
Inzwischen geht man davon aus, dass dieses Instrument zunächst nur im äußersten Norden von Australien, in Arnhemland, gespielt wurde. Die ersten derzeit bekannten Hinweise für das Vorkommen des Didgeridoos sind ungefähr 2500-3000 Jahre alte Felsmalereien. Ob das Instrument davor schon bekannt war, lässt sich nur spekulieren. Äußerungen aus der Aboriginal-Mythologie, die das Instrument auf den "Anbeginn der Zeit" datieren, sind die Ursache für Altersspekulationen von über 40.000 Jahren.
Als das primäre Musikinstrument im nördlichen Aborigine-Kulturkreis wird das Didgeridoo traditionell für jede Form von Musik eingesetzt, von Kinderliedern über sogenannte „offene“ Zeremonien bis hin zu geheim-heiligen Ritualen, deren Einhaltung die Existenz des Landes oder Lebens sichern sollen.
Daher wird das Didgeridoo bereits im Kindesalter von Jungen und vielfach auch den Mädchen spielerisch erforscht. Bei Erreichen der Pubertät verändern sich die Aufgabenbereiche der Geschlechter und die Mädchen beenden das Spielen. Nichtsdestotrotz ist bekannt, dass gelegentlich Frauen bei Abwesenheit eines derartig ausgebildeten männlichen Spielers einspringen.
Entgegen der landläufigen Wahrnehmung wird das Didgeridoo überwiegend zur Begleitung des Gesanges eingesetzt, und wird nur zu Übungszwecken solierend gespielt.
Von Arnhemland aus fand es wohl zu Beginn des 20ten Jahrhunderts seinen Weg in die Kimberleys, und nach 1950 verbreitete es sich über den gesamten Kontinent. Mit dem Aufkommen der New Age Musik begannen zahlreiche Musiker in aller Welt, sich für dieses Naturinstrument und seinen sonoren, beruhigenden Klang zu interessieren. Das Didgeridoo wird inzwischen vielfach auch im Techno und im Pop/Dance-Bereich genutzt.
Der Aborigines-Rockband Yothu Yindi (aus Arnhemland) gelang 1988 mit der CD "Homeland Movement" der Durchbruch und 1992 mit der Dance-Version von "Treaty" sogar ein Welt-Hit.
Stilistisch in Rock und Pop einzuordnen, hat ihre Musik die typischen traditionellen Inhalte (Überlieferung) sowie politische Tendenzen. Sie sind eine der wenigen Bands, die das Didgeridoo mit traditioneller Spielweise in moderne Musik einbinden. Weitere Bands dieser Art sind Blekbala Mujik, Narbalek und die Saltwater-Band. Mit der steigenden Popularität der traditionellen Musikichtungen Arnhemlands werden immer mehr traditionelle Musiker bekannt, allen voran die Spieler im Umkreis von Yothu Yindi und deren Familien, z.B. der Didgeridoobauer Djalu Gurruwiwi sowie dessen Sohn Larry oder Milkayngu Mununggurr.
Einer der erfolgreichsten Vertreter eines modernen Stiles ist der Aborigine-Musiker David Hudson, der seit Ende der 80er Jahre weltweit Erfolge als Solist feiert.
Andere zeitgenössische australische Musiker mit CD-Veröffentlichungen sind Alan Dargin, der das Instrument unter anderem auch in der Sendung mit der Maus und bei der Australien-Serie des deutschen Showmasters Joachim Fuchsberger demonstrierte, Janawirri Yiparrka und Ash Dargan, sowie aus der weißen Bevölkerung Ganga Giri, Si Mullumby und Phil Conyngham.
Die wohl bekannteste westliche (nicht-australische) Formation, die das Didgeridoo in ihrer Musik einsetzt, ist die britische Pop-Band Jamiroquai. Einige weitere westliche Musikgruppen bzw. Personen welche das Didgeridoo verwenden sind: Dr. Didge, Inlakesh, Stephen Kent, Willi Grimm oder Denra Dürr.
Es wurde festgestellt, dass das Spielen des Didgeridoos das Schnarchen mindern kann.
Weblinks
- Didgeridoo Cultural Hub of Australia (englisch)
- Didgeridoo-Lexikon, alle Fachbegriffe verständlich erklärt
- Didgeridoo-Physik, Forschung und Computersimulationen zu Klangeigenschaften
- Didgeridoo acoustics (englisch) - eine hervorragende wissenschaftliche Homepage der University of New South Wales (mit sound files)
- Earthsounds.de Viele Informationen zum Thema Didgeridoo
- British Medical Journal Didgeridoo-Spielen als Therapie für das Schlaf-Apnoe-Syndrom (englisch)
Anleitungen:
- Didgeridoo-Spielanleitung (Zirkularatmung) - als Text und MP3
- Didge Zirkulare Atmung - Flashmovie
- kleine Spielanleitung - Hamburger Didgeridoo & Australien Stammtisch
- Didgeridoo - Musik zum Download, Infos und Didgeridoo-Kurs
- Spielanleitung: Grundlagen - Ansatz, Atemstütze, Obertöne als Text und MP3´s
Literatur
- David Lindner: Traumzeit - Das Geheimnis des Didgeridoo, ISBN 3-933825-40-7, Traumzeit-Verlag, Battweiler.
- David Lindner: Die Neuen Didgeridoos - Das Didgeridoo in Mitteleuropa, ISBN 3-933825-13-X, Traumzeit-Verlag, Battweiler.
- David Lindner (Hrsg), Djalu' Gurruwiwi, Charlie McMahon, Bruce Rogers, Prof. Lloyd Hollenberg, Alistair Black, Dr. Frank Geipel u.a.: Das Didgeridoo-Phänomen. Von der Urzeit zur Moderne: Geschichte, Entwicklung, Handel, Ökologie, Physik, Bauanleitungen, ISBN 3-933825-24-5, Traumzeit-Verlag, Battweiler.
- Akustische Forschung zum Didgeridoo: A. Tarnopolsky et al., Nature 436, 39 (2005); Bericht in deutsch: H. Dittmar-Ilgen, Naturwissenschaftliche Rundschau 3/2006, S. 147