Der Balkan oder die Balkanhalbinsel (türk. „Gebirge“, oft synonym mit Südosteuropa verwendet) ist eine geografisch unterschiedlich definierte Region im Südosten Europas. Die Balkanhalbinsel ist die östlichste der drei ins Mittelmeer ragenden südeuropäischen Halbinseln.


Geographie
Die Halbinsel mit ca. 502.000 km² Fläche (inklusive vorgelagerter Inseln) wird an drei Seiten durch Meere (Schwarzes Meer, Marmarameer, Ägäisches Meer, Ionisches Meer und Adriatisches Meer) begrenzt.
Nach Norden, zum Inneren des europäischen Kontinents hin, existiert jedoch keine geographisch ausgeprägte Grenzlinie. Meist wird dafür die Save-Donau-Linie genannt. Unterschiedliche Auffassungen gibt es hinsichtlich der Abgrenzung im äußersten Nordwesten und am Unterlauf der Donau. So wird gelegentlich die Kupa (deut. Kulpa), zumeist aber die Una (beides Nebenflüsse der Save) als Nordwestgrenze betrachtet. Im ersten Fall wird Zentralkroatien bzw. das Gebiet der ehemaligen kroatischen Militärgrenze zum Balkan gerechnet, im zweiten Fall nicht. Eine andere gängige Definition sieht die Bucht von Triest und das Ljubljana-Tal als Nordwestbegrenzung der Balkanhalbinsel, welches dann über die Save und Donau dann auch bis ans Schwarze Meer verläuft [2].Zum Balkan-Begriff zählt man auch die Walachei und Moldawien hinzu (wobei es zu Überlappungen zwischen dem geographischen und dem historisch-politischen Balkan-Begriff kommt). Außerdem wird gelegentlich auch die Triest-Odessa-Linie[3] verwendet, die sich jedoch nicht durchgesetzt hat.
Staat |
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Albanien |
Bosnien und Herzegowina |
Bulgarien |
Griechenland (nur Festland) |
Kroatien (alle Gebiete südlich der Save, gewisse Einteilungen klammern Zentralkroatien und Istrien aus) |
Mazedonien |
Montenegro |
Rumänien (Norddobrudscha) |
Serbien (außer Vojvodina) |
Slowenien (Westteil) |
Türkei (Ost-Thrakien) |
Geomorphologie
Parallel zur Südwestküste der gebirgigen Halbinsel bilden die Dinarischen Alpen einen großteils verkarsteten Wall. Den Südosten und Osten durchziehen das Rhodopen- und das Balkangebirge. Sowohl die Westküste (Slowenien, Kroatien, Montenegro, Albanien) wie auch die Ostküste der Balkanhalbinsel sind stark zerrissen und in zahlreiche Inseln und Halbinseln aufgelöst. Zwischen den überwiegend kahlen, nur dünn besiedelten Gebirgen liegen zahlreiche fruchtbare und wirtschaftlich bedeutsame Becken.
Politik
Folgende Staaten liegen größtenteils oder komplett auf der Balkanhalbinsel: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Rumänien, Serbien und Griechenland. Auch der europäischen Teil der Türkei, sowie - wenn man den Karst als Nordwestgrenze ansieht - auch Teile Sloweniens und Italiens (Provinz Triest) gehören zum Balkan.
Bevölkerung
Die Balkanhalbinsel ist insbesondere bevölkert von Serben, Bosniaken, Bulgaren, Griechen, Kroaten, Mazedoniern, Rumänen (Wlachen), Albaner, Türken und je nach der genauen geographischen Definition auch von Slowenen. Außerdem bilden die Roma in mehreren Balkanländern eine große ethnische Minderheit.
Kulturelle Einflüsse
Die nach Osten hin offenen Küsten und die Durchgängigkeit des Nordens machen den Balkan seit jeher zu einer wichtigen Brücke zwischen Asien und Europa, aber auch immer wieder zum Schauplatz von Konflikten, Kriegen und ethnischen Unruhen.
Staaten, die keine Balkanstaaten sind, jedoch in der Kultur und Geschichte dieser Region eine bedeutende Rolle spielten sind:
- Italien (siehe Republik Venedig, Istrien, Dalmatien, Zadar, Rijeka)
- Österreich (siehe Österreich-Ungarn)
- Russland (siehe Geschichte Serbiens)
- Türkei (siehe Osmanisches Reich)
- Ungarn
- Zypern
Siehe auch: Balkankrise, Balkanbund, Balkanentente, Balkankonflikt, Jugoslawienkrieg, Balkankriege, Balkanpakt
Gemeinsamkeiten der Balkanländer
Die Staaten am Balkan weisen trotz aller Gegensätze doch zahlreiche Gemeinsamkeiten auf:
- In allen Ländern spielte in den vergangenen Jahrhunderten der Konflikt zwischen der römisch-katholischen und den orthodoxen Kirchen eine wichtige Rolle, außerdem das Spannungsverhältnis zwischen Islam und Christentum.
- Die Balkanländer waren nicht zuletzt wegen ihrer strategischen Bedeutung immer wieder Schauplatz von Stellvertreterkriegen und Durchgangsgebiet für fremde Heere (Kreuzritter, Osmanen) und wurden als solche oft schwer in Mitleidenschaft gezogen (teilweise ähnlich wie im Nahen Osten).
Zu den vielen kulturellen Gemeinsamkeiten siehe auch Balkanküche, Balkanspiele, Balkanologie, Balkansprachen.
Klima und Vegetation
Literatur
Bücher
- Maria Todorova: Die Erfindung des Balkans. Europas bequemes Vorurteil, Primus Verlag 1999, ISBN 3896782096
- Karl Kaser: Freundschaft und Feindschaft auf dem Balkan. Euro-balkanische Herausforderungen, Wieser-Verlag 2001, ISBN 3851293622
- Richard Wagner: Der leere Himmel. Reise in das Innere des Balkan, Aufbau-Verlag 2003, ISBN 3351025483
- Steven W. Sowards: Moderne Geschichte des Balkans. Der Balkan im Zeitalter des Nationalismus, BoD 2004, ISBN 3833409770
Zeitschriften
Weblinks
- Discussion Paper – Rethinking the Balkans, Balkan Forum 2004, Bertelsmann-Stiftung 2004 (PDF-Format, englisch)
- Radio Free Europe/Radio Liberty Balkan Report
- Southeast European Times
- Balkanalysis.com
- The Centre for South East European Studies
- Civilitas Research
- Le Courrier des Balkans – Nachrichten zu Politik, Kultur und Wirtschaft der Balkanländer (französisch)
Siehe auch: Portal:Südosteuropa